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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 1.1910-1911

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Nr. 26 (August 1910)
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Onno-Eisenbart, Carl: Eine Predigt
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Walden, Herwarth: Dem deutsche Schriftstellers
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Minimax: Erlebnisse
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Beachtenswerte Bücher und Tonwerke
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https://doi.org/10.11588/diglit.31770#0212

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Wtnn bas von lljnen bishjer gebraudjte (Dunbwafjer 3U
€nbe ift, fo empfet)len wir Iljnen, an beffen Stelle einen
Verfud) mit Kosmln 3U mad)en. Sie werben finben,
bafe Sie biefes in gan3 befonberem (Dafee befriebigt, benn
Kosmln l)at überaua erfrifdjenben Wol)lgefd)mach,
hor.ferviert bie 3äl)ne unb hräftigt bas 3al)nfleifd).
Slafd)e (Dh. 1.50, lange ausreid)enb, überall häuflicl).

Jungfrau Pelagia, und folge mir!“ — Geliebteste,
dann seid nicht töricht, stehet auf, gießet Oel 1 auf
eure Lampe und fofget ihtn. Er wird euch in sein
trauliches Schlafgemach geleiten und euch zum
Dank für eure Fürsörge, die ihr ihm angedeihen
ließet, die Erlaubnis geben, sein weiches, warmes
Bett mit ihm zu teifen. Und muß es nicht köstlich
für eucli sein, dem ungestiimen Drängen seiner
Dankbarkeit willig nachzugeben und ihm freudig
euer Blümchen zum Opfer zu bringen — denn
was ihr ihm getan, das habt ihr Gott getan —?
Und wenn ihr aber über ein Kleines eines Knäbleins
genesen solitet und ihr entdeckt'et an ihm das gleiche
Muttcrmal 1, wie es der geweih'te Vater an verschwie-
gener Stelie trägt, o sägt, muß euch das nicht mit
eitei Jubel und Glüdc erfüllen? — Und Geliebte,
wenn dann der Herr Pfarrer Spricht: „Gehe von mir,
ledige Pelagia,“ solltet ihr dann nicht gehorsam
sein, wo ihr durch ihn so reich beschenkt wurdet?
O, dann gehet hin in Frieden und versdhl'ießt das
euch widerfahrene Glück tief im Herzen und be-
haitet es für euch. So ihr es aber ausplaudertj
werdet ihr jäh aus euerem Paradiese vertrieben
werden und Gott der Herr wird euch schon hier
auf Erden mit Sechs bis zehn Monaten Gefängnis
strafen, sintemalen ihr euch des Vertrauens und der
Liebe, die der hochwürdige Herr um euer selbst
willen verschwendete, unwürdig zeigtet.

Und nun vernehmt zum Schlhß, was der hoch-
ehrwürdige Herr Fürstbisdiof Katschthaler in seinem
Hirtenbrief vom Jahre 1905 weiter über den Priester
sagt und was ferner in einem „Schutzengelbrief“
von 1908 darüber geschrieben steht:

Und wenn ihr an einemPriester etwas
Wirklich Tadelnswertes findet, was sollt ihr
tun? Wie die Feinde unserer heiligen Kirche es
niachen ? Es ausposaunen, vergrössern, generalisieren ?
Geliebteste, bleiben anch nicht im unheiligen Priester
diese Gewalten? Ihr wisst es alle, Gott hat es in
seiner Weisheit und Güte so eingerichtet, dass auch
dann die heiligen Sakramente giiltig sind, w e n n d a s
Leben des Priesters kein heiliges ist.

Fluch solchen Lippen, die eine heimliche Sünde
des Priesters ans Licht ziehen oder auch ein schweres
Aergernis desselben anderen mitteilen! — Hingegen
sorgt gut für sein leibliches Wohl, eeid
pünktlich im Zahlen der Gebühren und Lasten ! Was
ihr ihm vorenthaltet, das verweigert ihr Gott selbst,
dessen Stellvertreter er ja ist.

O, Geliebte, tuet alsö und gedenket der war-
nenden Exempel von Kalbermoor und Ganacker!

C. O.—E.

Dem deutsche Schriftstellers

Die folgenden, durcbaus ernstgemeinten Buch-
besprechungen entnehmen wir der Zeitschrift „Die
Feder“, Halbmonatsscbrift für die deutschen
Schriftsteller und Journalisten.

Wir fussen uns

Dr. Bergmann, Lebenskraft—Heilkraft. Berlin,
Priber u. Lammers. — Der Verfasser fußt seine Rat-
schläge auf der Ansicht, daß durch die Lebenskraft
jeder seine Krankheit selbst heilen kann, daß es

ein untrügliches Mittel zur Erkennung der Krank-
heiten gebe und daß die Homöopathie diesten Stand-
punkt allein vertrete.

Man spricht mit

A. F. SeÜgmann, Kunst und Kiinstler. Gesam-
melte Aufsätze. Carl Konegen, Wien. 4.50 M. —
Wer dies Buch auch nur flüchtig durchgelesen hat,
kann schon über moderne Kunst, zu deren Ver-
ständnis auch die Vorfäufer herangezogen werden,
mitsprec'hen.

Keinen gedankenlosen Unsinn

Oskar Wilde, Weisheiten. Globusverlag, Berlin.
— Eine von den zwei oder drei modernen Aphö-
rismensammfungen, die durchweg gute Aussprüche
und keinen gedankenfosen Unsinn enthalten.

