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Mannheimer Abendzeitung — 1845

DOI Kapitel:
No. 238 - No. 267 (1. September - 30. September)
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Dienstag

in Mannheim 1 fl. 15 kr., Vd . § ; :
: Mannheimer Abendzeitung
Vaven 2 f. s te,, im § s

9. September

Inserate diegespaltens
deren Raum 3 kr. Zrnise-
rate, worüber die Redak-
tion Auskunft zuertheilen
hat,, die Zeile oder deren
Raum 4 kr. — Briefe
und eth erbittet man
Ö raneso.

1845.













Deutſchland.

Karlsruhe, 29. Aug. (A. A. Z.) Es iſt dieser Tage von
Arbeitern des Öewerteſtandes eine Petition um Schuy der Arbeit an
den Großherzog eingereicht worden, welche mit nicht weniger als 3780
Unterschriften bedeckt ifs.. Die Petenten drücken darin ihr
Dankgefühl sür die Zusicherungen aus, welche einer De-
putation des Induſtrievereins zu Theil wurden, ſtellen L.. c, wie noth-
wendi- es für das Glück der vereinsländiſchen Bevölkerung ſei, bie
Fabriken im Lande zu beschützen, um nicht dem Auslande die größten
Summen zuzuwenden, womit die einheimische arbeitende Klaſſe ernährt
werden könne, und bemerken weiter, daß, wenn wieder in England
eine Stockung des Absatzes ſeiner Fabrikate nach überseeischen Ländern
eintreten sollte, die Ueberfluthung des deutschen Marktes und damit
die Noth für unsern Gewerbeſtand noch weit größer werden würde,
als es in den letzten Jahren ter Fall gewesen. Und wie bald könne
dieſes geschehen! „Der größte Thriil unſerer Fabriken und Gewerbe
würde dadurch zu Grunde gerichtet, und wir, mit noch vielen Tau-
ſenden andcrec fleißigen Arbeiter, würden brodles werden. Um dies
traurige Loos von uns abzuwenden, bitten wir um Schutz für die
inländische Indufrie..» Noch weitere Petitionen in diesem Sinn, un-
ter Anderm aus dim gewerbreichen Wiesenthal. ſolen dem Vernehmen
nach dieser erſten nachfolgen. „Wenn man die Noth aller Art ins
Auge faßt, womit auf den Mißwachs dicses traurizen Sommers der
kommende Winter droht, ſo kann man in der That nicht obne ernfte
Besorgniß an die Wirkungen denken, welche neben der Theuerung
eine eintretende Arbeitslosigkeit haben müßte, zumal ta jett die
Ciſenbahnarbeiten zu Ente gebn. §::

» Vom Nhein, A. September. Die Gladbachſche Proz!tar
wurde wegen Kranlheit deſſclben bis zum 26. d. vertagte.

[?] Köln , 2. Sept. Sehr lanze wurde die Rheinprovinz
nicht mehr mit Orden bedacht; plötzlich aber werden hier an hun-
dert Adlerorden vertheilt. Unter den Dekorirten sind außergewöha-
lich viele Juſtizseamten. Auch der alte Sch auber g, erſter Kam-
merpräſident des hiesigen Zuchtpolizeigerichts, deſſen vieljährige Dienst-
zeit ſich bis dahin einer solchen Auszeichnung nicht erſreuen koante,
érhielt einen Adlerorden.

