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Mannheimer Abendzeitung — 1845

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No. 268 - No. 298 (1.October - 31. October)
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Samstag



Nannheimer Abendzeitung. &

18. October

Urin:

hat, die Zeile oder derss
Raum 4 kr. ~ VPrieſsx
und Gety k°itet man

1845.









Deut9ſchland.

[| Von der Pfinz, 15. Okt. Zweimal schon hat es ein, dem
gewesenen Bürgermeifter Morlock in Durlach geſinnungsverwand-
ier und vielleicht auch blutsverwandter Freund verſucht, in der Karlsruher
Zeitung die in Ihrem Blatte erschienenen Korreſpondenzen „von der
Pfinz- zu widerlegen. Der Herr Korrespondent der Karlsruherin führt
ausführlich an, was der gewesene Herr Bürgermeifter Gutes, Nügt-
liches gethan babe, namentlich ſtützt er sich auf die Ablösung des
Zehnten, auf die Befreiung von der drückenden Laſt einer Uebertriebs-
ſchäferei – und Vermehrung des Grundflockes !c. Sollte er denn
nicht wiſſen, daß schon vor dem Amtsantritt des Hrn. Morlock die
Arbeiten über die Zehntablöſung so ziemlich beendet warer ; wenn
auch ein Uebertriebsrecht der Schäferei Hohenwettersbach abgelöſ'’t
wurde, so möge er doch ferner bedenken, daß der abgetretene Bür-
germeiſter mit aller Macht die Gemeinde wicder mit eincr ftädtischen
Sommerschaafroeide belaſten wollte, weil, wie er sich ausdrückte, ſonft
die Wolle theuer werden möchte. Der Hr. Korrespondent berichtct
von einer Vergrößerung des Grundftockes : sollte er nicht wissen, daß
durch die Ziehung der Eisenbahnlinien über durlacher Markung auch
viele liegende Güter verkauft wurden, ~ in der Stadt selbſt wurde
rur ein einigermaßen bedeutendes Gebäude zur beſſern Einrichtung
eincs ſchon längst vorher beftandenen Erziehungsinſstituts für Mäd-
chen angekauft, ein anderes dagegen mindeſtens étben so theuer ver-
kauf. – Endlich geht der ehrenwerthe Korrespondent wiedix auf
die berüchtigte Rathhausgeschichte ein, und glaubt in seinem wahrheits-
getreuen Berichte die ganze Sache darzustellen, als ob sie in aller
Form des Rechtes mit vollſtändiger Zuſtimmung der Gemeinde vor
ſich gegangen sciz wahrhaftig, der ſchon oft genannte Korrespondent
muß ein ſchlech! Gedächtniß besigen, da er nicht mehr weiß, daß
die Ausbesserung des Ratbhauſes mit einem Anschlage zu 17,000 M.,
vom Gemeinderath/ und kleinen Bürgerausſchuß bewilligt , begon-
nen wurdez obige 17,000 fl. wurden von der Staatsbehörde beſtä-
tigt, aber, und dieß hat der ehrliche Hr. Korrespondent wieder ver-
geſſen, als die Arbeiten zu eine m Drittel ausgeführt waren, war
auch die bewill'‘gte Summe ausgegeben; erſt jezt wurde der gro ße
Ausschuß zu Rathe gezogen; erſt jett, als durch diese Handlungs-
weiſe der Bürgermeiſter mit dem Gemeinderathe und kleinen Bürger-
ausschuſsſe sich nicht mehr zu helfen wußte, sollte der große Ausschuß
helfen; durch eine große, unverzeihliche Nachgiebigkeit geschah es, daß
der große Ausschuß eine weitere Summe von 23,000 fl. bewilligte,
und jetzt cr eine Kommission ernannte, da der große Ausschuß hin-
länglich überzeugt war, man dürfe dem bisherigen Aufsichtspersonale
kein so wichtiges Geſchäft mehr anvertrauen laſſen. – Und unter
solchen Umftänden wagt es noch ein Corresſpondert der Karlsruher
Jriung zu sagen, das geschah alles in Form des Rechtes, unter der
Leitung eines berühmten tüchtigen Architekten, + sollte er etwa durch
dieſe Baugeſchithte berühmt werden hier ??? Nach mehreren gemei-
nen Redensarten kommt der Korrespondent endlich auch auf die po-
litische Gesinnung des gewesenen Hrn. Bürgermeifters zu sprechen ~
wir wollen uns über diesen Punkt nicht in weitläufige Raisonnements
einlaſſen sondern nur eine Stelle unseres ehrenwerthen Korreſponden-
ien anführen : „Hr. Morlock iſt von ganzem Herzen liberal, er scheint
nur miniſteriell, weil das Minifterium liberal ist.. Daran wird je-
ver unbefangene Leser merken, weh Geiſteskinder der genannte Korre-
ſpondent der Karlsruher Zritung und der gewesene Bürgermeister
Morlock ſind. Dies eine gedrungene Antwort auf den Korresſpondenz-
artikel der Karlsruher Zeitung vom 14. d. M. Das hier Angeführte
ift aus dem Munde von Männern, die mit k.inen Lügen umgehen.

