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Mannheimer Abendzeitung — 1845

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No. 87 - No. 116 (1. April - 30. April)
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Mittwoch





Mannheimer

16. April

Zeile in Petitf
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rate, worüber die Redal-

D “ic die Zeile oder deren
: EN

1845.

Abendzeitun





Deutſchland.

§ Aus Sachſen, 9. April. Mit Ende dieſes Monats werden
wir mit den Wahlen der Landtagsabgeordneten und deren Stellver-
treter zu Stande sein; vollzogen ſind bereits außer den in vorigen
Blättern gemeldeten folgende:

Im 18. ſtädtiſchen Wahlbezirke Oelsnitt, zu dem dic Städte

Adorf, Markneukirchen, Schöneck, Oelsnitz, Falkenstein und Auer-
bach gehören, wurde am 19. März eine Wahl vollzogen, auf
welche man mit Recht im ganzen Lande gespannt gewesen war. Es
wurde nämlich von 70 Wählern mit 53 Stimmen der nach dem Ge-
ſetz ausscheidende Bürgermeiſter Todt wiedererwählt und damit viele
Beſorgniſſe auf ein Mal gehoben, die man für die Fortsſchritts- resp.
Oppoſitionspartei gehegt hatte. Zu seinem Stellvertreter ward mit
38 Stimmen Advokat Becker ernannt. t.

An demſelben Tage ward auch im 12. ſtädtischen Wahlbezirke
Schwarzenberg, der die Städte Grünhain, Elterlein, Schwarzenberg,
Johanngeorgenstadt, Eibeuſtock, Unter- und Oberwiesenthal, Aue und

Scheibenberg in ſich faßt, der Bürgermeiſter Voß, der ein Mann

von tüchtiger Gesinnung ſein soll, zum Abgeordneten und zu seinem
Stellvertreter der Bürgermeiſter Weidauer erwählt.

Im 1l|. städtischen Wahlbezirke Annaberg, mit den Städten An-
naberg, Jöhstadt, Ehrenfriedersdork, Geyer, Thum, Buchholz und
Schlettau, wurde am 28. März der Bürgermeiſter Scheibner aus
Annaberg zum Abgeordneten, und der Kaufmann Hänel ebendaher
zu seinem Sllvertreter ernannt.

Die Vz!!!?rtös 6. ſtädtiſchen Wahlbezirke Großenhain, der die
Städte Gro? in. Redeburg, Radeberg, Stolpen, Biſchofswerda, Neu-

ſalza, Sebnitz und Neustadt einschließt, fand am 31. März in Radeberg

ſiaite. Sie war merkwürdig dadurch, daß erſt im 3. Serutininn

eine absolute Stimmenmehrheit erlangt ward, nach welcher von 73.
Wahlmänneru der D. jur. Advokat Schaffrath aus Neuftadt, ein
durch juriſtiſche Wirksamkeit wie durch Entſchiedenheit und Freimuth
bekannter Mann, zum Abgeordneten, und zu seinem Stellvertreter
der Bürgermeiſter D. Kuntzsch aus Radeberg gewählt ward, rrelcher
Letztore ebenfalls der Fortschrittspartei angehören soll. ;

Berlin, 9. April. (Köln. Z.) Die Versammlungen unseres
„induſtriellen Parlaments‘“ dauern noch fort, und es soll dabei an
Iebhaſter Debatte, besonders von Seiten der rheiniſchen und ſchlesi-
ſchen Deputirten nicht gefehlt haben. Bei der Twiſt- und Linnen-
frage iſt faſt der einſtimmige Antrag auf eine Erhöhung des Schut-
zolles ~ der bis jetzt eigentlich noch gar nicht so heißen sollte ~
ergangen und von Seite des Handelsamtes die beſte Zusicherung

gegeben worder, bei dem karlsruher Zollcongreſſe darauf hinzuwirken.

