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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

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Nr. 150-176 (1. Juli 1870 - 31. Juli 1870)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25213#0639

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Jt 158.

Itfwunmattipvcii fi. 1. 3 t. ta ^eibelberß,
' b\tt$ Die *2>oft fl. 4. 16 h- »ietteljktjriß.

©oimtag, 10. .guli.

^ajeignt 3 fv. Die 'Petitjeüe, bei Äuöfuitftö«»
ertbcilunq 4 !r.

1870.

Stuf baS mit bem l. Sltli be-
gottneue nette Slbonttenteut auf bas <^eii>ei-
fterger £$ottvtu*( werben nocf) Veßeffuttgen
Angenommen für Jpeibetberg bet bcr ©rpebttioit
unb ben Prägern beS ©tatteb, für auS»
warts bet ben betreffen ben ßloftüntten; ober
SanbpofMBoten. £>tc ©Jtyebttion.

B-C.Ulm; rußig SBIut!

SSie eilt sölt^ auS heiterm ^immel tfi bie
9}ad)rid)t, baß Vri«5 Seopolb oon ^obenjoflevn
jum Könige oou Spanien auserfchen fei unb ftt^
?ur Annahme ber Ärone bereit erflärt t)abe, in
feie ©ftrre ber „tobten ©atfon" gefahren. ©ie
frattgbßfhe V«ß« ifi aus fRanb unb Vattb; felbft
bie Dfftciöfen haben gang bab ©leicbgewidß oer»
Ioren. ©er „Sonßitutionncl" braute eine ßtotc,
beren 2lutorf<haft allgemein bem ßßinißer beb 9luö-
Wattigen, fjergog Don ©rantont gugefcßrieben wirb;
unb in biefer ßtote wirb fogar bie Verwanbtfhaft
beb Vringen Seopolb mit bcr Familie ßJlurat, alfo
mit bem bonapartefcben $aufe, berbeigejogen, um
ben Spaniern ihren 3'üünftigen ju oerieiben!
Stucß fonß ftnben ftcö in ben ber ßtegfcrung nahe»
ßeljenben Vlattent bie hefitgßen Slngviffe birect
gegen bie Sßerfon beb Vringett. (Sr feil arm fein,
wäßrcnb er gang aiißerorbentlid) reich iß; fogar
geigbeit wirb ihm angebichtet. ©aneben ßürgt
man ßdj mit maßlofeßer 2öutb über bie preußifcbe

fPolitif her. ©et ©inftebler ooit Vargttt fott auch
biefe Slffaire wieber eingefäbelt haben; Ja niepr

noch, bie gange fpanifcße ßteoolution ijt nur ge»
macht, um eine hohengoßernfdje ©ecunbogenitur in
äJlabrib errichten gu foitnen. SJtan erinnert an
ben Slntbeit, welchen ViStnard an ber ©rbebung
oon 1868 gehabt, an bie ©clbfcbiffe, welche er
nach ©abir gerieft haben fotl. ßtun iß eö ja
fonnenflar: fdjon barnalö war biefe ©anbibatur
in’S 3luge gefaßt, unb aßc bie SSewerbuitgen ißrimö
an anberen |)bfen waren eifei Äomobic, um bie
preußifchc gntrigue gu maöfiren. — SBentt in fol»
$er Sprache oon bem- anßänbtgeren Dfficiofen ge»
rebet wirb, wem fantt eS bann SÖBunber nehmen,
Wenn ein ©rattier be ©affagnac gleich bie fhmet-
ternbßeti ganfaren beS (ShauotnfömuS anhebt:
granfreidj wirb niemals bulben, baß bie .ßrone
Äavlö V. oon einem fjobengoßent getragen, baß
bie ßabSburgifhe Unioer|almottard)ie unter pteu»
ßifchem ©cepter erneuert witb — unb wab bergt.
Ungeßeuerlicbfeiten mehr ftnb. 2tuh bie liberalen

