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Mannheimer Abendzeitung — 1845

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No. 329 - No. 358 (1. Dezember - 31. Dezember)
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. §
#

25.7 .



Ubönriétä ent mitstieen.

teljähr. Vorausbezahllums „ p

in Mannheim 1 fl. 15 kr.,

purch die Poft bezogen im

!! roßherzogthum

Baden 2 ſl. 8 kr., im

Ausland erhöht fich das

Ubonnement um den Pofi-
. apfschlag. U aôinamtlils

Deenstag _





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_ 30 Dezember _

Inferate diégespöktens
Zeile in Peiilſhrifl ode
deren Naum 3 kr. Znſe-
w.
hat, die Zeile oder deren
Raum 4 kr. ~ Briefs
und Get. erbittet man
anco. .. §

1515.





Ibendzeitung.













Deutſchland.

* Mannheim, 29. Dezember, 11 Uhr Morgens. So eben
vard die Wahl eines Abgeordneten unserer Stadt zur zweiten Kam-
mer an die Stelle des ausgetretenen Hrn. Hofra'hs Gerbel beendigt.
Hr. Dr. Lorenz Brentano, Hofgerichtsatvokat in Raftatt und
iſt gewählt und zwar mit 52 Stimmen von

eine Vorberathung, wozu ſämmtliche Wahl-
worin mehrere andere freigesinnte hieſige Bür-

Bürger Mannheim's,
den anwesenden 65;

männer geladen und ] DBur-
ger mit Hrn. Brentano im Vorschlage waren, hatte ihn bereits als
Mann des Vertrauens befimmt. Die übrigen Stimmen vereinz:Iten
fich. So erhielten Hr. Giulini, der gleichfalls als freiſinniger Can-
dirqat in Vorschlag gekommen nar, aber ſich gegen den Verſuch, ihn
zu erwählen, wiederholt erklärt hatte, 5 Stimmen ; die Hrn. Jolly,
Gentil, Lauer je zwei, die Hrn. Sachs und Klcy je eine. Hr.
Dr. Brentano gehört der entſchieden sreiſinnigen Richtung an, wie
seine bisherige, von Einsicht, Kraft und bcſtem Willen zeugende Wirk-
ſamkeit in Allem, was ihn zu öffentlichen Intereſſen in Bezug br chte,
schon bewics 'n hatz er wird sich für das Land und seine Vaterſtadt als
würdigen Vertreter des Volkes bewähren.
_ *r Donaueſchingen, 27. Dez. Soeben, '/,12 Uhr, iſt unser
früherer Abgeordneter Welte mit 65 von 66 Stimmen wieder er-
wählt worden. .

f Karlsruhe, 21. Dezemter. (Fr. J.) Begierig erwartet man
aller Orten die Zeitangen, welche Landtagsberichte liefern und na-
mer tlich auch die Landtagsz itungz denn man begnügt fich nicht mehr,
bie gedrängten Mittheilungen der politischen Zeitungen zu lesen, son-
veru greiti noch zu den ganz ausführlichen Berichten der Landilazszeit
tung mit b ſonderer Vorli:be für die zwickmöß'ge, vom Abgeordneten
Math y überwachte Redaciion. Aber nicht blos das allgemeine In-
tereſſe an ten Lardtagsangelegcnheiten ift lobenswerth, auch die Art,
wie sich doſſ lbe zu aikennen gibt, verdient alle Anerkennung. Da
hört man kein einfältiges politisches Kannegießern; da bemerkt man
kein än,ſilichrs Achſelzuck.n, wenn einmal cin Varrcter des Volks der
Regierung die Wahrh.it geſagt hat; nein, man findet durchgängig
bie klarfic richti,ſie Auffaſſung der Verhältniſse, mie sie nur dem ge-
sur d.n Menſchenverftand eines unvertonbcnen Volkes möglich ift. —
Mas nun die einzelnen Gegenflände der bisherigen landftändischen
Toâtigkcit betrifft, ſo iſt, um u it dem Artrag des Abg. Zittel auf
allgemeine Riligionsfreiheit zu beginnen, der Eindruck, den tiese Mo-
tlon gemacht, je nach dcn Konfcſſionen und der B liungsfiufe der
Eirzilnen zwar eine veiſtticdene, aber darüber if man vom Boden-
ſee bis an die Einmündung des Neckars in den Rhein cirig, daß der
Antragsteller seinen wichtigen Gegenftand mit eben so viel Unpartei-
lichkeit und Winde und mit ciner Klarheit zur Sprache gebracht hat,
die alle zclotiſche Angriffe des Religionefanatiémus im Boraus ver-
nicttet. + Allgemeine Freude hat die Haltung der Majoricät der
Kamwer bei Prüfung der Urberlinger Wahl erregt.

