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Mannheimer Abendzeitung — 1845

DOI Kapitel:
No. 329 - No. 358 (1. Dezember - 31. Dezember)
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MAboanement mitvier-
teiiähr. Vorausbezahlung
in Mannheim 1 fl. 15 kr.,
durch die Poft bezogen im

ganzen Großherzogthum

Haden 2 fl. 8 kr.,



Mannyheimer A

Inserate diegespaltene

Zeile in Petitschrift odex
deren Naum 3 kr. Juſe-
rate, worüber die Redak-
/ tion Auskunft zu ertheilen
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im |
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aufschlag. G



G. Dezember

1845.







| Samstag

Deutschland. j
* Mannheim, 3, Dez. Der gr. Minifterialrath Kühlen-

th al hat neulich der 2. Kammer unserer Stände das provisorische

er

Geſez vom 23. Oktober d. J. über den Vereinszolltarif von
1846-1848, nebſt dem Tarife, zur nachträglichen Zuftimmung überge-
ben. Der Vortrag erläutert kurz die beſchlosſenen Aenderungen und
fährt dann fort: u

„Weit mehr, als wirklich geändert wurde, war zumal bezüglich auf die
Eingangszölle, zur Aenderung beantragt. Die Wünſche der Induftrie im
roßherzogthume, wie in andern Vereinstheilen, die Beschlüſſe der Stände
auf dem leßten Landtag, die Ansichten, welche die großherzogliche Regierung
til, latte ſepege hat. (ruhte Lets ah tei Lr thore teures
tu. auf verkcheven wichtuge Ge lura glaubte man, die früheren

Anträge und die seitdem in Großbritannien erfolgte Aufhebung des Zolles von
roher Baumwolle berückſichtigend, die Erhöhung der Eingangsabgabe von
zwei auf fünf Thaler vorſchlagen zu müssen. Für Leinen- und Vollengarn
schien ver gleiche Zollſatz gerechtfertigt. Eine angemessene Zollerhöhung für
Leinengewebe schien nicht minder begründet. Für ausgehende Baumwollen-,
Leinen-, ungewalkte Wollen- und gemischte Stoffe, auch veredelte Garne
_ UU. soll ute: ter cwserlsutetthturs Vgl rte Leg:
fh sttrven var L run. bereit. In der Voraussetzung, daß die Zoller-
höhung zu Gunften der Baumwollen-, Wollen- und Leineninduſtrie für Roh-
und gewöhnliches Stabeiſen noch einige Aufbesserung des bereits gewährten
Zollſchußes zu erwirken gewünscht. Mehrere andere Aenverungen, nament-
lich eine mäßige Eingangszollerhöhung für Soda, hatte man überdieß herbei-
zuführen beabsichtigt." ; .

„In gleicher Richtung waren von Seiten anderer Vereinsregierungen An-
iräge erfolgt. Und was die Hoffnung einer billigen Schutzzollerhöhung für
Geſpinnſte insbesondere zu beftärken schien, war der Umftand, daß die Zu-
läſſigkeit rieſer Erhöhung in Verbindung mit Ausfuhrprämien für zur Aus-
fuhr beſtimmte vereinsländische Gewebe zum Theil auch da Anerkennung fand,
wo früher sehr enlſchiedene Bedenken obgewaltet hatten. Gleichwohl waren
die Verhandlungen ver vießjährigen Generalconferenz über den so wichtigen
Gegenſtand ohne Erfolg und nach wiederholten Versuchen einer Verftändigung
mußte man ſich mit der Aussicht zufrieden geben, daß eine spätere Berathung
vas erwünſchte Ziel werde erreichen lassen."

„Für eine, wenn auch nur sehr mäßige Verftärkung der Eingangsabgabe
. ; z! ſ ver tue tetrut. 44.6 ure
Eiſenzollerhöhani qr ftegucru sz für die laufende . Ice setecitutn
hatte, die Zuſtimmung zur Beibehaltung dieser Säße vorerſt nur bis zum
Ende von 1846 ertheilt, so daß von da an der frühere Zuſtand wieder ein-
treten müßte, wenn nicht inzwiſchen das Cinverftändniß dieser Regierung für
weiterhin zu erlangen wäre."

