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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 1.1910-1911

DOI Heft:
Nr. 35 (Oktober 1910)
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Hauer, Karl: Von den fröhlichen Menschen
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https://doi.org/10.11588/diglit.31770#0281

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Einzelbezug: 10 Pfennig

DERSTURM

WOCHENSCHRIFT, FÜR KULTUR UND DIE KÜNSTE

JAHRGANG 1910 BERLIN/DONNERSTAG DEN 27. OKTOBER 1910/WIEN NUMMER 35

INHALT: KARL HAUER: Von den fröhlichen Menschen / PETER HILLE: Das Mysterium Jesu / PETER BAUM: Liebespsalme / PAUL SCHEERBART: Der Wet'er-
prophet / ALFRED DÖBLIN: Antikritisches / TRUST: Moloch / J. A: Vom Tage / ELSE LASKER-SCHÜLER: Weltflucht / Musik von HERWARTH WALDEN

Von den fröhlichen Menschen

Von Karl Hauer

Zum Teufel 1 mit allen Forderungen, die von
Menschen an den Menschen gestellt werden! Früher
hieß es: sei tugendhaft, gereeht, mitlteidig, weise;
heute hört man wohi auch: sei stark, rücksichtslos,
sc'hön. Es ist aber noch nicht gelüngen, auch nur
für eine einzige dieser Forderungen eine Begrün-
dung zu finden, die al'len MensChen einleuchten

müßte, und die berühmten Lehrer der Menschheit,
auf die man sidh bei solchen Forderungen beruft,
haben sidi immer nur als sehr anmaßliche, von
Einbildungen geplagte Leute entpuppt, die uns
weder etwas erkllären, nodh uns helfen können,
vvenn wir uns nicht selber helfen.

Das Leben selbst fordert nur eines von uns:
sei fröhlich! Und dies heißt nichts anderes als:
grüblb nidht über das Leben, sondern freue dich
seiner. Alles andere ist Wahn! Oeredhtigkeit ist
vielleicht nur Ueberhebung, Mitleid nur Schwäche,

Weisheit nur EinbiWung, Sdhönheit nur ein äußerer
Firnis, Stärke inur grobes Wüten. An der Fröhlichkeit
oder Traurigkeit aber kann nidhts Fallsdhes, Zweifel-
haftes oder Sdhwankendes sein. Wenn ich fröhlich
oder traurig bin, so bin idh es zweifelsohne. Und
wie es auf Erden nidhts Zwiespältigeres, pic'its
Zerrisseneres gibt, als den traurigen Mensdhen, so
gibt es audh keine höhere Harmonie al!s den fröh-
lidhen Menschen.

Wenn wir den Wert einer Zeit oder Umgebung
danach bemessen, ob sie angetan sind, fröhlliche

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