©hnftfieder D. äRpliuS berufene SPerfammlung
gum 3wede ber ©Übung eines grdforpS war feßr
gaßlreid) befudjt. £r. SRpltnS fonnte berfelben bie
SRitt^eilung mähen, baß baS KriegSniinffitriutn
baS ©orßaben bereitwidigfi unterflögen werbe unb
eine große 3<>b( ©cweßre gut Verfügung fiede.
3ßre Nerwenbung werbe meift eine befenftoe fein,
g. 8. bie SBertßeibigutig ber ©djwargmalbpäffe.
2luS gang SDeutfcplanb feien fßm 3udfitt>nungen
unb Slnmelbuttgen gugefommen. ©S warb gu fo*
fertiger (Einleitung ber nötßigen ©dritte ein pro*
oiforifcßeb Semite bejledt unb in baffelbe berufen:
bie |)f). 0. 3NpliuS, Ußrenmadjer ÜRartiit, Kauf*
mann 2Roßl, Sßrofeffor (Sanfter, Shmileßrer 80*
ftnger, Otcgifirator 3Bfrt^ unb bfe ehemaligen 3u*
genbweßrofftgiere ©hrdber, SBeigele unb £>erg.
Sofort gethneten ftd) eine bebeutenbe 3«t)l Junger
Seute ein.
HRünd)ctt, 24. 3uti. Saut eingetroffenem $£e-
legrantm wirb ber Kronprinz oon fßreujjen erfl
ÜRorgen ÜRahmittag hier eintreffen unb bie ihm
angebotene fffioßnung in ber fReftbeng begießen. (Er
ifi heut« ©eoatterSmann unfereS ‘Königs, inbem
biefer bie erbetene Natßenjlede bei beS Kronprinzen
fungfler £od)ter angenommen ßat. — SBie oiel an
bem ®erüd>te wahr ifl, baß ber üott CRom gurü<f-
gelehrte ©rgbifhof o. ©epeer ftch als gelbbtfhof
gut SPerfügung gejletlt habe, muß augenblidlicß
noch babingejMt bleiben, eine grünbliche 9Serleug-
nung ber ultramontanen Dppofitton gegen bett Krieg
wäre baS {ebenfalls. SBcnigfienS oerbient erwähnt
gu werben, baß ber ©rgbifhof in ber faft unmitteb
bar nad) feiner Slnfunft jlattge^abten NeicpSratpS*
fißung erf hielt unb mit ber gangen Kammer für
ben Krieg jiimmte. (Er hat an ben (EleruS feiner
SMögefe eine Ermahnung oerofentlieht, bie ®läu-
bigen gum eifrigen ©ebet für König unb ©ater*
lanb, für „unfere tapferen Gruppen unb ihre ge*
ängfiigten Familien, enblid) für balbige SBieber*
herjiefiung beS grtebenS aufguforbern. (Ebenfo
ermahnt er färnmütepe. Ißriefter mit allem {Racpbrud
„fowobl in ben ißrebigten, öffentlichen IBorträgen,
als aud) bei anberu Slnläffcn {eber politifchcn Nar*
teijieHutig unb barauf bezüglichen Ncußerutig, Sin* I
beutung ober Stnfpielung ftcb aufs gewiffenhaftcjle
gu entfehiagen." — ®ie ©tubenten ber ^teftgett
Unioerfttät unb beS fPolßtccpnifumS erliefen einen
SCufruf „an bie gebilbete Sugettb SÜHimhenS" zur
35ilbnug eines einheitlichen ganzen Körpers unb gur I
Sheilnapme an ber Nertpeiblgung beS SSaterlanbeS. j
35ie nationale ©timmung ift feit acht Sagen auf j
eine eeßauntieße, ebenfo erfreuliche, als faft ttner*
flärlihe 2lrt im Söacßfen. @S ift, als ob bie Ne*
geijierung in ber Suft läge unb Ntcmanb ftd) ba*
gegen abfcplüßen fonnte. — SDie neue Slnnceorga*
nifation bewährt ftch bei unS Wttfltcß auSgegeiipnet;
SldeS greift rafcß unb fteper, ruhig unb geväufcploS
itteinanber, wie bie fRäber einer trefflich conßruir*
ten, gut geölten äRafcßine. fßott SBiberftanb ift
nirgeubS eine ©pur ; bie einberttfene Sanbweßr aus
beti gefürchteten SBejirfen Sölj unb Sraunftetn, wo j
oor jwei Saßren bie befatinten ©fanbale gegen baS {
neue Sffießrgefeß in ©eene gefegt würben, ift am
I troffen.
