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Mannheimer Abendzeitung — 1845

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No. 146 - No. 175 (1. Juni - 30. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44007#0697

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Samstag

Deutſchland.

* Mannheim, 20.. (Landtagswahlen.) Das neueste großh.
Staats- und Regierungblatt Nr. 18 bringt die Anordnung der Wah-
len. zur theilweiſen Erneuerung der beiden Kammern der
Ständeverſammlu ng. Danach haben für die erſte Kammer die
Senate der Hochſchulen Heidelberg und Freiburg eine neue
Wahl ihrer Abgeordneten vorzunehmen und ebenso der grun dherr-
liche Adel. Von den Abgeordneten des letztern treten vier aus,
und zwar aus dem Wahlbezirk oberhalb der Murg Fyr. uv. Böcklin
und aus dem Wahlbezirk unterhalb der Murg Fdr. v. Kettner,
Fhr. v. Rüdt, Fhr. v. Göler d. J.; zu Wahlcommisſsären sind
einestheils Regierungs-Director Fhr. v. Reck zu Freiburg, und an-.
derntheils Fhr. v. St enge l in Mannheim ernannt. Die Vorar-
beiten ſind alsbald vorzunehmen. ;

Für die zweite Kammer ſind die Erneuerung s- Wahlen
für die mit dem 30. Juni d. J. in Folge der VPoosziehung vom 7.
September 1842 gesetzlich austretenden s ech s zehn Abgeordneten und
eine Ersatz wahl für den unersetzlichen Abgeordneten Sander ?
(Stadt Pforzheim) vorzunehmen. Wir lass.n hier die Namen der
Wahlbezirke, der austretenden Abgeordneten und der unterm 11. Juni
ernannten gr. Wahlkommiſſäre folgen:

Wachldbegjziek. Austretende :
t. Stadt U e b erl i n- Rindeschwender.

gen.
2. Stadt Lahr.

Wahlcommiſſsäre.

v. Neubronn. in Konftanz.

Regierungsdir. Baumgärt-

3. Stadt Lah r. Baum. ner in Raſtatt.
4. Stadt Baden. Jörger. tu lte. Sie-
; gel in Karlsruhe.
s. Stadt Durlach. Bleido rn. Min.- Rath v. Stengel in
6. Stadt Pforzheim. Lenz. Min rue: el in Karls-

7. Stadt Heidelberg. + Poſelt. ese Bekk in Karls-

§. fem. UV Nr Dr. Bad er. eg. :Dit v. Vogel in Con-
9. Amt Müllhei in 1x. Blankengh o ornKraft Reg.-Dir. IFhr. y. Reck in
20. Amt Breisach 1c. 7c. Binz. Reg. Math“ Muors in Frei-

vofaPlit Litſschgi in Frei-

Reg..Rath Stockhorn zu Ra-
HoſgLitis-Yräfident Obktir-

. Gt<her in Raſtatt.
Geh. - Ref. Junghanns in

t1. Amt Hornberg tc. 1c. Böhme.
42. Amt Offenburg t. Knapp,
13. Aemt. Achern u. Bühl, Richter,

14. Aemt. Durlach u.Stein, Waag,

15. Amt Bruchsal, Dx. Biſsing, Vicekrtil Trrfurt in Mann-
18. Amt Buchen, Dr. Fauth , eg. gDitetto Schaaff in
annheim.

17. Stadt Pforzhei m, + Sander, Miniſterial-Rath Weigzel.
Für diese Städte- und Aemter - Wahlbe zirke sollen die Vor-
bereitungsarbeiten gleichfalls alsb ald beginnen.
Maunheim, 20. Juni. Die gestern erwähnte, von dem
Weſtphäliſchen Merkur zuerſt mitgetheilte Adreſſe von einer Anzahl
Kölner Bürger, an die badischen Abgeordneten, Herren v. I-
ſtein und Hecker lautet: Hochgeehre Männer! Was Sie
seit einer Reihe von Jahren in Ihrer öffentlichen Wirksamkeit als
Volksvertreter mit Ausdauer und Aufopferung geleiſtet, dafür iſt
das ganze deutsche Vaterland Ihnen zu Dank verpflichte. Die
ftaatliche Trennung der deutschen Stämme ist unvermögend, zu ver-
hindern, daß nicht wenigstens in der Verehrung für ihre ausge-
zeichneten Männer alle Deutschen sich vereinigen, + daß nicht we-
nigstens ein geiſtiges Band in ungétrübter Wahrheit und Wirklich-
keit Osterreich, Preußen, Baden und wie die zersplitterten Theile
alle heißen, zu einem einigen deutschen Vaterland verknüpfe, – daß
nicht Ihre Namen, hochgeehrte Männer, mit Stolz und Vertrauen
genannt werden, wo immer deutsche Herzen des Vaterlandes mit
Hoffnung oder Besorgniß gedenken. Wir unterzeichnete Bewohner
der Stadt Köln bitten Sie, hochgeehrte Männer, mit Wohlwollen
den Ausdruck unserer langgenährten Hochachtung zu genehmigen;
ſie kann nicht geſchmälert werden durch Ihre Ausweiſung aus den

21. Juni

Geh.-Reg.-Rath v. Merhart

Inseratediegeſspaltens
Zeile in Petitſchrift oder
deren Raum 3 kr. Inſe-
L .) rate, worüber die Redak-
| E A tion Auskunft zu ertheilen
Z I® hat, die Zeile oder dersn
Raum 4 kr. ~ Briefe

und Heth erbittet man

1845.

en

preußischen Staaten, eine Maßregel, die bisheran aller und jeder
Rechtfertigung entbehrt. Wir vertrauen fest, auch von Ihnen werde
sich bewähren, daß tüchtiger Männer Thaten nicht blos, sondern
auch ihre Leiden zu Chre und Segen sich wenden. Köln, 11. Juni
1845. (Folgen die Unterschriften.)

