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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 1.1910-1911

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Nr. 52 (Februar 1911)
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Blass, Ernst: Offener Brief
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https://doi.org/10.11588/diglit.31770#0422

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Oflener Brief

Sehr geehrter Herr Walden!

Sie haben im „Ulk“ jene Notiz von Fritz Engel
gelesen, die sich mit meinen im „Sturm“ veröffentlichten
Versen befasst? Aber ich muss Ihnen eine Freude
nehmen. Diese Notiz ist nämlich kein Stück für Ihre
Sammlung; keine neue Demaskierung nur der primi-
tivsten, blankesten . . . nun Vernageltheit. Hier kommen
vielmehr Umstände hinzu, die Sie noch nicht kennen,
und die die fesselnde Vorgeschichte des Aff . . . dieses
Affronts bilden.

Ich hatte in einer Zeitschrift eine Glosse gegen
einen Aufsatz von Felix Stoessinger über Heinrich Mann
veröffentlicht. Dieser Aufsatz war kurze Zeit vorher
in dem von Engel redigierten „Zeitgeist“ erschienen.
Es ist nun völlig ausgeschlossen, dass Engel meine
Polemik dagegen verstanden hat. Denn ich bekämpfte
den Psychologismus Stoessingers, der aus dem Ideelich-
Gegenständlichen der Mannschen Werke teils belanglose
(schien mir), teils unrichtige Schlüsse auf diesen Künstler
gezogen hatte. Ich erhielt die Beifallsäusserung der
berufensten und die Missfallsäusserung der unberufensten
Seite. Ich hatte ja eine scharfe Bemerkung gegen den
Redakteur des „Zeitgeist" gemacht und so den Un-
willen des Ulk-Redakteurs erregt. Herr Engel nämlich,
im „Zeitgeist“ ein Gegenstand der Komik, versucht sie

im „Ulk“ zu erzeugen. Er sass am „Redaktionstelefon“
und hörte von meinem Angriff. Und während er mit
der linken Hand ängstlich den Hörer umklammerte,
antwortete seine rechte, ich sei ein Antisemit (privatim).
Und als ihm dieser quatsche Vorwurf verwiesen wurde
(denn es ist auch kein Antisemitismus, Herrn Bartels
erträglicher als Herrn Engel zu finden), stellte er mich
erst privatim, dann öffentiich als einen harmlosen
Geisteskranken dar (denn es ist ein abgeklapperter
Schmiererbrauch, wenn man Maure davor hat, von
einem Stärkeren unmöglich gemacht zu werden, dies
in einer Ueberlegenheitspose auszusprechen). Er griff
aus einem im „Sturm“ erschienenen Gedicht die un-
anfechtbarsten Verse heraus, schrieb eine Notiz für
de* „Ulk“, betitelte sie „Lütiti“, verschwieg aber für
die gebildeten Leser des „Ulk“ den Namen des „Sturm“,
damit diese nicht das ganze Gedicht nachprüfen könnten
(da ihnen ja meine Verse als nicht lächerlich auffallen
mussten und die Prüfung des ganzen Gedichts Herrn
Engel glatt blamiert hätte). Dazu nannte er die von
hm zitierten Verse „übergeschnappte Hebammen-
phantasie“. . . . Und das ist wirklich schade . . . Doch
ergibt sich daraus, dass Retourkutschen Freitag früh
fahren, will sagen, dass es nicht darauf ankommt,
festzustellen, wie ein Künstler zu dem Ideelich-Gegen-
ständlichen seiner Werke kommt, doch sehr darauf,
wie ein kenntlicher Herr Engel zu dem Vergleich mit
einer „übergeschnappten Hebamme“ als welche ich mit
hochachtungsvollem Grusse verbleibe.

Ernst Blass

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