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Mannheimer Abendzeitung — 1845

DOI Kapitel:
No. 87 - No. 116 (1. April - 30. April)
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Zeile in Petitſchrift oder
deren Raum 3 kr. Inse-
rate, worüber die Redaks

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Raum 4 kr. + Briefe
und Geld erbittet man



aufſchlag. franco.
Sonntag 1845.

6. April







t: ; Deuctſch!ard.

* Maunheim, 5. April. Einige Blätter haben den Wieder-
rintritt des groß. Staatsraths Nebenius in das Präſcdium des Mi-
niſteriums des Innern als erfreuliches Ere igniß begrüßt, und die
A. Allg. Ztg. knüpft daran die Hoffnung, daß „es nunmehr gelin-
gen werde, der Regierung eine Majorität in der Kammer der Ab-
geordneten zu befreunden- und insbesondere hofft sie, daß veinige
bedeuten de Namen (?) welche sich seit den Zerwürfniſſen der
Tetztien Jahren vom parlamentarisſchen Schauplatze ferngehalten
hattenv-, wieder (nach der bevorſtehenden Erneuerung der Kammer
Ju einem Biertheile!l) in den Reihen der Abgeordneten erscheinen
werden; auch rühmt die A. A. Z. kurzweg, welche Verdienſte ſich
auf dem letzten Landtage Nebenius erworben“, indem reſeine ſtaats-
männiſche Taktik das Schicksal der Strafprozeßordnung durch so viele
Klippcn hindurch geſteuert habe. „Wir für uns wollen hier nicht in eine
nähere Würdigung jenes „Creigniſſes. und darauf ſich ſtützender
uHoffnungen-. ec. eingehen und stimmen nur allgemein bei, daß die
Berufung des Hrn. Nebenius zum Chef des Miniſteriums des In-
ujern im Verband mit der bcreits größtentheils bekannten toch hier
noch nicht zu veröffentlichenden Beſchung des im Verordnungswege
geſchaffenen Stacatsraths Instituts von erheblichem Einfluſſe auf un-
ſere Verhältniſſe sein wird; doch mözen wir unsern Lesern nicht
vornthalten, was gegerüber den Mittheilungen der A. Alg. Z. die
wackern in Conſtanz erscheinenden „Seeblätter-- und der bekannte wohl-
unterrichtete Correſpondent der Köln. Ztg. über diesen Gegenſtand sa-
gen, und erinnern nur noch, daß neben. Hrn. Nebenius u. A. der
Präſident der 2. Kammer O.-H.G.- Vicekanzler Hr. Bekk, und die
Hrn. Min.-Dir. Abg. Rettig und O.-H. G.- Rath Abg. Trefurt als

Candidaten bezeichnet waren. Die Seeblätter bemerken:. ;

î „Die Nachricht. von ver Ernennung des Staatsrathes Ne-
héenius zum Präſidenten des Ministeriums des Innern hat auch
Hei uns „einen wohlthuenden Eindruck gemacht. Wir können dies
iwwohl ohne Sorge vor Mißdeutung äußern, denn wir waren es allein,
hie beim Austritt dieſes Staatsmannes aus dem activen Dienſte in
kichtiger Voraussicht der ihr folgenden Reaction, soviel uns nur
immer vergönnt war, gegen jenes unheilbringende Ereigniß uns
ausſprachen. Dem ohngeachtct sind wir weit entfernt an den Wie-
Dereintritt des erwähnten Staatsmannes ausſchweifende oder auch
nur bedeutendere Hoffnungen zu knüpfen. Die Zeit, welche seitdem
vorübergegangen, hat uns belehrt, daß oft die entgegengesetzteſten
politiſchen Charactere mehr oder minder das gleiche Syſtem unter
andern Formen durchführen und daß im höhern Staatsleben jene
Männer rine große Seltcuheit sind, welche Einſicht und Weisheit
mit der erforderlichen Feſtigkeit verbinden, das was ſie als wahr
und gut erkannt haben, ohne Nebenrücksichten durchzuführen. So
aufrichtig wir nun den Wiedereintritt des Herrn Staatsrath Nebe-
nius begrüßen, so wenig vermögen wir zu verhehlen, daß wir die
Bem hungen desselben in der erſten Kammer für das Zuſtandekom-
men der Gesetze über Strafrechtspflege nicht in der Richtung anzu-
erkennen vermögen , wie dies ein öffenliches Blatt dieser Tage ge-
khan; zu dieſer Bemerkung sind wir unc so mehr berechtigt, als die
Schlußfolgerungen womit der Hr. Staatsrath in längerer vor der