Es iſt wohl zu bedenken, daß an jenem Antrage nicht nur Spinner,
ſondern zugleich Weber und selvbſt Garnhändler Theil genommen ha-
ben, daß also ihr eigenes, getrenntes Intereſſe vor den höheren For-
derungen der nationalen Handelspolitik zurückgewichen iſt. Man
hört behaupten, Hr. Kühne, der General-Steuerdirector und der eif-
rigſte Verfechter des Freihandels-Syſtemes, wolle seine Stelle nieder-
legen, wenn der bisherige Weg verlaſſen und eine Erhöhung des
Tarifes belicbt werden sollte. In gleicher Weise steht Hr. v. Rönne
mit ähnlichem Vorhaben gegenüber auf den Fall, daß die öffentliche
Meinung ungehört und die Induſtrie schutzlos bleibe. – Im aus-
wärtigen Ministerium beschäftigt man sich mit dem Entwurfe einer
Art deutscher Navigationsacte, so weit sie als Repressalie gegen die
Ausschließlichkeit fremder Länder, zum Schutze der nationalen Flagge
und zur Erhebung einer directen Schifffahrt dienen kann.

Trier, 10. April. (Trier. Ztg.) In dem Eide, welchen Na-
poleon bei seiner Thronbesteigung geleiſtet, kommt folgende Stelle vor:
„Ic ſc<wöre, . . .. die Gleichheit der Nechte, die politische und
bürgerliche Freiheit zu achten und achten zu lassen . . . . . (Art. 58
der Urkunden der Verfaſſungen vom 28. Floreal Jahr XII.) Er
war also nicht befugt, aus eigner Machtvollkommenheit das Ju-
vendecret von 1808 zu erlaſſen. Ungeachtet deſſen hatten alle dama-
ligen Behörden demselben unbedingte Folge geleiſtet. Erſt durch die
Cabinetsorver vom 3. März 1818 hat es eigentliche Gesetzeskraft er-
langt, weil in Preußen die Gesetzgebungsgewalt mit der Gewalt des
Staatsoberhauptes verbunden iſt. War indessen jenes Decret an und
für sich ungültig, ſo würde es sonderbar erscheinen, daß ein Gebäude

ut ge.. ſie ihre Vorschläge zur Ernennung von reitenden
Förſtern und Oberförſtern damit in Einklang brächten.! ~ Der Jy-
halt dieses Reseriptes hat sich ſchnell vom Fuße des Harzes bis an

mit unhaltbarer Grundlage sollte haltbar sein können. Es iſt mög-

lich, daß die franzöſiſchen Verfaſſungsurkunden eine Friſt feſtgeſett

hatten, innerhalb welcher der Senat gegen verfaſſungswidrige Anord-

nungen der Regierung Cinspruch thun mußte. Aber es iſt bekannt,
daß jener von einem folchen Mittel Gebrauch zu machen, es erſt ge-
wagt hat, nachdem Napoleon geſtürzt war. Wenn auch bei der be-
rührten Voraussetzung der Senat geschwiegen hat, so bleibt die Maß-
regel von Seiten Napoleon’'s immer ein Gewaltſtreich.
Darmſtadt, 11. April. (Köln. Ztg.) Auf heute war für
unsere zweite Kammer eine geheime Sitzung angesagt, wie man, wohl
mit Grund, vermuthete, um über die Mittheilung der Staatsregie-
rung, die Main - Neckar- Eiſenbahn betreffend, zu berathen. Aber in
Folge des Unwohlseins des Herrn Miniſterial-Referenten ( Geh. Ra-
thes Eckhard) erfolgte ihre Verſchiebung. Durch den neulich zwischen
den beiden Heſſen und Frankfurt abgesſchloſſenen Vertrag iſt zwar der