SRuttipen, 24. 3uli. SPorgeftern fam fßritis
| Otto, ber einzige SBruber unfereS Königs, aus
S Statien an, wo er fleh gur Teilung eines hartitä-
! digen 9theumatiSmuS mehrere dJtonate aufgehalten
hatte. (Sr wollte ftd) ooit feinem l. IBruber bie
‘ Srlaubnih auSbitten, an bem Kriege thet nehmen
gu bürfen. ®a bie ©efunbljeitSoerbältniffe beS
springen aber feineSmegS fc^on fo geträftigt finb,
ba^ er ftrapagiöfe Slnftrengung gu ertragen oer-
mag, beburfte eS lauger unb bringenber tBorftel-
luitgen, bis ber König btefe ©rlaubnifj gab. (ES
giehen alfo folgenbe baperif^e springen ins gelb:
tpdng Dtto, ber SSruber beS Königs; tpring 8uii-
polb, ber Dnfet beS Königs; bie springen 8ubwtg,
Beopolb unb Strnulf, bie ©ohne beS Vorigen (®et-
tern beS Königs) unb ber fbergog @manuel, ber
SBruber ber Kaifertn oon Dejierreid), auS ber her-
goglih baperifchen gamilie.
SJüu^en, 25. 3ali- 2)ie baperifche Staats*
regierung hat auf 9teclamaticn oon ©eiten ber
Schweig unb Defierreid) ihr SluSfuhroerbot auf
3Stet> unb gelbfrüchte gegen bieje Sänbcv wiebe
gurüefgenommen unb eS nur gegen grantreih auf*
rechterhalten.
©crmerSljeim, 24.^)eute |at bie h'ffige
©arnifon Sd)iehübungen mit groben ©efhüpen
oorgenommen. 2Bit geben bieß betannt um fal-
fhett ©erachten im ffiorauS gu begegnen.
St. ^ohawtt^aatBtittfen, 23.3ulf. 3h gebe
3h»cn heute einige nähere ^Details über baS biefett
ÜRorgen ftattgehabte Treffen. 2)ie grangofen hat'
ten auf ber Unten ©aarfeite in ©ernSweiler im
©arten ber ©ebrüber ©hmitt’fhen iporcellan*ga-
brit ipojio gefafjt, unb befhoffen oon ba eine iPa»
trouiUe beS 40. Regiments, weihe, oom gäht'häuS*
hen g.becft, neun IDtann ber grangofen theilS tö-
beten, tl)eilS fhtuer oerWunbeten, ohne felbfi {eboh
einen Serwunbeten gu gäl)len. ttufere Seute fd)ie-
fen fther wie nad) ber ©heibe, bie grangofen
oertnallen {eboh mit oiel 8ärm oiel (puloer. 3hre
Kugeln fcplugen in baS Surbaher SiBalgwert, tö-
beten, wie fepott mitgetheilt, einen SRann, ©olpor*
teuv auS SJtalftatt, unb oerwunbeten, inbem fte in
ben oorbeifahvenben 3«g öon@aarIouiö cinfhlugett
ein ÜDtäbhen unb einen Slrbeiter. ©egen SJlittag
war bie Slffaire gu (Snbe unb heutc Nachmittag
fap ih unfere braoen Solbaten wieber gunteffepren.
— 24. 3uli. feilte SDJorgen iß eS oorläußg
rupig; bie grangofen paben fth tvieber gurüefgego*
gen unb Stellung auf bem S9crge pinter ber Krug*
püite genommen. ®aS gefirige QJorgepen nah ©ernS*
Weiler begwedte nur, SebenSmittcl unb S3ter gu
taufen, fowic Söaffer gu polen, ©petfeit unb ©e*
tränte würben oon ben grangofen, weihe ftd) b!t-
ter über ten STOangel an allen PebenSmitteln he*
tlagten, gut unb haar begaplt. @S wirb oon ben
Seuten in ©ernSweiler beßättgt, bap bet biefer @e= j
legenpett 8 SRanu grangofen fielen. — 2)ie Süße |
nah Syrier gepen optte Unterbrechung, bagegen wer* ;
ben oon morgen ab fettte ^Perfoneit auf ben nah
bem fftpetn füprenben Sapnen mepr beförbert wer*
unb generös banbeite, ipr eigenes Kinb hilf = unb
fdjutjioS in ber SBelt taffen würbe, ©ie hat, ich
weiß es, bem guan ©omeg burcl) SLeftament alles
oermaeht; alte Sefipthümer faßen mir gu unb ©al*
nabora hat — nid)tS — nichts!"
Qd) atpmete tief auf; ein ©efülfl oon unnenn*
barer SBonne burchriefelte mid) bei bem ©ebanten,
baß fie arm fei, unb baß, wenn baS materielle ©liicf
beS SebenS einft über unfere Siebe fieß ergießen
fällte, fie bieß mir gu banten haben würbe.
