A' 2 1 G
. Abonnement mitsier-
teljähr. Vorausbezahlung
in Mannheim 1 fl. 15 kr., j .
durch die Poft bezogen im i :
ganzen Großherzogthum / i 1 ;
Baven 2 fl. 8 kr., im : :
Ausl and erhöht fich das ',
ttt: ? Inserate diegespaltense
Zeile in Petitschrift oder
deren Raum 3 kr. Inses
rate, worüber die Redak-
tion Auskunft zu ertheilen
hat, die Zeile oder deren
Raum 4 kr. –~ Briefe
und Geld erbittet man
Abendzeitung.
Abo ;h! h z; Poſt- y erb
Sonntag 10. Auguſt 1845.
Deutſchland.
* Mannheim, 9. Auguſte. Das „Würzburger Sängerfeſt-
schloß am 5. mit einem großartigen Mahle, worüber nähere Mttthei-
lungen in den „Rhein. Bi... folzen werder. Hier bemerken wir
vorläufig, daß das Mahl mtt kräftiger voterländiſcher Rede gewürzt
wardz zahlreiche Toaſte crklangen auf „Gott, Freiheit, Vaterland.,
auf „das Comitr", auf unſ-r- Würzburger Mithürger, „die durchdrun-
gen vom Geiſte der Verbrüderung aller deutſchen Stämme zur
Herſtellung tes Feſtes mitzewirkt haben." Sie füblten mit tie Leiden
und Freuden an den Marken der Deutſchen. Nicht Schleewig-Hol-
ſtein treffe ras Schlimmste, es gebe Lande die sich nicht mehr Deutsch
nennen dürften. Nicht tlos von Schleswig, auch von Riga seien
Mitwirkende zum Feſt gekommen. So töne denn ein Ruf: -deutsche
Eintracht-, „deutsche Br.aderſchaft-. Ferner auf „Schleswig-Holſtein, auf
die „ Franken, de. Kern des deutſchen Volks.. ; auf „-die Brüder die nicht
unter deutſcher Herrschaft ſi1 d (Kurlard, Elsoß rc.), auf die „Hol-
ſiein'îchen Bauern-; tie „deutſchen Frauen" , „alle Landbewohner
Deutictlants., den „Lehrerſtard.. c.; Heitcre Freude und Gesang wech-
elren mit der eruſten volks!:hümlichen Begeiſterunz.
:[2 Aus dem Mitteirbeinkreis. Im Aumte.watltezirk Achern
und Büyl sollen riner Correſpondenz in der Oberrheiniſchen Zeitung
zu Folge, die Wahlmänrerwahlen turchgängig im Sinne des Fort-
ſchrius ausgefallen ſ.Lir. Dennoch rrâre die Wiederecwählung Rich-
ters in Frage, weil tie Wahlmänner von Bühl — einen söbgeord-
neten ihres eitzenen Amtsbezirks im Auge bätten. Für den Fall sich
dieſes letztere Bexroaden dbestitizte, läge darin die Beurkundung, mwrie
wen1z die. Bühler Wabdlimaunytr 12 des Verfaſſungsleben eingedrungen
ſtro + ünd zu ihrer Evre wollen wir jene Adſcht. nur als einen
Wunſch Derjenigen betrazzten, welche auf der Gegenseite des Fort-
ſchritts ſtepen. fi.
. Dean rin verſtändiges Bolk wird den Abzeordneten, die ihre
wich.ige, deilige und ſctwere Pflicht wirklich mit Standhaftigkeit und
Treue eifüllen, die selbſtv:r'äuznend und furchtlos ihre eigenen per-
sönlichen Inter sen der Sorge für das Gesammtirohl zum Opfer
bringen, seine Liebe und Achtung zuwenden, und es für eine Ehren-
pflichi halten, tas würdige Thun und Streb n seiner Abgeordneten
quch laut als solches anzuerkennen und ſeibſt zu derhp ärigzen.
