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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

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Nr. 281-306 (1. Dezember - 30. Dezember 1870)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25213#1275

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m 304 .un? ft* 1* »iertelictyri#. 28. ©eiernder.

Jln3«tfltn » Tr. bte ^äljetfe, fei ÄnÜunftÄ-

fttbetlun« £ .-fr.

1870.

[(Einfaöimn mm «ftßoimenißiit

' auf ba«

Heidelberger Journal

(65. ^a^rgang I. DuartaO

nebft einer wöchentlich (jeben Samftag) erfefeetnenben SBeilage

(Jüuptrirfc iraucnjeUung.)

fDiit bem l.^atmar 1871 beginnt auf ba« täglich erftheinenbe $etbell»erger Journal ein neue« Abonnement, gu welchem wir hiermit einlaben. 35$ir
Werben fortfabren, bie 3ntereffen be« ©efammtüaterlanbe« neben benen unferer engeren $eimatb mit greimutb unb (Sntfcbicbenbeit gu oertreten. Sa« tftit
bem |)aupiblatt Oerbunbene tägliche geutlleton toirb anregeitbe dooetlen unb fonftige 9dtttbeilungen au« ben oerfebiebenartigften ©ebieten bringen.

®ie ©ebüljr für Singeigen, welche eine aubgebebnte Verbreitung erhalten, beträgt für bie 4fpaltige ^ßetitjeile 3 Ir., bei öfterer SBieberbolung toirb
ein angemcffetier Rabatt bewilligt.

m


enthalt ftetb bab deuefte auf bem ©ebiete ber Sdobe in fauber auSgef.iibrten '3eii)nungcn nebft Veiiagen oon Scbnittmuftern, welche eb burch überftcbtliche
Slnorbnung leicht möglich machen, alle ©loben felbft angufertigen, unb iji babei nicht wie in anberen ©lobejournalen auf bie ©legang allein, fonbern
auch auf bie billige fierftellung düefftefft genommen. Slufterbem bringt bab „§>attÖ" alle neuen ©rfinbungen für wirtbfchaftlfcbe (Einrichtungen in btlb-
liehet SarfteUung nebft ausführlicher SBef^reibung. dooellen, (Schichte tc. bem ©efebmaef bet ®amenwelt angepafjt, bieten reichen «Stoff gur Unterhaltung
©ur<b biefc toerthoolle Veigabe ift baber ber .JjauSfrau bie befonberc'&uSgabe erfpart für eine in jeftiger 3CH unentbehrlich geworbene
grauen = 3 eftung.

®er Ifkctb beb ^cütclhcrgcr Sountalö beträgt für fteibe Vlättcv oiertelfäfttlilft nur fl. 1. 3 kr. burch bie V°ftbegogen fl. 1. lfl kr.
unb glauben wir burch biefe beifpiellofe Silligfeit einer weiteren 3unahme ber Slbonnenten eutgegenfehen gu bürfen.

JJgy Verteilungen wetben entgegen genommen für |)etbelbcrg bei ber ©rpebition unb ben Fragern be« Vlattc«, für auSwärt« bei ben betreffenben
Ißoftämtern unb 8anbpoft*Votcn.

Her Herleger.

Öleueßc Slarfjrichten.

55er Äönigin Slugufta in Verlin.

Verfaßtes, 25. 35ec., ©Jorg. 10 Uhr. Vor*
geftern bat ©tanteuffel ben geinfc bei Slmien« ge-
plagen. 35etailö fehlen. |>fer nicht« ©rnftlfche«
corgefallen, geinb aber immer noch oor feiner Dft-
front bioouafirenb. — $eute 9 ©rab Rälte, aber
heiter, ohne (Schnee unb 2Binb.

— 4 Uhr dacbmittag«. ©lantcuffel machte
über 1000 ©cfangene unb nahm einige ©efebüfte.
SDie Verfolgung begann erft , heute nach ärra«.

2B i l h e l m.

— (Dfficiell.) dm 24. oerfnehte ber geinb gur
JDecfung feine« fRücfjuge« einige Dffenftoftöfte gegen
©eneral »* dlatiteuffel, würbe aber gurüefgeworfen.
Heber 1000 unoerwunbete ©tannfebaften ftnb bi«
jeftt in unferem £)änbcn.

