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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

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Nr. 150-176 (1. Juli 1870 - 31. Juli 1870)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25213#0699

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M 172.

3U»0#n«*KHtipKU fl. 1. 3 f. in peibetbergi

butd> bte 'Po ft fl. 1. 16 ft. t)iertel|af)rtfi.

SÄitttöodj, 27. ^Ult.

2Utjtig*B 3 fr. bie tyetit jette, bei 8u6ftntft&
ertbeilung 4 fr.

$a§ fRßemfattb mtb ber Erleg.

Som Otljcin, 23. guli. Sa« iR^etnlanb iff
junacßfi bebroßt, aber b«S 9tßeinl«nb wetjj aud)
für welche @üter es in ben Kampf Jteßt. fHicht
einen gujjhreit beutfeßer ®vbe, (o lautet ba« glet-
fenbe äöort beb ßßanne« an bev ©eine, wofle er
laben: freilich,, er betrachtet ja ben üt|cin alb
granfreidj« ©ränje, unb fommt fomit nur ju
nehmen tun« er fein nennt! Sie Erhebung »ott
ganj ©übbeutfd)lanb, com Sftain hi« jur ©d)Wet*
jergränje iff bte Antwort. Sie fRhetnbunbb=Sra-
bittonen, auf welche ber 9^apoleonibc nie JU fpecu*
liren aufgel)ort hatte, ftnb oergeffen: heute fleht
bab beutfehe SSolf jufammen, benn eb weif, baff
bte ©efaljr eine gemeinfame ifi, unb treibt bte an
bie ©übffaaten gerichtete, feine <St;re fränfenbe 3u-
fage rüdftchtSoofler Sehanbiung mit ber ©eftnuung
jurüct bte fte »erbient. Sab 3t|einlanb (ff gunädtÜ
bebroht, aber eb erhebt ftch feft, ruhig, mut|ig.
©eine Sewobncr wiffen, weldjc Hebel über fte her*
einbrechcn fönnen, welche Opfer felbft im glüd*
lichfteu gaße fte werben bringen müffen, Opfer
aller 2lrt, bie heute fchon begonnen haben, wo ihre
großartige gnbuffrie in« ©toden geräth, ber ©re*
bit tief erfchüttert ifi’, gewaltig auf ben grieben
berechnete Unternehmungen eingeffeflt werben, bie
überfüllten Säber unb ©ommerftije plößlid) leer
ftehen, bie Steuerung wegen ber üßothwenbfgfeit
rafcher ^Srooiantirung täglich gortfehrftte macht,
bie ©ommunicattonen überall erfeßwert, theilwetfe
gehemmt ftnb. ©te wiffen eS unb empfinben eS
tief, unb ber glud) be« Seife« trifft ba« £aupt
beffett welcher, be« König« wahre« Sßort ju ge-
brauchen, au« perfönlid)en gntereffen unb Selben*
fchaften btefen furchtbaren Krieg freoentlicß 1**-
aufbefeßmoren hat. Slher fte flehen aud) wie ein
ÜJtann für beutfehe ©ßre unb Unabhängigfeit, unb
'werben betn Steffen be« ©orfett jetgen, wo bie
beutfehe ©ränje ifi. Sie (Erhebung ifi allgemein,
ber ©ntfchluh ber 3tbweßr tft männlich, bie ©tim*
mutig iß entfdtieben unb fefi — ba ifi teine ©clbjt*
Überhebung unb fein ©äbelraffeln wie in ben
©ramont’fcßen Srohungen unb ben ffteb|ti im
sßgrifer ©enat unb ber gefe|gebenben Seriämut*
jung, aber ba« flarfe Sewufjtfein, fo ber Pflicht
wie ber Kraft, wenn wir üeretnt ftnb. UeberaU
hüben ftch Vereine jur ßinberuttg be« unöermetb*
ließen ©lenb«, jur ©infammlung oon Seitragen,
jur |)crbeifchaffung »on Sajarethgegenffönben. Sou
bem fiebenben .fjeere ju reben ifi unnöthig. ge
mehr, aßen berechneten unb arglifligen grieben«* i

üerftdjerungen jum Sroß, ba« Vertrauen erfebütiert
war, je beutticher fett brei gafjrett unb brüber
bei jebem älnlafj, hieß er Suremburg, belgifcße
Sahnen ober ©ottharbbahn, bie napoleontfd)cn3lb-
ftchtett an« Sicht famen, umfomehr mußte ba«
£)eer gewärtig fein ben Kampf «ufjuneßmen. @«
tff bereit baju.

