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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

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Nr. 26-49 (1. Februar 1870 - 27.Februar 1870)
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Js 34.

^fccuncmtBUptti» (I. I. 3 f. in ^jeifcelbetß,
lmr<S Bit -pnii fl. 1. 1* Ir. »iett«i(äl)rig.

£>onnetjtog, 10. ^efcuuar.

JUijtijjttt 3 fr. fcie 'J>emjetfp, tef 9u6funft$«
mbeilutig 4 :x.

1870.

Seutfitr«»^-

KarlStttße, 7. gcbr. 52. cffcntltdjc ©Ißuttg ber
3vocttcn Kammer. Unter bem ©orfijg beb ©räftbenten
^)ilbebranbt. (Schluß)

©obantt ermattet ber Slbg. u f f f d) m i b ©e-
riebt über bie SSitte üerfdjiebener ©inwohtter tn
greiburrj um Slbfchaffung beb 3>i>Pfj>Bong«. Sie
©efdjwerbe gebe balmi, ber 3mpfjtparg fet ein
©ingriff beb ©taat« in bie perfonlicbe Freiheit, fet
utmüfg, ja fchäblid), wiberftrehe ber ©eiwiffcnofrei-
beit uttb ber foufiitutioneQen ©evfajfung. Ser
Slntrag ber Kommiifton get;t auf Ueberweifung an
bie ^Regierung jur Kenntntßnabme.

Slbg. ©jdjbadjer legt tn grüubli^cr Slttö*
fübrung ben heutigen ©fanb ber Snipffrage bar,
inbem er einerfeitb bie wirtlich öorbanbeneit großen
SSortbeile ber 3mpfung, anbererfeitb bie SRacbtßri e
berfelben barficilt; le^tcrc geben babin, baß bie
©lattern bübureb noch nicht ganj beseitigt worben
feien" unb manche 2lu«fd)läge «nb auftccfenbe Kranf*
beiten Cinebefonbere bie ©bpbili«) übertragen wer*
ben. ^ebenfalls »erbe außer ber 3mPfung fein
ftdjcrf« SWittel gegen bie ©lattern geboten unb beren
SSortbeile wiegen üiei tdjwerer al« bie 9Jad>tbcile.
Ob aber au« bfefern anerfanntermaßen großen iRulgen
ftd) ber 3n?nn9 jum Smpfcn rechtfertige, ba bod)
aud) mand)e SRadjtbcile batnit gufanimcnbängen, fet
eine wctcntlich pofttifebe gragr; cS werbe oieUeidjt
beffer fein, fca« ©erlangen nach 3*npfung wie ben
SBunfch nach Teilung anbercr Kranfßciten au« ber
freien (Stufußt be« ißubltfum« heroorgehen ju laffert.
3n Preußen beliebe nur ein inbtrefter 3ntpfjwang,
inbem jur Slufnahme in ©«hulett u. bgl. ein 3mpf*
jeugniß nötßig fei. fRebner unterjlügt ben Slntrag
ber Kemutiffton.

Slbg ©autnflgrf hält jebenfafl« ben 3mpf-
jwang für oerwcrfliib; fo wenig wie man ba«
©ranntweintrinfeji, weil e« fdjäbHd) fei, oerbieten
bürfe, bürfe man ba« Smpfrn wegen be« Sind)*
theil« ber fonft entfietjenben ©tattern jur gwangö*
Pflicht machen. 3bn bewege ju feiner Slnficbt bc-
fonber« bie 5lRöglid)feit ber Uebertragung ber ©tj*
pbfli« burd) ben Smpffloff.

Slbg. tiefer: Sa« feiunjtBtifelßaft, baß ber
3mpfjwang ber ©euche ber ©lattern ein ©nbe ge*
mad)t habe; beßßolb fofle bie Ueberweifung jur
Kfnntnißnajjme jebenfafl« nic&t bie tteberjeugung
be« $)aufe« att«brücfen, baß ber jlaat«polijeilid)e
ßwang ber 3mPfun3 aufgehoben werben möge.
Senn baburch, baß man ben ©itjelnen feinem in*
bioibueflett ©elfebcn in biefer ©ache überlaffe,

werbe eine ©efaht für bie Slilgemeinheit erjeugt,
ein ©ranbßoff in ba« ©ublifum geworfen; barutn
treffe auch ba« Born ©orrebner angeführte ©eifpiel
ni.cht ju. Sie Ueberweifung jur Kcuutntßnahmr
bejweäe nur, bie ^Regierung ju bitten, bie grage
wicber ju prüfen unb etwaige, innerhalb bc« {ewigen
©tjfiem« oorfommenbe 3JRßfiäube ju befeitigen.

