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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

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Nr. 281-306 (1. Dezember - 30. Dezember 1870)
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§äi>elkrger Journal

JS 281.

pr«i» fl. 1 * 3 1. ln ^cibelberß,
burd? bte Vofl fl. 1. 16 fr. oiertcffa^rig.

2)omterftaa, 1. Qnmhtx.

^K3«igcu 3 ?r* fcte ^etttjeile, bei 58u$hmft$*»
ertöeiluna 4 !r.

1870.

JJg^* gür ben SKonat 2>ejember werben
Befleflungen auf baß geibelbergcr Sournal für
außwärtß bet ben betrcffcnbeu Pojianjialten, unb
gier bet ber ©rpebttion unb ben Prägern entgegen*
genommen. ^Srciö für gier mit $£rägerlogn 25 fr.

2>ie ©jptbition.

Annagme beß Borfcglagß jrbod Bon ©eiten ber
bßerrei<J)tftb=ungarifd)cn [Regierung ift »on ber 2ö-
fung einjelner Borfragen nocg abhängig. ©raf
SSeufi fegrt geute »on Peftg jurütf.

2nur8, 28. Koo. 9t e g t e r u n g ß n a cg r i d t e n.
Bon berSotre = Armce finb feine offtjiellen
SRittgetlungen eingetvoffen. [Die [Dcutfcgcn fegen
ihre Bewegung auf Senbome jur Umgebung un-
fereö linfen glügetß fort. Sie haben [Kam er ß
unb ® t. © a t a i ß (SDep. ©artgc) befegt unb
rwfen auf St. ©oßmeß (fubltcb »on SKanterß)
Bor. !Der Äommanbant ber Kationalgarbc Bon
©t. Salatß ift abgefegt worben, weil er bk Ber*
tbeibtgnng oerginberte. (Sine preufjifcge Abtgeilung
ift in (5 b «t e a u [Renault (4 [Weilen norböft*
lieg bou Sour«) erftgieneit.

Briiffel, 20. [Rob. ®ie „Snbepenbancc" mel*
bet: Amtenß würbe frangöftf^erfeitö prelßgegeben.
[Die gefamnite [Rorbarmee retirirt mitteifi ©tfen*
bagtt fübmärtß. ©rofje Beftürjung im Korbbcpar*
tement unb ©ommebepartemenf."

Sille, 29. [Rod. [Der Kegierungßfommiffär ■ SEe*
fielin jeigt bie [Rieberlage ber [Rorbarmee unb bie
Btfegung oon Amfenß burcg bie SDentfcJjen an
unb fügt ginju: „Unfere ©acge ifi nod) nicgt burcg*
auß oerjweifclt; eine Sßftacgt ifi Berloren, aber
Weber ifi eine ooßftänbige Auflöfung nod) ein ent*
fcgetbenbeß SKifjgefcgicf ju confiatiren." Sifle fiegt
mit £ourß nur nod) auf bem Seeweg in Bctbin*
bung. — 2>er „©onftitutionnel" confiatirt ben all*
gemeinen Sßunfcg itacg (Einberufung ber (Sonfii*
tuante, bie Dppofttion gegen bie Sictatur wanf*
feftire fug in Pari6 wie in ben [Departements.

i'onbon, 28. 5Rob. <5(n Äorrefponbent ber
(,£imeß" fcgreibt auß 93erfaiIle«, 27. SRoo.:
[Die balbige Begleichung ber ruffifd)en 5Dlf*
fcrenj ifi ju erwarten auf ber Söafiö einer Äon*
fcrcitj unb ber 3uröcfjiegung beß rujjnden 3't*
fulatß. Alß Äoufcrenjorte würben Äonjiantinopel,
©t. [Petersburg unb fcgliefjlid aucg Sonbon Borge,
fcglagcn, welcgeß ©raf Bißmartf bereitwillig an*
nagnt. Kuglanb bürfte ben freunbfcgaftli<gen 93or-
fiellungen unb ber preujjifcber Settß Borgefcglage*
nen Äonferettj ©cgör fcgenfen.