Ser rafeße unb entfeßiebene 2lnfd)luß ©übbentfcß*
lanb« hat aße« gehoben, bte lebten gwrifel befei*
tigt. „@o fatnmle, mein Seutfcßlanb, bich ffarf
wie ein äftanit, unb bringe bte blutigen ©aben!"
©rnfi Storij Slrnbt fangf« tn feinem ©reifenalter;
heute geht’« itt ©rfüflutig. S3ir Seeußen woßett
banfhar fein, ©fr haben unfern [üblichen SJacdj-
barn tn manchem ben rechten 2Beg gejeigt, aber
wir haben auch manche« auf bem ©ewiffen. fDioge
nun öoße« Sertrauen etnfehren, ba« Sewußtfcin
ber ßufammengeh&rigfeit aße ©onberintereffen »er-
brängen, bie red)tc ©inhfit erjielt werben, bie »on
tobter ©inf&rmigfett oerfchteben iß SDioge auch
in ber fiiteratur, in ber politifdjen wie in ber lßs
ßorifdten, ein anberer ©etft weßen: mögen bte un-
ferc 3erflüftung oerilagenben Sartefnamcn oon
©roßs unb Kleinbeutßhen nicht me^r oernommen
werben; möge bie ©rinnerung an granfreid)« alte
IRheingclüße unb an Scutfdlanbö ©rßebung gegen
ben alten ßfapoleott, ben ein preußtfd)er ©eneral
trn Serglcicß mit bem jungen ben „©brüchen“ ju
nennen pßegte, aße anbern Setradftungen oerbrän-
gen. Unb geht e« hart, wie ju erwarten ßeßt,
unb treten ©oentualitäten im ©übeit ©uvopa’« ein
bie ßfute nicht wafjrfchefnlid), aber moglid) ßnb
— wer gebietet un« bie |)oßttmtg attfjugehen baß
wir nochmal« „mit Siut um Deßerreich werben,"
wie in ben Sagen al« man ©dfarnßorß nach S^ag
trug? ©ott mft un«!

©itt etttfej}ltcher Kampf ßeßt heöor — ba« ßfheim
ianb, wo man einß bie beutfdfen Könige wählte
unb fronte, al«, e« iß wieber ein Slrnbt’fche« 3Bort,
„Slltbeutfcblanb in granfreid) hinein" ftd) erßrecfte
ift 3iet unb Srei«. 3ß er au«gefochten, hat ©ott
un« ben @teg oerliehen, um ben ba« Solf auf
ben Kniceit thu anßeht, fo foß bie Sfctoria, bte
man in ber norbbeutfeßen £>auptßabt aufjußcßen
beahftdjtigt, nicht an ben Kampf jwifd)en Sruber«
ßämmen mahnen, fonbern an bie fßieberwerfung
be« freoelhaftett fremben grieben«hre<her«. (81. 3.)

Scutfrfjlrtni).

JlarlBruhe, 23. 3ult. Sa« ©efehe«» unb Ser*
orbnung«blatt r. 52 enthält
I. Seoöifortf^e« ©efe|: bie ©ittßeßung

a 1 ü a d 0 r a.

>Jladh bent Jagebuth eine« SSliße« erjählt oon ». fltlj.

(gortfetnmg.)

„geh muß e« hoch wiffen, um meine Maßregeln
barnach ju treßen!"

,,©etb gßr benn oon ©innen, baß Sb* äenfi,
ich »eiäe ein Stäbchen mit ©ewalt entführen?" \
„£m! wie c« Sßnen beliebt; in einer ober ber
anbern Slrt ßeße icy ju Sienßen. äöoi)in foß ße
gebracht werben?"

„ßlicht „gebracht", Stenfh! Serfteßt ftfyv mich
benn gar nicht; ich miß mit if)* entßiehen, wo mög»
lieh au« ©panien!"