Säm 25. früh melbet ©eneral oon ©lanteuffel:

35ie gefthlagene dorbarmee wirb in norböftlicher
diebtung oon mir oerfolgt. o. 1$obbfei«ft.

äJlümttat, 24. 3}eg. ©ine Vrioatbepefcbe ber
berliner „Vövfen=3eitung" melbet: „®tc Annahme
be« Vertrag« mit bem dorbbeutfeben Vunbe @ei-
ten« ber Ramtnern ift al« gefiebert angufehen."
v Söteu, 24. Sec. S1»*1 Vertreter ber ofterrei*
chifch^ungarifchen Süegieruhg bei ber ©ottferenj über
bie V°ntu«frage ift ber öftetreichifthe Sotfchäfter
in Sonbon, ©raf Slponhf, befignirt.

öugcmliuig, 23. Sec. 3Bie in gut nnterrich-
teten Äreffcn orrlautet, hat bie Suremburgif^e de*
gierung eine au«fühVliche Senffchrift at« Antwort
auf bie preufiifche fftote ben fDtächten, welche ben
Vertrag oon 1867 unterzeichnet haben > übergeben
laffen.

®ern, 25. Seg. 2lu« Vruntrut, 24. b. ffti.,
wirb gemelbet: 25,000 SRann ftnb au« 8hon iw
Vefancon angefoimnen unb marfchiren norbwärt«.
Sie ©ifenbähnoerbinbung jwifhen 8hon unö

| fancon ift unterbrochen. fOlontbeliarb wirb ftarf
oerfchanjt unb oerbarricabirt.

©rüffcl, 24. Sec. Ser „Snbep. beige* wirb
au« 8tyon oom 20. b. gemelbet: „©aribalbi fteht
bei ©hagnh (norbwefilich oon ©halon« für Saone
unb Veaunc). Sruphen unb SlrtiUcrie ftnb au«
8i)ou gu feiner Verftärfung abgegangen. — Sie
l)ier eingetroffenen ffanjof. Sournale ipiecben ftch
auf! er ft ungufrteben über bie Verlegung be« degie«
rungefthe« au«. Sie „@aj. be grance" nennt bie«
felbe eine glucht. Sie „grance" oom 16. b, fchreibt
barüber, baff bie öffentliche VJeinung barin ein
3eicben erblicfe, baft bie Situation bebenfllcher fei
al« je. — Sa« „@<h° bu dorb" oom 21. Sec.
fhriht oon einer deorganifation ber jweitett 8oire-
drntee. — Sem „©onftitutionnel" oom 16. jufolge
hatte Vourbacfi unumfhränfte Vollmacht für feine
Operationen oerlangt unb erhalten.

gonbon, 25. Sec. 3lu« Viontreal oom 22.
b. wirb gemelbet: @« h£l&0 Sir 3«hn dofe wirb

Sfr guijgomtr^l

3looelette oon Sagen Simmel.

(gortfefeung.)

311« bie oerhangntftoolle Stunbe h££rannahte,
machte Steinecf an fth eine ©ntbeefung, bie ihn in

tiefe SSerroirrung ftürjte. Slnftatt baft ihm bie duhe,

bie Sicherheit, bie ju ber fchwierigen Arbeit fo nö-
thig mar, roieberfehrte, oerlor er immer mehr ben
3Jluth —eS mar ihm, als oh feine fonft fo ftchere
^anb gittere, fein §erg f^lug in ftfjneHerem Safte,
gmrner unb immer wieber rief er ftdh ba« Vilb
beS bleichen ieibenben Üftäbchen« oor bas innere
Sluge unb unfaglidj rührenb fam e§ ihm je^t oor,
bafe biefe treue Seele fo hart, fo ferner geprüft
worben war, baff biefe gute iodjter ftch aufgeop«
fert für ihre IRutter, baft fie ben foftharften Schah,
ihr Slugenlicht, eingelegt unb bodh bie fölutter nicht
hatte retten fönnen — e« fiel ihm bie fleine ein-
fa^e Stube ein, in ber er mit üUartha alletn ge-
wefen; e« ergriff iljn wie eine 2lrt oon $eimmeb
nach ben däumen, in benen fte athmete; bann ge-
bachte er be« Vtajor« unb begriff oollauf bie 3ürt-
lichlett, mit welcher biefer an Dem Sodhterletn hing,
fte oerbiente ^ärtlic^feit, oerbiente Siebe — plöblid)
fchlug er fiel) mit ber $anb oor ben gopf. 2ßelch’
ein ©eift hotte ihm btefeä SBort etngeftüftert, ba§

