Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Abendzeitung — 1845

DOI chapter:
No. 1 – No. 30 (1. Januar – 31. Januar)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44007#0065

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
F 1.6.



Abonnement mit vier .. J fers te r ere:
teljähr. Vorausbez ahlung ÊZrüe U. te

w Marte Vs § e l Ah e nd eitun z tr MULL
r Mannyenm 3 . 1rrt

“t:! u tm t. that
Uestfemett V Poft- t.



Freitag 17. Januar | 1845.









i . welche ich jedoch nicht weiter berühren will, weil die Rezierung so gerecht war
Landtagsverhandlungen. jene Maßregel wieder aufzupeben.

cccea . E..
sc SBE MGG sqs IccOS t U S

Welcker: Schon wieder fordert diese Kammer der badischen Volksvertreter hören gibt és doch cin Bild oon der Willkür, die
von der Regierung das Recht der Preßfreiheit zurück. Wir haben uns leider auf dis Versprechungen folgten, welche in Veziehung auf freie Rede, freie Geis
f<hon oft in dieſer Nothwendigkeit befunden, allein unsere gerechten und billigen fßegentwickelung, freie Wahrbeit und freies Recht gegeben worden ſind. Man
Forderungen find nicht ervört worden, und ich köante faſt glauben, wir thäten g.yird mit cinem Worthier die Cenſur in iyrer ganzen Salechtigkeit dargeſtellt finden.
ein unnöthiges Werk, indem wir diese unsere Forderung immer und immer wier Yedbrigens vin ich nicht geneigt, unſere Rcgieruug geradezu deshalb zu verklagen,
der erneuern. Dies ift aver nicht der Fall; denn hätte unsere Forderung auch daß ſie es schlimmer macht, als die Regierungen anderer Länder, wo ebenfalls
keinen andern Erfolg, als daß wir vor Gott und Vaterland laut ausgesprochen cCenſur herrſcht. Jh will im Gegentheil so gerecht und billig sein, auszuspre-
baben, daß uns cin Recht vorenthalten werde, das uns gebührt, und daß wir chen, daß es im Verhältniß zu vielen anvera deutschen Ländern bei uns besser
nicht schulsig daran sein wollen, wenn dieses Recht noch länger unterdrückt itt, ! es gleich auch wiederum Länder gibt, wo Manches nicht geschieht, was
wird,, so hätten wir wenigſtens das Unsrige gethan. Hätten wir nur ausge- gthei uns vorrommt. Loben kann aber kein Menſch die Sache, sondern er kann
fprochen, daß wir diescs Vorenthalten für eine tiefe Belerdigung unseres deutſchen hyur vergleichungsweiſe weniger tadeln. Loben kann Derjenige nicht, der auf
und bay. Volks erkennen und dic schwach fühlen, daß unter allen civilisirten und freien die hiſtoriſchen Verhältniſe unsecer Presse ſienht, und ich wäre erbötig. einem
Völkern der Erde uns allein das erſte Hauptgut politiſcher Eiurichtungen be- HFNinister des Junern, wenn wir einen hätten, ein ganzes Regiſter von Cenſur-
ritten wird , so hätten wir doch auf unsercr Scite die Chre gerettet. Wenn j;richen vorzulegen, die in der legten Zeit bei uas vorgekommen sind, und wor-
1peniger gegen einzelue als gegen mehrere Regierungen zuſammen genommene jiber man fich wirklich wundern muß, dunn es beſinden ſich darunter Cenſur-
flarke Klagen ausgcſprochen worden sinv, so bin ich nicht geneigt, dieſe Klagen griche, die in das Lächerliche greifen, wogegen aber andere auch sehr bedenklich
durch dasjenige zu mildern, was mir von dem Herrn Abgeordneten der vor mir ſind. "Da wird z. B. "aus Rückſicht, auf ich weis nicht ob befreundete oder an-
fprach, entgegengehalten wurde. Er hat dcn Stachel dieser schweren und harten dere Staaten Ales unterdrückt, was die deutschen Nationalintereſſcn in dieser