„@o, fo! Sun begreife ich; >cß badete — bodß
wie e« Sßnen beliebt! ©0, au« Spanien! Sa« iß
am letcßteßen natürlich jur See, ba« trifft ftd) gut,
wir haben ©übmeft! S« jeßn bi« jwölf ©tunben
fönnen wir m ©anSuan be £uj ingranfrei^ fein;
unfere grüne SalanceUe ßat ben 233eg fh«n manch*
mal in noeß fürjerer Seit gemacht. Sß ba« 2lße«,
§err?"

„fflie 3h* öa« nehmt? §abt 3h* l>enn
Slße«, wa« ju* 2lu«fnh*nng biefe« planes gehört
unter ber §anb ?" i

„2Ba§ gehört benn baju? garmeßt«, baß fieba« j
nötige ©elb geben! Sie Salanjeße gehört ©arjia, i

ber heute Slbenb jurn giften ausfäßrt; er legt am
guße ber ©ucoa be @t. gnuej an unb ba finb mir
— ba« gräulein, @ie, ich unb noch e'n Kamerab,
ben ich feßon auftreiben werbe; wir ßeigen an
©tridleitern ben gelfen herunter, in« Soot, unb
trinfen morgen Siittag eine gute glafcße franjoßfeßen
SBeine« in granfreicb felbft!"

Seim §tmmell Sie Sache erfchien mir jeßt
gleid)faß« ganj einfach; es blieb weiter nicht«übrig,
al« meine ©achen unbemerft au« bem ©aßßofe ju
fhaffen unb ©aloaboren, an beren ©inwißigung ich
feinen Slugenblid jmeifelte, bi« ju jener ©ueoa Ißu
ju geleiten, S1^ erjäßlte bem ©ueco oon guanita
unb ißrem Sruber Sehro, bie er beibe fannte.

„ßtun woljl," fagte er, „baä macht fieß ja 3tße«
oon felbft. S*äro Saftanno« geleitet ba« gräulein
6i« ju ©ueoa; id) beforge 3^*e ©ethen burdj ben
©ang, ben guanita nimmt, wenn ße ju gßnen
fommt, läng« ber Küße bi« jum guße be« gelfen,
wo ©ie in ber ©ueoa warten, unb toenn bie Sa*
laneeße fommt, finb wir in fünf fötinuten am
Sorb!"_

w®i*b man auch im ©aßhofe ben SranSport
meiner oielen ©adßen nießt bemerfen?"

„O ih uieiß ein üßittel; einer meiner Kanuraben
macht ghrer Üöirtßin ben §of; er wirb fie feßon be-1
fcßäfttgen unb wenn wir ein Saa* Suro« baran I
wenben, fc^idfe ich fo »tele Kerle hin, oon ißrem I

1870.

be« Soflfirecfung«oerfahrnt« gegen SßÜifärperfoncn
hetreffenh.

II. 8anbe«hertliche Serorbttung: ba«
Serhot ber 2tu«wanberung fölilitärpßidftiger betr.
Saburd) wirb bie 3ln«wanberung ber im 8ln«lanb
beßnblid)en ßöeßrpßtchtignt, ber ßlcferoe unb £anb*
Weßrpßidtigeu, fowte ber ©tfaßreferoißen ht« jutn
32. 8eben«jaßr oerboten. 2lud) bürfen an biefe
Sßicßtigen oßne ©enebmigung be« 3J?iitißerium«
be« gtinern feine ßleifepäße au«gefertigt werben.

Karlsruhe, 25. guli. Set ben granjofen wirb
offenbar ju ©tnichüd)tcrung«jwecfen mit ben fogen.
„Sßitratl teufen" .(Kugclfprtßen) eine 2lrt oon
geßetmnißooßem ©ößenbicnß getrieben. 2Btr mö^*
ten bem gegenüber erwaßnen, baß int babtfeßen
ülrtißertelager läitgß bie eingeßenbßen Serfucße
mit biefett ßßafcßinen gemacht ftnb unb baß fogar
bie babifeße Slrttüeue fol^e beftßt. gn wett grö*
ßerer ^tnjaßl unb, wie man fagt, nod) nteßr oeroofl*
fommneter gorm heftßt folcße ba« ^)eer be« norb*
beutfeßen Sunbe«. — Sie franjöftfdjen K a n 0 n nt*
boote auf bem 9ibein mögen jur Sedung eine«
Uebergange« unb jur ©tnfcbüdßcrung weßrlofer
©täbte nü^licß fepn. gebenfaß« fantt man ißnen
aber, jumal bei bem jeßt befonber« nieberen 3öaf-
ferßanb, faß unbefteglicßc $inbernfffe bereiten, uub
für bie enblicße ^auptentfeheibung ßnb ße oßne
jeglichen ©inßuß.

