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Mannheimer Abendzeitung — 1845

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No. 146 - No. 175 (1. Juni - 30. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44007#0713

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Mittwoch 25. Juni 1845
[ Deut9ſchland. dahin gehen würden, warum diese [ alle Humanität, alles ge'esliche

+* Von der Elsſenz. Zu Reihen, Amts Sinsheim, wurde
bieſer Tage das Bezirksmissionsfeſt gefeiert. Begnügte man ſich frü-
her damit, in dem jährlichen Recherſchaftsbericht nur die Beiträge
aus den partibus kideliuum anzugeben, so machte man diesmal
auch noch die partes inlidelium des Bezirks namhaft, aus denen
keine Summe für die Mission gefloſſen war. Eine evangelische Ge-
meinde jener Gegend wenigstens wurde als solche bezeichnet, aus der
keine Beiträge gekommen seien. Dir Absicht und der ſittliche Werth
bieſes Kunfſtgriffes iſt kein Räthſel. Es drängt stich aber dabei un-
willkürlich die Frage auf, ob nicht dadurch das freundnachbarliche
Verhältniß zwischen den Gemeinden gefährdet werden können , ja
müſſe? Bei derselben Gelegenheit sammelte man auch Unterſchrif-
ten für ein Verdammungsurtheil des Pfarrers Wislicenus, welches auch
viele + doch nicht alle ~ der anwesenden Geistlichen als bereitwillig
unterzeichneten. Was ſoll damit bezweckt werden? Soll es, als eine
Stimme der evangeliſchen Geſammtgeiſtlichkeit Badens veröffentlicht
werden? Ich bin überzeugt, daß die Mehrzahl derselben eine solche
Demonſtration entſchieden zurückweisen wird, wie dieß denn auch in
Preußen kräftigſt geschehen iſt. + So eben kommt mir das Frankfurter
Journal zu Geſicht, worin das bezeichnete Feſt zu Reihen treffend
beurtheilt iſe Möchten doch noch mehr Stimmen über solche Feſte
und solches Treiben sich hören lassen.

DOppenau, 16. Juni. (Oberrh. Ztg.) Die Ausweisung un-
ſerer tüchtigen und geliebten Volksabgeordneten v. Itzſtein und
Dr. Hecker aus Berlin und den preußiſchen Siaaten hat hier die
größte Theilnahme hervorgerufen. Die öffentliche Stimmung ver-
langte alsbald eine Beileids-Adresse an die beiden hochverehrten Män-
ner, um ihnen unſere Liebe und Hochachtung thatsſächlich zu bezeigen,
und in wenigen Tagen war ſolche ſchon mit 150 Unterſchriften
der Bürger bedeckt.

Har, 20. Juni. (Oberrh. Ztg.) Das Ereigniß, welches
man nicht eher für möglich hielt, als bis es von den Männern,
die es betraf, beſtäigt war, + ich meine nämlich die Maßregel
der Be.liner Polizei gegen die Abgeordneten uv. Itſtein und Hecker,
~ hat auch hier einen schwer zu beschreibenden Eindruck gemacht.

Nürnberg, 17. Juni. (Nürnberger Kurier.) Da, wie ſich
aus Allem zu ecgeben ſcheint, kein t h ats ä ch l ich er Grund zur Aus-
weisung der Hrn. Itzſtein und Hecker vorlag: so kann man
nur vermuthen (falls nicht die Maßregel auf falſchen Angebereien be-
ruht hätte, deren Unwahrheit man ſelbſt eingesehen; allein weßhalb
würde man in dieſem Falle Anstand nehmen, den Irrthum zuzugeben
und den oder die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen ?), daß man
Demjenigen, was die beiden Hrn. Deputirten auf preußischem Grund
hätten unternehmen können, habe vor beugen wollen. Allein was
ift dieſes Gefürchtete? Fürwahr, die Sache iſt verwickelt, und boch
anderer Seits wieder so klar, daß man sich in ein wahres Chaos
von Vermuthungen verliert, ohne irgend etwas Plauſibles herauszu-
finden. Zeugniſse dieser Sachlage sind die mancherlei Konjekturen,
welche in verſchiedenen, auch preußischen, Blättern zum Besten gege-
_ ben werden. Es gibt kaum etwas Abenteuerliches, das hier nicht

aufgetischt würde. Bald heißt es, man habe geglaubt, cdenn
von wis en iſt bis jept selbt in dem r-gutunterrichteten“ Rh. Beob.
nicht die Rede), man habe geglaubt, daß die beiden Herren ſich an
die Spitze der Separatiſten-Bewegung ſtellen wollten; bald, daß ſie
tine preußische Konſtitution mit sich brächten ; dann follten sie wieder
vie Volksverſämmlungen in Schleswig haben reformiren (das aber
bekanntlich kein preußischer Gebietstheil iſt) oder dem rheinischen Mu-
ſiffeſt eine politiſche Färbung geben wollen. Alle diese Vermuthungen
ſinv zu. lächerlich, als daß ſie eine ernſte Würdigung verdienten.
ur in dem mehrerwähnten, anscheinend offiziösen, Artikel in der
A. Königsb. Zeit. könnte, schon weil derselbe in Königsberg veröffent-
licht wurde, vielleicht ein Aufschluß gefunden werden.
Die gegenwärtigen Zuftände, hieß es darin, haben die Auswei-
ſung als nothwendige Präventivmaßregel erscheinen laſſen. Nun

' herrſcht in Königsberg zur Zeit allen Nächrichen. zufolge allerdings

itte ſehr bewegte Stimmung, beruhend auf dem Wunſch nach konſti-

tutionell feſtbegründeten Verhältniſſen. Allein die Hrn. v. Isſtein
d Hecker waren ja nicht in Königsberg, man wußte nicht ob. sie



Gefühl verletzende Eile des polizeilichen Einschreitens? Daß man
Demonftirationen, wie ſie früher bei Gelegenheit der Reiſe eins aun

dern badischen Deputirten stattgefunden haben, und zwar auf ein ble.