,. Doch," fußt ®on Saluftiaito fort, „icß ßabe
«S woßl nießt nöißig, Qßnen gu fagen, baß SRicßtS
in bem SSerßältniffe meiner ©oufine geänbert werben
wirb."
„(Es fragt fiep nur, $on ©atuftiano, ob ®onna
©aloabora oon gßnen Stlmofen empfangen wirb ober
Jann V
(Er feßwteg einen 2lugenb!id, bann näßerte er
fth mir unb fagte mit feßarf accentuirter ©timme:
„©lauben @ie benn nidßt, baß icß baran gebäht
ßabe? — 215er ©ie finb Nrgt, ©ennor! §ören
©ie wie eS auf meiner SSruft röcßelt unb wie rauß
ber f£on au§ meiner Keßle tommt. ©eßen ©ie bie*
feS eingefallene ©efießt an, ©ennor, unb wagen ©ie
es bann, mir gu ratßen, ben eingig möglihen 3CuS*
»eg ben e§ geben tonnte, ©atuaborenS ©tolg uidpt
:|U beleibigen, eingufhlagen."
„Söelhen NuStoeg?" unb . .
„SSerfteßen ©ie benn gar njeßt, ©ennor? —
2Senn ©ie mein 2Beib würbe, bliebe fie ÜRarquife
bei ©fpejo unb §errin oon att’ bem Steinen."
©pracßloS wih ih bis an bie §auSmauer gu*
rüd — baran ßatte icp waßrßaftig noeß niht ge*
bäht! — ®on ©aluftiano beutete mein ©rftaunen
anberS.
„@te ßaben 9ted;t," fagte er mit einem blaffen
£äcßetn, „um biefen NfeiS ift baS Starquefat gu
tßeuer! fftein ! Sei meiner @ßre, Sabaüero , ih
werbe nie bie prangenbe Slume an ben oerweltten
unb oerborrten ©tamm feffeln; obgleih — ih will
eS eingefteßen — biefer ftraum meßr als einmal
mir wie eine fata morgana oorgefeßwebt ßat. 3h
weiß, baß ih oerloren bin; — möge ©aloabora
fieß ba§ ©lüd ißreS fjergenS fuhen, wo fie wiU,
unb ber eingige greunbfcßaftsbienft, ben ih ooa ißr
erbitte, wirb ber fein, bie turge fjeit, bie mir noh
gugemeffen, • ißr ©efäßrte, ißr gußrer auf bem 2Sege
gu ißretn ©lüde gu fein. Unb baS, ©abaHero, ift
aueß ber ©runb, weßßalb ih ba§ äRarquefat oon
guan ©omeg gurüdoerlange, — auS meinen §än*
ben wirb eö ©aloabora, ba oom naeßften gaßre an
alle Seßnoerßältniffe aufßören, intact erßalten — aus
ben ©einigen nimmermeßr!"
„3h entfinne mid), bafi in biefem 2lugenbtide,
wo biefer eble 3Renfcß jene SÖSorte fagte, weihe mir
bie ßerrlicßen ©eiten feines ßßaratterS enthüllten
©aarlouiS auSgewiefene gamilie be g.. einer
ber ©roßinbufiriellen ber ßießgett ©egenb, weih*
enge Hirt mit bem ©eneral groffarb, bem (Somman*
banten oon 2Rcß ift, ßat binnen bref ©tunben baS
ßanb oerlaffen müffen; unter ben 2luSgewiefenen
befanb ßh eine SRatrone oon 89 gaßren unb eine
Junge SBöhnerin. (g. g.)
©aarlouiS, 21. guli. fDer IBelagetungSgußanb
ifl oon ßeute an erflärt. 3?er SRapon ifi inner*
ßalb 24 ©tunben bis auf 300 ©hrttte oom @la-
ciöfuße oon |>edeu, 3<iunen unb Säumen ©eitenS
ber SBeßßer frei gu mähen. (Ebenfo wirb bic $8e*
feitigung ber ©ebäulihteiten unb©d)uppen Oorge*
fhrieben, ba biefelben fonfl nötßigen galleS burh
33ranb gerfiört werben müßten.