Vlättcr ftnb in bie feltfamfie ©rregung geratheu,
ja baS politifdje Sebeu pulßrt gur 3tit fo ßtegenb
vafcß in ijkrib, baß fogar bereits eine gnterpcllas
tion über bie fpantßhe Slngelegenheit im ©efe|ge-
benben Äörper nicht allein geßettt, fonbern auch
beantwortet ift. ©ramont betonte jwar, baß fich
Näheres no^ nicht mittheilen taffe, fonnte fnh jeboh
bcS SluSfpvuchs ntd)t enthalten, baß bie franjjöftfche
ßtegierung bie 3nftallation eines fprinjen auf ben
fpanifchen £brcn burd) eine frembefDtacht ju oer-
hinbern fuchen werbe5 aud) conftatirte er, baß bie
SSeßeigung beS fpanifchen ShroneS burch einen
auSlänbtfdien fPrinjen bas europätfdje ©leidfgewifbt
| ju granfreichS Dtachtheile fiorett würbe. Dllioier,
ber ttod) oor ein paar Sagen erflärt, baß ber
griebe niemals geftdberter gewefen, als gegenwärtig,
brudte fich je^t in ber etwas referoiriereit gorm
auS; bie fltegierung wünfehe wombglid; bie ©r-
haltung beS griebenS, aber in einer für granfreich
ehrenhaften SBcife.

Sltan fteht, eS ^evvfc()t in ber politifchen äöclt
oon fßariS eine Semperatur, bie hinter ber @om-
merfchwülc nidjt jurudbleibt. ^offen wir inbeß,
baß bie leicht erbeten grangofen oon ber Ucber-
rafebung, ja £)ie unb ba ooit ber Äopfloftgfeit, in
weldje fte burch bie urfprüngUche ©ntbedung ber
©anbtbatur eines ^)ohcnäollern gerathen ßnb, ftd)
noch rechtjeitig evholen werben. 3Bir unfrerfeitS
haben jebeitfaliS gar feine fBeranlajfung ju einem
folgen ©dfaufement. (SinßweUen liegt bte 3lnge^
tegenheit überhaupt nod) ziemlich im Giebel. fffiaS
wir bisher über fte wißen, ßarnmt faß allein auS
franjößfehen Q,ueUen. SOBarten wir üor 9lKem
autheutijehere fflachrichten über bie feße Annahme
ber ©anbibatur oon Seiten beS fPritijett 2eo-
polb ab!

3>n gall ber Sinnahme aber oorauSgefcht, iß
gar nicht einjufchen, waS granfreich barein jn
reben hätte. 3ene officiofe ßfete beS ,,©onßitution-
nel" iß fo freunbltch, oon oornherein anjunehmen,
baß 8WeS glauben laße, fßrim h«be mit ber Un-
terhanblung biefer ©anbibatur otfne Sluftrag ber
©efammtregievung gehänselt unb fo auf eigne
£anb eine Sttitigue gefpielt. Slnberc ^Blätter
fchreten bereits über einen StaatSßreich, ben fßrim
unternehmen wolle. SnjWtfchnt haben aber 3Jfa-
briber Selegtamme bereits erflärt, baß fßrim burch-
auS im ©inocvßänbtiiß mit feinen übrigen ÄoUe*
gen banbeite unb oaß man nic^t baran benfe, bie
gefehmaßige ÄonigSwal)! ju umgehn, ©ie Sathe
liegt alfo fcljr einfach. SBahlen bie fpanifchen ©ot-
teS ben fßritijen Seopotb oon ^ohenjoflern unb

. nimmt biefer bie Sffiafil an, fo iß ßliemanb oors
| hanben, ber ftd? baS fRedjt anmaßen fonnte, tßm
1 bie SSeßefgung beS StfroneS ju wehren. Sßürbe
J etwa fßreußen mit feiner SO?ilitärmadjt ben ßieu*
! erwählten gegen eine fpanifhe Snfurrectton in3ßa-
i brib einführen, bann freilich liege bie @ad)e an»
berS. SJian wirb in 33erltii inbeß Wenig 8uß haben,
bonapariißifche ©rpertmetite a la füßerifo ju ma-
chen. ©aß übrigens eine ißreußen befreunbete Sßacht
im Sübweßeit oon ©uropa granfreich in gewißen
Slugenblicfen ein wenig geniren fonnte, iß freilich
nicht ju leugnen, ©ie ißhantaften oonSSerrüdung
beS europäifd)en @leid)gewi<htS n. f. w. wirb ßdj
tnbeß baS auswärtige Slmt in fßariS t)°ffeniii4
wieber ju oerfd)eud)en wißen.