Nutzen

Grazians Handorakel. Deutsch von Arthur Scho-
penhauer. Affred Kröner, Leipzig. Taschenausgabe
1 M. — Wenn audh manche dieser Lehren veraftet
sind, so bilden sie dennoch einen Schatz, aus dem
man mit Nutzen IsthÖpfen kann. Trust

Die Kritiken sind bis auf die Ueberschriften geistiges
Eigentum des Verfassers und stehen im redaktionellen
Teil der erwähnten Zeitschrift Wir bitten den Autor
um Namensnennung, damit Wir ihm das Nachdrucks-
honorar überweisen können. Die Redaktion

Erlebnisse

Tanagra

Die Tageskritikaster stoßen ins Horn, und der
Besuch des Lunaparks, ebcn nocli Monopof des
Vorstädters und Radauproleten, wird mit einem
Schläge oder zwei Strichen geheiligte Pflicht des
Kunstfreundes. Ich winke ab; dies ist der dritte
Strich; Haltentebe mag wieder zu sich kommen. Nach-
dem man sich auf der Riesenrutschbahn nicht hin-
reichend vergnügt hat, betrete man das Tanagra-
theater und rutsche weiter. Das Lokaf hat mit Kunst
so vief zu tun, wie der kleine Jakobsohn. Eine
Pantomime Von derart crstauntidier Fadheit wird
vorgeführt, daß man nur den Wunsch hat, sic Herrn
J. Papperfa-Bab als Gipfel der Dramatik vorzu-
führen. Durch einen optischen Trick erscheinen die
Akteure der Pantomime auf einer Miniaturbühne in
Zentimetergröße und empfehlen Herrn J. Papperla-
Bab angetegentlich, siich einer gleichen Behändlung
zu unterziehen. Ich begrüße Tanagra in diesem
Hinbfick; möge es Vorbildlich wirken und alle Dinge
auf ihr richtiges Maß reduzieren. Zum Beispief auch
die neuen Häuser am Kurfürstendamm, die sich’
als ßuchschmuck vorzüglich ausmachen werden.
Oder die aufgebläsene „Neue Rundschau“, die man
kliäglich am Wege weinen sehen wird, als lahmes
Literatur-Dozentchen, das’ aflmonatlich Bildung für
2,50 Mark verzapfen muß. Eine geistreiche Er-
findung, dieses Tanagraprinzip. Am letzten Sonn-
abend aber sägte idh wehmütig zu mir: „Um die
Kunst ist es etwas eigenes : sofern sie nidht läng-

weift, ist sie lädherlich; und sofern sie nicht lächerlich
ist, madht sie krank. Höre ich Musik von Richard
Strauß, so bekomme idh eine Mittelohrentzündung,
gehe idh zu Herrn Reinhardt ins Theater, so schfafe
idh ein und komme um meine Nachtruhe; und
hier werde ich mir eine Bindehäutentzündung zu-
ziehen.“ Ich wußte mir keinen Rat. Da ich keine
Zeitungskritik bei mir hatte, um mich durch Lachen
zü erfeichtern, setzte ich mich in den Wackeltopf.

Von «1er Lebensverfiängerung

Den wahren Kunstgenuß kennt nur der, der
kein Thöater besücht. Zu meinen größten Freuden
gehört die abendfidhe Lektüre der LitfaßSjäulen. Ich
lese alles, von den streng sachlichen Mitteilungen
der Königlidhen Oper bis zu dem „i^“ im Leben
Berlins“, dem hdrrlichen Uniontheater und grand
Kientopp, nadh meiner festen Ueberzeugung neben
dem Kaiser Friedrich 1-Museum und dem Zirkus
Busch das bedeutendste Kunstinstitut Berlins. Mit
Vergnügen überffiege ich die Anzeigen der Ball-
lokale mit oder ohne Weinzwang und übersChlage
rasdh an Hand meiner Logarithmentafef, wieviel Go-
nokokken und Spirodhäten dort meiner beutegierig
warten. Endlidh um 3/18 Uhr wähle ich mir vor-
sichtigerweise einen Pfatz vor dem Theater. Ich
betradhte mit Woflust die Herrschaften, die in Auto-
mobifen vorfahren, weidhe eiligen Kommis aus, reiße
entzückt die Türen auf Vor keuchenden Zuspät-
kommenden. Biflige Plätze bekommen sie nidht
und sehcn werden sie von den teuren wahrsdheinfidh
das finke untere Drittel der Bühne mit Einschluß
des 1 Soufffeurkastens. Ich ziehe meine Uhr: Jetzt
ist es 1/4*9; um elf Uhr ist es aus. Ich bin jetzt
sb weit. Das heißt: ich habe plüs fünfzehn Mark
für einen Sitz. Idh 1 zahld nie unter 15 Mark für
einen Plätz, wenn ich' nicht ins 1 Theater gehe. Drei
Stunden meines unsterbfidhen Lebens sind ge-
wonnen. Der große Teppich'-Ruden, der ermäßigte
Biflets verkauft, jst nidhts gegen mich. Ich gehe
wieder auf die Straße. Idh werde meine Gedanken
propagieren: völlig gratiS Freibillets zum Nidht-
bcsuch sämtficher Theater zu verschenken. Gründen
wir einen Bund: „Zur BeSeitigung der Feuersgefahr
in den Theatern“. „Schon wieder drei Stunden
gerettettet, gerettettet!“ Minimax

Beachtenswerte Biicher und Tonwerke

Ausführliche Besprechung vorbehalten
RUcksendung findet in keinem Fall statt

ALFRED MOMBERT
Aeon der Weltgesuchte

Verlag Schuster und Loeffler Berlin
JOHN BECKFORD
Vathek / Roman

Verlag Julius Zeitler Leipzig
CHARLES BAUDELAIRE
Briefe 1841- 1866 / Deutsch von Auguste
Förster

Verlag J. C. C. Bruns / Minden i. W.

Verantwortlich für die Schriftleitung:
HERWARTH WALDEN / BERLIN-HALENSEE
 
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