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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

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Nr. 50-76 (1. März 1870 - 31. März 1870)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25213#0257

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&cMl)er§er Smmutl.

J§ 6T.lf-

JL

i »

^bonucnuntspreig fl. 1. 3 f. in #etbelberß,
butd) Die ’poft fl. 1,. 16 fr. biertetiäbrtß.

£)onnerflag, 17. 507är$.

Ameisen 3 fr. sie 'JJetitjdte, tei JiuSfunftä-
ertbeilung 4 ?r.

1870.

Sie 3ufmtft§plane bet? fcatrifdjen
Patrioten.

Sic bairifcffcn tvtotcn", vulgo Ultramon*
tauen, ftnb grunbgefcffette 8eute. ©te machen ihre
©olitif nicht für beute unb morgen, foribern im
»orau« auf »iele 3«hve hinaus, unb »erfahren ba-
bei fo rocüftd)tig, bah nur ju fürdßcit fleht, fte
möchten über bieted £inaudfchauen in bie ©Seite
ben «Stein »or ihren gaffen niefft jeffen unb barüber
ßolpevu.

33?an höre, tnelcfeen genialen ©lan fte ßeff aud*
gebacht haben! Sa ihren ©elüften nadj gänjlicher
SQBiebcrentfrembung Saiernd »om 91orbbeutfchen
S3unbe unb nach Künbigung ber ©tilitär»erträge
mit ©reufjen immer mit ber Sreffuttg gcantrcortet
Wirb, baff bann ©reuffen beim Slblaufe ber 3°U-
»eretndoertvägc 1877 bfefe fünbigen mürbe, fo haben
fie ben bedperaten @utjd)luff gefaxt, ben Stier bet
ben Römern 511 faffen unb ed auf btefe Künbigung
anfommen ju taffen, fa bielelbe, trenn fte »on
feiten ©reuffend nicht erfolgte, felbfl herheijuführen.

©te rooßen, fo berichtet ein ©tüitcffener (5or-
refponbent ber Slugdburger Slllgemeinen ßeitung

1877 bte ©taatdfinanjen in efnen mogltchß
gunfltgen 3ußanb »erfeffen, tf)etld burch (Srfpar*
mtfc, befonberd am SJtiliiärbnbget, theild burch Sr-
hobung mancher Serbrauchdabgaben, j. 93. non
Sabacf unb ©etroleum. ®o gerüftet, glauben fte
bad 3«hr 1877 ruhig erroarten ju fönnen, unb
ftnb entichtojfen, feinen neuen 30flöereindöertrag
mit 9?orbbeut|d)lanb roieber eitijugeffen, auffer unter
ber Sebingung ber Söicberfferfiellung bed alten
Liberum veto j. bed ©injelflaated unb 3Bieberbe-
feitigung bed 3°flfarlamentd, alfo auf ber alten
unorganischen Saßd, bie fdjon lange »or 1866 ald
unhaltbar unb einer Umgeflaltung bringenb be-
büvftig »on ailen ©achfunbigen unb Sctheiligten an-
«fannt mar.

Saff feitend bed Sorbbuttbed auf folche 93e*
bingungen nimmermehr eingegangen merben mirb,
lägt ß<h mit poßtioßer Seftimmtheit »oraudfagen.
Ste „Patrioten" mürben alfo, penn fte ed rotrf*
lieff bahftt brächten, baff bie fmtcrifcbe ^Regierung
berartige Sebittgungen ßellte, bad, mad fte wün-
fchen, erreithen: ben Sludtritt Saiernd aud bem
ßofioerclne.

Slber bied moflen fie fa eben! Sen Sludfaß
in ben Staatseinnahmen, ben bied jur golge haben
mirb, gebenfen fte, mie fdjon ermähnt, burch (Sr*
fparntfle ju beeten. Stuf bie ©unimen, melcbe Storb*
beutfdjlatib füp 33aiern mttjahlf, inbem notorifch
bie bovtige ©eoölferung »on bett am hödtfien be-

ßeuerten Slrttfeln, rote Kaffee, 3udfer, Slfee je., be*
beuteub mehr »erbraudjt ald. bie »orjugdmeifc ©icr
trinfenben ©ohne Saternd, roälfrenb bie (Srträgttiffe
ber Steuern befanntlid) nach ber Kopfsaffl »ertheilt
merben, — auf btefe jiemlid) bebeutenben ©ummen
moltcn bte bairifchen „Patrioten" groffmütbig »er*
jichten. ©Barum auch nicht? @fc habend fa bagn!