erſten Kammer gehaltenen Rede, seine, den verſtümmelten Gesetzen -

geschenkte, Fürsprache zu rechtfertigen sucht, in offenbarem Wider-
ſpruch sind mit den schönen und richtig aufgestellten Borderſätzen.--
_ Die „Kölniſche Zeitunz“ schreibt: „Die Stelle eines Prä-
ſidenten des Ministeriums des Innern iſt endlich mit Hrn. Staats-
. rath Nebenius wieder besetzt worden. Bekanntlich hat Hr. Nebenius
nach dem Tode des Miniſters Winter die nämliche Stelle ſchon ein-
mal belleidet, dieselbe aber nach Hrn. vy. Blitieretorſ's Eintritt in
die Regierung an Hrn. Staatsrath Frhrn. u. Rüdt abtreten müſſen.
Man ha te als Grund dieses letzten Wechsels, in deſſen Folge Hr.
Nibenius im Ruhesſtande lebte, angeführt, daß er zwar als denkender,

kenntnißreicher Staatsmann in einera berathenden Collegium, wie als
ſtaatswirths4:aftlicher Schriftſieller , ausgezeichnet, doch als Vorſtand

eincr großen Verwaltung, wozu ganz andere. Cigenschaften erfordert
würden, nicht an seiner Stelle ſei. Namentlich fehle ihm die Be-.
ſtimmiheit, Pünkilichkeit und Raſgthheit zur Erledigung der vielen

trockt.zneu, oft mechguiſchen Detailgeſchäfte einer Verwaltung. Jetzt

—ſich für dens.Ivben bemühten.

‘zeigt ſeine abermalige Ernennung zu dieſem Poſten, daß der damals

angeführte Grund zu seiner Entfernung nicht der richtige war. Seit
dem Tote des Staatsraths Eichrott, d. h. seit länger als einem hal-

ben Jahre, war tas Ministerium des Innern ohne Präſidenten, und

sowohl über die lange Dauer der Erledigung, wie über die Art der

Wiederbesſezung war eine Minge von Vermuthungen in Umlauf.
„Zuletzt galt als die wahrscheinlichſte die Ernennung des unmittelbar

nach Hru. Cichrodt's Tode zum Direktor des Ministeriums beförder-
ten penſionirten Regierungs-Direktors Rettig, und es ist außer Zwei-
fel, daß einflußreiche P.rſonen, wenn auch nicht gerade hochſtehende,
Der Vorſchlag soll auch im Staatsmi-
niſterium erwogen worden, dort aber gescheitert ſein. Als Direktor
wird Hr. Rettig durch seine Erfahrung und Geſschäftesgewandtbeit
gute Dienste leiſten, für die obere Lritunz dagegen scheint man noch

andere Rüselſichten nöthig erachtet zu haben. Der Name des Hrn.
Nebenius wird von der Mehrzabl mit Freude und mit Hoffnung be-

grüßt, denn max erwartet einerſeits von ihm, daß er, über beſchränkte
Parteiansichten sich erhebend und die wahre Stellung der Regierung

erkenuend, die Anwendung kleiner Mittel zur Kränkung Andersden-

kender nicht zulaſſen werde; sodann gibt Hr. Nebenius als ein Mann
des gemäßigten Fortschrittes. worunter man gewöhnlich diejenigen
Staatsmänner verſteht, welche gegen politiſche und kirchliche Reaktion

so weit anſtreben, als sie davon für die Beamtenhierarchie Gefahr

besorgen; vom Weiterkomimen iſt dabei im Grunde nicht die Rede,
eben so wenig von ier zur Beſiegung von Schwierigkeiten nöthigen
Wiilenskraft und Charakterfeſtigkeit. Ob der Name des Hrn. Ne-
benius ein Syſtem decken wird und welches + das wird fich zeigen.