@taat«minifler Sr. 3ollb^ Sie SRebijtual*
behörbe befdiäftige1 ftdj befiänbig mit ber grage
nach ber SRüßlichfeit be« 3mPfäro<lnö« i Idjoit oor
15 3«hml feien »on berfelben feßr genaue (Srlje*
bungen über biefe grage gemacht worben. Sarau«
fei hcröorgegangen, bah h<e Soipfung einen nahe»
ju abfoluten @chu$ gegen bie ©lattern gewät)i'e
unb bajj bie mit ihr oerbuttbtnen Siachtheile unge-
mein gering feien. (Sine (Sinrtchtung, bie gar feinen
©«haben nach fld) jiehen föntte, fei überhaupt in
biefer Söelt nicht öorhanben, fo fernnte ja auch ber
©djuljwang maitihe ©achtlfeile mit ftch bringen.
^Rechtlich betrachtet fei jebenfafl« ber 3mpfjwang
juläjfig. Ser Dbermebfjinalrath habe auf bie
©etition hln c*n @utad)teu abgegeben, welche«
(baffelbe wirb »om 0?ebner perlcfen) einerfeit« bie
©efabrlidifeit ber ©latternfranfbeit unter Slnfüt;»
rung genauer fiatiflffchen ©rhebungen unb bie Un-
möglichfeit, bicfelbe auf anbere SBeife ju oerhtn»
bern, anbererfett« bie ©eringfügigfeit unb ©ermetb-
lidjfi'tt ber burd) beit 3mpfgtt>ntig fittgehenbett ©aclj»
theile hevoorhebt uub ju bem Ufefultat fomrnt, bah
in ben ßänbern be« 3wpfjwang« nur jehv wenige
an fccti ©lattern erfranfen, noch weniger fterhett,
ba9 bie in ber Äinblfctt oorgenomtnene 3>upfung faft
öoflft.inbige ©icherheit gegen bie ©lattern gewähre,
baß bei einer Slnjahl Bon ©crfonett jwar bie @m-
pfänglidifeit für bie ^ranfheit fpäter wieber auf*
lebe, biefelbe aber burd) SResaccination befeiligt
werben fcmite, baß entließ bei ben ©eimpften, auch
wenn fte Bott ber Äranfßett befallen werben, bie-
felbe bc^ in Biet leichterem ©rabe auftritt.

Slog. @f^haeßer glaubt, baß ungeachtet biefer
Sßatfacheit eine bureßgängige (Sinfüßrung be« 3mpf-
jwang« ben heutigen Slttfchauungcn nicht mehr ent*
fpredie.

Slbg. Äir«ner glaubt, baß beffer wäre,
einfach jur £age«orbnung überjugeßen, weld)e Sin*
fdjauung Born Slbg. Äufd jum Slutrag formulirt
wirb. Siefer Slntvag wirb Born Slbg. «liefer
unterflüßt, wäßrenb Slbg. ©eij$, ©dßarb,
©iüßlhäußer unb (Sfeßbarer ben jlommif*
ftoneantrag befürworteten.

Slbg. Kufel macht geltenb, baß jebenfafl« in
bem ©cfcßluffe ber Kammer au«gebrücft werben

I muffe, baß man bem SBunfcß ber ©etenten bureßs
au« nicht juftimme, wa« ja aud) bie freilich nidjt
au«gefprochctie Slnftcßt be« ^ommiffton«antrag« fei.

Sie Slbgg. ©aumßarf unb ©cfßarb Ber*
tßeibigen nochmal« bie Ueberweifung jur Kenntnißs
naßnie, bei welcher burchauö nidjt bie in ber ©ciition
au«gcfprocßeucn, jiemlicß ungeräumten ©eßauptungen
aboptirt würben. SOiau gehe bamil Btelmeßr hlo«
ju erfennen, bie SRegierung fofle ber gvage aud) in
Süfunft ißr Slugcnmerf juwenben tittb je nach bem
IRefultat tßrer ©rfaßrungen weiter ßatibeln.