Sonbon, 29. Wob. Sorb ©ranoille fugr
gefiern nad) beenbigtem ÜRinifierratg jur Äönlgin.
[Die engl i fege Antwortnote ifi nacg ©t. Be*
terßburg abgegangen. Sie {ft Berfo^nXtcf) unb
fricblid) gegolten, fprid)t ftcg jebod) wieber prin*
gipietl gegen bie einfeitige 93ertragSBerlcgung aus.

©brifiiania, 28. Wob. @tn [ßarifer öal*i
Ion mit 2 (ßaffagieren, ber [ßofi unb ßeitungen

Bom 25. Wob., fowie mit Brieftauben ifi afgt
'IReilen bou Sgrijiiania niebergefaüen.

Petersburg, 28. Wob. [Die ruffifege $elegra-
pbenagentur melbet auS Äonfiantinopel, 27. Wob. :
„SDer Sultan unb ber ©rofwegter geben, laut oh*
tgentifegen Wacgricgten, bie gemäfigteften ©eftnnun*
gen funb unb betraegten baS Snterejfe ber Sürfei
als ungefägrbet. ©te Juden etne ßbfung ber
©dgwierigfeitcii, welige bie 93ontu^frage bietet, auf
oerfögnitegem SSege getbeigufügreu.

Jöetrfaffuttg öe£ Seutfdge» Sunbe^.

©e. Wtaj. ber Äbnig Bon [ßreugen, im Warnen
beS norbbeutfigen BunbeS, S. Ä. |). ber ©rofgerjog
Bon Baben unb ©. Ä. ^). ber ©rofjgerjog Bon
Reffen unb bei Wgein für bie fübltcg oom SWain
gelegenen Sgeile beS ©rofjgcvjogtgumS Reffen fd)lie-
gen einen ewigen Bunb gum ©tguge beS BunbeS*
gebieteS unb beb innerhalb bcffelben gütigen Wetgte?,
fowie jur pflege ber Sßoglfagrt beö beutfd)en Bol*
feö. [Diefer Bunb wirb ben Wanten beutfeger Bunb
fügren unb wirb nacgfiegeitbe Berfaffung gaben.

I. BunbeSgebiet.

Art. 1. 3)aS Bunbeogebict beftegt aus. ben
Staaten Breufsen mit ßauettburg, ©aegfen, Baben,
Reffen, SKe<flenburg=©diwerin, ©acgfen*2Beimar,
ÜRecflenburg * Strelig, Dlbenburg, Braunfcgweig,
@ad)|'en=[Kefntngen, @acgfen*Altenburg, ©atgfen*
Äoburg=®otga, Angalt, ®cgwargburg*[Rubolfiabt,
©cgwarjburg*@onbersgaufni, 9Balbecf, Weuß ältere
Sink, Wcufj jüngere Sinie, @d)aumburg=Sippe, Sippe,
ßübedf, Bremen unb Hamburg.

II. BunbcSgcjeggebung.

Art. 2. Snnergalb biefeS BunbeßgebieteS übt
ber Bunb baß SRccgt ber ©efeggebung nad) SRafj*
gäbe beß 3ngaltß tiefer Berfaffung unb mit ber
fffilrfung auß, bafi bie Bunbeßgefege ben Sanbeß*
gefegen Borgegen. [Die Bunbeßgefege ergalten igre
Berbtnblfcge Äraft bureg igre Berfunbfgung Bon
Bunbeß wegen, welcge Bevmitteljt eineß Bunbeßge*
fegblatteß gefdiiegt. Sofern ntdgt in bem publi*
jirten ©efege ein anberer Anfangstermin feiner Ber*
binblicgen Äraft befiimmt ifi, beginnt bie legtere
mit bem 14. Sage naeg bem Ablauf beßjenfgen
Sageß, an weldjem baß betreffenbe ©tücf beß Bun*
beßgefegblatteß in Berlin außgegebett worben ift.

Art. 3. gür ben ganjen Umfang beß Bunbeß*
gebieteß beftegt ein gemeinfameß 3nbigenat mit ber
Sßirfung, baf ber Angehörige (Untertgan, Staatß*
bürger) eineß jeben Bunbeßftaateß in jebem anberen
Bunbeßfiaate alß Snlänber ju beganbelu unb bem*
gemäfl jum feften 2Sognftge, jum ©ewerbebetrtebc,

91euefte 9lad6ridgten

IBerlin, 29. Wob. Dffijiell.