Vom Neckar, 14. Dez. (Ob. Z.) Es verlautet mit großer

Beftimmib.it, daß Piof. Robert v. Mohl aus Tübingen als L.hrer der
Staatewiſſ.nſchaften nach H idelberg berufen und auf Oſtern seine
Vorlesungen beginnen wird (?).
, ** Heidelberg, 22. Dezember. Unsere Armenzuftände
wérpen täglich bedenklicher. Die einz.In geſpendete Gabe verrinnt,
wit rin Tropfen im Sand; es ift eine Galgensriſt, wie man tref-
fend gsagt hat. Ein lczter Versuch, d m immer drohender heran-
wachsenden Armenthum duich „Wohlihätigkeit- abzuhelfen, iſt die
Gründung von Unterſtütungsvereinen, wie wir ſolche in Trier, Köln
u. s. w. haben auftauchen sepcn. Fruchtet auch das nicht, dann
werden sich eben die herrſcherden Stände zu gründlicherer Heilung
verſtehen müſſ.n . oder. . ..

Auch in unserer Stadt ſlnd deilei Gedanken vielfältig durchge-
\Prochen word n urd entlich zu einem lobenswerthen Ecgebniß ge-
langt. Man hat eintn Hülfs verein zur Linderung der Ar-
Muth gegrünret. Sliflex ſind, laut der zur Berathung vorgelegten
P fvegrhs:: „Bürger und Studenten Heidilbergs.« ~ Die Thä-
igkeit der Gesellchaft iſt auf Unt rfützung aller und jeder Nothlei-

te gerichtet; besondirs aber i!t die Aufsuchung der .„verſchämten

1muth.. zum Zwecke gemacht. Die Hülfleiftung soll nicht immer

in Geld sondern gerade in Dem, woran es dem Dürftigen mangelt,
geliefert werden. Zur besseren Verwaltung und Beaufsichtigung wird
Heidelberg, und was dazu gehört, in Bezirke getheilt, in deren je-
dem fich ein Einnehmer befindet, dem zu gleicher Zeit obliegt, ſich
durch Augenschein mit den Leiden der Armen bekannt zu machen und
beim Vorſtande zu berichten. Ueber die Namen der Unterſtügten
herrſche völlige Verschwiegenheit; einigen wenigen Männern iſt die
oberfte Verwaltung anvertraut. Doch iſt die Ueber w ach ung der
Ausgaben und Einnahmen einfach, aber sehr einleuchtend und vorsorg-
lich geordnet, so daß Unterschleife unmöglich ſind. Zur Aemteran-
nahme er bi etet man sich.

Der wöchentliche Beitrag iſt höchſtens s ech s Kreuzer.
Höchftens! damit auch der Unbemitteltere noch mitwirken kann zur
Aufbeſserung seiner völlig verarmten Brüder, ohne von einem, Tha-
ler hinſchlcudernden, Reichen zurückgeschrcckt zu werden. Die Na-
men der Mitglieder man erwirbt sich die Mitgliedschaft durch re-

gelmäßige wöchentliche Beiträge (wenn auch nur eines Kreuzersl) ~
Äthen im sog. „goldnen Buch-, in welches man sich, wie gesagt, im

höchſten Falle sür sechs Kreuzer zeichnen darf. Was darüber hinaus
geht, dafür it man namenlos. Zur Aufnahme der den Beitrag. über-
ſleigenden Gelder, so wie sonftiger Zufſteuern an Kleidern, Nahrungs-
mitteln u. dgl. dient der „geheime Kaſten.« ~ Stchlicßlich soll
der Grundftock des Vermög:ns dazu verwendet werden, an arme Hand-
werker, welche ein Geschäft beginnen oder die augenblicklich in Ver-
legenheit sind, G.ld auszul ihen. udigsic.

