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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

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Nr. 26-49 (1. Februar 1870 - 27.Februar 1870)
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^batmcranitfprcl* fl. t. 3 f. in Seibetberßj
butci) bic ftaji fl. 1. 16 fr. oierlefiafjriß.

^njfißtn 3 fr. Me 'Petitfrifp, bei SSuflfunftö'
mbeilimq 4 fr.

1870,

ßC 3Btö ©aben liberal ober eonfertmtib rc-
giert toerben?

(Eilt Sßort für bie national=conieröati»e Partei.

Oie SRitthetlungen ber ÜRaitner, welche un*
lüngft als SanbeSausfchujj ber liberalen unb na-
tionalen Partei in ^arlSfupe »crfammelt waren,
paben auf’S SRene bewtefen, bafj fidf im ©erlaufe
bcö lebten gahrcS bie Kräfte nuferer ©eftnttutigS*
geneffen imSanbe mächtig gefdmmclt unb georbnet
haben, unb ba[; wir im ©egriffe ftehen, ein jurn
Angriff unb Abwehr wohlauSgeflnttetcS |>eer,
unter einträchtiger Rührung ju werben. ©feleS ift
tamit erreicht — aber SIKeS, was gtfchchen, war
burchauS nötlrtg, um beu jahlrcicpen ©egnern cben-
bürtig ju fein, unb bem babtfehen Sanbe unb
©olfe eine fraftige SCBe^r jur ©rfampfung feiner
h&difieti ScbenSaufgaben ju »erfeihen.

Oie ältehrheit ber babifcheu ©clföoertrctung
hat albbalb. nad) beu Umwälzungen beb 3aprcS
1866, welche für Oetttfd)la>ib eine neue 3eü t)ev-
auffüprten, eine ganj entfehiebene Stellung für
bie nationale © o l i t i £ © r e u fj e it S ergriffen.
Seit ber Octoberft^ung beb gapreS 1866 paben
bie Scanner, welche heute bie Seftung ber liberalen
Partei in Rauben hoben, in ©erbinbung mit 2Ri*
niftcru wie 37?at[;r; unb 3oHt), bab efnfacpfie unb
flarfie Programm ber beutfehen ©olitif eineb bieS*
feite beb SfRainb gelegenen Staates in ber
©arole'„©intritt in ben SRorbteutfchm 33unb" aus*
gefprodjen unb icfne ®erwirflid)itng in einer Dtetbe
oon politifcbcn ©eieren, Vertragen unb anberen
©tnntbnctcu jum leitenben ©ebanfen gemacht. SBir
erwähnen ^ichort in erfter [Reihe bab SBehrgefep
unb bic ©ewäf)rung ber jur Schaffung bec neuen
Heeresorbnung crforberlichen ÜRittel. Steine ®e*
legenheit würbe »erfäumt, um bei beut langfamett
©ange ber beutfehen Bewegung alle nnfere ©er*
hältniffe für ben nationalen ©eruf »orjuberetten
unb ju reifen; man erhob Jcbc größere grage beb
ßnnbeb glcichfam in ben ©rennpunft ber beutfehen
Slufgabe, jog atleb hierfür bienlfche heran unb
»ermieb mit augfilidjcr Sorge atleb Störenbe unb
SBiberfirehcnbe.

Oicfe Slufgabe war fürwahr nicht leicht, ©in
Heer »on geinben unb Schwterfgfeiten erhob fuh.
©iematib fonnte ft<h »erljehlen, bafj wtr unb in
einer fübbeutfehen 2ltmofphäre beftnben, weldic einen
gewaltigen ©egenbruef gegen eine fo fül)tt unb
folgeridjtig aufgenommene ©olitif üben mußte. ©b
galt barum, nicht blob in beu ©cfchlüffen ber
Jtammern biefe ©olttif btircpjufübren, fonbern auch

kremte §lut.

Stooelle »on SBcrni» »an ©ufefl.

(gortfeßung.)

„[DJeine Stbbp," fagte 'ffiltbenftein, „wenn ich
bis jetjt nicht barüber mit Oir gefproepen habe —"

„(Sntfcpulbige Oicp weiter nicht! Ou .fiehft, ich
fange oon felbft barüber an. „2öaS habt ihr nun
in eurem weifen [Ratpe perauSbefominen ? Siebte fte
ihn, ober nicht?