Barmen, A. Sept. Auf Anregung und unter Mitwirkung
des Bürgermeiſters h.t bereits vor mebr denn 14 Tagen eine Ver-
sſammlu g von mehren Oekonomen und Bäckern Statt gefunden, die
den Zweck hatte. ſich über den Grund oder Ungrund der Befürch:
tungen wegen einer Miße:nte in dem unserer Gegend unentbehrlichcn
Lebensmittel, den Kartoff in, möglichſt ins Klare zu setzen. Wie
wir hören, hat der Stadtrath, nach dem Resultate dieser Beneh-
mung mit den Sachverſtändigen, n icht zu der Ueberzeugung kom-
men können, daß, bei’ der allgemein so gesegneten Getreid. ärnte
und bei dem Umstande, das die Kartoffeln nicht allenthalben schlecht
gerathen oder in krankhaftem Zuſtande sich befinden, die Ernten in
andern Gegenden vielmehr ſseyr ergiebig ausfallen sollen, eine
Noth oder besondere Theuerung bis jetzt mit Grund zu

befürchten stehe; wohl aber soll derselbe, gleich wie dies auch bei

Anberaumung der erſten Versammlung des clberfelder Kornvereins
„von mehren Sriten geſchehen, die B.sorgniß ausgesprochen haben,
, daß durch zu frühzeitige Sorge und Lärm tie Speculation ſich der
Art auf die genannten Victualien werfen könnte, daß dadurch ein-
. unnöthige und übertricbene Theurung entstehen könne. Aus ticsen
Gründen will sich der Stadtrath einftweilen paſſiv verhalten, dabei
aber die Brwegungen auf den Fruchtmäikten genau controlliren, um
nach Ercforderniß der Umſtände zu handen. C(Barm. 3.)
; . Vom Niederrhein, A. September. Heute bringen un-
. sere Zeitungen die längst ersehnte Gemeindeordnung für die Rhein-
„Frovinz--, beſtehend aus 1 19 Paragrapben, mit cinigen dreißig Unter-
.- ; beſtimmungen. Dirselbe iſt unterm 23. Juli in „Sanssouci ‘ vollzogen
î Morden. Die Regierung ernennt, nach eingeholtiim Gutachten des
; Landrachs, die Burgermeisſtcr, wclche pro Kopf 3 Silberlinge bezie-
hen, wovon '/, für Bureaufoſten und “, als Gehalt zu betrachten
sind. Außerdem, daß die Bürgermeister jetzt Besoldung beziehen wer-
„den, ift deren Madchr ebenfalls in bedenklicher Weise gevachſen. Sie
dürfen gegen ihre Untergebenen Ordnungsftrafen bis zu 3 Thlr. und

then größer er Sckten zu. vereinen.“

gegen einige sogar 2 Tage Arreſt verfügen. Die Glieder des Ge-
meinderaths werden allerdings, aber nur aus den ,, Meiftbeſteuerten '’
freigewählt, und ihr Ausspruch iſt rücküchtlich „der Verpflichtungen
gegen den Staat, der Anlage und Unterhaltung von Polizei und
Armenanſtalten, in den Angelegenheiten der Kirchen, Schulen, from-
men Stiftungen u. s. w. als bloßes Gutachten anzusehen.’ Ueber
„andere Ausgaben und Dienſte, welche das besondere Intereſſe der
Gemeinde betreffen, iſt der Beſchlug des Gemeinderaths entscheidend."
Aber auch dieſe Vergünstigung, welche sich jedenfalls nur auf unbe-
deutende Punkte erfirecken wird, biidet eigentlich nur eine Ilufion;
denn der Bürgermeifter darf, nach dem §. 88, die definitiven Be-
schlüsse des Gemeinderaths bis zur Eniſcheidung der Regierung ſuspen-
diren, wenn er durch dieselben das Gemeindewohl benachtheiligt wähnt.
Die wükliche Freiheit des Gemeindelebens gebt also nicht über die An- und
Einsicht und das Wollen des höhern Orts verlichenen Bürgermei-
ſters hinaus. Prüfet Alles, und das Beste behaltet. Wir wünschen
aus rer neuen „Gemeinde-Ordnung“ nur die freie Wahl des Ge-
meinderaths; im Uebrigen aber bleibe ces beim Uiten, welches weni-
ger koſtete und nicht so viel Gewalt für den Einzelnen gewährt.

