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1
Abonnement mit vier-
teljähr. Voraudsbezahlung
in Mannheim 1 fl. 15 kr, „H
durch die Poft bezogen mim &
gangen Großherzogthnum „yy
Bad en 2. fl. 8 êr., im :
Ausland erhöht fich das
Abornement um den Poft-
aufſchlag.
N.
j 23
l s
Inserate die gespaltene
Zeile in Petitſchrift oder
deren Raum 3 kr. Juſe-
rate, worüber die Redak-
tion Auskunft zu ertheilen
+ hat, die Zeile oder deren
Raum 4 kr. ~ Briefe
und Geld erbittet man
franco.
bendzeitung
Donnerstag
30. Januar
1845.
Landtagsverhandlungen. :
_ * Karlsruhe, 25. Jan. 138. Sitzung der zweiten Kammer. :
Präs. Be kk. Auf der Regierungsbank: St.-. Regenajuer und Jol -
Ip, Min.-R. Kühlenth al, v. Jag e mann. ' j] s
Petitionen. Auch Sch aaff übergibt unter andern eine Petition und hält
fodans dem verfſorbenen Direktor But schm ann eine sehr rührende Leichenrede,
in welcher er den Schmerz der hintcrlaſſenen Wittwe u. die Troftlosigkeit der
Waisen, ſo wie die glänzenden Eigensſchaflen des Verſtoreenen mit den hin-
reisendſten Worten ſchilder. Die Kammer verbeugt. sich und discutirt sodann
äber das neue Bierſteuergeset, bei welcher Gelegenheit sich besonders darüber
eine Debatte enſpann, daß der Abgeordnete Baum die durch Fahriäßigkeit ent-
Ftandene Beschädigung des Verschlußsiegels unbeſtraft wissen will: sein Antrag
wird aber verwerfen. Ein Antrag die Ordnungsftrafen von 1 D 5 auf 5 > 10
Gulden zu erhöhen, wird verworfen. – Das Gesch wird sodann zur Abftim-
wunggebracht und angenommen. Hierauf ergreift Poſsſelt vas Wort und
kommt endlich auf den Zweck seiner Rede, in welcher er darthut, wie nothwen-
pig cs sei, daß auch das Publikum vor Bierverfälſchung bewahrt werde. ~ Es
kommen allerlei Vergiftungen vor, die ertſetlichſten aber seien die aus giftigen
Subftanzen z. B. Gotelkernen ( Weinheim). Der Redner erbdlickt das einzige
Palliativ gegen derlei Fälſchung in der Verordnung, daß eine bestimmte Masse
von Malz zu einem beftimmten Quantum Eimer verwendet werden muſsen
U .1ſ daß auch die Kammer dieß wünschen und dieſen Wunsch zu Pro-
tiotoll geben möge.. ;
Q: Uu des Abg. Poss elt wird angenommen. ~~ Damit wir diesen
Gegeuſtand verlaſſen und Weiz el beginnt seinen Bericht über die Ubändicrungen
des Cinführnngsedikts sein Strafgeſchbuch mit dem Antrag eines adbgekuürzten
Bericht und gleich darauf folgende Diskussion cintreten zu laſſen. Dagegen ver-
langen die Abg. Hecker und Jh ftein, daß die Kammer vorerſt uber dicſe
Vorfrage ſich erklären solle, ein Ansinnen nicht dem der Vicepräsident Bader, der
an Bekks Stelle auf den Präfiventenſtubl fich niedergelassen hat und biiftimmt,
va jedoch Hecker auf seinem unt erſtüt ten Antrag bdbeſteht, ſo kommt er zur
UAbſtimmung, ungerachtet sich Weizel sehr dagegen ſverrt. – Als der Antrag
die Diskuſſion sogleich vorzunehmen, nur mit einiger Majorität angenommen
mird, und deßbalb zur Diskussion geſchriticn werden soll, erhebt sich Hecker
und spricst mit Nachvruck für Aufrechthaltung der Geschäftsordnung, welche be-
stimme, daß zwei Drittel der Kammer in einem ſoichen Fall für den Antrag
ſich väâtton erklären müsſſen, um ihn annehmbar zu machen. Man will seine
Gründe nicht hören, aber da fordert er alle Mitglieder, die nuch Uchtung vor
der Geschäftsordnung haben, auf, den Saal zu verlassen, und dießi machie Ein-
druck da er überdies von Scha aff , Weller, Welcker, Rinde ſch wender
nachdrücklich unterſtüßt wird. – Jolly fſtcäustt sich troßdem. ( Während der
Debatten iſt Rettig erschienen und hat seinen Platz als Volksvertreter ein-
genommen). Weiz el fährt nun in seinem Bericht fort, und als er geendet.
erklärt auch der Präſident, daß die Diskussion darüber später auf die Tages-
yrduung und gesept die wichtigzſten Stellen deßselben gedruckt werden ſollen.
