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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

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Nr. 126-149 (1. Juni 1870 - 30. Juni 1870)
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A/n 1 * l)l! JCbsnncmttitsprfl« fl. l. 3 t. 1« $eii>ette

V /fjK IvU• tuHff bte 'Jloft fl. 1. 16 tj. »ietteljä^rifl.

B. C. 8l»S Stuttgart.

Sie güftrer einet gartet, welche ftd) an baS
SSott wenbe», tjabcn bie 5pflictjt, bie ßiele ttar;
beutlicb, aßgemetn oerftänblich ausugeben, ju bcneti
fte bie Sl)ätigfeit beS ©olfS aufrufen. &bun fte
bteS nic^t, fo unterliegen fte bem ©orrourf, baft
fte entwcber felbft nicht wiffen, WaS fte tvotlen,
ober bem noch fcblimtnern, baß fte auf bert ©lan*
fiel an ©inftdft ihrer fßarteigencffen ihre Specula*
tion bauen. Ser ©oltSoerein in Stuttgart b«t
in feiner allgemeinen ©erfammlung am 21. ©iai
b. 3. laut öffentlichen ©acbricbten in ber beutfdjen
grage feine «Refoluüon bahtn gefaßt: fttidft bie
©oüenbung beS ©SerlS oon 1866, nicht ber ntd*
ftaltölofe Anfdftuft an ben üRorbbeutfhen ©unb
enifprfcftt bem ©Siflen beö württembergifcbcn ©oltS,
fonbern nur bie |)erftellung beS ganjen beutfchen
©aterlanbeS auf bem ©5 ege ber Selb ft be*
ftimmung feiner ©ürger unb ber freien
(Einigung feiner Stamme.

Stuf bem ©Scge ber Selbftbeftimmung feinet
©ürger unb ber freien (Einigung feiner Stämme!
©Seid)’ ein wirtlich geift* unb ftnnentbeftrenbed
©Sortgeilingel hat hier £r. Ä. ©taper feinen ®e*
treuen öorgefeftt! äBenn £r. oon' Neurath beim
ätbfchieb tton ©erlin baS tröfteube SBort fpracb,
baft ber Söbbunb in ben $erjen gefcblcffen »erbe
«nb Schließlich g<« leine ftaatliche Drgatufation
bebürfe, fo nahm ftch bieö hoch noch oerftänblicft
aub unb tieft ftch auS ber minifierietlen Soaft*
fftra^e in gut beutfeh baftin überfein, baft eben
ein ftaatlicft organifirter Söbbuttb auf bem ©Sege
freier Uebereinfunft ein Sing ber Unmoglicftfett
fei. ©Senn aber $err Ä. ©iaper unb ®omp. ein
Seutfdftanb berfteflen wollen, wobei jeber ©ürger
in ©elbfibeßimnuma mitthut, unb bann erft noch
bie Stämme in greipeit ftch rinigen, fo heißt baö
bie guten Schwaben in ben Schatten firmier Senl*
ungbart führen unb fte bort ft^en taffen. @S ift
ftdjer einem ©Sürttemberger ju beleihen, wenn er
ft* noch tefbenb gegen ba$ ©Serf öon 1866 ber*
hält, ober wenn er gegen gewaltfame Annexion
fpriclft; Ja eS wäre noch erflärtich, wenn eitt fot*
<her überhaupt oon efttem „ganzen Seutfchlattb"
nidftö mehr wiffen unb e$ ftch tm Süben einfach
behaglich machen Wollte, äßet aber ein ganjeg
3)eutf<hlanb will, muft uiitibeftenS ©Sege, bie gang*
bar finb, «njugeben wiffen. Solche ©Sege, bie
überhaupt noch feine Nation, nid)t einmal eine
welche unoernünftig geleitet war, betreten hat, bie
überhaupt gar nicht im Staate oorhanben finb,

degrüft uni fetoähri.

Aooeße oon Otfrib Sfipltus.

(gortfeftung.)