38erlin, 25. giiti, fRahm. ®cr König erläßt
folgenbe öffentlihe 2lnfprahe: NuS allen Stämmen
beS beutfhen SSatevlanbeS, auS allen Kretfen beS
bcutfdjen SSolfcS, felbfi oon JenfettS beS SReereS,
ftnb mir auS 2lnlaß beS beoorjießenben Kampfes
für bie (Sßre unb Unahßängigfeit SDeutfhlanbS oon
©etneinben, ©orporationen, Vereinen unb ipribat*
perfonen fo gaßlreihe Kunbgebungen ber ^ingeb*
ung unb Dpferfreubigteit für baS gemeinfante SBa*
terlanb gugegangen, baß eS mir ein unabwctSlihtS
Sebürfniß ifi, biefen ©intlang beutfhen ©eifteS
öffentlih gu begeugen unb bem 2luSbrude meines
föniglihen fDanleS bie 23erftherung ßingugufügen,
baß ih bem beutfhen SSolfe Sreue um Sreue ent*
gegenbringe unb unwanbelbar ߫Hen werbe. fDie
Siebe gu bem gemeinfameit 23aterlanbe, bie einmft*
tßige ©rßebung ber beutfhen Stämme unb ißrer
gürjien, ßat ade llnterfcßicbe unb ©egenfäße tn
fth gefhMfen, unb oerjößnt unb einig, wie faum
jemals guoor, barf 35eutfcßlanb in feiner ©inmü*
tßigfeit wie in feinem !Recßt bie SBürgfcßaft ßnben
baß ber Krieg ißm einen bauernben grteben brin*
gen unb auS ber blutigen Saat eine oon ©oft ge*
fegnete (Ernte beutfeper geeißeit unb ©inigfeit fptie*
ßen wirb. ^Berlin, ben 25. guli 1870. SBilßelm.
— 25. Suli, Nahm. Sie „5Rorbb. 2ldg. 3tg."
fagt betreffs ber 2)cpefhe beS Ijerjog 0. ©ramont
oom 21. b., baß bie Sßiberftnnigfdt ber ®arftel*
lutig ber 3)epcfcßc fhon barauS ßeroovgeße, baß
baS Slnerbieten beS fpanifeßen ®ßroneS an ben
Nrinjen oon $oßcngoflern bnvh baS ©hveiben
oom 17. gebruar 1870 erfolgt fei, alfo bte ®e-
fprähe oom SRärg 1869, wo gaßlreihe 93orjchlcige,
u. 21. aud) btc Shronfanbibatur beö dtvinjen grteb*
rih Karl, auftaudjten, gu bem Slncrbieten ber
Krone an ben ^Prfniert Seotoolb in feiner ©etteßuna
fießen fonnte.
®ie „Köln, ßtq." bringt folgenbe äRittßeilung
oon einem Slugengeugen: „8ei ber ©tatton Soui*
fcntßal würbe geftern auf ben grüßgug ©aarlouiS*
©aarbrüdett oon Jenfeit ber ©aar oon frangoftfe^er
©eite mit ©ßaffcpotS gefdioffen, unb zwar in ber
ungefähren (Entfernung oon 800 ©hritt. ©ine
Kugel baoon fhlug in einen SBaggon unb burh*
bohrte beibe Sffianbe, opne Jeboh einen ber 3n-
faffen gu oerleßen. SRit biefem 3«ge würbe ein
©efangener beS 23. franjofif^ett 3nfanterie=91egi-
mentS eScorttrt, Weiher, als bie ©hüffe fielen,
— ber ©ebanfe mir burh *>en ©eift fußr, baß eS
redpt — gut, ja ratßfam wäre, wenn id; ißm 2ldeS
oertraute — 2ldeS, — bie Sntfüßrung auf fidß
berußen ließe, unb offen — am ßeHen S!age ;—
bem s3RarquiS unb ad’ feinen 3ntl'>9uen entgegen*
träte!
D, warum gab id) biefem fo einfachen unb fo
richtigen ©ebanfen feine golge! — 2Betcß unfäg*
lid)eS Selb ßätte ih mir erfparen tonnen! — Nber
wie oft ift ber 2Renfcß niht wie mit Nlinbßeit ge*
fcplagen, wie oft fuhen wir niht am (Enbe ber
(Erbe, was wir beim 2lu3[treden beS 2lrmeS erfaf*
fen Jönnen! — SOSar eS oiedeießt ba§ Stbenteuerlicße
einer (Entführung, baS mid) bienbete? 2Bir ßaben
2lde in unS eine romantifdje «Saite, bie totr felbft
nießt fennen, bie aber nur oom ©hidfal angefcßla*
gen gu werben hraueßt, um Klänge in uns felbft
gu erwedeit, bie wir fo oft *n Nnberen belähelt,
in uns felbft aber nie oermutßet hätten. 3h batte
mteß bisßer für einen nühternen, praftifhefl 9Ren*
fchen gehalten; unb jeßt faß ih es genau, baß,
wie fo gar otelen 2tnbern, mir bisßer eigentlich nur
bie ©elegenßeit gefehlt ßatte, mih «noerftänbig, be*
raufht gu geigen.
®on ©aluftiano oerließ mih ßleicß barauf, ba
gemanb, bem er waßrfheiuOh etwas gu fagen ßatte
fth «m anbern @nbe ber Straße geigte.