Ser ©eriebterftatter Slbg. ^ufffeßmib ßcht
ßerBor, baß bie Kommiffton ihren Slnirag gerate
bcßßftlh, weil fte ftch fein Urtßeil über ben fadß*
(iißcn Saßalt ber ©etition erlaube, in ber SBeife
gefleht habe.

hierauf wirb ber Born Slbg. Äufel baßin
formulirte Slntrag, bie Kammer möge in (Srwar*
tung, baß bie ^Regierung biefer grage fortbauernbe
Slufmerffamfeit Wtbmen werbe, jur £age«orbnung
ühergeßen, angenommen.

SU« leßtcr ©egetißanb ber SageSorbnung folgt
bie ©eratßung über ben Born Slbg. B. SRottccf
erftatteteu ©erießt über ben ©efeßeniwurf, ba«
9tecßt ber ©ojl» unb @ifcnbahnhetrieh«=©crwaltung
an gefunbenen unb ßerreitlofen ©atßen betreffend

Slbg. SÄoßhivb: Sn« t’m ®efeß fiatuirte ©ri*
nitegium würbe woßl nur einer ©taatCBcrwaltuug
juerfannt werben. Socß fet bie ©eftimmung be«
Irt 1, welcher ber ©crwaltung ber ©crfeßr«an»
flaltcn ba«. IRecßt gehe, bie in ©ofl» unb ©ifen*
haßuwägen unb fonfligen 9läumli^ffiten ißre« Se-
trieb« gefunbenen ©achen, beren Sußabf* unhc*
fannt ftttb, natß Slhlauf eine« 3«h^ Pom gunbe
ait, ju Beräußern unb bte ©erpflidflung jur SRftrf*
erftattung be« IReincrlöfe« auf 2 3nhte u«* ber
©erättßerung bejeßränft, nid)t ungereißtfertigt, ba'
in ber Bon ben ©tgentbümertt wäßrenb biefer 3oit
unterloff enen Sladtfragen ein Slufgehen be« metjl
nidjt wcrtßBoflen ©igentßum« gefeßm werben fönnej
jtibern fei c« jweifelßaft, ob bte ©ertoaltung eine
redjtlichc ©evpfUcßtung jur Slufbewaßrung biefer
©egenftänbe ßahe. Sngegen fei eine Boflfommene
©leicßfleflung ber unbefleflbaren ©oft* unb (Stfen*
bahnfenbungen, beren Slttfgeber nidjt ermittelt wer*
bett fönttett, nießt gerechtfertigt, wenn aud) immer*
ßin etn ©erfdiuiben be« Slufgeher« ßier woßl Bor*
liege; er fttmme bem railbern Slntrag ber Kom*
mtffion hei, welcher ber ®r. ©oft* unb ©ifenhahn»
Berwaltung für 10 3al;rc (ßatt hlo« 3) bie ©er*
pflidjtung jur SRüdgahe be« SReinerlöfe« anferttgt

Jlut

SloBelle Bon Sctttb Dan ®ufcd.
(gortfefeung.)

©ie fpraeß ba« roieberßolt au«, unb Söilbenftein
baeßte feßon baran, oh er nießt ben Slufentßait
hi« tief in bert ©inter ßinein oerlängern fofle. @«
war für ©ertßa reeßt gut, wenn fte uaeß ißrem erften
Sluftreten in ber@eft’flfcßaft nießt gleiiß in bie raft*
loä fieß jagenben gefte mit beren Anfang gejogen
würbe. Socß fpraeß er fieß barüber noeß nießt
au«, ba« mußte fteß finben.

Ueberrafcßenb würbe eine« Sage« $err oon ©iloa
9emelbet, auf fein ©rfeßeinen war gar nießt gerecß*
worben, ©eltfamermeife maeßte bie ©lelbung
gcau oon ©itbenftein eßer einen ungünftigen
t-mbrudf, al« baß fte fieß babureß angeneßm aufge*
Pe9* sefußit ßätte. Sßo ©cntaßl ging bem ©aft
entgegen, u,n jU empfangen unb roiflfommen ju
ßetßen- ©i(oa tcat ejnj ;n fe;nen ^ügen lag ßeute
eine gtotmblußJeit, meieße fte noeß meßroerfeßönerte;
al« «r urau oon ©ilbenftetn begrüßt unb feine
greube au«gebrü<ft ßatte, enblicß boeß ber gütigen
(Sinlabung golgen teiften ju tonnen, oerneigte er fieß
ftumm oor ©«tßa, aber au« feinen Stugen leueßtete
ein ©traßl, welcßer ba« ©äbdßen bienbete unb oer*
wirrte. Ser #au«ßerr bat ißn bann, fteß in Scßwan*

hvueß gaitj ngcß ©efaflen einjurießten unb fo lange
ju bleiben, al« e« ißm gefalle.