Speyer, 30. März. (Spy. 3.) Die Gener:l Verſammlung der
Straßburger-Ba'eler Eisenbahngeſellchaft iſt nun definitiv auf den. 18.

April (in Prris) feftgeſetzt. Es wird dabei auch die so richtige Fragewe..

en Fortsetzung ter Bahn von Straßburg bis Lauterburg zur Berathung und
Entscheidung kommen. An dem Beſschluſſe, den tie General-Verſamm-
lung fassen wird, iſt keinen Augenblick zu zweif:ln; und davon, daß

Ä die Regierung vollkommen bereit iſt, die Conceſſion zu erneuern, hat

ſich der Verwaltungsraths der gedachten Gesellſchaſt neuerdings in

unzweifelhafter Weise zu überzeugen G.l:genhcit gehabt.

K. Sachſesn. Chemwnitz. (Leipz. Z.) Nach einer Milthei-
lung des hiesigen Directoriums des Induſtrievereins für das König-
reich Sachsen hat die ſsächſiſche Regierung von der preußischen die
Versicherunz erhalten, daß die preußiſchen Consulate im Auselante, ne-
ben der ihnen ſchon durch Ar1. 19 des Zollvercins- Hauptvertrags
auferleaten Pflicht sämmtlichen Unterthanen des Vereins mit Rath
und That beizuftehen, auf die diesseitigen Staatsangehörizen noch
ſpecielle Rückſicht zu nehmen angewiesen werden sollen. Die Zahl
der preußiſchen Consalite beläuft sich nach jener Mittheilung auf 193,
die der ſächſiſchen auf 25.

Königsberg, 24. März. (Weſ.-Z.) Der hiesige Stadtge-
richtédirector, Eheprocurator und Lokal- Cenſor Reuter hatte ſich vor
Kurzem bemüht, in einer Nrihe von Artikeln in der Königsberger
Allg. Z. zu beweisen, daß turch das Gesetz vom 29. März v. J.,
welches Verſczung und Entsetzung der Juſtizbeamten auf dem Dis-
ciplinarwege geſtattet, die Unabhängigkeit und Sicherheit dcr Richter
keineswegs gefährdet, sondern daß im Gegentheil der Richterſtand
durch dieses Gesetz gegen Willkühr geschütt wäre. . Dieſe AnTcht,
die nur von Wenigen getheilt wurde, hat in diesen Tagen auf ecla-
tante Weise eine practiſche Widerlegung erfahren. Der Oberlandes-
gerichtsrath Pfe if fer iſt nämlich ganz plöglich und ohne sein At-
suchen durch Cabinetsordre vom 1. d. M. von dem hiefizen Ober-
landesgericht an das Oberlandesgericht zu Juſterburg verſetzt. Diese
plögliche Bersſchung macht in unserer Stadt außerordentliche Sen-
ſation, denn Pfeiffer iſt eires dcr tüchtigſten Mitglieter des hieſigen
Oberlandesgerichtes und hat sich durch ſeinen Charakter und seine
entschieden männl <e Gesinnung allgemeine Achtung erworben; weder
in seinen amtlichen Verhättniſſen, noch in Bezug auf sein Privatlcben
hat ihm der geringſte Vorwurf gemacht werden können. Auch die
königl. Cabineteordre spricht keinen Tadel aus. Das Schreiben tes
Juftizminiſters Uhden gibt ebenfalls keinen Grund für die Verſetung
an; aus dem Schluſſe deſſelben könnte man vermuthen, daß Pferiffer


 
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