(gortfeßimg folgt.)
gum 3wede ber ©Übung eines grdforpS war feßr
gaßlreid) befudjt. £r. SRpltnS fonnte berfelben bie
SRitt^eilung mähen, baß baS KriegSniinffitriutn
baS ©orßaben bereitwidigfi unterflögen werbe unb
eine große 3<>b( ©cweßre gut Verfügung fiede.
3ßre Nerwenbung werbe meift eine befenftoe fein,
g. 8. bie SBertßeibigutig ber ©djwargmalbpäffe.
2luS gang SDeutfcplanb feien fßm 3udfitt>nungen
unb Slnmelbuttgen gugefommen. ©S warb gu fo*
fertiger (Einleitung ber nötßigen ©dritte ein pro*
oiforifcßeb Semite bejledt unb in baffelbe berufen:
bie |)f). 0. 3NpliuS, Ußrenmadjer ÜRartiit, Kauf*
mann 2Roßl, Sßrofeffor (Sanfter, Shmileßrer 80*
ftnger, Otcgifirator 3Bfrt^ unb bfe ehemaligen 3u*
genbweßrofftgiere ©hrdber, SBeigele unb £>erg.
Sofort gethneten ftd) eine bebeutenbe 3«t)l Junger
Seute ein.
HRünd)ctt, 24. 3uti. Saut eingetroffenem $£e-
legrantm wirb ber Kronprinz oon fßreujjen erfl
ÜRorgen ÜRahmittag hier eintreffen unb bie ihm
angebotene fffioßnung in ber fReftbeng begießen. (Er
ifi heut« ©eoatterSmann unfereS ‘Königs, inbem
biefer bie erbetene Natßenjlede bei beS Kronprinzen
fungfler £od)ter angenommen ßat. — SBie oiel an
bem ®erüd>te wahr ifl, baß ber üott CRom gurü<f-
gelehrte ©rgbifhof o. ©epeer ftch als gelbbtfhof
gut SPerfügung gejletlt habe, muß augenblidlicß
noch babingejMt bleiben, eine grünbliche 9Serleug-
nung ber ultramontanen Dppofitton gegen bett Krieg
wäre baS {ebenfalls. SBcnigfienS oerbient erwähnt
gu werben, baß ber ©rgbifhof in ber faft unmitteb
bar nad) feiner Slnfunft jlattge^abten NeicpSratpS*
fißung erf hielt unb mit ber gangen Kammer für
ben Krieg jiimmte. (Er hat an ben (EleruS feiner
SMögefe eine Ermahnung oerofentlieht, bie ®läu-
bigen gum eifrigen ©ebet für König unb ©ater*
lanb, für „unfere tapferen Gruppen unb ihre ge*
ängfiigten Familien, enblid) für balbige SBieber*
herjiefiung beS grtebenS aufguforbern. (Ebenfo
ermahnt er färnmütepe. Ißriefter mit allem {Racpbrud
„fowobl in ben ißrebigten, öffentlichen IBorträgen,
als aud) bei anberu Slnläffcn {eber politifchcn Nar*
teijieHutig unb barauf bezüglichen Ncußerutig, Sin* I
beutung ober Stnfpielung ftcb aufs gewiffenhaftcjle
gu entfehiagen." — ®ie ©tubenten ber ^teftgett
Unioerfttät unb beS fPolßtccpnifumS erliefen einen
SCufruf „an bie gebilbete Sugettb SÜHimhenS" zur
35ilbnug eines einheitlichen ganzen Körpers unb gur I
Sheilnapme an ber Nertpeiblgung beS SSaterlanbeS. j
35ie nationale ©timmung ift feit acht Sagen auf j
eine eeßauntieße, ebenfo erfreuliche, als faft ttner*
flärlihe 2lrt im Söacßfen. @S ift, als ob bie Ne*
geijierung in ber Suft läge unb Ntcmanb ftd) ba*
gegen abfcplüßen fonnte. — SDie neue Slnnceorga*
nifation bewährt ftch bei unS Wttfltcß auSgegeiipnet;
SldeS greift rafcß unb fteper, ruhig unb geväufcploS
itteinanber, wie bie fRäber einer trefflich conßruir*
ten, gut geölten äRafcßine. fßott SBiberftanb ift
nirgeubS eine ©pur ; bie einberttfene Sanbweßr aus
beti gefürchteten SBejirfen Sölj unb Sraunftetn, wo j
oor jwei Saßren bie befatinten ©fanbale gegen baS {
neue Sffießrgefeß in ©eene gefegt würben, ift am
I troffen.