Namentlich wicd es denſ.lben standhaft anvärgen so lange ſte
ſeines Vertrauens würciz ſind, ‘und durcz keine Verlockungen sich tazu
bewogen laſſen, unge prüfte Mänrer zu seinen Wolitführern zu
wählen, io lange. es ſich des Beſizes von Geprüften erfreut –
und wird füll:n, daß es iben so wenig Anspruch ats Hoffnung
auf eine achtungsvolle Behandlung yabe, wern es u der Person ſser-
ner Stellvertreter sich selbst aufzidt und indem es leine Vertveirtiger
aufopfert, zur noch der Gnade, nicht m: hr dem Rech.r ſein Heil
empfieblt. q
Der Abgeordnete Richter, schon seiner S'ellung nach unab-
hängig, beſtzgt, was noch unendlich. höher zu schägen iſt, einen. kraft-
vollen Character, iſt von der ganzen Bedeutung und Hiriligkeit der
ue durchorungen, und hat sl. von jeber
nir der Vol ks. ſach e mit ganzer Liebe und Treue geweihet, er iſt
mit einm Worte,. ciner jezer geprüften Männex, den das Vog.k zu
schützen und zu verehren hat.
M Were |1äßt es ſich nun mit dem gesunden Berftande rechtfertigen,
zu, sagen ~ mir wollen ein:n liberale n Abgeordneten weil rer
dem Fortſchritt huldigen aber alle moralische und Edhrenpflicht
auf die Scite ſchirvenn — ays, engherzigen, nichtssagenden Schein-
gründen und Localintereſsen ſtatt unseres ſritzerigen gesnnunzetächti-
zen geprüften Freundes — eiren Anderen, Ungeprcüften! Liegt nicht
zerade in dieſem Aufgeben reines Bertreters. tec Beweis des Gegen-
“izt aller Liede zum Fortſchritt, der Beweis ciner mattzerzigen
„„ „Brin — nir sagen es noch einnal — zur Ehre. dcs ganzen
). Acrmierwahlbezirke, wir gla.ben niat, daß man im Ernſte daran
didairs zu. opfern, .urd. verſehin uns zu einer feſten Grünnung der
Tüehrzayi dex Bühler Wahlmänner ſo wohi als jener von Achern.
- ren Abgr!ordneten Richter em-zm andira liberalen Can- \
* Freiburg, 8. Auguſt. Profeſſor Siebold in Erlangen ift
für die hieſige mediciniſche Fakultät gewonnen, und Professor Stau-
denmaier hier hat den Ruf an die kathol. theologiſche Fakultät in
Breelau abgelehnt.
. $* Vom Neckar, im Auguſt. Ich las dieser Tage in
Ihrer Zeitung eine Klage aus dem Amte Buchen darüber, daß
die Odenwälder im Allgemeinen so wenig Theilnahme für öffent-
liche Jutereſſen bezeigen, daß die Amtsgenoſſen des Amtes Buchen
sogar ihren seitherigen Deputirten nochmals in die Kammer ſchicken
laſſen wollen. Beiläufig gesagt, glaube ich gar nicht, daß der
ſeitherige Deputirte des Amtes Buchen, die Wahl wieder an-
nehmen würde. –~ Sollte übrigens Buchen vom Stchickſal be-
ſtimmt sein, einen Deputirten zu wählen, der auf der rechten
Seite Plat nähme, so möchte ich diesen Platz von keinem An-
dern eher eingenommen wissen, als von dem seitherigen Deputirten.
Um nun aber wieder auf die Odenwälder zu kommen , fo las
ich jene Jeremiade über sie in einem Wirthshause, einen Schoppen
Wein trinkend, eine Cigarre rauchend in behaglicher Stimmung.