Stiles in Slflem: wir iit ©eutfchlanb behalien
einßwcilett ruhiges ©lut unb hoßen, baß |>iehing
feine ©oibmiiten bieSmal cbenfo umfonß fpringen
laßen wirb, wie fo oft üorber.

©eutfchlanb.

ttarlSruße, 8. 3uli. ©er hei*ä erfdßenene
„©taatSanjeiger" Sir. 16 enthält (außer fßerfonal»
uachrichü'O Verfügungen unb Vefanntmachungen
ber ©taatSbchbrben. 1) Vefanntmadjung beS 3ußi5-
minißeriumS: bie ©rnenmtng unb Verfemung ber
Siotare betreßenb. ©er SlotariatSbißrift ^onig»
heim wirb bem Siotar üarl ©cfharbt in ©t. SSla»
ßen, unb ber SiotariatSbißrift @f. Vlaßen bem
SiotariatSafftßenten Swbann sfßeh {n sSehr, 8eh-
terem unter ©tnennung jum ßiotar, übertragen;
SiotariatSafftßcnt Slnton SGBeinbel, jur 3CÜ ®cr'
Walter beS SiotariatSbißriftS Äonigheim, wirb als
Verwalter bcS einßweiligen SlorarfatSbißriftS Sffiehr
ernannt. 2) ©eS SDiinißertumS beS 3nnern: a.
bte grequenj ber ©elehrtenfchulen, 9iealgt)mnoßen
unb höheren Vürgerfdntlen im ©dniljaltr 1868/69
betreßenb; b. bie ©ienßprüfung ber 8ehramtS-
Vraftifantcn betreßenb; bei ber-im Sßonat SWai
b. 3. abgehaitenen ©ienßprüfung ftnb bie 5Ra<b*

! ßehenben als beßanben erflärt worben: ©. 3o|n
! oon Dnoljhcim, it. |)ecf oott SBalbangeßoch, 3.
SWetag oon ÄarlSruhe, gr. Stnttinger oon 33rehin-
gen, fämmtlich auS ber Älaße bcr philologifdt ge-
bilbeteten üanbibaten; c. bie Veßeßung oon S3e*
jirfS»©hitiäräten betreßenb; ©hürarjt Sorenj gt»
Wer in Uehltngen iß jum Ve5irfS»©hürarjt für
ben Stmtsbejirf SBolfach mit bem SBohnßhe in
ßBolfach beßeHt worben; d. baS SlmtS=33erfünbi-
gungSblatt für ben Vejirf Vonnborf betreßenb; ber
im Verlag oon Vuchbrucfer 3immermann in 9BalbS*
hui erfcheinenbe „3llbbote" iß an bie ©teile beS

# n \ u a & 0 r a.

Siah betn Sagebuh eines ätcjteS erjähit oon Ä. SKelj.
(gortfeßung.)

geh laS: „ßiadf Vebürfniß fünfzehn bis jwanjig
tropfen!" auf ber ©tifette unb fudße foeben nach
einem Sößel, als plößltch ©onna ©aloabora mir
baS gläfcßchen mit einer brüSfen Vemegung aus ber
§anb riß unb in einen ^afb mit 2Baßer gefüSten
Sößel, ben fie fefeon bereit ^tett, höchfienS brei bis
oier ©ropfen fallen ließ, welche fte ißrer 3ßuiter
barreihte.

„2Bie oiele©ropfen gibß©u mir?" fragtebiefe,
nadjbem fie bie üßebicin mit einem ftdßbaren SSoßl»
behagen fßnuntergefchlürft hatte; „fie fheinen mir
feljr fchwach ?u werben unb ßärfen mich mte
gmöhnlich"-

„3h gab gßnen wie gewöhnlich 3wan3'8 ©ropfen,"
erwieberte baS fc^öne IMbcßcn gelaffen unb tnbem
fie mir einen ßarren Vltd guwarf, feßte fie hin^u:
„©er §err ©oftor h°t mit mir gegafft."