SRuttipen, 24. 3uli. SPorgeftern fam fßritis
| Otto, ber einzige SBruber unfereS Königs, aus
S Statien an, wo er fleh gur Teilung eines hartitä-
! digen 9theumatiSmuS mehrere dJtonate aufgehalten
hatte. (Sr wollte ftd) ooit feinem l. IBruber bie
‘ Srlaubnih auSbitten, an bem Kriege thet nehmen
gu bürfen. ®a bie ©efunbljeitSoerbältniffe beS
springen aber feineSmegS fc^on fo geträftigt finb,
ba^ er ftrapagiöfe Slnftrengung gu ertragen oer-
mag, beburfte eS lauger unb bringenber tBorftel-
luitgen, bis ber König btefe ©rlaubnifj gab. (ES
giehen alfo folgenbe baperif^e springen ins gelb:
tpdng Dtto, ber SSruber beS Königs; tpring 8uii-
polb, ber Dnfet beS Königs; bie springen 8ubwtg,
Beopolb unb Strnulf, bie ©ohne beS Vorigen (®et-
tern beS Königs) unb ber fbergog @manuel, ber
SBruber ber Kaifertn oon Dejierreid), auS ber her-
goglih baperifchen gamilie.
SJüu^en, 25. 3ali- 2)ie baperifche Staats*
regierung hat auf 9teclamaticn oon ©eiten ber
Schweig unb Defierreid) ihr SluSfuhroerbot auf
3Stet> unb gelbfrüchte gegen bieje Sänbcv wiebe
gurüefgenommen unb eS nur gegen grantreih auf*
rechterhalten.
©crmerSljeim, 24.^)eute |at bie h'ffige
©arnifon Sd)iehübungen mit groben ©efhüpen
oorgenommen. 2Bit geben bieß betannt um fal-
fhett ©erachten im ffiorauS gu begegnen.
St. ^ohawtt^aatBtittfen, 23.3ulf. 3h gebe
3h»cn heute einige nähere ^Details über baS biefett
ÜRorgen ftattgehabte Treffen. 2)ie grangofen hat'
ten auf ber Unten ©aarfeite in ©ernSweiler im
©arten ber ©ebrüber ©hmitt’fhen iporcellan*ga-
brit ipojio gefafjt, unb befhoffen oon ba eine iPa»
trouiUe beS 40. Regiments, weihe, oom gäht'häuS*
hen g.becft, neun IDtann ber grangofen theilS tö-
beten, tl)eilS fhtuer oerWunbeten, ohne felbfi {eboh
einen Serwunbeten gu gäl)len. ttufere Seute fd)ie-
fen fther wie nad) ber ©heibe, bie grangofen
oertnallen {eboh mit oiel 8ärm oiel (puloer. 3hre
Kugeln fcplugen in baS Surbaher SiBalgwert, tö-
beten, wie fepott mitgetheilt, einen SRann, ©olpor*
teuv auS SJtalftatt, unb oerwunbeten, inbem fte in
ben oorbeifahvenben 3«g öon@aarIouiö cinfhlugett
ein ÜDtäbhen unb einen Slrbeiter. ©egen SJlittag
war bie Slffaire gu (Snbe unb heutc Nachmittag
fap ih unfere braoen Solbaten wieber gunteffepren.
— 24. 3uli. feilte SDJorgen iß eS oorläußg
rupig; bie grangofen paben fth tvieber gurüefgego*
gen unb Stellung auf bem S9crge pinter ber Krug*
püite genommen. ®aS gefirige QJorgepen nah ©ernS*
Weiler begwedte nur, SebenSmittcl unb S3ter gu
taufen, fowic Söaffer gu polen, ©petfeit unb ©e*
tränte würben oon ben grangofen, weihe ftd) b!t-
ter über ten STOangel an allen PebenSmitteln he*
tlagten, gut unb haar begaplt. @S wirb oon ben
Seuten in ©ernSweiler beßättgt, bap bet biefer @e= j
legenpett 8 SRanu grangofen fielen. — 2)ie Süße |
nah Syrier gepen optte Unterbrechung, bagegen wer* ;
ben oon morgen ab fettte ^Perfoneit auf ben nah
bem fftpetn füprenben Sapnen mepr beförbert wer*
unb generös banbeite, ipr eigenes Kinb hilf = unb
fdjutjioS in ber SBelt taffen würbe, ©ie hat, ich
weiß es, bem guan ©omeg burcl) SLeftament alles
oermaeht; alte Sefipthümer faßen mir gu unb ©al*
nabora hat — nid)tS — nichts!"
Qd) atpmete tief auf; ein ©efülfl oon unnenn*
barer SBonne burchriefelte mid) bei bem ©ebanten,
baß fie arm fei, unb baß, wenn baS materielle ©liicf
beS SebenS einft über unfere Siebe fieß ergießen
fällte, fie bieß mir gu banten haben würbe.
