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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 1.1910-1911

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Nr. 22 (Juli 1910)
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Alder, Joseph: Die Eroberung von Norderney
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Warnung an die Provinzpresse
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Berichtigung
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https://doi.org/10.11588/diglit.31770#0180

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legenheit, zärtliche Briefe auf Oratispapier zu sdirei-
ben, und der sparsamen Hausfrau ermöglicht sie
es, auf kostenlosem Briefbogen teuere Wünsche an
ihren fernen Qatten zu richten. Aber sie isrt auch
die Hauptverkaufsstelle der so schnell beliebt ge-
wordenen Ullstein - Bücher, von denen in jedem
Strandkorb mindestens ein Exemplar sich findet
Falk muß seine Nase in jeden Strandkorb gesteckt
haben, daß er das sö gut weiß. Aber kein Korb-
insasse hat ihm ein Exemplar der so schnell be-
liebt gewordenen Ullstein-Bücher an den Kopf
geworfen, aus einem oder dem andern örund.

Die Nordsee ist ein zahmes, geduldiges Wasser.
Sie rächt sich nicht für die Ueberschwemmung ihrer
Küste mit Ullsteinprodukten, sie schickt keineWelle,
daß sie den Humbug hinwegspüle. —

Ein Waldhornist bläst in Falks gestimmter Seele
die Erinnerung an Hedne hinauf. Falk imd der
Waldhornist im zigarrenraucherfüllten Lokal sind
die einzigen, die hier — allerdings im Umwege
über Schuberts Komposition — des Nordseelieder-
dichters gedenken. Der Waldhornist bläst es in die
wundervolle Nacht, daß das Meer weit hinaus er-
glänzt. Er wird dafür bezahlt und gibt sich iu-
frieden. Nicht so Falk. Er kann sich an den denk-
mallosen Dichter nicht erinnern, ohne schmerzlich
zu empfinden, daß in Norderney kein Zeichen, kein
Oedenken an ihn mahnt, daß man daselbst nicht
einmal einen Extradruck des NordSee-Zyklus häben
kann. Ja, es wird ihm zur herzbeklemmenden Ge-
wißheit, daß man da kaum weiß, was daS ist.
Aber er will es nicht ergründen, sonst käme zu der
allgemeinen deutschen Heinefrage und zur
speziellen Hamburger noch 1 eine Norderneyer. Ihr
wäre allerdings leicht abzuhelfen. Es wird doch
in der „Morgenpost-Lesehalle“ einen Winkel für eine

Heinebüste geben. Sie geWört dahin, denn Heine
Hätte, Wäre es ihm vergönnt gewesen, im Ullstein-
Schen Zeitalter zu leben, seinem Nordseezyklus einen
Vers zugefügt, der diesem vielleicht ähnlich ge-
wesen wäre:

Maßlos würde mich bedrücken
Ungestümer Minne Fluch,

Wenn mir Tröstimg und Entzücken
Brächte nicht ein Ullstem-Budh.

J. A.

Warnung an die Provinzpresse

Die Herren Redakteure der Provinz pflegen sich
im allgemeinen nicht um zeitgenössische Literatur
und Kunst zu bekümmern. Sie begnügen sich, me-
dianisch das abzudrucken, was ihnen die soge-
nannten Feuilletonkorrenpondenzen aus Berlin zu-
kommen lassen. Der unwissende Leser sei einmal
über diesen Betrieb aufgeklärt. Da Sitzt irgend so
ein Herr, der im Nebenberuf SdhWänke schreibt
und Zeitschriften für Halbgebildete mit Feuilletons
versorgt, an Seinem Schreibtisch, durchsch'nüffelt
sämtliche wertvollen Blätter nach Dingen, die sein
Oehirn nicht faßt, schneidet sie aus und versieht
sie teils mit albernen, teils mit frechen Anmer-
kungen. Außerdem liefert er noch die rühmlichen
Berliner Briefe, in denen er dem ahnungslosen
Provinzpublikum die unglaublichsten Märchen über
Literatur, Theater, Musik und Mondänität aufzu-
binden versucht. Das ist das Wesen der Feuilleton-
korrespondenzen, die den gesiamten literarischen
und künstlerischen Teil der Provinzpresse be-
herrschen.