Vorwurf beseitigt, daß \üdlich vom Main bereits an der Bahn ge-

baut wurde, während nördlich davon noch nicht einmal die bezügigen
Verträge sicher geſtellt ſeicn. Aber freilich iſt auch das gegenwärtige
Verhältniß immer noch sehr abweichend von der zwischen Staatsre-
gierung und Ständen getroffenen Verabredung, daß die Eisenbahn-
Arbeiten nördlich und südlich vom Main gleichzeitig in Angriff ge-
nommen werden sollten. Ein anderer Punkt betrifft die nicht direct
nach Heidelberg erfolgte Anlage der Bahn, obgleich die Bewilligung
derselben durch .die Kammer ausdrücklich von jenem Uniſtande abhän-
gig gemacht war. Nun steht zwar in beiden Beziehungen der Staats-

r{gierung manches Entschuldigende zur Seite, in der erſten die

Schwierigkeit, Kurheſſen und Frankfurt früher zu einem gemeinſchaft-
lichen Abſchluſse zu bringen; in der zweiten, daß das Erlangte (die

Lkitung ver Bahn über Friedrichsfeld), das Aeußerſte war, wozu die

badische Regierung sich verſtand und wofür sie noch genug Anfech-
tungen von der zweiten badischen Kammer auszuſtehen hatte; aber
gerade darum iſt es um so unerklärlicher, warum unsere Regierung
fortgesetzt mit der größten Heimlichkeit in der Sache verfährt.

Aus dem Göttingen'’ſchen, 6. April. (Köln. Z.) Unsere

. Forſtleute am Unterharze und im Sollinge haben uns seit Wochen

über den Ruin des Wildſtandes durch den unerbittlichen Winter vor-

geklagt; denn trotz der häufigen Fütterungen des Roth- und Schwarz-

wildes iſt dieses durch den Winter mehr als decimirt. Jetzt, wo
der Schnee verschmolzen iſt und man erſt wieder in die Wälder drin-
gen kann, findet man das Wild ftückweise elendiglich umgekommen.
Allein die Klagen über dieses Unglück sind verſtummt, nicht weil es

dem Landmann znr Wollthat gereicht, weil im nächſten Herbſt keine

Schweine seine Kartoffelernte in der Nacht zerſtören, Hirſche und
Rehe seine grünen Saaten verzehren werden, sondern weil ein höchſt

persönlicher Unfall alle Noth des Waldes und des Wildes aus den

Augen drängt und die Forſtbeamten nöthigt, ihre Blicke einmal auch
unserer politischen Verfaſſung zuzulenken. Durch eine im vorigen
Monat von der königl. Domainenkammer dem göttingen’schen Ober-
forſtamte zu Nordheim mitgetheilte Verfügung wird nämlich die jahre-
lange Erwartung und Hoffnung vieler durch langsährige Dienste und
Tüchtigkeit erprobter Forſtleute auf ein Mal und für immer zerſtört.
Diese Hoffnung beruhte darauf, für langjährige Arbeit und Verdienst,

für freiwilligen Eintritt im Jahre 1813 und Tapferkeit im Felde,

für langjährige Entbehrungen und Mühseligkeiten, durch eine „Reitenve-
Förſter-Stelle, resp. nach Stellung und Qualification Oberförſterſtelle,
entschädigt, belohnt oder nur würdig besoldet zu werden. Diese Hoff-

nung, die manches Jahr gehegt wurde, die in manchen trüben Stun-
den tröſtete, iſt auf ein Mal verschwunden. Die Domainenkammer
Se. Majeſtät haben zu befehlen geruht, daß bei

reſcribirt nämlich:
e trtitt tum reitenden Förſtern und Oberförſtern (neben gehörig
vorauszuſetzender Qualification natürlich) nicht allein auf die Ancien-

nität gesehen werden solle, „denn wenn diese Leute schon über 50

Jahre ‘alt seien, so wären ihre beſſern Kräfte vorüber, wenigstens
nur von kurzer Dauer, so daß sie hernach zur Laſt des Dienſtes
fielen. Es sei daher vortheilhafter, diese Leute in ihrer vorigen Stel-
Den Oberforſtämtern werde dieser königliche Wille

Fyſerateriegelputtze

tion Auskunft zu ertheilen


 
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