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Mannheimer Abendzeitung — 1845

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No. 58 - No. 86 (1. März - 31. März)
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_ Montag

10. März

1845



Denutfchlared. |
+ Vom Nhein, im März. Dem ächten deutschen Patrioten

muß das Herz bluten beim Hinblick auf die eingeriſſene Auswanderung

deutscher Familien,, wodurch dem Vaterlande eine Maſſe persönlicher
Kräfte und pekuniären Vermögens entzogen wird, ohne daß ſich mit
Wahrheit eine wirkliche Üebervölkerung des deutschen Gebiets
behaupten ließe. Nur undeutsſche Krämerſeelen können in jener Hin-
wanderung ihrer Vaterlandsgenoſſen eine er wün ſcht e Einleitung
von möglichen Absatzwegen für Befriedigung ihres Cigennutes er-
blicken, und ich weiß nicht, wie ich denjenigen Geiſt bezeichnen soli,
der da glaubt, ſich begnügen zu dürfen mit Maßregeln zum Schuge
der Wandernden gegen die Klauen fremder Habgier und liſtiger
Täuſchung, während vor Allem Alles aufgeboten werden sollte, um
die wahren Ursachen oder Quellen dieser so widernatür-
lichen Auswanderungsluſt zu erforschen, und solche mit aller
Kraft ſöstzeiter, um jene Kräſte und Capitalien dem Vaterlande
zu erhalten.

Vom Rhein. Von dem Speditionshauſe Schloſſer in Frei-
burg im Breisgau sind achtzig Zentner Schießpulver aus den deut-
ſchen Zollvereinsſtaaten nach Zürich avisirt. Da fragliches Pulver
nicht an den Kriegsrath von Zürich, sondern an eiue dortige Spe-
ditionshandlung adressirt sein soll, so vermuthet man det daß das-
selbe entweder nach dem Wallis, oder nach den andett Conferenz-
kantonen bestimmt sei. |

Vom NhHein, 7. März. (F. O. P. A. Z.) Wie man erfährt,
iſt von Seiten der französischen Regierung bei der preußiſchen der An-
trag: gemacht worden, für die Zukunft alle Rheinzölle auf der Route
von Lauter bis Koblenz und vice rersa aufzuheben. Die Rhyein-
ſchisssahrt würde bierdurch bedeutend gewinnen; außerdem aber würde
nur Frankreich, das es dabei hauptsächlich auf die Hebung der Ka-
nalschisffahrt, namentlich auf den Kanal „Monsieur. abgesehen hat,
Vortheil ziehen, während die Moſelſchiffahrt hiedurch den größten
Schaden erleiden würde, falls nicht auch alle Mojſelzölle gleichzeitig
erlaſſen würden. Da die Schifffahrt auf der Mosel aber bauptsäch-
lich, ja faſt ausschließlich nur preußiſches Gebiet berührt, so würde
durch das Aufheben der Moselzölle nur unser Staat einen, und zwar
einen bedeutenden Ausfall leiden, ohne daß von Seiten Frankreich's
ein Aequivalent geboten würde, weßhalb man an ein Zuſtandekommen
des angebotenen Vertrags nicht glaubt.

Karlsruhe, 7. März. Nach einer Bekanntmachung der

großherzoglich badischen Amortisationskaſse blieb das bei früheren

Ziehungen gezogene Fünfzig - Gulden Loos Rro. 31,940, welches
den hesse. Mrs L. uo ?. , unerhoben. ,
Berc 1, vom 4. März. Die Finanzmaßrege
die Barrieren öffentlich au den Meiftbietenden zu cu hteget
hierſelbſt vor drei Jahren vdurchgreifend ausgeführt wurde, hat
dem Staate nun zwar die beſten Früchte getragen, indem alle Leg-
ſtätten ( Barrieren) von den Anſteigerern mehrere Hunderte von
Thalern über den früheren Rohertrag hinüber gesteigert wurden, so
daß der Ausfall durch den Erlös der Wirthſchaft gedeckt werden
muß. Nun hat diese Anſteigerung aber auf der andern Seite der
Regierung geschadet, indem Jeder das Unzweckmäßige einsieht,
die Gewerbsleute zu solchem Schwindel zu führen, dem
die meiſten nachher erliegen müſſen. Schon der Unmſtand
allein, daß die Rheinbrücke bei Köln bei offenem Rheine, weil
fie im Hafen auf dem Trocknen lag, nicht hergestellt werden konnte,
dsf: sich daher der Zug der Frachtfahrer von Elberfeld und den
Gebirgſstädten nach Düſſseldorf wandte, um rheinüber zu gelangen,
hat den Pächtern an einer bergischen Straße Tauſende entwandt,
und dieselbe den Pächtern der andern Straße übermacht. Hoffent-
Lich wird die Maßgregel nicht länger fortdauern, welche mit dem
Verderben, mit der Demoralisation so vieler Individuen nothwendig
verknüpft sein muß, welche den Schwindel unter den Gewerbetrei-
henden zu heben nur geeignet iſt.
Köln, 5. März. (Rh.- u. M.-Ztg.) Die Vermuthung, daß

vie schlauen Handelsherren Albions uns abermals und zwar hin-

htlich tines Handelsvertrags mit Braſilien zuvorgekommen ſeien,
cheint ſich nicht zu beſtätigen, was wir daraus ſchließen, daß den

trheiniſchen Handelskammern der Zolltarif Brasiliens von dem

königl. Handelsamte zur gutachtlichen Aeußerung mitgetheilt worden iſt.