Berfailleß, 28. Wob. prinj griebrieg
Äarl melbet: Am 28. würbe baß 10. Armecforpß
burtg bebeutenb überlegene Äräfte beß ©egnerß
angegriffen. @ß fonjentrirte ftcg bei B e a u n e l a
[Rolanbe (füböftlid) non pitgtBierß), wofelbfi
eß ftd ftegreitg behauptete uttb Wadmittagß in
meinem Beifein bureg bfe 5. [Dioifton unb bie 1.
(SaoaUeriebiBifton unterftügt würbe. Unfer Berlufi
etwa 1000 [Kann, getnblicger Berluff fegr be*
beutenb; Biele gunbert ©efangene in unfern |)än*
ben. 3)er Äampf enbete nad 5 Ugr.

gertter ift non ber er fielt Armee folgenbe
SWelbung etngegangen: 3n Solgc ber ffegreideu
S^lacgt oom 27. b. ift Amienß am 28. Bon
©eneral ©öbenbefegt'worben, o. Pobbielßfi.

»erlitt, 29. Wob. Dffijiell. Berfail*
leß, 29. Wob. [Der Königin Augttfia in
Berlin.

©eftern fiegreideß ©efedi föblid »on
Slmienß burd ©eneral B.ÜRanteuffel, mit einem
Sgeile ber 1. Armee. (Einige Saufcnb [Kann
feinblitger Berlufi, 700 ©efangene, eine gagne
ber Piobilgarbc. ®aß 9. fjufarenregimeut ritt ein
3RarinebataiUon nieber. Unfer Berlufi ift nidt

unbebeutenb. — SBilg eIm.

— 29- WoB. IDfe „Wationaljeftung" in igrer
heutigen Abenbnummer erfagrt über bie neue An*
leige, bog junäcgfi 50 SRißtonen in fünfprojentf*
gen, nad fünf 3agven rücfjaglbaren, auf Slgalcr
unb Pfunb lautenben ©tücfen jur ©miffion font*
men foßen. Auf 34 SKiflionen gat ein ©onfor*
tium eine fefle Offerte gemadt, 179Wifllonett blei*
ben für baffelbe referoirt. gaflß bie oorbegaltene
©enegmigung erfolgt, wirb bie ©ubfetiption jum
©ourß Bon 95 ffattfinbtn.

ffißien, 28. Wob. [Daß „Siel. Äorrefp.*Buteau"
melbet: ®er preufjifcge Äonferenjantrag ifi
gleid ben übrigen [Regierungen aud bem SBiener
Äabinet notiftjirt worben. $fer waltet für biefen
Borfdlag etne prinjipieße ©eneigtgeit Bor. [Die

#m aufeefangaer Smf*

©n Stlebnig auß jüngfter Seit.

(gortfeguno.)

•3m erften Augen6li(fe wollte id gletd meine ©adgen
padtenunb natg ©rotnemünbe fagren, um igr ben Brief
ju überreichen; benn b*ö war bei mir befcgloffen,
ba^ teg ben Brief felbft überbringen woßte. 5)te
Weugier unb nießetigt audg etwas megr, Bießeicgt
wagrgafteS 3ntereffe liegen mir feine Wuge. 06
fie ftd woglneränbert gat? 2Bie fte wogl außftegt?
SBaS wirb fte fagen, wenn fte iDicg wieberjtegt ? Aße
biefe fragen jpucten mir im $irn, unb id wäre
am Siebften auf ber ©teße abgereift, um mir ©e*
wifsgeit barüber ju nerfegaffen. Wacg einiger Ueber*
Iegung aber gielt idg eß bodg für richtiger, bie Bot*
egaft, welcge mir ber 3ufa^ anoertraut, ooßftänbig
ju erfüßen. 0gne fonberlidge ©djroiertgfeiten erfugr
icg, baf) §err oon Brouißac in SRagbebutg internirt
fei unb Iebig lebe; oon einer fffrau oon Brouißac
muffte man bort wenigftenä nicgtS. Alß id bas
in (Srfagrung gebracht haüe, begab id mid auf ben
Bagngof unb nagm ein Bißet nad Stettin.