Klagen abzubrcchen gesucht durch das bekannte Licd, die Presſe sei mißbraucht Hinsicht vertheidigt, indem man z. B. auf einen nordischen Autokraten, und die
worden. Dabei hat der Hr. Abgeord. allerdings sehr viel Schores in seiner Rede gesagt, Gefahren, die von dort zu befärcchten find, hinweiſt. Jn dicken Büchern kann
und sich in vielen Beziehungen bisweilen auf die Höze der Zeit geschwungen, indem er jan kilclvéircis M k e t über it öffenilichén Blättern die Nation
mehr wie einmal ancrkannte, daß die Zensur ein nicztsnupiges Ding, daß se iiber solche Gefahren zu belehren, ift nicht gestattet. Und doch sehen wir eine
weder gerecht noch zweckmäßig sei. Er hätte aber auch das Spinnftuvenartize gMacht von Often her in unsere Grenzmarken hereinbrechen, wir sehen, daß ein
einer Behauptung anerkennen sollen, welche dem Volke ein Recht entziehen wil, cp[er nordischer Volksfamm die größten Auftrengungen zu machen hat, um seine
weil man. vamit Mißbrauch treiben könne. Von dem Nordpol bis zu den HRâùiioazlitäi unv Selbftsänvigkeit, ja nur feinen Zusammenhang mit dem deut-
Pyrenäen und darüber hinaus hat man die m. N allerdings schen Bund zu retten. + Jn Verbindung mit einem fremden, nämlich dem dä-
äu , daß dieselbe mißbraucht wirvo. Warum ſoll ſie auch nicht von freien Men- niſchen Stats ]der auf jene nordische Matht baut, ſucht diese uns zu umgarnen und
ichen mißbraucht werdcn? Sie paben diese Freiveit zum Guten wie zum Böfen. jyje werden- wie bei Straßburg, erf hintennach zu verschmerzen haben, daß
Gott hat aber einmal dieselve gegeben. Die Freibeit, Waffen zu tragen wirv gtyir um ganze Provinzen gekommen sind. Jetzt darf man aber, wie gesazt,
auch mißbraucht, aber kein Menſch denkt daran, dieses Recht zu deeinträchtigen, hicht öffentlich davon reden, und was nur irgend Jemand, der einer hochvor-
uder dadurch nicderzuſchlagen, daß man sagt, es werre migorauch. In Ber ghehmen Klaſſe angeyört, unangeneym sein kann, wird gestrichen. Ja sogar das
aiehüng auf das badiſche Volk aber muß ich dieſen Vorwurf, wie man ihn unschuldige Wörtchen „Adelskette!' im Zusammenhang mit einer ganz würdigen
machte, beftreiten. Von dem Minister 9. Türkheim, welcher wiſſen mußte, wie Ausführung wurde ausgemerzt und wenn in gewissen Beziehungen von Einfluß
es um die unglückliche Unterdrückung der Preſſe stand, haben wir, als ein Mitgliev ln vea Höfea, von "Ü mucertecen des Stillſtandes‘“ geſprochen wird, so ift
diofes Hauſcs vemerkie. das Prißgesey sei wegen Misbrauch aufgehoben worden ; dies evenfalls " twas, was, ob es gleich ber weitem nicht gegen einen beftimm-
gehört, p,,nein dieß wax nicht der Grund; wir waren ſtark genug ten Staat gerichiet iſt, doch nicht geduldet wird. Betrachte man ferner die res
znd hatten Mittel genug allen Mißbrauch zu unterdrücken und zu beftrafen. Da- ligiösen Gegenſtänze. Wer unsere Zeit geyörig in's Auge fast, wird gewiß zu-
mit war genug geſagt uad zur Ergänzung jener Rede hätte man hinzufügen ceben , dag die politische und religidse Fortentwickelung in einer engen Verbin-
föuncn: die Preſſe wurde gebraucht, und weil ste für gute Zwecke gevraucht dung sehen. Man glaubt aver auch hier durch Unterdrückung die Sache gut
wurde, iſt ſie unterrrückt worden.. . j . machen zu êsnnen. So durfte z. B. der Brief von Ronge in allen Freiburger