©Manie war oon bem ©riefe tief cvfftüttert;
bic §aft unb Stufregung, worin fte ftd) fetber befanb,
lieft fte nicht ju einer befonnenen Ueberlegung fom-
men. Sie ©iajorin festen mit aller ©efiimmtheit
auf bie 4?ütfe ihrer Stieftochter ju rechnen, benn
fte hatte nicht nur eine förmliche Sdjulburfunbe
über bie erbetenen oierhunbert Sftaler, fonbern and)
eine ßeftionsutfunbe wegen ber Seibrente unb einen
Apisbrief an ben ©rofurator Seroang beigelegt,
welche beibe ©Manie nur ju unterjeicfinen unb ab*
äufenben brauchte, gl» guteg £erj rift ©Manie
b«e§mal hin, einen Schritt rafch ju begehen, welcher
meftr ihrem weiten ©emütft als ihrem flaren ©er*
fianbe jUt g^re gereichte. Qn ber ©roägung, baft
fte felbft ja oerforgt fei unb iftr etgeneä ©eftalt nieftt
aufbraufte, Unj, oon j)et gbee erfaftt, baft fte ba-
buv^ ba§ Slnbenfen beS Dnfelä fliubolf ehre, wel*
•her fte oor ihren beiben Stieff^werftern beoorjugt
habe, unterfefttieb fte bie beiben ©apiere unb fanbte
jeber ber Scftweftern noch ein ©elbgefdhenf als ©ei-
trag jur Slubfiatiung. SlUein einige Sage fpäter,
als bie ©ertoirrung unb ®ite ber ffteifeoorbereitun*
gen oorbet unb man in Uteapel in einem eleganten


3 fr. &te 'J)etttjcife, bei Snöfunft^'
ntbeilunfi 4 fv.

1870.

fattn Weber ber fRepubltcaniömuS, noch ber fttabf*
caltSrnuö, fonbern nur bie naefte ,Sintiloftgfeii
erftttben.

©tan ifi berfueftt, biegormel, tt)cld)c. bie f)evren
in Stuttgart aufgcftellt haben, alö Ütäthfel ;u be*
hanbeltt unb ihre Stuftöfung ju unternehmen.
Sollte barin eine .£)tnwetfnug auf ben 2ßeg beö
SahreS 1848, auf baö freie, fouoeräne ©arlament
in ber ©aulöftrche ju granffurt liegen? Slber
bieö ©arlament lehrte ftch Weber an bie Selbft*
beftimmung ber ©ürger, nod) an bie freie (§int*
gung ber Stämme, nicht einmal an bie gürften
unb ^Regierungen, ed fannte nur ben fouberäiten
äSiflen ber fRation, wie er ftch in ber ©tehrfteit
ber ahflimmenben ©arlamentömitglieber auofpra^.
Ober follte ber 3tüc£weg auf ben ©echtSftanbpunft,
ben ©unbeötag, angebcutet feh? Slber bort war
bet ©urger gar nieftt oertreten, unb ebenfowenig
ber ©ollöftamm, fonbern nur ber gürft: unb bie
«Regierung ber befanntlicf) gar nicht nach ©olfö*
ftämmen gruppirten beutfchen 8änber unb 8äuber*
chen. Sollten bie Herren in Stuttgart ben ©tuth
haben, 8 . Saftrhunbcrte beutfeher ©efehieftte ju
fireichen unb bie alten ©olföftämme in tl)rer ©ein*
heit wiebcrher5uftcllen, in benfelben bie Selbftbe*
ftimmung beö©ürgerci (!) $u organiftren unb bann
bte freie ©infgung ber Stämme in Scene-©tiefen?
Stcfe Slrbett bürfte boch bte Äräfte ber Slgitatoren
für fehwäbtfehe ©ollbwehr überftetgen. Dber follte
in berfchämter ©Seife eine plebiScitarifdie Slbftim*
mung nach Stämmen angebeutet fein. Wobei in
JeCem Stamm bte ©leftrheit ber ©ürger, unter
ben ©olföftämmen aber wieber bie ©fehrheit tnt-
feftiebe, unb wobei ©lapet bie gönne! entwürfe,
«uf welche ein 3n ober ein ©ein ju antworten
hätte ? Sei ed — aber bann j w i n g t ber eiferne
©Sille ber ©iehrheit bie geringere Halft/ wo bleibt
ba bie Sclbftbeftimmung unb bie greiheit ber
©inigung?