Ich verwünſchte in meinem Innern dieſe Odenwälder, die so wenig
für die öffentliche Wohlfahrt empfänglich und für die öffentlichen,
vaterländi'chen, höherenIntereſsen so ſtumpf sind. Mißmuthig warf
ich das Zeitungsblatt weg und blickte unwillkürlich auf einen Tiſch
in meiner Nähe. – Auf diesem Tiſch stand eine große Schüſsel
mit Suppe und an diesem Tische saßen vier Personen, zwei Männ-
lein und zwei Fräulein, — von kurzer, untersettter Statur, einge-
fallenen, runzligen Wangen, mit sonnverbrannten Besichtern, ſchwie-
ligen Händen, ärmlich geileidet, ſtumm und nachdenklich und aßen
dus der Schüſſel die Suppe. – Drei der Personen, ein Mann
und die zwei Weibsleute hatten jenen bewußtloſen Blick der den.
Geiſtigkeit abſorbirenden Natürlichkeit, aber der vierte Mann, Der
blickte mich so barmherzig an, so vorwurfsvoll, so innerlich aus
der Seele heraus und bewies eine ſo verzweifelte Resignation in
seinem Benehmen, daß ich beim Wirthe nach den Leuten fragte. ~
Es waren Odenwäldec Schnitter. ~ Nun forschte ich weiter, fragte
nach dem Lohne den die Leute bekommen und da ſprach mir. der
Wirth von 36 kr., den die Perſon bekomme, eigentlich aber nur
30 kr., denn 6 kr. werden für das Brod abgezogen,. da die Leute
ſich selbſt verköstigen und sich daun für b kr. Brod aus dem Hauſe
geben laſſen, was er denn freiwillig noch mit etwas Käſe und
Schnaps und Abends mit Suppe würze. – Dieß ist der Lohn
dieser Schnitter und um diesen Lohn um 30 kr. per Tag, ohne
Koſt, arbeiten sie bei etlichen und 30 Grad Hitze in der Soune, von:
Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang ohne regelmäßize kräftige
Koſt, um diesen Lohn gehen sie meyrere Stunden weit, um ihn
furze Zeit lang zu verdienen, weil ibr gewöhnlicher Verdierſt weit
geringer iſt und mit dieſem Lohne müſsen sie ſich, ibre Kinder und
ihre Zinsen salviren und solviren! — Als ich diese Statinik ver-:
nommen, da blickte ich mit einem ganz eigenen Ausdruck auf Jhr
Zeitungsblatt, worin die Anklage gegen die Odenwälder stand, und.
daß sie so wenig Sinn für öffentliche Angelegenheiten deweisen; ich
berauerte es von ganzem Herzen, aver ich rechuete es ihnen nicht
zur Schuld an. ~ : Ö
M Zusa der baieriſschen Rheinpfalz, Anfangs Auguſt.
( Die reutſctie Jaduſtrie und die Zollv:reinsfkasse.) Jetzt wo tie Res-
präſentanten der verichieten.n Staaten des Zolvereins in Karlsruhe
zuiammergrkommen ſind, um uber das Wobl vuder Weyhe verſchiede-
ner Zweige deatſcher Indtiſtrie, Turcb Feſt'tclung genüger der oder un-
genügerder Schutziötie, für einen lanzen Zertraum zu entscheiden, und
dadurch deren Aufblühen od-:r daleig n. Untergang zu bewirken, s«laubt
Einſender dicſcs, dag es wenigſt-us niat schaden könne, wcnn ex.
ſeine indwiovelle Anficht ven. Teutſcher Induſtrie und. Zolvereirskaſse,
im. Gegensatze zu der bisderigen von den obern Zollbehörden angenom-
menen, in, di.sem.. Blatte niederlegt.