Berlin, 1. Sept. (Aach. Z.) Allgemein gab man ſich der
frohen Hoffnung hin, daß die Anwesenheit des Königs in der frei-
ſinnigſten Propinz unseres Staates und die unmittelbare Anschauung
der dortigen Verhältniſſe ihn in der Ausführung mannigfacher ent-
ſchieden freiſinniger Eniſchlüſſe, von denen die Kunde in der letzten
Zeit durch alle deutichen Blätter lief, bestärken würde, und man ſah
beßyhalb freudig den deßfallſizen Entſchließungen entgegen. Leider
ſtelten aber ſcon einzelne Erscheinungen untergeordneter Art, von
denen man die Nachricht hierher erhielt, und zu denen wir nament-
lich die Begegnung rechnen, welche gerade den. freiſinnigſten Mitglie-

dern des rheriniſchen Landtages zu Theil wurde, diesen Hoffnungen

ein schlechtes Prognoſtifon, und wie man jetzt genauer hört, dürfte
allerdings Grund zu der Befürchtung vorhanden sein, daß sich manche

dieser Hoffaungen richt verwirlſlichen vürften. Geſghieyt dies aber

wirklich, so iſt wie es gar keinem Zweifel unterliegt, daran aller-

dings sehr wesentlich die Einwirkung ausländischer Staatsmänner

schuld. Preußen würde aber, wenn es eine vollſtändig e ausge-
bildete Verfaſſung und freiere politiſche Institutionen
überhaupt erhielte, einen entscheidenden und überwiegenden Einflug
auf ganz Deutſchland gewinnen.

Offenbach, 6. September. ( Frankf. J. ) Die meiften Mit-

glieder der rrei hieſtgen evangelischen Kirchengemeinden haben mit ih-

ren Vorſtehern und durch riese bei dem Großherzog von Hessen um
die Erlaubniß nachgesſucht: ihre Kirchen dem deutſchen Theile der
hi.ſigen kaiboliſchen Gemeinde zur Abhaltung seines Gottesdienstes zu
öffnen, so lange die Umfände den Gebrauch der katholischen Gemein-
pekicche zu dieſem Zwecke nicht geſtaiten, und die stets wachsende, jetzt
ungefähr ein Drittheil ver hiesigen katholiſchen Gemeinde betragende
Zahl der deuiſchen Katholiken kein anderes Lokal zum Gottesdienſte
findet. y
Von der Nidda, 4. S;pt. (Fr. J.) Hr. Pfaff, Biſchof
von Fulda, hat in einem Schreiben an die ihm untergebenen Geiſt-

lichen zu Marburg und Hanau die deutschen Katholiken förmlich

ercommunicirt, als eine heilloſe Sekte, die, durch geheime Um-

triebe katholischer und nichtkatholischer Freitenker begünstigt und von

der preußiſchen Staatsregierung nicht gehindert., auch
en Kurheſſen Wurzel gefaßt habe, um sich jedoch einſt „mit den szlu-

(+) Jena, 7. September. Der talentvolle junge Ar;t, Dr.
Köhler, welcher bier jüngſt den Studenten Erdmanns d örf er im
Zweikampfe erſtach, hat ſich auf die frohe Nachricht, daß ihn der
Großherzog von Weimar begnadigen werde, vor einigen Tagen frei-
willig vor der Behörde gefiellt.

Aus der Provinz Sachsen, 1. Sept. Der ehemalige Re-
daeteur der unterdrückten „Locomotive", Held, ist dieser Tage wegen
Preßvergehens von dem Oberlandesgerichte zu Naumburg in erſter
Infianz zu dreijähriger Feſtungeſtrafe mit Vrrluſt der Nationalcocarde

verrurtheilt worden. –~ Die Bauern zwischen Halle und Magteburg

haben unter ſich bercits eine bedeut,/nde Snmme aufgebracht, um dem

Zeile in Petitſchrift over .


 
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