^ ©« gehört nur bie Äenntnift beä 31©® ber
staatefunbe baju, um ju wiffen, baft Weber im
gefeftaffnen Staat noch bei fceffen Sd)öpfung bie
Selbftbefttmmung beö ©injelnen unb bie greiheit
bie entfeheibenbe ©iaeftt tft. Ser Staat befietft
unb entfielt burd) einen beit ©Siberfpruch über*
wfnbenben, jur S|at wevbenben ©StÖen, bieg ift
fein äßefen. ©Ser fiel biefern nicht unterwerfen,
wer feine Selbftbeftimmung wahren will, ber will
etwa« ebenfo Älugcg, wie ber, ber auf einem nach
fRewporf fahrenben ©oote eingef^ifft fft unb ba*
mit nach ©alfutta fahren will. ©Ser ein ganjeö
Seutfchtanb fihaffen will, ber muft einen praftf*

j §otel garni ber Santa Sucia einquartievt war, j
s famen ©felanten botf) Sirupe! über iftre rafche §anb* \
[ lungSweife, unb gleichseitig mit bem ftemlid) lurjen
! aber überfd)menglichen Sanlfagunggfchreiben ber
| ©lütter unb Sduueftern traf auch ein ©rief oon
| §crrn Seraang ein, welcher t§r melbcie, baft er
\ -ewar bte Slnweifung ftonorirt habe, aber ihr bie
bittevften äSorwürfe barüber mad)te, baft fie iftr ©elb
an Seute oerborge, weld;e baffelbe niemals gurücf*
bejaftleu toütben unb bie man in iftrem oerberblicften
Seichtftnn noch ju unterftüften brauche, benn eS fei
Sbatfadte, baft nur fopflofe ©erfdjwenbung unb
fdftedfte SBirthfcftaft bie ©iajorin in foldje Schulben
unb fteten ©elboerlegenfteiten gepürjt habe unb
bergl. nt.

©Manie war tief 6efd;ämt oon biefern ©riefe
unb jugleich fchmerftich berührt, benn fte fühlte nur
allju beutltch, baft fte baS Opfer eines abftdjtli^en
©etrugs geworben fei; jubem hatte fte oon §errn
| Sewang nicht noch erfahren, baft iftre Stiefmutter ba§
§äuSd)en auf mehrere gaftre oevmietftet unb auch
biefen ßrtrag im ©oraus evftoben ftabe, fo baft ©te*
lante niht einmal meftr eine §eimatft hatte.
blieb tftr bafter nieftts StnbereS übrig, als fteft ge*
bulbig in alle Saunen unb Semütftigungen ju fü-
gen unb tftr ©eftalt oon 150 Sftaletn möglihP ju
älatfte ju halten, um gegen alle ©oentualitaten ge*
fieftert ju fein. Unb gleich als ob grau o. Seefelb

fchen ©Seg basugefteu, unb ftat er biefen betreten,
fo wirb er ftch Weber um bte belämmern lömtett,
bie einen anbern ©Seg geften woßen, noch um Sie,
weldje lein Seutfchlanb entftchen feftett mhgen.
UnS fcheint, baS S^tff ift bereits unter Segel,
baS Seutfdftanb ftnfcen fofl. ©rfdiaflt erft bet
9tuf „8anb, 8anb!" — mm, fo werben, wir ftnb
beft gewift, bie getreu oon Stuttgart iftre fRefo*
lutionen neds in’S ©leer werfen, bevtor ber £>afen
glüdlid) erreicht ift unb am©nbe gar noch bem ©teuer*
mann ein lleineS Srtnlgelb geben, ©iögen fte fleh
nur hüten, baft ber UcberfahrtSpreiS nicht aßju
tfteuer für fte wirb!

Seutfchtanb.