. DeruÂtſchzland.
E Berlin, 23. Zanuar. In der zweiten und dritten Ge-
neralversammlung des Lokal- Bereins zum Wohl der arbeitenden
Klaſſen, welche am 21. und 22. im Thalia-Theater statt fanden, ſind
die Berathungen über die Statuten zu einem, wie die Liberalen ſa-
gen werden, erwünſchten Ende gelangt, die Radikalen können indes-
ſen auf die Weise, durch welche diese Beendigung erzwungen wurde,
nur mit dem größten Mißfallen blicken. In der zweiten Versamm-
lung trugen sie, die Radikalen nämlich, den Sieg davon. Halten
ſie schon das gute Recht wegen der illegalen Abſtimmung des §. 10
und 11 für sich, so mußte ihnen die Mehrzahl der Versammlung
vollents beitreten, als sie von diesem Rechte, um Zwiftigkeiten zu
vermeiden, keinen Gebrauch machten, sondern ſich lieber fogleich zu
einem Zusatparagraphen verſtanden, der zweimonatliche Bezirksver-
sammlungen feſtsettte, in denen die Mitglieder des Vereins ſich über
dchre Interessen sollten berathen können. Auch diese billige Forderung
mußten sie sich indessen erſt mit großer Mühe erringen. Der Prä-
ſident Naun y n, sowie die Induſtriellen wandten alle möglichen Mit-
tel an, dieselbe zu hintertreiben. Die Letzteren behaupteten, daß sie
am Beſten wiſſen müßten, woran es dem Volke gebreche und daß
ſie der Ansicht seien, das Volk sci für solche Bcrsammlungen noch
nicht reif. Hierauf erwiderte ihnen indeſſen der D. Nutenberg,
daß eine solche Trennung des induſtriellen und gelehrten Standes
durchaus zu verwerfen sei, auch die Wiſſenſchaſt sci ein Produkt des
Lebens und dieses sorge fortwährend dafür, daß die nöthize Vermitt-
Iung sciner verſchiedenen Clemente hergeſtelltt werde. Er sei z. B.
der Sohn eines Handwerkers uud habe daher die Leiden dieses Stau-
des aus eigener Erfahrung nur zu gut kennen gelernt, dieselbe Er-
fahrung könnten sich Andere auch durch den Umgang mit Handwer-
kern verſchaffen und es gäbe keinen Stand, der vorzugsweise dazu
berechtizt sei. Die Erfahrung, um die es sich hier handle, sei eine
allgemeine menschliche. Wenn man zur Geſtaltung derselben nun
verlange, daß die Bürzer alle zwei Monat ein Mal sollten zuſam-
men kommen können, um sich über ihr Wohl und Wehe zu berathen, so
ſei doch Das das Mindeſte, was man ihnen gewähren könne.
Rede entschiene. Man rief zur Abstimmung, und dieſe ergab 249
für und 176 Stimmen gegen den Antrag, den D. Schmidt gestellt,
Rautenberg aber, als Jener ihn verändern wollte, zu dem ſseinigen
gemacht hatte, alſo eine Majorität von 73 Stimmen für die Radi-
kalen. Das CEomite hatte ein anderes von Nauwerck gestelltes Am-
mendement, das die vierteljährigen Sitzungen nur zu öffentlichen
machen wollte, unterſtütt, das mußte indeſſen, da das Schmidt’ſche
durchging, zurückgezogen werden. In den weitern Verhandlungen
wurden nun noch die Candidatenliſten zur Wahl des Vorstandes,
welches das Comité wollte anfertigen laſſen, verworfen, die nur
alle zwei Monat angesezten Versammlungen des Vorstandes und
Ausschuſſes monatlich unb unter Zulaſſang von Vereinsmitgliedern
als Zuhörer anberaumt, und in gleicher Weise auch für die Ge-
neral-Verſammlung die ÖOffentlichkeir erkämpft.. Ferner war vorher
der weitere Polizeibezirk Berlins, der auch mehrere umliegende Dör-
fer sowie die Stadt Charlottenburg umfaßt, als Gebiet des Vereins
festgesetzt worden, da ein Schreiben der Bürger von Charlottenburg
eingelaufen war, in welchem sie um die Erlaubniß baten, einen
eigenen Bezirksverein des Berliner Lokal-Vereins bilden zu dürfen.