ßes „etwa“ hin gefürchtet habe, iſt nicht wahrscheinlich, da man
solche Akte dort zu Lande gar wohl zu hintertreiben weiß. Man
mußte somit nur Eines haben verhüten wollen, die Annäherung von
Mann zu Mann, die in keinem Gesetze, in keiner Kabinetsordre ver-
boten iſt. Dann aber waren es nicht die Hrn. v. Iyſtein und Hek-
ker, die man fern hielt, die man auswies, sondern das konſtitutio-
nelle Princip, das nach dem Franzosenkriege Preußen verheißen wor-
den, das in so vielen deutschen Bundesſtaaten zur Geltung gekom-
men iſt. – Wahrlich, nicht die beiden Hrn. Deputirten allein haben
Grund, sich über die Ausweisung zu beschweren.

+ Weimar, 21. Juni. Die Ausweisung der beiden badischen
Bürger, Itzſtein und Hecker, aus einer der cultivirteſten Haupt-
ftädte des deutschen Vaterlandes hat wie überall, ſo auch hier das
größte Aufsehen, ja, man kann sagen, Befremden erregt. Iſt irgend
eine Sache von Bedeutung, so iſt es gewiß dieſe, weshalb sie auch

öffentlichen Blättern noch lange hin Stoff zu Besprechungen geben .

wird. „Was iſt oder was war der Grund dieser so plötzlichen Aus-
weiſung zweier Männer, welche sich durch ihre edle und offene Hand-
lungsweise die allgemeine Achtung Deutschlands erworben haben?.
So fragt man sich hier, ohne daß Jemand genügende Antwort zu
geben vermöchte. Daß die mit vagen Gründen unterftütte, aller
Logik ermangelnde Erklärung des berl. Pol'zeipräſidiums in ſich selbſt
zerfallen mußte, war vorauszusehen, und sie iſt auch von den beiden
Bethe!ligten auf's Beſtimmteſte widerlegt worden. Damit iſt also

die Frage noch nicht erledigt und man erschöpft sich aller Orten mi

Vermuthungen, ohne das geheimnißvolle Räthsel jemals seiner Löſung
näher zu bringen. Hatte die preußische Regierung Fug und Recht
zu einer so beiſpielloſen Maßregel (denn eines de m ähnlichen Falles
vermögen wir uns nicht zu entſinnen), warum verschweigt sie dann
die wahren Gründe? Leider erſcheinen die Ausweiſungen in den
deutschen Staaten zur Modesache zu werden, denn wer zählt die Fälle
alle, die seit einem Luſtrum vorgekommen sind ? Daß aber eine
solche Begegnung auch Itſstein und Hecker widerfahren würde, davon
hätte gewiß sich Niemand träumen laſſen. Möge die allgemeine, un-
geheuchelte Theilnahme, welche Deutschland so lebhaft zu erkennen
giebt, ihnen einigermaßen die Kränkung vergessen laſſen.

Der diesjährige, in den ersten Tagen dieser Woche hier abge-
baltene Wollmarkt war abermals sehr belebt. Es waren auf dem
Platze 29,200 St. Wolle und sie wurden bis auf 500 St. raſch
verkauft. Der Stein wurde je nach der Güte mit 12 bis 15, auch
18 und 2 Thalern bezahlt. Die Frequenz dieses Marktes ſteigert
sich von Jahr zu Jahr und noch keiner war so viel besucht, als der

eurige.
§ Berlin, 21. Juni. Die heutige Nummer der rVosſiſchen Ztg.-
enthält einen längeren Artikel, in welchem das Gerücht von der an-
geblich bevorſtehenden polizeilichen Ausweisung einer Anzahl Literaten
aus dem Grunde für gänzlich unglau bh aft (!!) und erdichtet
erklärt wird, weil eine solche Maßregel mit allen bestehenden Gesetzen
in directem Wiederspruch stehen würde. Nach Anführung der em-
ſchlagenden Gesetzesſtellen schließt der Artikel, wie folgt: Diese Be-
hauptung führt uns nun vom Rechtsboden hinweg und auf das po-
l itiſch e Gebiet, woſelbſt die Gründe gegen die oben erwähnte Maß-
regel nicht minder stark reden. Man erlaube nur noch einige An-
deutung en. Wir wollen nicht an die ewig denkwürdige Procla-
mation von Kalisch vom 25. März 1813, nicht daran erinnern, daß
Preußen in der Sitzung des Wiener Congreſſes vom 20. November
1814 feierlich erklärt hat: „der König sehe es für Regentenpflicht
gegen ſeine Unterthanen an, diese wieder in eine Verbindung zu brin-
gen, wodurch ſie mit Deutschland wieder eine Nation bilde-
ten und die Vortheile genöſſen, welche daraus für die Mitglieder
derſclben erwachſen müßten." Wir vertrauen dem verheißungsreichen
Worte Friedrich Wilhelms 1V., deutsche Einigkeit und Kraft
schirmen, Preußens Geſchic niemals von dem Deutſchlands tren-

nen, beide aber zu einer höhern Entwicklung geleiten zu wollen.

Diesen erhabenen, vor dem „Symbol deutscher Einigkeit,, vor de m


 
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