©ertpa trat eben unbefangen ein, ber ©ater
fürchtete, baß fte bie grage gehört haben tonnte,
baS war aber nicht ber galt gemefen, unb Sibbt)
fagte ju ihm: „3Bir fpvechen noch weiter baoon!"

10.

Silos hatte atlerbingS ©erlin unb ©cutfdjlanb
Raffen, als er »on Schwanbruch jutüdgefeprt war;

ihm fchmerjlich ßrnft mit bem »usfpruep
® ,,eien, beti er gegen äßilbcnftein in feinem killet
ge bau hatte, ©aris, wo er fiep mit feiner gan*
unb ©pätigfeit ben gntereffen feiner un*
gluaiichen Königin weihen wollte, hatte er aber bet j
fernem 'odja*f&ifi(| ha(b bie bitterfte ©nttäufchung ’
gefunben, eine furje $eit hatte genügt, ihn SldeS S
tm unerbtttliih fiaven 2ic^te ber äöaiwheit erf nneu |
|u laffen. lüas ihm 0ig ^ej(ig im ißrinjip galt/
hatte er barum nicht aufgegeben, aber burd) bas |
betriebe, in baS er eine @inft<ht gewonnen, weil*

gmfaß, 18. ^ekuav.

— unb bieS war in gewiffem Sinne für bie fern«
i menben ßfiten bie ^auptfache — im Solfe, itt
•ben 37? affe n ber 3S a h t e r u n b b e r Steuer*
) ja 1)1 er, eine fiarfe, einträchtige unb n.'ol)lCifcipU-
j nirte Partei ju grünbeu, wcldie Äraft unb
j Sluebaucr genug beft^e, um 3al)rc lang in jäl)cr
| gefthaltung eine ber nationalen 'Politif hulbigetibe
{ Regierung in ben ftreng oerfaffuugetreucn SBegen
einer parlamentarijchen fRegierungeweife ju tragen
unb ju fd)üf}en.

Sinfad) [teilte fid) bie Sage bcS SatibeS bar
für biefe Stufgabe. ©$ fanben fid; jwei Parteien,
welche ber beutfehen fßolttif ben Ärieg biS jum
Steurerften ju machen eiitfdjloffcu jtnb — bte Ul-
tramontaiieu unb bic 33cmofraten, ©ine britte, ber
3at)l nach faum bebeutenber, a!S bte fcl)r geringe
bemotrattfdje Partei, nannte ftd) f onfe'r» ati »*
national, befämpfte aber bie nationale iRegier*
nng fo gruiibfählicl) in allen tnnern gvagen, bag
mau fte bödiftcns alb eine minber fcliäblictie 3vtd)-
tung, alb bie genannten geiiibe ber beutfdjen
fßolitif bcrfelben bejeidmen fonnte. SBährenb beb
ganjen Serlaufeb beo Santtagö »on 1867 mujjte
ber Slbg. 37?fU)lf)diigcr, ber gebübete unb fluge,
mit allen ©igenfdjaften einer halbfiaatlidjcn, t;nüj
ftrchlithctt gartet wol)l aubgeftatlete, geiftlidje Sei-
ler beb fonfer»ati»eit |)äufleinb nod) bet mehr alb
einer ©clegenheit alb ber Slliirte einer ge*
l in bereu ultramontanen ißolitif, wie fte ba -
mato noch ber Slbg. Slofibirt oerteat, betrachtet
werben.