Diese
Als man uun aber zu der letten tranſitoriſchen Beſtimmung kan.
welche besagte, daß das proviſoriſche Comité so lange im Amte
bleiben sollte, bis die Conſtituirung des Vereins erfolgt sei, erhob
sich der Präſident, und erklärte, daß er sowie das. Comité diese
Statuten der Regierung nicht überreichen könne, da sie in der jeti- .
gen Abänderung das Werk einer Mazjorität seien, deren Ansicht er
nicht theilen könne. Man erwiderte ihm zwar hicrauf, daß er eben
sowohl Pflichten wie Rechte gegen die Verſammlung habe, und daß er
verbunden sei, die berathenen Statuten als Willen der Majorität
der Rezierung zu übergeben und für dieselben zu sprechen; der Bür-
germeiſter Geh. Rath Naunyn gab diesen Gründen indessen kein Ge-
hör und beharrte bei seiner Weigerung. Die Versammlung geriéth
vadurch eine peinliche Lage. Sagte man sich von dem Bürgermeiſter
und dem Comite los, so wurden die Statuten gewiß nicht beſtätigt
und es hätte selbſt nichts gehelſfen, wenn die Enltſchloſſenen aus dem
Comite, die im Herzen den Radikalen beiſtimmten, sich für diese er-
klärt hätten. Auch sie würden zurückgewiesen worden sein. Es blieb
dahcr, wenn man den Brrein erhalten wollte, nichts Anderes übrig,
als sich zu Unterhandlungen und einer neuen Einigung mit dem Co-
mite zu bequemen. Nr. Schmidt that dieses, indem er erklärte, daß
er das Recht der höheren ſittlichen Pflicht, den Verein zu erhalten,
opfern wolle und stellte den Antrag, den Beschluß des vorhergehen-
den Tages über die monatlichen Verſammlungen dahin abzuändern,
daß dieſe aufgegeben, dagegen aber die vierteljährlichen Bezirksver-
sammlungen in berathende virwandelt werden soklten. Rutenberg und
der ganze übrige Theil ver consequenten Radikalen erklärte sich zwar
dagegen, ra aber die Mazjorität dafür war, so wurde die
Einigung zu Stande gebracht. Das Comite blieb und erbat ſich,
nachdem die tranſitoriſche Beſtimmung angenommen worden war,
nur noch die Erlaubniß, sich so viel Induſtrielle, als zur Organisirung.
eben erforderlich sein würden, bis zur Zahl 30 zugesſellen zu dürfen.
So hat der Verein denn freilich die Aussicht auf die Beſtättigung
Sdseidelberg, 25. Jan. (Dberrh. Z.) Unter die Männer,
welche im vergangenen Jahre unsere Hochſchukle gewonnen hat, ge-
hört auch der. von Zürich berufene Profeſſor der Medizin Henle.
In der kurzen Zeit seines Wirkens an der Universität wußte er ſich
nicht nur die Liebe und- das Vertrauen seiner Zuhörer zu erwerben,
sondern auch in weitern Kreisen wurde er als edler Menſch und ge-
ſinnungsvoller Mann bekannt. Man beschloß daher, ihm auch durch
ein äußeres Zeichen die Achtung, die man gegen ihn zeigt, kund zu
geben. Die Anregung zu einem glänzenden Fackelſtändchen ging zwar
zunächs von seinen Zuhörcrn aus, aber bald sſchloſſen sich Jünglinge
aus allen Facultäten an, und so bewegte sich geſtern Abend, der zur
Ausführung des Stänrtchens beſtimmt war, eine feſtgeſchloſſene Schaar
zahlreicher academiſcher Bürger vor Henle's Wohnung. Nachdem die
Muſik ihr Spiel vollendet hatte, sprach ein Zuhörer des Gefeierten
folgende Worte: r Wir ſind hier versammelt, um ein, wenn auch
[
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aufſchlag.