SEBeitn fte erft ben 3»6oerein lod ftnb, rooßeu
fte Saiern ju einem „gretbanbeldßaat" machen.
Sie hoffen babei auf SBürttembergd, fa and) auf
Sabeud Sfacfff Ige, jomte barauf, baff ihnen Defter*
reich feine ©rennen freunbnad)barlid) öffne, mäh*
renb auch ffiorbbeutfdilanb, mie fte meinen, bte fei-
nigen ihnen nicht »erfchlieffen fonne, benn ber 9ior-
ben brauche Saicrn, nicht aber Sßaiern benfliorben.

9ötr mollen und auf eine nähere ißrüfung biefed
©al'culd hier nicht einlaffen, obfehon cd nicht fchmer
fein bürfte, nachjumeifen, baff, berfclbe mehr ald
einen unftchevn gactor enthält. Slber barauf müffen
mit bod) aufmerffam machen, baff mit einem gtei-
hanbeldfhßem bte angeblich »on gleicher ©eite be-
abftd)tigte ©rhöhung ber fßetroleumS= unb Sabacfd-
ßeuer unoereiitbar märe, mit biefer Jebod) bie öor-
audberechnete Sejferuug ber ginanjen, fomeit fte
auf einer Steigerung ber ©innahmen beruhen feilte,
entfallen mürbe,

Söad bie ©rfpavniffc an ben Sludgabeit betrifft,
fo lefen wir eben fept in ber SlugOburger 9lC(ge-
meinen ßeduug/ in ben „©treißidüern auf bad
bairifche Sfubget", bie Senterfung, baff bad 9lud-
gabehubget ftd) tn ben lebten jeffn Saffren um
naheju 50 $roc. erhofft ffabe, unb smar fei cd
„burdjaud ntefft berfDlilitäraufmanb, ber bie ©teuer
ber ©taatdaudgaben foffoeff ffinaufgetrieben." Stlfo
mürbe aueff eine ^erabfeffung biefed Slufroanbed,
menn überhaupt m&glicff, ben beabftefftigten 3toed
niefft einmal erreichen.

Sei fo bemanbten Umßänben benfett mir moffl,
bie £>dfffporne der jefft fferrfchenben Partei in
S3afern merben ftcb bte ©aeffe noch einmal über-
legen.. »i« »um Saffre.1877 fliegt noh »tel ffBaffer
un.b öffentlich tagt bann in
Lunchen eine SoUdoertretnng, beren aßeffrffeit bad
waffre SSoffl saternd, bad »on bem ©efammtrooffl
©eutfcfflanbd unjertrennlich iß, beffer begreift unb
ju maffren »erßefft ald bfefe feffr unberechtigter*
meife ftd) fo nennenben „Patrioten/'

Seutftfjlanb.

ßarldruffe, 15. Sßtärj. 24. öffentliche ©i|ung
ber ©rßen Kammer. Unter bem SSorftff bed
erßen Sitepraftbenten ©taatdratff ©r. äßeijet.

31m ffltinißertifhe: ©taatdmlnißer Sr. Soüff,
bie Sffinifterialpräftbenten »on grepborf unb
Dbfird)er, ©eff. ülatff ©ron äJtinißertalratff
Sr. Singtter unb ©ifenloffr.