,. Doch," fußt ®on Saluftiaito fort, „icß ßabe
«S woßl nießt nöißig, Qßnen gu fagen, baß SRicßtS
in bem SSerßältniffe meiner ©oufine geänbert werben
wirb."
„(Es fragt fiep nur, $on ©atuftiano, ob ®onna
©aloabora oon gßnen Stlmofen empfangen wirb ober
Jann V
(Er feßwteg einen 2lugenb!id, bann näßerte er
fth mir unb fagte mit feßarf accentuirter ©timme:
„©lauben @ie benn nidßt, baß icß baran gebäht
ßabe? — 215er ©ie finb Nrgt, ©ennor! §ören
©ie wie eS auf meiner SSruft röcßelt unb wie rauß
ber f£on au§ meiner Keßle tommt. ©eßen ©ie bie*
feS eingefallene ©efießt an, ©ennor, unb wagen ©ie
es bann, mir gu ratßen, ben eingig möglihen 3CuS*
»eg ben e§ geben tonnte, ©atuaborenS ©tolg uidpt
:|U beleibigen, eingufhlagen."
„Söelhen NuStoeg?" unb . .
„SSerfteßen ©ie benn gar njeßt, ©ennor? —
2Senn ©ie mein 2Beib würbe, bliebe fie ÜRarquife
bei ©fpejo unb §errin oon att’ bem Steinen."
©pracßloS wih ih bis an bie §auSmauer gu*
rüd — baran ßatte icp waßrßaftig noeß niht ge*
bäht! — ®on ©aluftiano beutete mein ©rftaunen
anberS.
„@te ßaben 9ted;t," fagte er mit einem blaffen
£äcßetn, „um biefen NfeiS ift baS Starquefat gu
tßeuer! fftein ! Sei meiner @ßre, Sabaüero , ih
werbe nie bie prangenbe Slume an ben oerweltten
unb oerborrten ©tamm feffeln; obgleih — ih will
eS eingefteßen — biefer ftraum meßr als einmal
mir wie eine fata morgana oorgefeßwebt ßat. 3h
weiß, baß ih oerloren bin; — möge ©aloabora
fieß ba§ ©lüd ißreS fjergenS fuhen, wo fie wiU,
unb ber eingige greunbfcßaftsbienft, ben ih ooa ißr
erbitte, wirb ber fein, bie turge fjeit, bie mir noh
gugemeffen, • ißr ©efäßrte, ißr gußrer auf bem 2Sege
gu ißretn ©lüde gu fein. Unb baS, ©abaHero, ift
aueß ber ©runb, weßßalb ih ba§ äRarquefat oon
guan ©omeg gurüdoerlange, — auS meinen §än*
ben wirb eö ©aloabora, ba oom naeßften gaßre an
alle Seßnoerßältniffe aufßören, intact erßalten — aus
ben ©einigen nimmermeßr!"
„3h entfinne mid), bafi in biefem 2lugenbtide,
wo biefer eble 3Renfcß jene SÖSorte fagte, weihe mir
bie ßerrlicßen ©eiten feines ßßaratterS enthüllten
©aarlouiS auSgewiefene gamilie be g.. einer
ber ©roßinbufiriellen ber ßießgett ©egenb, weih*
enge Hirt mit bem ©eneral groffarb, bem (Somman*
banten oon 2Rcß ift, ßat binnen bref ©tunben baS
ßanb oerlaffen müffen; unter ben 2luSgewiefenen
befanb ßh eine SRatrone oon 89 gaßren unb eine
Junge SBöhnerin. (g. g.)
©aarlouiS, 21. guli. fDer IBelagetungSgußanb
ifl oon ßeute an erflärt. 3?er SRapon ifi inner*
ßalb 24 ©tunben bis auf 300 ©hrttte oom @la-
ciöfuße oon |>edeu, 3<iunen unb Säumen ©eitenS
ber SBeßßer frei gu mähen. (Ebenfo wirb bic $8e*
feitigung ber ©ebäulihteiten unb©d)uppen Oorge*
fhrieben, ba biefelben fonfl nötßigen galleS burh
33ranb gerfiört werben müßten.