SDie Haltung tiefer fleinen ©ruppe wahreitt
ber 3»tlparlameutbwal)len, wo fte in mehrfach jwei*
beutigrr SBeife entweber burch äöahlenthaltung ober
burd) ©egenbtwevbung bie mit ber IRegterung »er*
bünbete nationale unb liberale tßartei ju fdiwächen
fuebte, war in feiner Söeife baju angelhan, ber
Siegimtug ober b'er nationalen ßammermehrheit
SSertrauni ju ihrer Unterflüpung etnjuflofjen. Saju
fam, bag ber erwähnte parlnmentarifche Siertveter
berfclbcn, |)err 2RtihU)äufier, in biefen Sagen ber
©runblegung einer nationalen Sanbebpolitif ißabenb
mit ben ihm wol)tbcfnnnteu witerftrebenben Sin*
fhtten beS ©otfeb fo bcljutfaui ju rechnen pflegte,
baf er fclb|t in Hauptfragen ber nationalen
ißoUtif eine, gclinbe getagt, jmeifeihaftc Haltung
bfWtcb. Hat man wohl t« biefen Greifen, beneu
noch oor wenigen Sagen bie SSSartc mtt hohem
Selbftgefüble nadirühmte, baü fte allein im©tanbe
feien, bie 3ufunft unfereb Staatebju retten, heute
fdion »ergeffen, ba§ an bem bebeutuiigboollRcn Sage
beb SanbtagS »on 1867 Hr- 3Rü§l)U)äuüer mtt

man auch ifjn für nicht beffer alb att’ bie Slnbern
gehalten unb ^ineingie^en gewollt, auf Soften feiner
©)re unb feiner Sel&ftachtung, hatte man thm in
ber SBirflichfeit fein goeal fo entweiht unb entfteUt,
bag er ftd; lobgeriffen hatte, um wieber baljin ju*
rüdjuft’[)ten, wohin es ihn mit taufenb unauftöbli*
d;en S3anben jog. 5Rod)te er aud) feine Hoffnung
mel)r auf ©lücf haben, mochte er oerurtljeilt unb
»erftofeen fein, für if;n gab eb fein Sergeffen nnb
iöecfcbmerjen, fein Her} blieb ber ©eliebten bennoch
treu bis jum Sobe!

gniöerlinfanb er eine unerwartet günftige Stuf*
nähme, alb er jufätlig mit einflngreidjen ijterfonen
jufammenteaf. S)er ©ebanfe, in preufjifchen Staats*
bienft ju treten unb ftd) eine neue HeimatE) ju grün*
ben, ba er fid) aus ber alten freiwillig »erbannt
hatte, mar ihm wohl gefommen, er hatte ihn aber
für unausführbar gehalten unb feinen Schritt baju
gettjan, nun würbe ihm aber ber SSorfchlag gemacht;
er war in bem ganjen bip!omatifd)en KorpS wegen
feiner glanjenben '.Begabung für baS gach befannt,
unb fein ©efanbter, bei gleich il)m ben 2lbfd)iebge-
nommen, hatte wohl an majjgebenber Stelle auf
i£;n aufmetffam gemacht unb ihm fo ben fßfab ge*
ebnet. Snloa nahm nach einer eingeljenben 33e-
fprechun; mit oem »oitragenben fRathe unb bem
UnterftaatSfefretär benen er fetjon befannt war,
ben ef>renoollen Antrag an unb fuepte nurnoch3eiti

i Slofeh'rt, Stilbau unböoitgcber gegen bab ^on*
tingentSgefep, biefe erfte unb wichttgjde Sffat
unferer nationalen ©eftnuung, geftimmt hat?

äßüre eS nicht aud; ein „öerhängifjooller 3rr*
thnm" in ber jüngftcn ©efchtdite SßabenS gcwefeit,
wenn bie gauje liberale Partei feinem S3etfpiele
iiadjgcfolgt Wäre nnb baburd) bte neue UriegSocr*
faffung fammt bem nationalen 3Jitniftcrium äRathh
jn gall gebracht hätte? @r l;at - unb wir laffen
beut StRanne biefe ©enugthuuug gerne wiberfahren
— untevbeffen bi-fe höd)ü antinationale Slbftim*
ntung burd) entgegengefehte Sbatfacpcn wieber gut
gemacht. Sllieiu immerhin follte eine foldje ©rin*
nerung bie fonferoatioen Herren abhalten, bab auS
nichts gebiibete unb bcmjufclge längft in niebtö
ocrfd)Wommene fDJährdjen »on ber jweifcThaf*
ten gaffung beS nationalen SlieüeS ber Offen*
burger Sämlingen oom 8. fRooeuiber 1868 auf’s
fReue aufjubringeti.