+] Berlin, 16. Juni. Die Nachricht der Düsseldorfer Zei-
tung, daß die Mannheimer Abendzeitung am 4. und 5. hier nicht
ausgegeben worden sei, iſt nicht richtig. Die Mannheirter Abend-
zeitung hat keinen Aufenthalt erlitten, wir haben die Nr., welche v.

It ftein’s und Hecdcker'’s Erklärung enthielt, nur (wie ich Ihnen

ſchon neulich bemerkte) einen Tag später erhalten, als die Frankfurter
Zeitungen sie schon im Abdruck bradckten, und ebenso ißt es auch
wieder bei der Hecker'ſchen Erklärung der Fall gewesen. Die Frank-
furter Zeitungen müssen alſo entweder ein Mittel haben, ſich Ihre
Zeitung früher zu verschaffen, oder sie muß in Frankfurt aufgehalten
werden. – Hecker’ s Erklärung kat hier allgemeinen Beifall gefun-
den. Dabei muß ich jedoch noch einmal hervorheben, daß der Wirth
des Hotel de Brand ebourg es niemals verhehlt, sondern viel-
mehr überall erzählt hat, daß u. Itſstein und Hecker mit Päſſen ver-
sehen gewesen seien, so daß also hieraus ein doppelter Vorwurf für
die Polizei erwächſte. ~ Die heutigen Berliner Zeitungen enthalten
die Erklärung noch nicht. In dem letzten Miniſterrath, der am 13.
ſtattffand, sollen die Herrn Flottwell, v. Boyen und Bülo w
rklärt haben, daß mit dem jetzigen Princip nicht fortregiert werden
könne. Herr v. Bülow ſoll auch bereits ein Schreiben an Hrn. v.
Itſtein gerichtet *) haben, in dem er sein Bedauern über das gegen
ihn angewendete Verfahren auéspricht. Daß der Graf Arnim aus-
treten werde, iſt, wie Sie sich hienach denken, bereits allgemeines Stakt-
geſpräch. Man nennt auch ſchon seinen muthwaßlichen Nachfolger ~
den Oberpräſidenten Böttcher in Königsberg,. –~ Es geht hier
auch das Gerücht, daß Hr. v. Frankenberg- Ludwigsdorf abberufen
worden sei, und daß Hr. v. Radowitz sich in Frankfurt a. M. be-
finde. -– Die Rachricht, daß Wislice nus wieder in seine Funk-
tionen eingeſeßt worden sei, hat sich bis jetzt noch nicht beſtätigt.
Sie war zuerſt in Halle allgemein verbreitet, später hörte man in-
deſſen, daß die Suépendirung prolongirt worden sei. Ja man ſcheint
jezt in Halle sogar ſchon darauf vorbereitet zu sein, daß
nächſtens tie gänzliche Abſeßung von W is lic enus ausgesprochen werde.
In diesem Falle wird die Gemeinde ihm sein Gehalt sichern, und
der Buchhändler Schwetschke hat ihm bereits eine freie Wohnung in
seinem Hause angeboten. – Der Minister Eichhorn hat jetzt wieder
eine neue Verfügung erlaſs:n, die seinem Principe dienen soll, aber
auch wieder auf die mannigfaltigſte Opposition ſtößt. Es ſollen so
wie in Baiern in allen Gymnasien dieselben Lehrbücher eingeführt
werden. Vermuthlich iſt cs dabei vorzüglich auf approbirte Reli-
gions-Lehrbücher abgeschen. – Der Homöopath Lutze setzt. troß der
letzten Kabinetsordre seine Kuren in Posdam ruhig fort.

Von weiteren Maßregeln gegen die Schriftſteller verlautet noch
nichts. Es scheint demnach, daß dieselben wieder aufgegeben worden
ſind. N. Drontke hat bis jetzt keine Antwort von dem Polizei-Prä-
ſitium erhalten. Außerdem hat er sich auch noch an die Stadtverord-
neten: Verſammlung gewendet und diese aufgefordert, ihn zu ſchützen
und zugleich ihre Rechte wahrzunehmen, da die Polizei nur befugt
iſt, die Anträge zur Niederlaſsung prüfen nicht aber darüber zu ent-
scheiden. – Den Beschluß, das Patronat über die drei zu erbauen-
den Kirchen des Georgen - Viertels abzulehnen, haben die Stadtver-
ordneten auf den Antrag des Magistrats wieder zurückgenommen,
aber die Bedingung davon geknüpft, daß der Gemeinde für diese -
Kirche keine neue Steuer auferlegtwerden dürfe, wie beabsichtigt war,
daß keine Stolgebühren von den Predigern der neuern Kirchen
erhoben würde und daß die Stadtverordneten diePläne zu den
Kirchen anzunehmen oder zu verwerfen hätten.

Die „Königsb. Allg. Ztg., enthält einen Artikel, in dem gesagt
wird, daß die Ausweisung v. Itſtein's und Heckers als eine Prä-
ventivmaßregel zu betrachten und dabei schr zu hedauern sei, raß die-
ſclbe so ehrenwerthe Perſönlichk.it betroffen hate. Also um tas preu-
Hiſche Volk zu ,„ bewahren “, muß man dic ehrenwerthe Persönlichkeit



*) Fier ift da von, fo viel wir wissen, Nichts bekannt. D. Red.


 
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