Es sind allerdings einzelne Mißbräuche rorgekommen, aber im Verbäliniß Zeitungen uicht erscheinen. wahrend er in allen andcrn Blättern zugelaſsev
zu den Misbräuchen in Belgien und Frankreich und noch mehr zu jenen in Eng- Hungen G derer Aufsap wurde auch nicht zugelafen, ungeachtet darin dar-
iand, waren sie eine Kleinigkeit. Der Hr. Redner vor mir hat dies sſelbſt zu- geſtellt wurde, daß ein Prediger von der Kanzel herab, die Priefter über die
grgebcn und anerkannt, daß unſere Regierung tnuit allen Kräften sich gegen die Ute fle U ſchauderhafte Dinge den Leuten vorfagte, wie z. B. das,
Aufpebung des Preßgeſ-hes gewchrt und nur dem Drang äußerer Noth nachgege- daß “t Uut allmächtlgen Gott in de. Hand habe uud befehlen könne, daß die-
ben, daß fie mit einem Wort rie Preßfreiheit auf jede Weise zu retten gesucht tte auf sein Commando auf dem Altar erscheine.“
hade. Wäre die Preſſe so sehr mißbraucht worden, so bätte ſte dieß gewiß Alles dieß warde geftrichen. Glauben Sie denn aber diese Weltbewegung
nicht gethan, und 1-4 glaube also, daß schon das Eine unsere Bitte, Klage und [ase ſich aus den Gemüthern und den Gedanken der Menschen ftreichen ? Gewiß
Anforrerung rechtfertigt, daß wir wenigftens tnſere Ehre und unser Recht wah- jyjicht. ~ Wisſſen Sie auch, was Sie mit der Zenſuc überhaupt thun? Sie hem-
rin. Es ist ein Ungluk und des Menschen unwürdig , sich eines Rechts veraudt gyen eine gesunde und richtige ortentwicklung; Sie hemmen vie Ausbildung des
. hu fehen, aber noch unwürdiger iſt es, sich als ein feizer Sklave zu zeigen, HRYoltks, so daÿ nicht wie es sonſt bei einem so vernünftigen und sittlichen Volk,

der nicht immer wieder von neuem sein Recht fordert. J te tete deutschen es ſind, geschehen würde, die große Mehrheit mit Ueberzeugung

Es gibt noch ein zweites Moment, welches es als wichtig darſtellt, daß auf die Seite des Rechtlichen "md Sittlichen treten kann, um die Mißbrauche zu
unsere Forderung nicht verftummen. Unser deutcches Volk iſt gatilob immer ein u oder auszuſtopen. Nein, diese Maſſe liegt im Argen und iſt ohne .
solches , das sittliche Grundlagen hat, und anerkannt das ſittlico fühlt und denkt HKitdung, Man [.c0: gewaltsain &: Dampf zusammen, und der unvermeid-
und seine sittliche Kraft dadurch bewährt, Haß es die Luge und Unwahryheit baft, Üthe . Cc ttt ' U1§ ctcttétſ tec ofen t fich gehen. Deutschland schrei-
vaÿ es die Wahrheitsuuterdrückung und Spionerie und Alles, was im Gefolge tet fort und alle gaten Menschen muſsen wünschen, daß eine ruhige und friedliche
rer Unterdrückung der freien Preſſe ftcht, wie z. B. Beamtendespotismus ver- Fortentwicklun fiatifinde, die die ganze Grundlage des Volkslebeits ergreift,
!!ſt!! u ceeccauer auuyei Vervecknit d! fh enttät: uugtaqi qürr ru: e ati quien uud edlen Kräfte des Volkes an iich zieöt.