StorlSrulje, 25. ©lai. Sag ©rbngö.*©!. ber
Sireltion ber groftft. ©eriehrSanftalten 9ir.
33 oom 24. b. enthält: I. Slflgemeine ©erfügun*
gen: 1) Sie ^Regelung ber ©oftlurfe für ben mit
1. Hunt b. 3- begtnnenbcn Sommevbienft, 2) ben
am 1. 3«ni b. 3- in ©Sirtfamieft tretenben ©er*
fotten* unb ©epäcfoerlehr gwifc^en 5fSforjheira*^)aH,
ÄarlSrufte fjaß über ©iühlacfer nnb ©Sürjbnrg*
fRieberftetten über ©'fergentfteim betr. II. Sonftige
©elanntmachungen: 1) 3lbfd)!uft oon ©ertrügen mit
ben ©emeinbett beb 2lmtgbejtrlS Surla^ wegen
2lufnob*ne in bett SloerfenOerbanb, gütig oom 1.
3uni b. 3. an, 2) ben ©eginu beö SotftmerblenfteS
auf ben groftft. ©ifenbaftnen mit 1. 3uni b. 3-
betr. Unb 5ir. 34 oom 26. b.: I. ©ine aßgtmeine
©erfüguttg, ben ©üteroerleftv ber Station SBflin*
gen betr. II. Sonftige ©elanntmachungen: 1)
©riefe nad) San Satoabor über Dftcnbe ©nglanb
unb Manama ^aftlen 1 Sott) 1 fl. 8 fr. 2) 3“i
pfäljif^ fädjftf^cn ©üteroerleftr wirb Oom 1. ©lat
b. 3* «b ro|cr ©Seinftein in Jtlajfe II., bejw. A.
aufgenommen unb |)oh!glaS, unoerpaefi, in ©Sagen*
labungen nach klaffe A. taviftrt, wenn für jeben
©Sa'gen tnitibefteng 100 ßentner bejahlt werben j
bagegen nach klaffe B., wenn bie Sraglrafi ber
©Sagen juv ©eredwuttg gejogen wirb. 3) Sie
Saviftrung beS SlttilinölS, fo wie ©ebingungen für
©eforberung oott ©iftftoffen, welche mit 1. 3«ni
b. 3- in ©Sirtfamleit treten, im weßbeutfeben ©i*
fenbahnoerbanbe unb 4) ben unmittelbaren ©üter*
uttb ©erfonenoerfeftv mit ©abenweüer oom 1. 3uni
b. 3-'«b betr.

granffurt a. 2R- 26. ©laf. Seit oorgeftem
tagt in unterer Stabt eine biplomattfcbe Äon*
ferenj, welche oon ©teuften, ©apertt, ©Sürttem*
berg, ©oben unb Reffen befchicft worbett ift. ©S
ftanbelt ftd) um bie gegenfeitigett 3lnfprftd)e, wclrhr

( um bie älbftängigteit wüßte, worin ftdft ©Manie nun

i befanb, lieft fie biefe nun immer häufiger unb fter*
ber iftren Unmutft unb iftre ©ferfueftt "auf bie un*
bebeutenbften ©eoorjugungen fühlen, bte ber ein*
neftmenberen ©efeßfehafterin ju XheÜ würben. Sies
oerhitterte ber armen «Dlelaitie oid oon ben
©enüffen, welche ihr ber Aufenthalt in ©eapel unb
Amalfi gewährte, unb maeftte fte fdftüdhtern unb be*
fangen tm ©erfeftr mit berjenigen ©efeßfeftaft, welcfte
Abele auffueftte.

Aber jebeS ©erftalinift, bureft weldfteS man ftch
etwas an feiner ©ienfeftenwürbe oergeben muft, wirb
auf bie Sauer unerträglich, grau o. Seefelb oer*
braute ben ©Sinter wieber in «Rom unb lernte ba*
felbft in einer befreunbeten gamilie einen jungen
©eleftrten, einen Sottor ©oeftuffen, lennen, weih«
fteft mit arcftäologifhen unb lunfiftiftorifhen Stubien
befaftte, einen ebenfo ftübfdjen unb eftrenftaften, als
waftrftaft gebilbeten unb anfprucftäiofen ©Jann, wel*
her iftr ein fthtticfteä 3nteteffe etnflöftte, benn ber
Irantftafte Scftmerj über bie ©ergangenfteit ftatte fteft
bei iftr aßmäftlig abgeftumpft. Unter feiner beleft*
renben güftrüng befueftten Abele unb ©ieianie otele
ber Äircften unb Äunfifhäfte AornS, namentlich bie
Ueberrefte beS llaffifften AltertftumS. Aber halb
brängte fth ber argwöftnifift lauernben Abele bie
©ewiftfteit auf, baft Sottor «Rocftuffen fteft mit gt6*
fterer ©eeiferung ju ©Manie’n wanbie, ber empfang*
 
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