©iloa banfte ißm bafür oon §erjen unb füßlte
fieß feßon am erften Sage fo woßl ßier, wie er fteß
im fremben Sanbe noeß nie gefüßlt ßatte. (Sin 3'‘Pan3
ßerrfeßte in Scßwanbrudß, wie auf allen Sanbfißen,
wo ber reeßte San waltet, in feiner ©eife: e§ gibt
Käufer, wo bie ©efeflfcßaft fönnlid) an eiitanber
gefeßmiebet wirb, oon früß bi« Slbenb, wo man e«
unangeneßm oermerlt, wenn gemanb einmal nießt
im großen Kreife ftßen, an einem gemeinfeßafttießen
©pajiergange ni^t Sßeil neßmen, fonbern juweilen
für fieß bleiben will. Saoon war in ©djwanbrucß
feine IRebe. ©dbenftein gab felbft ba« ißeifpiel ei*
ne« freien ©elieben«, inbem er fteß gar nidjt be*
müßte, feinen ©aft nur immer ju unterßalten, fon»
bern biefen wiebevßolt bat, ju tßun unb ju taffen,
in ba« gemeinfcßaftlicße ßimmer ju fommen ober fteß
oon ber ©efeflfcßaft ju trennen, wie e« tßm-gefade.
©iloa oerftanb ißn, fein guter Saft fieß ißn aueß
ba« ©eeßte finben, baß er fteß nidßt bureß immer*
wäßrenbe ©egenwart läftig maißte, er blieb aueß oft
weg, wo eg ißn ftürmifcß in ©ertßa1« ©äße gog.
§ier aber, wo ein freierer Umgang ftattfanb, mußte
fteß bie ©elegenßeit finben, naeß ber er fieß glüßenb
jeßnte.

©« fiel ©itbenftein auf, baß ©iloa fo gar nidjt
über feine ©erßältniffe in feinem ©aterlanbe fpraeß,

bie mit ber glucßt ber Königin naeß granfreieß
unb ber ©iebertage ißrer Sruppen bereit« eine ent*
fdßiebene ©ettbung genommen ßatten. ©iloa la«
ernft unb rußig bie Leitung, weldje ißm jeben 2Ror*
| gen, fobalb er im ©alon erfeßien, ßingelegt würbe,
| boeß wa« fte aueß bringen modjte, er äußerte fein
I ©ort barüber. Ser gtoang, ben er babureß aueß
| ©itbenftein auferlegte, würbe btefem läftig, er fanb
j e« unnatürlicß, baß aueß er über ba« Sille« jeßwei*
gen füllte, biefe biplomatifcße gugefnöpftßeit ging
ooeß jü weit.

@r fing baßer ganj unbefangen an, ju ©ilea
über bie ©reigniffe in ©panien ju fpreeßen. ©ofort
oeebüfterte ftch ©iloa’« ©lief, er ging aber barauf
ein unb gerteiß feßnefl genug tn’« geuer, ba« ftiß
bi« jur leibenfcßaftlicßften Slufregung fteigerte. (Sinett
folcßen llebergang oon gemeffener Haltung jur er*
fdjrecfenben ©ilbßeit ßatten weber ©ilbenftein, noeß
bie grauen, welcße jugegen waren, je erlebt, über*
ßaupt niißt für tnöglicß geßalten. ®r fpraeß mit
bem bitterften $affe über bie ©iänner, welcße bie
©eoolution angefdjürt unb fieß an beren ©piße ge*
fteflt, über ben Slbnttral Sopete, ber guerft bie glagge
be« Slufrußr« aufgegogen, über ©eneral ©ritn, beit
er ein ßßamäleon unb ben größten ©errätßer nannte,
beffen ungemejfener ©ßrgeig naeß ber Krone gernan»
bo’« be« ^eiligen für fein eigene« §aupt ftrebe, übet
©errano, ber bie Königin auf bem ©emiffen ßahe,
 
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