3?td)t bloS Jticfer, wie bie SBarte anerfeniien
will, fonbern auch alle übrigen jfammermitglicbcr
ber liberalen fßartei, ob fte ben Dffetiburgcr 33c*-
flrebungen nngehörteu ober nicht, ftnb ber natio*
nnlen 33oIttiC »om erften Sage ihrer Slufnähme
burch ^Regierung unb Kammer in 33abcit unwan*
beibar getreu gebltehen. Sie haben eben barum ein
fRcdjt, ftd) jur ©hre nnjurechnen, bap fte bie Un*
gunft ber SRaffen unb il)re Slbneigung gegen bie
©inführung ber Seifiungen für ben Staat ju einer
ßeit bereitwtüfg auf ftep nahmen unb trugen, alS
eS minber angenehm unb empfehleub war, inmitten
beS hotfW&enben SGBiberwillenS jal)lreid)et IBolfS«
fretfe bie ^Solitif, weldic im 3al)te 1866 auf beut
Sd)lad)tfelbe geftegt hatte, als feine Ueberjengung
burd? äBort unb Shat ju befennen unb fte ber ©in*
ficht unb bem patrtotifdieu ©efühlc beS bab. SBolfS
ju eigen jn machen. Oie auf ©runb eines frei*
heittichen SluffdtwungS unferer inneren 'Politif wie*
bcrhergeftellte ®intrad)t jwifdjen SRcgierung unb
SlolfSoertrctung wirb ber nationalen ißolitif 33abcnS
erneute Äraft unb Oauev »crleihcit, wett fte ihr
als treueften unb nia^tigften ©trbünbefen bie grei*
bcitSliebe beS babifdjen SSoIfeS, bamit bie beften
Seilen unferer fübbeutfehen SSolfSart beigefeüt hat.

Oie je Söahrhfit tft fo einfach unb einleucbtenb,
unb eS liegen in ihr fo ftcher bie 33ürgfd)aften beS
©rfolgeS für bie 3u^unft, ba& barüber auch ber
national*fonfer»atioen SBarte in hohem ©rabe angft*
lieh ju SRuthe wirb. 3a, fte hat in äöahrheit fafl
jebe Hoffnung aufgegeben, bah ihrer Partei je in
söabcn bie freunblidje Sonne eines geifilich=burcau-
fratifdien [Regiments — ihres SbealS — wieber

ju gewinnen, um fiep für fein neues 93erf)ältnifj,
welches hoch manches grembe hot, »orjuheretteu.
gn biefem emften Streben hatte er fcljr jurücfge*
jogen gelebt, unb eS war ihm ein Sichtklicf gerne*
fen, als er Öettija’S ©ruber fennen gelernt hatte
— fnüpfte er neue Hoffnungen baran? OaS [Recht
beS Heräenä — e*n wahres 333ort hatte bie ©räfin
SlHthing ju Sertlja’ä ©ater gefprochen, ihre Stichte
hatte ihr lehr mit "Unrecht bie ^ergenSerfenrttnip
ahgefprochen. OieS SBort befunbetc fich bei Slnto*
nio: OaS ©echt beS HerJenä tnad)t ftch immer gel*
tenb.

SBeibnadften Jam unb ging »orüber, baS neue
gabt brachte bie Strenge beS SBinterS noch immer
nicht, bie man nach bem langen ho'feon Sommer,
unb ber weichen SBitterung ber lepten ffRonate er*
wartet hatte, ©in ©arneoal mit Scnjlüften ftanb in
SluSficht, obgleich biefe 3«it ber gefte unb Suftbar*
feiten bieSmal fc^on am 9. gebruar begann. 32ie
fich 2Bilbenftein »orgenommen hatte' »erlief er fein
ganbgtit halb naep ©eujahr, um btä naip Öfter«
in ©erlin ju bleiben, ©iefe 3£'t mußte ein ©rüf*
ftein für ©langes werben, ba§ ihm amH*r3fn ^a8-
@r hatte, wie er immer bei feinem üöinteraufent*
halt in ©erlin tljai, eine fd>öne Söohnutig gemte*
thet; als ber ©Sagen, ben er ftch »ach bem ©a|n*
hofe beftettt, bort »orfuhr, würbe 33ert^a burch eine
(Scfcheinung üherrafept, bie fte niept wieberjufepen
 
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