Die großh. Regierung muß diese Ergebniſſe sehr beklagen. Sie war

und iſt überzeugt, daß ihre Anträge in Bezug auf wirksameren Zollſchutßz für
Baumwollen-, Leinen- und Wollengarne, so wie für Leinengewebe durchaus
im Geifle des gemäßigten Schutzzollsyftems liegen, zu welchem sich der Zoll-
verein bekennt, daß die Beachtung jerer Anträge zur nothwendigen Ergän-
zung dieses Syſtems erforderlich iſt, daß die entgegenſtehenden Bedenken über-
all nicht begründet find. Z| es indeß auch bis jetßt aller Anstrengung nicht
gelungen, diese Bedenken aus dem Wege zu räumen, fo darf man doch mit
Vertrauen erwarten, daß bei der allenthalben verbreiteten Ueberzeugung von
der segensreichen Wirksamkeit des Zollvereins und bei dem aufrichtigen Stre-
ben aller Vereinsglieder für dessen fernere Ausbildung das noch nicht erzielte
Berftändniß nicht mehr ferne sei."
; Aus dem ÖOosthale, 2. Dechr. (Obrrh. Ztg.) Vor eini-
gen Tagen erſchoß in der Gegend des benachbarten Ortes Sinzheim
ein Waldhüter des ehemaligen Salmenwirths Haug von Baden,
(welcher in jener Gegend viele Jagdpachtungen befitt), einen Wil-
derer, der vor ihm floh, (1) durch den Rücken. Letzterer nannte noch
ſterbend den Thäter , welcher bereits verhaftet iſt.

Karlsruhe, 25. Nov. Nach deutſchen Blättern läßt ſich er-
warten, daß die Sitzungen der Ständeversammlung ftürmiſch ausfal-
len werden. An Stoff fehlt es nicht. Gerade die neueſten Vorgänge
in Mannheim find ein sehr ergiebiger Stoff, indem sie fich an die
zwei Angelegenheiten anschließen, die jetzt das allgemeinfte Intercsse
erregen, nämlich die kirchlichen Bewegungen und die Zuftände der
Preſſe Das Institut der Censur, das nur bei Völkern

die noch auf der Stufe der Kindheit stehen, begreiflich erscheint, wird"
heftige Angriffe zu beſtehen haben. Durch die Cenſur wird Deutsch-
land geschieden von den Völkern, welche an der Spitze der Civilisa-
tion fliehen; es wird getrennt von England und Frankreich, um mit
Rußland und Italien in eine Kategorie gefiellt zuwerden. (Schw. N. Z.)
_ "}’. Breisgau. Ihringen, am 30. November. Heute
ſriert die hieſige iſrael. Gemeinde den Sieg, welehen ſich dieselbe über
den fanatiſchen Klubb in Karlsruhe errungen.. Dieser bekannte

Klubb entblödete sich abermals nicht, eine Petition an seine Agenten
im Oberland, des Inhalts zum unterzeichnen, auszuſenden: ;
1) hohe Staatsregierung wolle die von den Männern des
Fortschrittes zu Oberraths-Mitgliedern in Vorſchlag gebrachte Her-
ren, weil dieſe Candidaten die jüdiſchen Speisegeſetze rc. nicht beobach-
ten, und somit außer dem Judenthum stünden, nicht genehmigen.

2) hohe Staats-Regierung wolle keinen von jenen Rabbinern,
welche der Versammlung in Braunschweig oder Frankfurt a/M. an-
gewohnt, weil sie in ihren Verhandlungen die Argumente der Re-
ligion angegriffen, zum geiſtlichen Mitgliede beim israel. Oberrath
ernennen.