— 3Bie Wir ßoren, wirb ßeute Slhetib ©. K.
<£). ber Kronprinj oon fßreußen ßier eiittreffen unb
im gr. ßteßbenjfcßloffe SBoßnung neßmen.

— SBie man un« melbet, wirb am nädfften
fßffttwod) in fämmtlicßen Kirchen be« ßanbe« ein
@otte«bienß jum ©egen unfere« bcoorßehenben 91a*
ttonalfampfe« ßattßnben.

— 25. gult. Um irrige Meinungen ju be*
richtigen, ftnb wir in ©tanb gefeßt, mitjut|eüen,
baß bie nötßigen fßnorbnungen getroffen ßnb, bamtt
ber fßoßoerfeßr nach aßen ßlichtuitgen be«8an-
be«, auch ba, wo er oortibergeßenben Storungen
unterliegt, al«balb wieber ßergeßeßt werbe. 3ur
3eit ßnbet bte Seförbentng ungeßinbert ßatt.

EurlSruße, 25. gutf. Slm 11. Sejember 1868
iß ju @t. f{feter«burg eine Konoention abgefdfloffett
i worben, burd) welche bie Slnwenbung erplobirenber
j ©efeßoffe oon unter 400 ©ramme (4/s Sfunb)
| ©ewtebt im Kriege unterfagt wirb. Sie in einem
Srotofofl niebergelegte Konoention iß für aße eu-
ropäifdje Staaten, weld)e in Srier«hurg ßänbig
biplomatifd) oertreten ftnb, unterjeidjnet worben.
Sie ©roßß. Dtegferung, welche am ruffifdßen &ofe
nicht biplomatifd) repräfentirt iß unb beßßalb an

fdßlecßten 9Beine ju ittnfen, baß fte unb- tßre. jwet
fßfäbcßen aße §äube ooß ju tßun ßaben foßen! —
©inb ©ie mit Slßem einoerßanben, fo gebeg Sie
mir ©etb, benn aße« ba« wa« idj in gßrem tarnen
nculidj im ©tonte gewann, iß benfelben 2Beg ge*
gangen, bnt e« gefommen!"

gcß jog bie Sörfe. „28oßt gßr mtr ©uren maß*
ren 3iamen ttteßt nennen?" fragte ich.

„fßein!" erwieberte er entfeßieben.

„Unb warum nicht?"

„gcß habe e« gßnen feßon einmal gefagt, fjerr,
weil ber fltame mir nießt aßetn geßört; weil idß noeß
einen Sater habe unb Srüber, §err, bie in Seutfcß*
lanb ehrliche aötänner finb. kennen ©ie mich, rote
bie 2lnbern mieß getauft ßaben: el ©ueco, roetl idß
oor ein paar gaßren in Silbao oon einem fdfjroebi*
feßen ©cßiffe befertirt Bin!"

„ßtun woßl, el ©ueco, wann mir mein Unter*
nehmen gelingt, wa« fann ich für (Sud) tßun, ber
e« jum ©elingen gebracht ßaben wirb ?"

„D barum habe icß feine ©orge — Ste wer*
ben mir feßon meßr ©elb geben, al« icß oerbient
ßabe!"

„Unb etwa« Slnbere«, al« Sudj ©elb geben,
fann icß nießt für ©neß tßun? — ©elb, ba« gßr
in wenigen Sagen am Slontetifcße. gelaffen ßaben
werbet ? — SBofl gßr nießt ju einem befferen geben
umfeßren — na^ ber §etmatlj jurücf?"
 
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