„greilich/' ftottevte ich, oßne baran ju ben»
fen, baß ich mich jum äßitfhulbigen einer Süge
machte!

„Sitte meine Sinne finb franf," ftö^nte bie 3Jiar-
9Utfe, „baffelbe was mir heute fo fdjmecft, fd;meclt
^ir morgen anberS."

„©ürfte tch mir bie grage erlauben," gnäbige
grau, „welcher Vehanblung gßr Sll’jt ©ie unter»
wirft, um glß'e ©hmerjen ju linbern?“

„Oh» (4 habe mir bie Siebte, bie nichts ju
meiner Teilung gu finben oerftanben, feit lange 00m
§alfe gefchaßt; ich wollte ruhig fterben, als mein
©emahl oon einem frangöfifd;en Slrgte biefe ©topfen
erhielt, weihe feil einigen SKonaten aßein fähig finb,
neues Sebett in meine Slbern 31t bringen!"

SSie oon einer magißhen ©ewalt gezwungen,
wanbte ich ben $opf c^atoaboren gu unb fab ihren
Vlicf mit einer ftummen, aber beßo bringenberen
SBerebtfamfeit auf baS 3Jiebicinfläfhihen se^efiet.
@3 mar mir, als wenn ich ße oerftanb; idj ergriß
es, ließ einige ©ropfen in meine hohle §anb faßen
unb fhlürfte btefelben mit ber gunge ein unb . . .
unb mußte mih Wütteln, bermaßett beigte bas 3ße»
bicament meinen ©aumen! ©leih barauf ßelmein
Vlicf auf baS junge 2Jiäbhenr baS etfhredi mein
oerßövteS ©efidtt betrahtete! ßlußig ßeßte ih baS
fjläfc^djert wieber auf baS ©imS, mit mir felbft un-
einig, waS gu tßun fei! ©aö mar gang einfach |
eine überaus ßarfe 3luflöfung ber aromatifhßen |
©ewürge, bie eS gibt, unb wahrfheinlich anberer mir j
unbefannter gngrebiengen in äUloljoU ©in ©ßlößel j
biefer ©inftur hätte ein . . . Vferb gum Diafen ge= f
braht unb bauon naljm bie franfe, fhwad/e grau j
gwangig ©topfen . . . nah Vebürfniß, b. I;. ihren 6a=!

pricett anfangs folgenb unb jeßt, wte bas bei aßen
berartigen fogenannten ©tärfungSmitte!« ber gaß iß,
auS wirllidjem Vebürfniß! gh warf einen Vlicf
auf bie abgemagerte, faß burchftcijtige ©eftalt unb
ohne mtd) gu täufeßen, fonnte ich bie unfehlbare
©iagnofe ßeßen, baß bei biefer Veßanölung nid/t
ein ßßonai oergeßen lönne, oßne baß ißr Seben oer-
löfdße! Pößlih fühlte ich meine §anb heftig be»
rührt, ich wanbte mih um, ©aloabora ßanb tobten»
bteih neben mir, in ihrem fragenben Vlicf eine foldje
3lngft, baß ih ßegrifli, ih müßte ißr etwas fagen:
,,©ie hatten oorhin Sttedßt," murmelte ich-
„SBie beliebt?" fragte bie DJlarquife, inbem fte
bie Slugen ößnete unb ßh ei« wenig aufrichtete.

„Sie hatten oorhüt ttiedßt," wieberljolte i<h, mich
an fie wenbenb, „biefe SKebicin muß ©ie augenblief»
lieh anregen!"

©ie ©hür ößnete ßh in biefem Slugenblid unb
©iener, roelhe betn ViarquiS folgten, brachten beit
feroirten ©ffdj!

ißlan fattn ßh leiht oorfießen, baß baS 9Jiittagä-
effen in biefer brüdenben Sltmofphäre unb neben
bem SeibenSfeßel ber ^raufen aß ben dteig oerlor,
welchen es geßa6t hätte, wenn bte urfprünglichen
Sluocbuungen beS ßßarquis hätten befolgt werben
fönnen! ®aS war ein ewiges ©eftößne unb @e-
jammer ber Vlarquife, welches uns fautn gu SBorte
fommen ließ ober faß eine begonnene Unterhaltung
 
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