Auch hierher wurde ein Exemplar sraglicher Petition in Beglei-
tung eines Cirkulars, von Flüchen und Schimpfreden gegen erwähnte
Candidaten wimmelnd, im größten Incognito eingeschmuggelt und
alle untergeordnete Kräfte mit der gewöhnlichen Parole rd ie Reli-
gion stehe in Gefahr, in Bewegung gesetzt, recht viele Unter-
schriften zu kapern. Kein Mittel war zu niedrig, natürlich auf den
Grundsat gebaut: „der Zweck heiligt d as Mittel-, keine
Täuſchung war zu grell, einmal das vorgeſteckte Ziel zu erreichen.
So mußte denn auch das Streben des allgem. Landes-Vereins zur
äußern und innern Verbeſſerung der Juden verdächtigt werden, und
man nahm keinen Anſtand, der Tendenz desselben die Verlegung des
Sabbaths auf den Sonntag und die Abschaffung des Viehhandels,
wegen wucherlichen Unterſtellungen, . unterzuſchieben. Leicht begreiflich
ſind dieſe Kunſtgriffe für Einen und den Andern, namentlich letzte-
rer, da die meiſien Juden . im Oberlandeé, sich faſt ausschließlich vom
Viehhandel ernähren, eine tr. ffliche Lockſpeiſe und wirklich eine glück-
liche Inspiration des Klubbs, welche ihren Zweck nicht wohl verfeh-
len konnte, und um so mehr wirken mußte, da man Keinem die
Petition vorlas, und nicht ein Einziger den. Inhalt derselben kannte.
Aber trotz aller Ocheimnißkrämerei. und allem lichiſcheuen Trei-
ben durfte dieſes Treiben dem intelligentern Theil der Gemeinde
nicht verborgen bleiben und dieser verabsäumte nicht, ſich hierüber
mit dem Hrn. Bez.. Rabbiner in Breisach in Communikation zu setzenz
letzterer ordnete alsbald auf heute früh 9 Uhr eine Gemeindeversamm-
lung an, und nachdem mehr als “/; der Gemeindeglieder zur be-
ftimmten Stunde erschienen, eröffnete Hr. Bez.-Rabbiner mit paſſen-
der Rede die Verhandlung, und nachdem derselbe mit wenigen aber
kräftigen Worten das eigentliche Streben der Rabbiner-Verſammlun-
gen unb des allgem. Landes-Vereins klar und deutlich auseinander
gesetzt, ging er auf den Zweck der heutigen Versammlung über, und

dbeſprach die zwei verderblichen Anträge der eingeſchlichenen Petition.

Hierauf forderten die Synagogenraths Mitglieder die Unterzeichner
auf , zu erklären, ob sie wirklich mit ihrer Unterschrift die betreffen-
den zwei Ehrenmänner , die schon oft für das bedrohte Judenthum
in die Schranken getreten ſind, und die jeder beſſer denkende Jude
mit Stolz nennt, verunglimpfen wollten, und ob es ihr Ernſt set,
über diejenigen Rabbiner, welche den Versammlungen in Braun-
schweig und Frankfurt a/M. angewohnt haben, auf die die meiſten
Juden Deutſchlands mit Vertrauen ihre Blicke gerichtet, die Crcomu-
nikation auszusprechen? Und siehe! die Enttäuſchung erfolgte plötz-
lich, und alle riefen wie Eine Stimme: „-das haben wir nicht ge-
wollt, das hat man uns nicht geſagt! Unsere Unterschriften heraus!
Vernichtet müſsen sie werden!.

Diese wurden wirklich vorgelegt, und im Angesichte der Ver-
sammlung vernichtet.

Mögen auch andere Gemeinden, in denen schon auf eine solche
Weise Unterschriften für die so vielfach erwähnte Petition erworben
worden sind, dem Beispiele Ihringens nachahmen, um einmal dieſe
Karlsruher Herren zu überführen, daß ſie falſch auf den Verſtand
der Oberländer speculirt haben. ;

Frankfurt, 27. Nov. (Bremer Z.) Nach Angabe eines
authentischen, beim Vorfiande der deutsch-katholiſchen Gemeinde unſerer
Stadt hinterlegten Verzeichniſſes belief fich am Schlusse der verfloſſenen
Woche die Zahl. der deutſch-katholiſchen Gemeindeglieder auf 352 selbft-
ftändigen Perſonen und Familienväter, mit Hinzurechnung ihrer Ange-
hörigen aber auf 680 Individuen. Was die geſellſchafiliche Stellung
der Gemeindeglieder betrifft, ſo mag zugegeben werden, taß zu den-
selben seither nur einige wenigen gehörten , die eine hervorragende


 
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