38erlin, 25. giiti, fRahm. ®cr König erläßt
folgenbe öffentlihe 2lnfprahe: NuS allen Stämmen
beS beutfhen SSatevlanbeS, auS allen Kretfen beS
bcutfdjen SSolfcS, felbfi oon JenfettS beS SReereS,
ftnb mir auS 2lnlaß beS beoorjießenben Kampfes
für bie (Sßre unb Unahßängigfeit SDeutfhlanbS oon
©etneinben, ©orporationen, Vereinen unb ipribat*
perfonen fo gaßlreihe Kunbgebungen ber ^ingeb*
ung unb Dpferfreubigteit für baS gemeinfante SBa*
terlanb gugegangen, baß eS mir ein unabwctSlihtS
Sebürfniß ifi, biefen ©intlang beutfhen ©eifteS
öffentlih gu begeugen unb bem 2luSbrude meines
föniglihen fDanleS bie 23erftherung ßingugufügen,
baß ih bem beutfhen SSolfe Sreue um Sreue ent*
gegenbringe unb unwanbelbar ߫Hen werbe. fDie
Siebe gu bem gemeinfameit 23aterlanbe, bie einmft*
tßige ©rßebung ber beutfhen Stämme unb ißrer
gürjien, ßat ade llnterfcßicbe unb ©egenfäße tn
fth gefhMfen, unb oerjößnt unb einig, wie faum
jemals guoor, barf 35eutfcßlanb in feiner ©inmü*
tßigfeit wie in feinem !Recßt bie SBürgfcßaft ßnben
baß ber Krieg ißm einen bauernben grteben brin*
gen unb auS ber blutigen Saat eine oon ©oft ge*
fegnete (Ernte beutfeper geeißeit unb ©inigfeit fptie*
ßen wirb. ^Berlin, ben 25. guli 1870. SBilßelm.
— 25. Suli, Nahm. Sie „5Rorbb. 2ldg. 3tg."
fagt betreffs ber 2)cpefhe beS Ijerjog 0. ©ramont
oom 21. b., baß bie Sßiberftnnigfdt ber ®arftel*
lutig ber 3)epcfcßc fhon barauS ßeroovgeße, baß
baS Slnerbieten beS fpanifeßen ®ßroneS an ben
Nrinjen oon $oßcngoflern bnvh baS ©hveiben
oom 17. gebruar 1870 erfolgt fei, alfo bte ®e-
fprähe oom SRärg 1869, wo gaßlreihe 93orjchlcige,
u. 21. aud) btc Shronfanbibatur beö dtvinjen grteb*
rih Karl, auftaudjten, gu bem Slncrbieten ber
Krone an ben ^Prfniert Seotoolb in feiner ©etteßuna
fießen fonnte.
®ie „Köln, ßtq." bringt folgenbe äRittßeilung
oon einem Slugengeugen: „8ei ber ©tatton Soui*
fcntßal würbe geftern auf ben grüßgug ©aarlouiS*
©aarbrüdett oon Jenfeit ber ©aar oon frangoftfe^er
©eite mit ©ßaffcpotS gefdioffen, unb zwar in ber
ungefähren (Entfernung oon 800 ©hritt. ©ine
Kugel baoon fhlug in einen SBaggon unb burh*
bohrte beibe Sffianbe, opne Jeboh einen ber 3n-
faffen gu oerleßen. SRit biefem 3«ge würbe ein
©efangener beS 23. franjofif^ett 3nfanterie=91egi-
mentS eScorttrt, Weiher, als bie ©hüffe fielen,
— ber ©ebanfe mir burh *>en ©eift fußr, baß eS
redpt — gut, ja ratßfam wäre, wenn id; ißm 2ldeS
oertraute — 2ldeS, — bie Sntfüßrung auf fidß
berußen ließe, unb offen — am ßeHen S!age ;—
bem s3RarquiS unb ad’ feinen 3ntl'>9uen entgegen*
träte!
D, warum gab id) biefem fo einfachen unb fo
richtigen ©ebanfen feine golge! — 2Betcß unfäg*
lid)eS Selb ßätte ih mir erfparen tonnen! — Nber
wie oft ift ber 2Renfcß niht wie mit Nlinbßeit ge*
fcplagen, wie oft fuhen wir niht am (Enbe ber
(Erbe, was wir beim 2lu3[treden beS 2lrmeS erfaf*
fen Jönnen! — SOSar eS oiedeießt ba§ Stbenteuerlicße
einer (Entführung, baS mid) bienbete? 2Bir ßaben
2lde in unS eine romantifdje «Saite, bie totr felbft
nießt fennen, bie aber nur oom ©hidfal angefcßla*
gen gu werben hraueßt, um Klänge in uns felbft
gu erwedeit, bie wir fo oft *n Nnberen belähelt,
in uns felbft aber nie oermutßet hätten. 3h batte
mteß bisßer für einen nühternen, praftifhefl 9Ren*
fchen gehalten; unb jeßt faß ih es genau, baß,
wie fo gar otelen 2tnbern, mir bisßer eigentlich nur
bie ©elegenßeit gefehlt ßatte, mih «noerftänbig, be*
raufht gu geigen.
®on ©aluftiano oerließ mih ßleicß barauf, ba
gemanb, bem er waßrfheiuOh etwas gu fagen ßatte
fth «m anbern @nbe ber Straße geigte.
(gortfeßimg folgt.)