Am wenigsten können sich nun diese Herren
in der Welt unserer Mitarbeiter zurechtfinden. Wir
sind nicht gewillt, ihnen an dieser Stelle Aufklärung
über das Wesen der Kunst und insbesondere der
Lyrik zuteil werden zu Iassen. Aber: Wir wollen |
den Herren einmal gründlich 1 das Handwerk legen.
Und zugleich die Redakteure der Provinzpresse :
zwingen, nicht gedankenlos Frechheiten und Torhei-
ter. zu verbreiten. Durch 1 einen Teil der Presse geht
zurzeit wieder einmal ein Gedicht aus unserer Zeit-
sChrift, versehen mit idiotischen Ausrufungszeichen
und dummen Bemerkungen. Wir geben der Pro-
vinzpresse hierdurCh bekannt, daß wir gegen sämt-
liche Redaktionen, die sich diesen Nachdruck lei-
steten, im Auftrage des Verfassers das Strafver-
fahren wegen Beleidigung angestrengt haben, und
warnen hierdurch ausdrücklich den Teil der Blätter,
der sich 1 noch dieses zweifelhafte Vergnügen leisten
will, sich derselben Strafverfolgung auszusetzen.
Oegen Kritik haben wir nichts einzuwenden, gegen
Rüpelei und Pöbelhaftigkeit sind die Gerichte die
geeigneten Instanzen.

Die Redaktion der Wochenschrift D e r S t u r m

Berichtigung

In der Arbeit Von Else Lasker-Schüler: Oskar
Kokoschka heisst der erste Satz des letzten Ab-
schnitts: Oskar Kokoschka ist eine junge Priestergestalt,
himmelnd seine blauerfüllten Augen und zögernd und
hochmütig.

Verantwortlich für die Schriftleitung:
HERWARTH WALDEN / BERLIN-HALENSEE

„Komoll“ gegen Miilz-Brause ((

Berichtigung

Wir haben die Franz Hartaann Sinalco Aktiengesellschaft nicht zu einem Zeitungskrieg herausgefordert, sondern ihr den öffentlichen Vorwurt des nnlauteren
Wetthewerbs gemacht, nachdem sie einer am 3. Juli v. Js. übernommenen vertraglichen Verpflichtung, in Zukunft keine unwahren Angaben über Sinalco zu machen, nicht
loyal nachgekommen ist.

Statt anf unser sachliches Inserat sachlich zu antworten und unseren Vorwurf zn widerlegen — wozu sie absr nicht imstande ist — hat die Franz Hartaann Sinalco
Aktiengesellschaft nach alter Gewohnheit den Angriff zu einer Rekfame auszunutzen versucht, indem sie ein aus dem Jahre 1905 stammendes, veraltetes Gutachten unseres
Mitinhabers Dr. K o m o 11 zitiert.

Dieses Gutachten ist seites des Herrn Dr. K o m o 11 längst widerrufen worden, weil er sich bei seiner Abgabe in einem von Herrn Hartmann hervorgerufenen
Irrtum über die Zusammensetzung des Getränkes befunden hat. Herrn Hartmann ist durch Einschreibebrief vom 15. Januar 1907 die weitere Verwendung zu Reklame-
Zweckeu unter Androhung von Gegenmassregeln untersagt worden.

Gegen die weitere Verwendnng dieses Gutachtens ist bereits einmal Klage erhoben worden. Diese, sowie etwa ein Dutzend anderer Klagen gegen Hartaann und
die Franz Hartaann Sinalco Aktiengesellschaft und deren Angestellte nsw. wurde durch den von gegnerischer Seite angebahnten Vergleich beigelegt.

Es ist diesseits aber sowohl vor wie bei Abschluss des Vergleichs nachdrücklichst seitens unseres Herrn Dr. K o m o 11 betont worden, dass wir auch in Zuknnft jede
unlautere Reklame der Franz Hartmann Sinalco Aktiengesellschaft bekämpfen wiirden.

Von der „hervorragenden Qnalität“ des „Sinalco“ sollte die Firma besser schweigen. Sinalco ist ein Essenzprodukt, wie die meisten alkoholfreien Getränke ; nichts
weiter. Es ist aktenmässig festgestellt, was es mit der „stolzesten Errungenschft der deutschen Getränks-Industrie“ auf sich hat.

Nach unserem früheren Aufklärrungs-Inserat nnd der vorstehenden Berichtigung wird jeder, der die frühere Biiz-Reklame kennt, uuser Vorgehen gegen die Franz
Hartaann Sinalco Aktiengesellschaft gerechtfetigt finden.

Dr. 23. EOMOLL & Co., Fabrik alkobolfreier Frucktsirupe

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