’Jiad) ©voffnung ber ©iffung unb gelhäftlicffen
ÜKittffeilungencvßattci©eff.9tath Sr. Sluntfchli
münblicffen Sericfft über ben jmifdjnt Saben unb
bem norbbeutjehen Sunb abgefd)loffenen ©taatd»er-
trage megen mechfelfeitiger ©ercähvung ber ßtecfftd*
ffilfe. Ser Sertrag fei ein grober gortfehritt unb
er streifte nidjt, baff bad hoffe fjauS benfelben ein'-
ßimmig genehmigt, fftebner miß ntebt attdfüffrli^
auf ben Snffalt bed Sertragd etngeffen, fmelhet
Seßimmungeu ber 'Jtechtdffilfe in 3'oOfacffen unb
in ©traffadten enthält. Ser ganje Vertrag grün*
bet ftch auf ein ©efeff bed norbbeutfeben Sunbedj
ba mir cfnßmeileit no^ itidit ©lieb bed norbbeut*
fchen Sutibed ftnb, fo müffen mtr mit bemfelben
einen Settrag abfchlieffen, burd) meldfen mir mte*
ber bem ©tnffeitdprtncip näffer fommen. ©igene
8anbcdaitgefförige merbut nie audgeliefert. Sebeu*
tenbe Serbefferungen bringt § 21 besüglid) ber
Ißreffe; bei Sreffoergeffen fann man an feinem an-
bem Orte flagen, ald' ba mo bad ffSrefferseugniff
erfeffienen iß. Sad iß in Sabeit nicht ber galt,
»ielmeffr fönne man ^Srcßerjeuctniffe abfonberli^er
SCBeife bei je bem ©erlebte anflagen, bad fei nicht

»erträglich mit grünblicper tprefffreiffeif. Sad) §
25 finbet bie Sludliefcrung megett polttifd)er Ser*
brechen unb $reff»ergfffen nicht ßatt. jftebner
empftefflt ben Intrag bet Kommijfton, bie 3u*
ßimmung su ertffetten unb bie gaffung ber gtoei»
ten Kammer s“ genehmigen. Sesüglicf) bed 2ad-
fer’fcffen älntragd im Seicbdtage ßeßt Sebner feß,
baff jene Serhanblung »on hier aud nicht »eran*
lafft morben iß, baff mir alfo feine Serantmort*
lichffit bafür haben. Unfere ©eftnnung iß be-
fannt, ber leffte ©ntfdjeib in ber Slnfhlufffrage
ßelß bem Sunbedratl) su 5 erfreulich iß aber im*
merhin bie ©pmpathie einer ßarfen Sartei bed
norbbeutfhen Seichdtagd. ©tiflfehmeigen fönnte ald
©leichgütigfeit aufgenommen merben, unb beffffalb
iß eine berartige Anregung immer gut. Sidmartfd
Slntmort iß s^ar etrcad feiffvoff gemefen, allein in
feiner Sebe iß ein gefunber unb genieffbarer Kern
in etrnad ßachelfger ©pale »erborgen. Sie 3fe-
glerung unb mir heben nicht« Sjued gehört, ieff
habe fchon »or jmet fahren gcrabe baffclbe aud
Sidmarcfd Stunb gehört, eine Säufchung iß nicht
»otffanben. Sod) nie iß mit ber geftigfeit »er*
funbet worben, baff Seutfhlanb einig merben unb
ber ©üben mit bem Slorben tn engere Serbinbung

(|Ulia.

(Sine Gtjäblung »on 1. SJJteid.

(gortfehung.)

„Slber mad tffun mir ffier, Seppo?"

„Sor aßen Singen fönnen mir ffier ungeftört
hlaubern ©tgnore!"

SBir traten in ein feffmuffiged 3>tntner, fefften und
#uf eine ©anf unb ermatteten ©eronimo.

„916er fagt mir ©eppo rote foment 3ffo uadff
©enua?" fragte ieff unfäffig meine Seugierbe länger
iu jügein.

„©ans einfach, Signore! Sluf biefelbe ©Seife
**>e ©ie, mit bemfelben 3uge, ©ignore!"

„SBce ... in biefem Slugenblicf erft feib Sffr
®n8etommen ?"

«©emiff, mir roaren Steifegefäffrten."

.V, «Slber erflätt mir — roarum? — »ad ffabt

*?.®enua s« tffun?"

"?l,e befafflen ed mir ja geftern!" — „3^ ?"