N.
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und Geld erbittet man
franco.
bendzeitung
Donnerstag
30. Januar
1845.
Landtagsverhandlungen. :
_ * Karlsruhe, 25. Jan. 138. Sitzung der zweiten Kammer. :
Präs. Be kk. Auf der Regierungsbank: St.-. Regenajuer und Jol -
Ip, Min.-R. Kühlenth al, v. Jag e mann. ' j] s
Petitionen. Auch Sch aaff übergibt unter andern eine Petition und hält
fodans dem verfſorbenen Direktor But schm ann eine sehr rührende Leichenrede,
in welcher er den Schmerz der hintcrlaſſenen Wittwe u. die Troftlosigkeit der
Waisen, ſo wie die glänzenden Eigensſchaflen des Verſtoreenen mit den hin-
reisendſten Worten ſchilder. Die Kammer verbeugt. sich und discutirt sodann
äber das neue Bierſteuergeset, bei welcher Gelegenheit sich besonders darüber
eine Debatte enſpann, daß der Abgeordnete Baum die durch Fahriäßigkeit ent-
Ftandene Beschädigung des Verschlußsiegels unbeſtraft wissen will: sein Antrag
wird aber verwerfen. Ein Antrag die Ordnungsftrafen von 1 D 5 auf 5 > 10
Gulden zu erhöhen, wird verworfen. – Das Gesch wird sodann zur Abftim-
wunggebracht und angenommen. Hierauf ergreift Poſsſelt vas Wort und
kommt endlich auf den Zweck seiner Rede, in welcher er darthut, wie nothwen-
pig cs sei, daß auch das Publikum vor Bierverfälſchung bewahrt werde. ~ Es
kommen allerlei Vergiftungen vor, die ertſetlichſten aber seien die aus giftigen
Subftanzen z. B. Gotelkernen ( Weinheim). Der Redner erbdlickt das einzige
Palliativ gegen derlei Fälſchung in der Verordnung, daß eine bestimmte Masse
von Malz zu einem beftimmten Quantum Eimer verwendet werden muſsen
U .1ſ daß auch die Kammer dieß wünschen und dieſen Wunsch zu Pro-
tiotoll geben möge.. ;
Q: Uu des Abg. Poss elt wird angenommen. ~~ Damit wir diesen
Gegeuſtand verlaſſen und Weiz el beginnt seinen Bericht über die Ubändicrungen
des Cinführnngsedikts sein Strafgeſchbuch mit dem Antrag eines adbgekuürzten
Bericht und gleich darauf folgende Diskussion cintreten zu laſſen. Dagegen ver-
langen die Abg. Hecker und Jh ftein, daß die Kammer vorerſt uber dicſe
Vorfrage ſich erklären solle, ein Ansinnen nicht dem der Vicepräsident Bader, der
an Bekks Stelle auf den Präfiventenſtubl fich niedergelassen hat und biiftimmt,
va jedoch Hecker auf seinem unt erſtüt ten Antrag bdbeſteht, ſo kommt er zur
UAbſtimmung, ungerachtet sich Weizel sehr dagegen ſverrt. – Als der Antrag
die Diskuſſion sogleich vorzunehmen, nur mit einiger Majorität angenommen
mird, und deßbalb zur Diskussion geſchriticn werden soll, erhebt sich Hecker
und spricst mit Nachvruck für Aufrechthaltung der Geschäftsordnung, welche be-
stimme, daß zwei Drittel der Kammer in einem ſoichen Fall für den Antrag
ſich väâtton erklären müsſſen, um ihn annehmbar zu machen. Man will seine
Gründe nicht hören, aber da fordert er alle Mitglieder, die nuch Uchtung vor
der Geschäftsordnung haben, auf, den Saal zu verlassen, und dießi machie Ein-
druck da er überdies von Scha aff , Weller, Welcker, Rinde ſch wender
nachdrücklich unterſtüßt wird. – Jolly fſtcäustt sich troßdem. ( Während der
Debatten iſt Rettig erschienen und hat seinen Platz als Volksvertreter ein-
genommen). Weiz el fährt nun in seinem Bericht fort, und als er geendet.
erklärt auch der Präſident, daß die Diskussion darüber später auf die Tages-
yrduung und gesept die wichtigzſten Stellen deßselben gedruckt werden ſollen.