Zu der nächstens stattfindenden Bürgermeiſterwahl ist noch kein
“xmin feſtgeſezt, hoffentlich werden die Bürger einmal einsehen, wo

'e städtischen, wie auch die vaterländischen Interessen zu suchen sind.
; wahrscheinlichen Bürgermeister bezeichnet man den frühern Land-
sdeputirten und frühern Bürgermeister Kaufmann W....., von dem
1 hoffen darf, er werde sich dieser Pflicht für seine Vaterſiadt und
ein Vaterland nicht entziehen wollen.
_ Frankfurt, 9. Oct. (Bremer Ztg.) Das Resultat der hier
den erſten Tagen dieser Woche ftattgehabten Ur wa hl en für die
e mit Anfang Novembers in Thätigkeit tretende gesetzgebende Ver-

sammlung ist nicht ohne Interesse, zumal dasselbe ein ganz verschiedenes
von demjenigen ift, das gemeinhin dieser alljährlich ſich wiederholende
Waßhlact zu gewähren pflegt und sich daraus Folgen entwickeln dürfen,
die für unsere politischen und kirchlichen Zuftände von Wichtigkeit
sind. Während fich nämlich seit langen Jahren bei diesem Wahlact-
turchgängig eine solche Apathie in unserer Bürgerschaft kund gab, daß
von ihren ſtimmberechtigten Mitgliedern kaum ",, gtel durchschnittlich
dabei concurrirte, ſo ward sie am zweiten Tage der Stimmenabgabe
von reinem so regen Eifer für die Sache erfaßt, daß von der den
Handelsftand einschließenden Abtheilung allein 487 Bulletins, sohin
eiwa vier Mal so viel als im vorigen Jahre, wo ſich deren Zahl
auf 130 belief, abgeliefert worden. Da ſich in der erften + den
Gelehrten -, und dritten, den Handwerkerſtanb in ſich begreifenden
Abtheilung gemeinhin eine größere Theilnahme für die Wahlangelegen-
heit zu äußern pflegt, als in der vorerwähnten, so war hier der
Unterſchied minder auffallend, doch beläuft er sich auch hier auf
mehr als ein Drittel. Die Verarlaſſung zu dieser ungewöhnlichen
Theilnahme gehört nun freilich mehr dem kirchlichen als dem politiſchen
Gebiete an, indem die Bürgerſchaft aus ihrem seitherigen apathiſhen
Schlummer erft durch die Kunde erweckt ward, unsere politischen
und conf ess ionellen Nobilitäts männer, ~ die Ultramontanen
und die mit ihnen ſympathisirenden Proteftanten von der suprana-
turaliftiſch-n Richtung ~ böten Alles auf, um das Wablcolleg der
Töger ausschießlich nach ihr:m Geſchmacke zu bilden. Die Beſtre-
bungen, einem solchen Vorhaben entgegenzuwirken, ſind durch den
befien Erfolg gekrört worden, indem aus der geſtern bekannt ge-
wordenen Zusammensetzung dieses Colleg's erhellet, daß namentlich
in der zweiten Abtheilung, großen Theils auch in ten beiden an-
rern, anerkannte Freunde und Beförderer des Fortſchritts die über-
wiegende Mehrzabl auemachen, und die Gegner aus ihrer lange
Jahre oreupirten Stellung mehr oder weniger verbrängt worden ſind.
Namentlich wurden in das Colleg mehrere ausgezeichnete Mitglieder
der deutſch-kaiholischen Gemeinde und ihres Vorstandes erwählt. Da
nun demselben Colleg die Ernennung der 45 aus der Gesammtbürger-
schaft zu berufenden Mitglieder der gesetzgebenden Versammlung zufteht,
so darf man wohl von der neuen Legislatur die beſten Erwartungen
hegen, zumal nicht zu besorgen if, daß die vom Senate und von
der ständigen Bürgerrepräſentation zu derſelben abzuordnenden Mit-
glieder, - je 20 für jede dieser beiden Körperſchaften, ~~ ſich
Forderungen in den Weg stellen, deren Zeitgemäßheit auch von ihnen
wo nicht einhellig so doch vielſtimmig anerkennt wird.

S Aus Rheinpreußen, 12. Oktober. Rheinische Zeitungen,
auch die „Kölniſche- ,
langen Artikel, welcher den unbeschreiblichen, uns durch die neue
Gemeindeordnung zugewendeten Vortheil zu zeigen und anzupreisen
sich abmühet. Ich bitte ernſilich, verſtehen Sie mich wohl, die
Allgemeine Preußische. sucht dem Rheinländer das große Heil nach-
zuweisen, welches in der Gemeindeordnung verborgen schlummert.

+© VWerlin, 13. Oktober. Vor Kurzem iſt der Agent der
Seehantlung, H. Block, von London mieder hier angekommen, wo
derselbe die Vorunterhandlung mit Roth sch il d über die Kontrahirung
der neuen Anleihe von 30 Millionen anknüpfen sollte. Er ift indeſ-
sen, wie man ſich hier allgemein erzählt, noch nicht damit zu Stande
gekommen, da Roth ſch ild erklärt hat, d a ß er auch diese An-
leihe ohne die Bewilligung der Reichsſtände nicht ein-
gehen könne. Dieser Beſcheid wird alſo wopl vermuthlich das
lezte Gewicht in die Wagſchale der Entſcheidung, ob Reichsſtände
gegeben werden sollen oder nicht, legen, und wir werden wohl noch
in dieſem Jahre solche erhalten; denn man braucht das Geld ſehr
röthig, und an den Bau ter Eisenbahn nach Königsberg wäre ohne
dieſe Anleihe nicht zu denken.

Bei der Austieferung der von der Kaiserin von Rußland an das
Nikolai- Hospital und die Armenverwaltung überwiesenen Gelder ift
wieder ein ächt ruſſiſches Verfahren geübt worden. Während in dem
Schreiben dreitauſend Thaler in ganz deuitichen Buchſtaben ftanden,
erfolgten dabei nur zweitausend, und als sich der Magistrat darnach
erkundigte, erhielt er die Antwort, die fehlenden tausend Thaler seien
von der Gesandtschaft an reſsiſche Penſionäre vertheilt worden. Wer
dieſe aber sind, iſt nicht bekannt gieworden.

entnehmen der „Allg. Pr. Ztg.- einen sehr .


 
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