,,©emiff( cgignore! — ©ie fagten mir, iefffoße
©ie auf betn Saffnffofe erwarten, aber ®ie niefft
anfpredjen, menn ieff @ie in Segleitung fänbe, fon*

«*!* .f”" folgen . . nun bin ieff Offnen gefolgt,
tffat teff Unrecht?«

„3m ©egenlffeil! s[6er auf g5je^e?“

„O gans otufaeff, ©ignorel Slld ieff ©ie mit
«ment SJlale gra äfngtolo »on fieff ftoffen unb ind

ßoupe fprtngen faff, ba tffat ieff baffelhe — nur,
baff ieff in bad Sienficoupe bed fjugfüffrerd trat —
ber mieff natürlich gleidff mteber ffinaudtreiben woßte,

aber ber 3U8 fling gerabe ab, unb -

„Unb?"

,,3«ff jeigte iffm meine Karte, bie midff legitt*
mirte, unb mir erlaubte, einen jeglicffen 3ug s«be-
nuffen unb »on allen ©eamten §ilfe unb ©eiftanb
Su oerlangen!"

„3ffr feib ein unbesafflbarer Stenfd), ©eppo,
aber ersäfflt roeiter, idff brenne »or ©erlangen!"

„D, biefe gaffrt mar gans oinfaeff, ©tgnor! Sa
idff fomoffl ©ie, ald aueff bie beroufften ©erfonen su
beobachten ffatte, fo lieff ieff oom gugfüffrer ^em
Gonbucteur ben ©efeffl ertffeilen, iffm gleicff Stacff*
viefft baoon su geben, menn jene ben 3ug »erlieffen
benn ieff tonnte mir feffon benfen, baff ©ie iffnen
folgen mürben."

„Sllfo fo mar ed," rief idff unb ersäfflte iffm,
mie mih ber ©effaffner für ben ©oliseibireftor ge*
ff alten ffatte—- ,,unb nun? — mad roeiter, — ieff
ffabe ße unglüdflicfferroeife aud ben Slugen »erloren
— ffabt 3ffr oießeiefft meinen geffler mteber gut
gemacht, mifft gffr moffin fte ftdff begeben ffaben?"

„©ans beftimmt, ©ignore ieff folgte iffnen unffe»
merft bid sum ©Sagen, fie ftnb naeff bem $otel be
la ßroce bi Dt,Uta gefahren."

„Slber ©ie fönnen bad fjotel ja »erlaßen."

„§aben ©ie feine ©orge ©ignore, {— erft
ffeute Slbenb reifen fte ab." — „®ißt 3ffr bad fo
genau ?"

„3a, um adfft Uffr breiffig DUnuten."

„SSoffin? — mit roelcffem 3ü8e? — *<ff &e*
greife niefft!"

„Keine ©ifenbaffn! Sie §errfdffaften fcffißen ßeff
auf bem ©effraubenbampfer ber (jompagnie Stuba*
tiana naeff ßioitaoeccffia ein."

„Slber mie mißt 3ffr Qöd bad?"

„3a, ©ignore, ba muff «äff 3ffnen eine ganse
©efhieffte ersäfflen unb . . • ba fommt ©apa ®e-
ronimo!"

Ser btefe SBiriff trat mit einer]dffilfumfponnenen
glafdffe ein.

„$ier, ©ignort fagte er, inbem er bie glafdffe
nebft sroei ziemlich unfaubern ©läfern auf ben Sifh
feffte, „unb moffl befomm’d!"

„3ß bad roirUtcff bie leffte glafdffe ?" fragte iffn
Seppo lädffelnb.

„§m!"

„ 3dff benfe mir, ed iß nur bie »orfe$ff, ©e*
ronimo unb menn 3ffr bafür forgt, baff ber §ert
tücfftig Surft befommt, fa möhte ‘«ff baß

wir bie leffte nadffffer nodff leeren."

„3fft feib ein ©paßooge^ mte fann ieff für ben
Surft bed $errn ba forgen?"

„Sicfftd leidfftcr, ©eronimo, wenn 3ffr und DU*
 
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