. DeruÂtſchzland.
E Berlin, 23. Zanuar. In der zweiten und dritten Ge-
neralversammlung des Lokal- Bereins zum Wohl der arbeitenden
Klaſſen, welche am 21. und 22. im Thalia-Theater statt fanden, ſind
die Berathungen über die Statuten zu einem, wie die Liberalen ſa-
gen werden, erwünſchten Ende gelangt, die Radikalen können indes-
ſen auf die Weise, durch welche diese Beendigung erzwungen wurde,
nur mit dem größten Mißfallen blicken. In der zweiten Versamm-
lung trugen sie, die Radikalen nämlich, den Sieg davon. Halten
ſie schon das gute Recht wegen der illegalen Abſtimmung des §. 10
und 11 für sich, so mußte ihnen die Mehrzahl der Versammlung
vollents beitreten, als sie von diesem Rechte, um Zwiftigkeiten zu
vermeiden, keinen Gebrauch machten, sondern ſich lieber fogleich zu
einem Zusatparagraphen verſtanden, der zweimonatliche Bezirksver-
sammlungen feſtsettte, in denen die Mitglieder des Vereins ſich über
dchre Interessen sollten berathen können. Auch diese billige Forderung
mußten sie sich indessen erſt mit großer Mühe erringen. Der Prä-
ſident Naun y n, sowie die Induſtriellen wandten alle möglichen Mit-
tel an, dieselbe zu hintertreiben. Die Letzteren behaupteten, daß sie
am Beſten wiſſen müßten, woran es dem Volke gebreche und daß
ſie der Ansicht seien, das Volk sci für solche Bcrsammlungen noch
nicht reif. Hierauf erwiderte ihnen indeſſen der D. Nutenberg,
daß eine solche Trennung des induſtriellen und gelehrten Standes
durchaus zu verwerfen sei, auch die Wiſſenſchaſt sci ein Produkt des
Lebens und dieses sorge fortwährend dafür, daß die nöthize Vermitt-
Iung sciner verſchiedenen Clemente hergeſtelltt werde. Er sei z. B.
der Sohn eines Handwerkers uud habe daher die Leiden dieses Stau-
des aus eigener Erfahrung nur zu gut kennen gelernt, dieselbe Er-
fahrung könnten sich Andere auch durch den Umgang mit Handwer-
kern verſchaffen und es gäbe keinen Stand, der vorzugsweise dazu
berechtizt sei. Die Erfahrung, um die es sich hier handle, sei eine
allgemeine menschliche. Wenn man zur Geſtaltung derselben nun
verlange, daß die Bürzer alle zwei Monat ein Mal sollten zuſam-
men kommen können, um sich über ihr Wohl und Wehe zu berathen, so
ſei doch Das das Mindeſte, was man ihnen gewähren könne.
Rede entschiene. Man rief zur Abstimmung, und dieſe ergab 249
für und 176 Stimmen gegen den Antrag, den D. Schmidt gestellt,
Rautenberg aber, als Jener ihn verändern wollte, zu dem ſseinigen
gemacht hatte, alſo eine Majorität von 73 Stimmen für die Radi-
kalen. Das CEomite hatte ein anderes von Nauwerck gestelltes Am-
mendement, das die vierteljährigen Sitzungen nur zu öffentlichen
machen wollte, unterſtütt, das mußte indeſſen, da das Schmidt’ſche
durchging, zurückgezogen werden. In den weitern Verhandlungen
wurden nun noch die Candidatenliſten zur Wahl des Vorstandes,
welches das Comité wollte anfertigen laſſen, verworfen, die nur
alle zwei Monat angesezten Versammlungen des Vorstandes und
Ausschuſſes monatlich unb unter Zulaſſang von Vereinsmitgliedern
als Zuhörer anberaumt, und in gleicher Weise auch für die Ge-
neral-Verſammlung die ÖOffentlichkeir erkämpft.. Ferner war vorher
der weitere Polizeibezirk Berlins, der auch mehrere umliegende Dör-
fer sowie die Stadt Charlottenburg umfaßt, als Gebiet des Vereins
festgesetzt worden, da ein Schreiben der Bürger von Charlottenburg
eingelaufen war, in welchem sie um die Erlaubniß baten, einen
eigenen Bezirksverein des Berliner Lokal-Vereins bilden zu dürfen.