3.

Auf ber g-agrt überlegte idmir bie ganje ©ade
«d* grünblid unb fanb, bafj meine SRiffion eigent*

lieg etwas fegwieriger war, als icg utfprüngltch ge*
glaubt gatte. 3unädff fonnte id nugt begreifen,
wie eS möglich war, baj} mein glücflidjer Wioal,
beffen nage Anoerwanbte an einen beutfegen Offt*
jier oergeiratget war, firg nidt an -biefe gemanbt
gäbe. Gr gatte ja bann erfagren muffen, bag ferne
grau, welcge, wie eS fdkn» mit geroifeger äufopfe*
rung tgn auf bem ©cgladtfelbe aufjufudgen befcglof*
fen gatte, gegenwärtig in ©eutfcglanb ftd aufgielt.
®ie Anbeutung, weldo ffd in bem Briefe beS Bi*
comte be Wanteuil fanb, baf} $err be Brouißac mit
feinen beutfden Anoermanbten nidt auf beftem
ffug fiege, »erbreitete über biefe bunfle Ginjelgeit
aßerbingS ein fegr fdwadoß Sidk aber flärte fte
bod nidt auf. 5>aS war ein Punlt, ber mid
quälte. SSjunberlid befegäftigte mijg ber ©ebanle,
wie bie SBieberbegegnung jwifdett uns fein würbe.
Bor jegn Sagten gatten wir uns jum legten iKale
gefegen, waren mit bem üblichen Berfprecgen ewiger
Siebe unb 3!reue oon einanber gefegieben, unb ein
galbeS Sagt barauf gatte id igte BerlobungSanjeige
empfangen. 3d tonnte mir benfen, bag mein An--
blii bei [Kabame be Brouißac nidt feg» geilere
[Rücterinnerungen wodrufen würbe; id tonnte mit
benten, bag wir uns, in ben erften Augenblitfen
wenigfienS, in einer töbtlidgen Beriegengeit einanber
gegenüber ftegen würben. Unb nun gauptfädlid
war es bie ÜRiffion felbft, weide mid befangen

maegte. 3® gatte non ber Gge meiner frügeren
Siebe aud ntegt ein 9Bort gegört, wugte ntdt, ob
fie glüeflieg ober unglüdElid wäre, bilbete mir aber
inftinctio ein, bag baß Segterc ber gaß fein müffe.
S)ie wenigen 9Borte, bie legten SebenSjetden, weide
id uon igr empfangen: „üRan gat mid oergeiratget“,
geftärften mieg in biefer Boraußfegung. ®emnad
wäre am Gnbc bie greubenbotfegaft, als beren Ueber*
bring« id mieg einjufügren goffte, gar nidt fo
wißtommen? [Der frioole ©ebanle lieg mir feine
Buge. 3d baegte an [KepgiftopgeleS unb grau
ßRartga ©dmertlein unb citirte:

„3cg woßt’, icg gätt’ eine beffere ÜRägt:

3gr [Kann-—"

„3ft tobt," bttrfte id nod fagen; „ift aufet*
ftanben oon ben lobten. Unb lägt fte grügen."

Äurjunt, icg befanb mieg in einer redt pemliden
Situation, ©lüdllicgermeife war in meinem Goupö
ein fegr gefdwägigev alter §err, ber mir bureg feine
ftrategifegen unb biplomatifcgen Grörterungen bie
3cit einigermagen oertrieb unb mid nidt ju tugigen
Ueberlegungen lomnien lieg.

[Rad turjem Aufenthalte in Stettin fugr id nadg
©winemünbe, wo id an einem gerrliden £erbfttage
eintraf. 3m ^>otel orfunbigte id mid nad bet
Abreffe ber grau ©eneralin oon © . . . unb erfugt,
bag imS ©ut, in ber [Räge beS reijenb gelegenen
§eringeborf, in einer galben Stunbe mit Bequem«
 
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