Bedrückungen , ie: wir uſthon . erfahren: . Solchergeſtalt daten. S, yu, ts fal ‘ed nm die Folge eiue audere sein. n
ich, daß die deutſchen Miniſter zuſammenhängend mit der Soltzent Wurzel des Meir ruck Fah en ek h t ft Holes M ra Landesangelegen-
zus “tts 6.ſüht tur. ys in ihm vz daß §' irre? .: beiten betrachtet, so wird man die traurige Erfahrung machen, ta aii her
z ; in en rechten e ſ q t g;. z x Finsichtsvollen anerkannt if. ~ Die
einlenken werden. Juzwiſchen ift dem nicht so, der Drufk der Censur wächſ hz ractezige pevtet. veattzgt pr eum; § | tri egrlichen
fori und wird fortwachſen, wenn man ihm nicht immer und immer „widerſtreot. Jänner dürfen beschimpft und besuvelt werden und gegen den lieben Gott und
Vir hören zwar weil in diesem, weil in jenem Staat, heute in diesem, mor- Sittlichkeit darf man schreiben was man will. Wenn aber eiwa eine Polizei-
gen in jenem Ministerium jene beſſern Gefüyle in den Miniſtern lebhaft wer- hiltlkür gerügt werden soll, so tritt der Zensor mit sernem Veto auf.
den, sie wollen das Wort freier machen, ſte sprechen von freier Entwicklung x erui z. B.iia der Stadt Heidelberg eine Polizeiverordnung, worin
des Geiſtes, und man glaubt, es werde wirklich ctwas daraus werden, O z Handwerker die ivenigen Stunden vorgeschrieben wurden, in welchen ſie zu
irzmer fällt man wieder in das alte Syſtem zurück und die Basis dieses Sy- ihrem Vee nügen in's Wirthshaus gehen solten. Diefe Verordnung maßte zu-
fiems iſt die Unterdrückung der Wahrheit, also der Unwahrheit, und wer auf Lick ! Fecquugen rl: nachdem ſie übrigens schon gereizt und verdrossen hatte.
solcher Basis ſtebt, wird immer von bösen Kräften zu weiterem Bosen fortge- Uucae fu: man aber weiter und verbot den Handwerkern auch das Fahren in
zogen. Wenn deshalb der Redner vor mir sagte, dal man gegenwärtig in die- h f. war daß bei dieser Gelegenheit auch die Kutscher geſtraft wurden.
fer Hinicht den Geiſt der Regierangen und auth unserer Regierung keine beson- HYoga allem dem durſte nichts in die Zeitungen, denn es muß ja alles vernütiftig
deren Vorwürfe machen dürfe und solle, so bin ich in einer andern Lage. Ich fein, und nichts soll gedruckt werden, was unvernünftig ift. Es ift rit einem
muÿ dicse Vorwürfe hier aussprechen, will solche jedoch nicht vis in's Einzelne Wort hier alles Willkür und ein reiner Zifal wenn etwas durchgeht, was der
bizgriſs besrſtrts. eu! B f) ziu Ylite rei e Stand Fer Verpältrise Regierung unangeneym iſt. Ich spreche übrigens hier nicht von der Regierun
tfen. -< ein Blatl in meiner Hand „der Herold.« Die Num- . Di Forts :
vzer 1 dieses Blattes gibt eine Uedersicht dessen, was innerzalb eines Jahrs felbſt, soudern von den Dienern derselben. (Forts. folgt.)
in Beziehung auf die Presse in verschiedenen deutschen Ländern vorgekommen ift, fr
auch Baden wird dabei bedacht, jedoch glücklicher Weise mit einer Maßregel,

#


 
Annotationen