Diese
Als man uun aber zu der letten tranſitoriſchen Beſtimmung kan.
welche besagte, daß das proviſoriſche Comité so lange im Amte
bleiben sollte, bis die Conſtituirung des Vereins erfolgt sei, erhob
sich der Präſident, und erklärte, daß er sowie das. Comité diese
Statuten der Regierung nicht überreichen könne, da sie in der jeti- .
gen Abänderung das Werk einer Mazjorität seien, deren Ansicht er
nicht theilen könne. Man erwiderte ihm zwar hicrauf, daß er eben
sowohl Pflichten wie Rechte gegen die Verſammlung habe, und daß er
verbunden sei, die berathenen Statuten als Willen der Majorität
der Rezierung zu übergeben und für dieselben zu sprechen; der Bür-
germeiſter Geh. Rath Naunyn gab diesen Gründen indessen kein Ge-
hör und beharrte bei seiner Weigerung. Die Versammlung geriéth
vadurch eine peinliche Lage. Sagte man sich von dem Bürgermeiſter
und dem Comite los, so wurden die Statuten gewiß nicht beſtätigt
und es hätte selbſt nichts gehelſfen, wenn die Enltſchloſſenen aus dem
Comite, die im Herzen den Radikalen beiſtimmten, sich für diese er-
klärt hätten. Auch sie würden zurückgewiesen worden sein. Es blieb
dahcr, wenn man den Brrein erhalten wollte, nichts Anderes übrig,
als sich zu Unterhandlungen und einer neuen Einigung mit dem Co-
mite zu bequemen. Nr. Schmidt that dieses, indem er erklärte, daß
er das Recht der höheren ſittlichen Pflicht, den Verein zu erhalten,
opfern wolle und stellte den Antrag, den Beschluß des vorhergehen-
den Tages über die monatlichen Verſammlungen dahin abzuändern,
daß dieſe aufgegeben, dagegen aber die vierteljährlichen Bezirksver-
sammlungen in berathende virwandelt werden soklten. Rutenberg und
der ganze übrige Theil ver consequenten Radikalen erklärte sich zwar
dagegen, ra aber die Mazjorität dafür war, so wurde die
Einigung zu Stande gebracht. Das Comite blieb und erbat ſich,
nachdem die tranſitoriſche Beſtimmung angenommen worden war,
nur noch die Erlaubniß, sich so viel Induſtrielle, als zur Organisirung.
eben erforderlich sein würden, bis zur Zahl 30 zugesſellen zu dürfen.
So hat der Verein denn freilich die Aussicht auf die Beſtättigung
Sdseidelberg, 25. Jan. (Dberrh. Z.) Unter die Männer,
welche im vergangenen Jahre unsere Hochſchukle gewonnen hat, ge-
hört auch der. von Zürich berufene Profeſſor der Medizin Henle.
In der kurzen Zeit seines Wirkens an der Universität wußte er ſich
nicht nur die Liebe und- das Vertrauen seiner Zuhörer zu erwerben,
sondern auch in weitern Kreisen wurde er als edler Menſch und ge-
ſinnungsvoller Mann bekannt. Man beschloß daher, ihm auch durch
ein äußeres Zeichen die Achtung, die man gegen ihn zeigt, kund zu
geben. Die Anregung zu einem glänzenden Fackelſtändchen ging zwar
zunächs von seinen Zuhörcrn aus, aber bald sſchloſſen sich Jünglinge
aus allen Facultäten an, und so bewegte sich geſtern Abend, der zur
Ausführung des Stänrtchens beſtimmt war, eine feſtgeſchloſſene Schaar
zahlreicher academiſcher Bürger vor Henle's Wohnung. Nachdem die
Muſik ihr Spiel vollendet hatte, sprach ein Zuhörer des Gefeierten
folgende Worte: r Wir ſind hier versammelt, um ein, wenn auch
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