Nach den Vertrögen, wrlche di: den Zollverein bildenden Staa-
.fP. mit rinard.r a ogeſ 'oſſen, rolle: nach und nach alk Abgaben und
Steuern von Produkten und Fabrikaten, welche aus einem Staat:
. Abonnement mitsier-
teljähr. Vorausbezahlung
in Mannheim 1 fl. 15 kr., j .
durch die Poft bezogen im i :
ganzen Großherzogthum / i 1 ;
Baven 2 fl. 8 kr., im : :
Ausl and erhöht fich das ',
ttt: ? Inserate diegespaltense
Zeile in Petitschrift oder
deren Raum 3 kr. Inses
rate, worüber die Redak-
tion Auskunft zu ertheilen
hat, die Zeile oder deren
Raum 4 kr. –~ Briefe
und Geld erbittet man
Abendzeitung.
Abo ;h! h z; Poſt- y erb
Sonntag 10. Auguſt 1845.
Deutſchland.
* Mannheim, 9. Auguſte. Das „Würzburger Sängerfeſt-
schloß am 5. mit einem großartigen Mahle, worüber nähere Mttthei-
lungen in den „Rhein. Bi... folzen werder. Hier bemerken wir
vorläufig, daß das Mahl mtt kräftiger voterländiſcher Rede gewürzt
wardz zahlreiche Toaſte crklangen auf „Gott, Freiheit, Vaterland.,
auf „das Comitr", auf unſ-r- Würzburger Mithürger, „die durchdrun-
gen vom Geiſte der Verbrüderung aller deutſchen Stämme zur
Herſtellung tes Feſtes mitzewirkt haben." Sie füblten mit tie Leiden
und Freuden an den Marken der Deutſchen. Nicht Schleewig-Hol-
ſtein treffe ras Schlimmste, es gebe Lande die sich nicht mehr Deutsch
nennen dürften. Nicht tlos von Schleswig, auch von Riga seien
Mitwirkende zum Feſt gekommen. So töne denn ein Ruf: -deutsche
Eintracht-, „deutsche Br.aderſchaft-. Ferner auf „Schleswig-Holſtein, auf
die „ Franken, de. Kern des deutſchen Volks.. ; auf „-die Brüder die nicht
unter deutſcher Herrschaft ſi1 d (Kurlard, Elsoß rc.), auf die „Hol-
ſiein'îchen Bauern-; tie „deutſchen Frauen" , „alle Landbewohner
Deutictlants., den „Lehrerſtard.. c.; Heitcre Freude und Gesang wech-
elren mit der eruſten volks!:hümlichen Begeiſterunz.
:[2 Aus dem Mitteirbeinkreis. Im Aumte.watltezirk Achern
und Büyl sollen riner Correſpondenz in der Oberrheiniſchen Zeitung
zu Folge, die Wahlmänrerwahlen turchgängig im Sinne des Fort-
ſchrius ausgefallen ſ.Lir. Dennoch rrâre die Wiederecwählung Rich-
ters in Frage, weil tie Wahlmänner von Bühl — einen söbgeord-
neten ihres eitzenen Amtsbezirks im Auge bätten. Für den Fall sich
dieſes letztere Bexroaden dbestitizte, läge darin die Beurkundung, mwrie
wen1z die. Bühler Wabdlimaunytr 12 des Verfaſſungsleben eingedrungen
ſtro + ünd zu ihrer Evre wollen wir jene Adſcht. nur als einen
Wunſch Derjenigen betrazzten, welche auf der Gegenseite des Fort-
ſchritts ſtepen. fi.
. Dean rin verſtändiges Bolk wird den Abzeordneten, die ihre
wich.ige, deilige und ſctwere Pflicht wirklich mit Standhaftigkeit und
Treue eifüllen, die selbſtv:r'äuznend und furchtlos ihre eigenen per-
sönlichen Inter sen der Sorge für das Gesammtirohl zum Opfer
bringen, seine Liebe und Achtung zuwenden, und es für eine Ehren-
pflichi halten, tas würdige Thun und Streb n seiner Abgeordneten
quch laut als solches anzuerkennen und ſeibſt zu derhp ärigzen.