Mainz, 4. März. (Rh. Beob.) In Wiesbaden herrscht jetzt
eine eigene Gereiztheit gegen die nachbarlichen Mainzer, so daß gleich-
sam der Verkehr zwischen beiden sonst so befreundeten Städten er-
schwert wird. Was iſt Schuld an dieser "~fentlich bald vorüberge-
henden Mißhelligkeit? Man sollte es nicht fur möglich halten, und
doch iſt es wahr; + es iſt nichts Anderes daran Schuld, als eine
faliche Auslegung einer Gruppe des diesjährigen Faſchingszugs, dem
einige Wiesbadner die Deutung gaben, als persisflire er den feſtlichen
Einzug, der im vorigen Jahre in Wiesbaden ſtatt fand, als der Her-
zog seine Gattin heimführte.

München, 27. Febr.
und Beschwerde des Stadtraths in Speyer wegen der Umwandlung
des proteſtantischen Gymnasiums in Speyer in ein ausſchließend ka-
tholiſches iſt von München die kurze Antwort erfolgt, daß ſolche
Dinge den Stadtrath gar nichts angehen! So verfährt man gegen
alle hiſtoriſche, durch 300 Jahre geheiligte Rechte der Proteſtanten.
Wenn z. B. der König von Preußen das altkatholiſche Gymnasium
zu Trier plötlich in ein ausschließlich evangeliſches umzuwandeln be-
fohlen hätte, wie würden wiederum die Münchener Römlinge, der
alte Jakobiner an der Spitze, Lärm geschlagen haben durch ganz
Deutichland und von Verfolgung der Katholiken geschrien; nun aber
die Proteſtanten in Baiern die gleichen Dinge ruhig mit sich machen
laſſen müſſcn, da findet man es in der Ordnung und schlägt ſie so-
gleich auf's Maul, wenn sie nur > bitten!

(
Von der Eider, 27 Febr. Es iſt jetzt außer allem Zweifel,
daß die faſt mit lauter Dänen besetzte Regierung ~ d. i. das
Ministerium und der Staatsrath + ſich entſchloſſen hat, den Auf-
forderungen der Dänen, gegen die deutschen Herzogthümer Gewalt-
maßregein zu ergreifen, Folge zu geben, und die deutschen Collegien,
die ſchleswig-holſteinlauenburgisſche Kanzlei und die schleswig-holſteini che
Regierung, obgleich beide aus Männern von deutscher Bildung und
deutscher Gesinnung beftehen, besitzen nicht Keaft genug zum Wider-
ſtande. Die periodische Preſſe der Herzogthümer iſt weiter beschränkt,
und gerade durch jene eben genannten deutschen Collegien. An die
Censoren sind Inſtructionen ergangen, zu ſtreichen, was gegen
Dänemark und die Dänen gerichiet und für die Freiheit der Herzog-
thümer spreche. Mehre Herausgeber von Wochenblättern haben dazu
noch Drohungen und Warnungen empfangen, daß ihre Privilegien
cingezogen oder beschränkt werden würden, wenn ſie die Opposition
nicht einstellten. Ferner iſt den Policciämtern aufgegeben, über die
Carricaturen zu wachen und solche, die gegen Dänemark gerichtet
wären, untc.r Beſchlag zu legen. Endlich ſind selbst mehrere deutsche
Lieder, welche die deutsche Nationalität und Freiheit Schleswig- Hol-
ſteins zum Gegenstande haben, und längst schon gedruckt, neulich aber
von eivem geſchickten Componiſten mit Melodieen versehen wurden,
unter Beschlag gelegt worven. (W.-3.)
Wien, 1. März. (Köln. Z.) Nicht leicht iſt bei uns eine
Regierungsmaßregel so allgemein freudig begrüßt worden, wie das
kürzlich bekannt gemachte Patent über die Herabsetzung der Militär-
dienſtzeit, auch für die deutschen Provinzen und Galizien, von 14 auf
8 Jahre. Der Beifall der hieſigen Bevölkerung darüber machte sich
in dem Jubel Luft, der den Kaiser mehrmals während seiner ge-
wöhnlichen Spaziergänge auf der Baſtei umjauchzte. Die längſt
beſchloſſene Maßregel wurde nur durch das Widerſtreben des Erz-
herzogs Ludwig in der Ausführung verzögert. Indessen wäre viel-
leicht noch manches Hinderniß der Ausführung entgegengetreten, wenn
nicht auch der Commandirende in den italieniſchen Provinzen, Graf
Radetzli, sich dringend für die baldigſte Bekanntmachung der abge-
kürzten Capitulationszeit verwendet hätte, und zwar aus dem
wichtigen Grunde, weil unter der größtentyeils aus deut sch en Trup-
pen beſtehenven Besatzung jener Provinzen seit längerer Zeit allge-
meine Mißſtinmung darüber bemerkbar war, daß ſier zu der langen

LaAjährigen Dienſtzeit verhalten werde, während die aus den italie-

nisch en Provinzen recrutirten Soldaten schon seit der napoleonisſchn
Océupation jener Lande die Wodltyat der uugleich kürzern Dienftzeit
genoß. Bei der eigenthümlichen Stimmung unserer wie der fremven

(Rh. Beob.) Auf die Remonſtration.


 
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