Der Hülfsverein soll unter dem Schutze der „Ein trach t- ins
Lében treten. Es iſt diese Gesellschaft \Eintracht- erſt seit Kurzem
entſtanden, eine Vercinigung hauvptsäctlich von Handwerkern und Leu-
ten aus dem „unteren Volke", ihr Versammlungsort ift der Rieſen-
ſtein. Gewiß, sehr erfreulich und auch ein Zeichen ift es unſerer nach
Emporh:bung der „niedern Stände“’ ringenden Zeit, daß die Dorfbe-
wohner, Grſellen u. s. w. im Bereine zuſammentreten, um ſich fei-
neren Ger üſſen zuzuwenden.

Mit dieſen Wohlthätigkeitsbefrrebungen iſt ein nacha h men s-
werthes Beiſpiel gegeben. Wir ſind der Urberzevgung, daß
ur sre Nachbarfiantt Mannheim, urnd so auch andere Städte, den
Gedanken eines Hülfevercins auſcreifen und ebenfals zu erſprieß-
licher Entfaltung wird ge'angen laſſen.

Mannyeim's Vewohner haben schon mehrfach ge eigt, daß ſie
richt blcß thätig Nnd zur Aufrechtvaltung und Erringung ſtaailicher
Rechte, daß se nictt nur Männer ſinr, wenn es gilt um eine furcht-
loſe übcrzeugungsfreie Bolksv.rtreuwng, um das Berlangen nach Ent-
zügelung ver Presse, um den Ruf nach Glaubensfreivbeit, nach Her-
stellung von Schwurzericht n sontern, daß sie auch dem Armen
Recht - zugestehen und Pflichten der Gesellsch aft kennen.

Auch diesmal wird Mannheim nicht zurückoleiben.

Freiburg, 25. Dezember. (Oberrh. Zig. ) Dem Geifllichen
Rath und Profeſſor Dr. Schreiber dahier wurde eine Chrifibeschee-
rung zu Theil, welche für thn eben ſo erfreuli h, als für die Grber
ehrenvoll is. Abgeordnete dir Studirenden aus den vier sacultäten
der hiesigen Universität überbrachten nämlich demselben einen silbernen
Ehrenbecher mit d.r Auſſchrift: „Dem wack.rn Kämpfer für Wiſſen-
ſchaſt und Geiſt:sfreiheit, tie academisſche Jugend. Weihnachten 1845.
In der würdigen Begrüßung, womit di.ser Becher übergeben wurde,
äußerte ſich der Redner unter Anderm dahin: wie auch die gegen-
wärtigen Studirenden an der Hochschule die Verehrung ihrer Vor-
gänger für ihren vi liährig erprobten Lehrer thrilen und es daher —
li-benden Kindern gleich, die von einem guten Vater getrennt find -
schmerzlich fühlen, daß ihnen dissen Wirksamkeit so lange vorenthalten
werde. Sie fänden ſich deßhalb auch jetzt um so mehr aufgeforvert,
demſelben diese G'finnung in Wort und That auszudrük.n. Hierauf
wurde eine von 83 Studirenden unterzeichnete Ädreſſe vorgetragen und
überreicht, welche in ausgezeichret x Durchführung den trissſlichen Ge ft
der academischen Jugerd zu Fr.ivurg und deren volles Bewußtsein
ihrer Lebensaufgabe, der Wiſsſſer.ſchaft und den Fortſchritten der Zeit
gegenüber, bezeichnet.

Freiburg, 20. Dez. Ein zunächst sür unsere badische Kam-
mer ber:chneter Nufſatz in den „Fliegenden Blättern“ sagt: „„Wenn
alle Fändischen Kammern des Gesſammivaterlandes die hohe Withtig-


 
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