Namentlich wicd es denſ.lben standhaft anvärgen so lange ſte
ſeines Vertrauens würciz ſind, ‘und durcz keine Verlockungen sich tazu
bewogen laſſen, unge prüfte Mänrer zu seinen Wolitführern zu
wählen, io lange. es ſich des Beſizes von Geprüften erfreut –
und wird füll:n, daß es iben so wenig Anspruch ats Hoffnung
auf eine achtungsvolle Behandlung yabe, wern es u der Person ſser-
ner Stellvertreter sich selbst aufzidt und indem es leine Vertveirtiger
aufopfert, zur noch der Gnade, nicht m: hr dem Rech.r ſein Heil
empfieblt. q
Der Abgeordnete Richter, schon seiner S'ellung nach unab-
hängig, beſtzgt, was noch unendlich. höher zu schägen iſt, einen. kraft-
vollen Character, iſt von der ganzen Bedeutung und Hiriligkeit der
ue durchorungen, und hat sl. von jeber
nir der Vol ks. ſach e mit ganzer Liebe und Treue geweihet, er iſt
mit einm Worte,. ciner jezer geprüften Männex, den das Vog.k zu
schützen und zu verehren hat.
M Were |1äßt es ſich nun mit dem gesunden Berftande rechtfertigen,
zu, sagen ~ mir wollen ein:n liberale n Abgeordneten weil rer
dem Fortſchritt huldigen aber alle moralische und Edhrenpflicht
auf die Scite ſchirvenn — ays, engherzigen, nichtssagenden Schein-
gründen und Localintereſsen ſtatt unseres ſritzerigen gesnnunzetächti-
zen geprüften Freundes — eiren Anderen, Ungeprcüften! Liegt nicht
zerade in dieſem Aufgeben reines Bertreters. tec Beweis des Gegen-
“izt aller Liede zum Fortſchritt, der Beweis ciner mattzerzigen
„„ „Brin — nir sagen es noch einnal — zur Ehre. dcs ganzen
). Acrmierwahlbezirke, wir gla.ben niat, daß man im Ernſte daran
didairs zu. opfern, .urd. verſehin uns zu einer feſten Grünnung der
Tüehrzayi dex Bühler Wahlmänner ſo wohi als jener von Achern.
- ren Abgr!ordneten Richter em-zm andira liberalen Can- \
* Freiburg, 8. Auguſt. Profeſſor Siebold in Erlangen ift
für die hieſige mediciniſche Fakultät gewonnen, und Professor Stau-
denmaier hier hat den Ruf an die kathol. theologiſche Fakultät in
Breelau abgelehnt.
. $* Vom Neckar, im Auguſt. Ich las dieser Tage in
Ihrer Zeitung eine Klage aus dem Amte Buchen darüber, daß
die Odenwälder im Allgemeinen so wenig Theilnahme für öffent-
liche Jutereſſen bezeigen, daß die Amtsgenoſſen des Amtes Buchen
sogar ihren seitherigen Deputirten nochmals in die Kammer ſchicken
laſſen wollen. Beiläufig gesagt, glaube ich gar nicht, daß der
ſeitherige Deputirte des Amtes Buchen, die Wahl wieder an-
nehmen würde. –~ Sollte übrigens Buchen vom Stchickſal be-
ſtimmt sein, einen Deputirten zu wählen, der auf der rechten
Seite Plat nähme, so möchte ich diesen Platz von keinem An-
dern eher eingenommen wissen, als von dem seitherigen Deputirten.
Um nun aber wieder auf die Odenwälder zu kommen , fo las
ich jene Jeremiade über sie in einem Wirthshause, einen Schoppen
Wein trinkend, eine Cigarre rauchend in behaglicher Stimmung.