ihm einen Schrecfeu einjagte, unb oon beffen 2Bahr-
heit er hoch fogletch auf’s inuigfte übergeugt war,
baS SBort, ba« ihm feinen 3uftnnb mit ©inem
dlale flar legte, unb ba« lautete: „Su liebft baS

SQMbc&en!"

@r öffnete ba« g£nfter, er glaubte gu erftiefen,
er brauste 2uft, Sicht, ©emaltfam }u4te er bie-
fen, wie ein ©efpenft oor ihm ftehenben ©ebanfen
gu oer6aunen; aber aHmählig h°6 er fidf immer
reiner uttb flarer heroor, bie Aufregung in be«
drgteä Sruft fchmanb unb eine wunberbare duhe,
eine 3ut,elftcht überfam ihn, al« fönne, al« werbe
er fdartlja helfen.

©r machte ftch auf ben 2Beg; er würbe oon
bem fölajor unb fdartlja mitVangen erwartet. Sa«
fDläbchen war bleich, aber ruhig unb entfc£)lofjen.
Sie reichte ihm bie §anb gum ©rufte entgegen unb
er nahm biefe fleine weifte $anb in bie feinige.
fdartha hob ba« §aupt empor, als oerfuchte fte in
Steinecf’s ©eftcht gu tefen, lieft es aber gleich mie«
ber enttäufcht finfen j noch fonnte fte ja nicht fehen,
nur fühlen fonnte fte, baft biefer Srucf ber §anb
eine neue, ihr gwar frembe Vebeutung fyabe. Unb
Steinerf? fEäufhte ihn feine eigene Srregung, war
es baS 3>ttern feiner eigenen $anb, baS ihn feine
gleichfalls ungewohnte ^Bewegung an Sdartha mahr-
nehmen lieft? .Seine Stimme feftien iftr oeränbert.

3n bem entfd^eibenben dugenblicfe fühlte er

feine gange Äraft gurücffehren, feine $anb war feft
unb fther wie immer, nichts oerrietl), was er in»
nerlid) gelitten hatte- ®te Vorbereitungen waren
balb beenbigt. Seä dlajorS ©liefe lftngeu w na«
menlofer Slngft an ben Slugen beS ©rofefforS, • bis
ber Slugenblcdf gefommen war, wo biefer ihn bat,
baS ^irnrner gu oerlajfen. doch einen heiften Ruft
brüdfte er auf bie Stirne feiner SCocftter unb ent-
fernte ftch bann in ein debengimmer, währenb eine
SE[)räne über ba« gefurchte ©eftcht beS alten Sol*
baten in ben fd)neemeiften Vart rann.

aSenige älugenblicfe fpäter hörte er einen aus
Schmerg unb jubelnbem ©ntgücfen gemifhten 3luf-
f4ret.

@r ftürgte in baS 3>mmer.

wgh fefje!" rief 3Jlartha mit einer Stimme,
beren Älang bem Vater unb Steinecf baS $erg er»
gittern machte. Socft fhon im näcffften 2lugenblicf
legte ber Vtofeffor bie bereit gehaltene Vinbe über
ihre Slugen unb oerfenfte fie oon deuem in bie
faum oerlaffene ginfterntft. ®S litt Steinecf jefct
nicht länger in ihrer daije; feine ©rregung war gu
ftarf, er fürchtete ft4 gu oerrathen. @S wäre ihm
jeftt unmöglich gewefett, ben San! beS geretteten
ÜMxhenS entgegengunehmen. 3n ©ite erteilte er
bie nothwenbigen VerhoitungSmaftregeln unb ent*
fernte fidf fc^nelX, Vater unb Tochter ihrem ©lüefe
überlaffenb.
 
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