Ich verwünſchte in meinem Innern dieſe Odenwälder, die so wenig
für die öffentliche Wohlfahrt empfänglich und für die öffentlichen,
vaterländi'chen, höherenIntereſsen so ſtumpf sind. Mißmuthig warf
ich das Zeitungsblatt weg und blickte unwillkürlich auf einen Tiſch
in meiner Nähe. – Auf diesem Tiſch stand eine große Schüſsel
mit Suppe und an diesem Tische saßen vier Personen, zwei Männ-
lein und zwei Fräulein, — von kurzer, untersettter Statur, einge-
fallenen, runzligen Wangen, mit sonnverbrannten Besichtern, ſchwie-
ligen Händen, ärmlich geileidet, ſtumm und nachdenklich und aßen
dus der Schüſſel die Suppe. – Drei der Personen, ein Mann
und die zwei Weibsleute hatten jenen bewußtloſen Blick der den.
Geiſtigkeit abſorbirenden Natürlichkeit, aber der vierte Mann, Der
blickte mich so barmherzig an, so vorwurfsvoll, so innerlich aus
der Seele heraus und bewies eine ſo verzweifelte Resignation in
seinem Benehmen, daß ich beim Wirthe nach den Leuten fragte. ~
Es waren Odenwäldec Schnitter. ~ Nun forschte ich weiter, fragte
nach dem Lohne den die Leute bekommen und da ſprach mir. der
Wirth von 36 kr., den die Perſon bekomme, eigentlich aber nur
30 kr., denn 6 kr. werden für das Brod abgezogen,. da die Leute
ſich selbſt verköstigen und sich daun für b kr. Brod aus dem Hauſe
geben laſſen, was er denn freiwillig noch mit etwas Käſe und
Schnaps und Abends mit Suppe würze. – Dieß ist der Lohn
dieser Schnitter und um diesen Lohn um 30 kr. per Tag, ohne
Koſt, arbeiten sie bei etlichen und 30 Grad Hitze in der Soune, von:
Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang ohne regelmäßize kräftige
Koſt, um diesen Lohn gehen sie meyrere Stunden weit, um ihn
furze Zeit lang zu verdienen, weil ibr gewöhnlicher Verdierſt weit
geringer iſt und mit dieſem Lohne müſsen sie ſich, ibre Kinder und
ihre Zinsen salviren und solviren! — Als ich diese Statinik ver-:
nommen, da blickte ich mit einem ganz eigenen Ausdruck auf Jhr
Zeitungsblatt, worin die Anklage gegen die Odenwälder stand, und.
daß sie so wenig Sinn für öffentliche Angelegenheiten deweisen; ich
berauerte es von ganzem Herzen, aver ich rechuete es ihnen nicht
zur Schuld an. ~ : Ö
M Zusa der baieriſschen Rheinpfalz, Anfangs Auguſt.
( Die reutſctie Jaduſtrie und die Zollv:reinsfkasse.) Jetzt wo tie Res-
präſentanten der verichieten.n Staaten des Zolvereins in Karlsruhe
zuiammergrkommen ſind, um uber das Wobl vuder Weyhe verſchiede-
ner Zweige deatſcher Indtiſtrie, Turcb Feſt'tclung genüger der oder un-
genügerder Schutziötie, für einen lanzen Zertraum zu entscheiden, und
dadurch deren Aufblühen od-:r daleig n. Untergang zu bewirken, s«laubt
Einſender dicſcs, dag es wenigſt-us niat schaden könne, wcnn ex.
ſeine indwiovelle Anficht ven. Teutſcher Induſtrie und. Zolvereirskaſse,
im. Gegensatze zu der bisderigen von den obern Zollbehörden angenom-
menen, in, di.sem.. Blatte niederlegt.
Nach den Vertrögen, wrlche di: den Zollverein bildenden Staa-
.fP. mit rinard.r a ogeſ 'oſſen, rolle: nach und nach alk Abgaben und
Steuern von Produkten und Fabrikaten, welche aus einem Staat: