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Mannheimer Abendzeitung — 1845

DOI Kapitel:
No. 146 - No. 175 (1. Juni - 30. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44007#0735

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50. Juni

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1845













Deutſchland.

+ Witllſtädt Amt Korck, 26. Juni. Auch hier so wie überall
erregie. dic Ausweiſung unserer tüchtigen und vielgeliebten Volks-
Abgeordneten v. Itzftein und H eck er aus Berlin, und den
preußischen Staaten, allgemeine und große Theilnahme. —

Es wurde daher beſchloſſen, um der öffentlichen Stimmung Ge-
nüge zu leiſten, eine Adreſſe an die beiden hochverehrten Män-
ner ergehen zu laſſee, um Ihnen unsere Hochachtung und Liebe
thatſächlich zu bezeugen, welche auch in wenigen Tagen mit etwa 8s0
Unterschriften bedeckt und sofort an ihre Beſtimmung abgesendet
wurd e.'

+49 Berlin , 24. Juni.
eine Privatwohnung gemiethet haben, und man erwartet allgemein,
ihn schon zum 1. Juli aus seinem Miniſterium scheiden zu sehen. +
Unter seinen muthmaßlichen Nachfolgern nennt man jetzt auch den
Oberpräſidenten der Provinz Brandenburg, Hr. u. Meding. Sollte
dies Gerücht sich beſtätigen, so wäre damit sehr deutlich ausgespro-
<en, daß dieſe Veränderung nur ein Personen-, kein Prinzipienwech-
sel sein wird, denn Hr. v. Meding iſt ebenso ariſtokratisch und bü-
reaukratisch gesinnt, wie der Graf Arnim. Etwas Anderes dürfen
wir auch überhaupt nicht erwarten. Zu einem Principienwechsel sind
unsere Zuſtände noch nicht reif. Sie werden es aber oielleicht balv
sein. + Daß die Maßregel in Bezug auf kie Schriftſteller zur Aus-
führung komme, iſt jezt kaum mehr zu erwarten. Der Widerspruch
der freiſinnigen Miniſter gegen dieselbe wird wohl durchgedrungen
sein. Ich kann übrigens nicht umhin, hierbei die Taktik einiger so-
genannter liberaler Schriftſteller zu rühmen, die, obwohl sie wußten,

.. daß ſie mit auf der Proſcriptionsliſte ſtanden, doch fortwährend an

der Maßregel als „der Weisheit der Regierung widersprechend-. zwei-
felten. Einer derselben war sogar so dienstfertig, daß er in der
Kölner und Augsburger Alg. Ztg. versicherte, auch die Ausweisung
eines schon genannten jungen Schriftstellers habe nichts zu sagen, da
hieſer nur in den „untergeordneten Richtungen“ der Journaliſtik, in
der rWinteljournaliſtik" Berlins thätig gewesen sei. Also nach der
literariſchen „Bedeutung-- vermißt dieser ei devant jungdeutsche Cor-
reſpondent das Recht eines Mannes und das Unrecht der Regie-
rung. Dieses Verfahren iſt um so schmutziger, da es auf emer
Lüge beruht, denn jener junge Schriftsteller iſt eben so gut und im
beſſeren Sinne Publiciſt, als jener Renegat des Jung-Deuischthums,
und er hat sich nur einmal mit den runtergeordneten-- Beziehungen
der Literatur in der hiesigen Winkeljournaliſtik etwas zu schaffen ge-
macht, als er den letzten Roman dieses Renegaten, in dem die Jung-
hegelianer auf eine pöbelhafte Weise geschimpft wurden, und defſen
zu seiner Zeit auch in dieser Zeitung Erwähnung geschah, in dem
geachteſten hiesigen belletriſtiſchen Blatte, dem Berliner Modeſpiegel,
beurtheille. Man muß der Cölner und Augsburger Allg. Ztg. in
der That zu einem ſolchen Correſpondenten Glück wünschen. Wer
nicht einmal so viel Charakter und so viel Gemeinsinn hat, daß er
hei einem das allgemeine Intireſſe in Anspruch nehmenden Falle, wie
dieſem , seines kleinlichen YPrivathasses vergessen kann und diesen so-
gar dazu benutzt, den Rechtsſtandpunkt der Sache zu verdunkeln,
vſt nicht würdig, Sprecher des Volks zu sein. ~
D 22. Juni. (Köln. 3.) Das sseitherige Gerücht von dem
Ausscheiden des Ministeriums des Innern, Grafen Arnim, ist, wie
aus beſter Quelle versichert werden kann, in diesen Tagen zu einer
entschiedenen G ewiß heit geworden. Das Ministerium des
Innern wird der bisherige Oberpräsident der Provinz Brandenburg,
Hr. von Meding, übernehmen, eine Ernennung, welche bereits mit
Bestimmtheit beschloſſen sein soll und unmittelbar nach der Rückkehr
des Königs am 2A. d. ihre Ausfertigung erhalten wird. Graf Ar-
whim, der zu andern hohen Verwendungen in der Verwaltung be-
ſtimmt iſt, wird auch in der nächſten Zeit Berlin nicht verlaſſen,
sondern , nach dem Räumen des Minifterhotels, sofort eine hiesige
Privatwohnung beziehen, welche er bereits in der leipziger Straße
Hr ſich hat miethen laſſen. Sein jegt beschloſſenes Ausſcheiden be-
ul aber die Principien der inneren Entwickelung des preußischen
„„ſstslebens und muß daher, unmittelbar vor der Veröffentlichung
set Landtags - Abſchiede, für eine wichtige Thatſache von schr umfaſ-



Der Graf Arnim ſoll sich bereits

anſtellen.

sender Beziehung angesehen werden. Wir knüpfen zwar an diese
jetzt zu erwartenten Landtags-Abschiede nicht die ſanguiniſchen Hoff
nungen, welche gewisse, im reichsſtändiſchen Sinne sich vernehmen
laſſende Zeitungs - Correſpondenten noch immer festzuhalten scheinen.
Aber wir glauben doch aus wohlbegründeter Ansicht aussprechen zu
dürfen, daß leicht zu erkennende Symptome voc Augen liegen, welche
den Kampf zwischen alten und neuen Entwickelungen unseres Staats-
lebens immer beſtimmter und dringender abzeichnen. Wie sich die
Verwaltungsmaximen eines neuen Minifters des Innern, und nun
zunächſt des zu dieſer Stelle designirten Hrn. v. Meding dazu ver-
halten werden, wird die Zukunft lehren.

Halle, 23. Juni. Profeſſor Erdmann , ein akademischer Leh-
rer der hiesigen Universität, der neuerdings im „Herold. wegen ei-
niger intoleranten Aeußerungen über die Juden angegriffen iſt, hat
vor Kurzem zum Erstaunen seiner Zuhörer auf dem Katheder den
Wunſch ausgesprochen, daß die Einrichtung, nach welcher jede Uni-
versität durch einen außerordentlichen königlichen Regierungsbevoll-
mächtigten beschickt wird, aufgehoben werden möchte. Zugleich ver-
ſicherte er, daß derselbe mehr noch über die Docenten als
über die Studirenden zu wachen habe. Jedenfalls iſt aber auch
~ mindeſtens in Halle ~ seine Macht über die Studirenden eine
unbeschränkte, was in eigenthümlichen hiesigen Verhältnissen seinen
Grund haben mag. –~+ Der gegenwärtige Regierungsbevollmächtigte
läßt z. B. ohne Wiſſen und Willen des Senats — wie der Pro-
rector in der Regel nachträglich f Untttütczengen
(Fr. O,: P.o!l.-3.)

f ~ Die Höln. Zeitung. enthält folgenden balb officiellen Artikel: Zu Ô;
Berlin, 21. Zuni... Ihre Zeitung hat in Nr. 164 einen Artle.

aus der „Mannheimer Abendzeitunge übernommen, in welchem der
Crklärung des hieſigen Polizeipräsidii in der von Itzſtein- und Hecker"schen
Ausweisungsſachen dieDeutung gegeben wird, als solle der Verant-
wortung wegen dieſer Maßregel auf diese Behörde gelenkt werden. Wer
jene Erklärung aufmerksam gelesen, kann zu jener Deutung nicht ge-
langen. Denjenigen, welche dieß nicht gethan, wohl aber jenen Artikel
in Ihrer Zeitung gelesen, können versichern, daß der Miniſter,
welcher jene Maßregel zu beſchließen und zu verfügen für seine Pflicht
erkannte, die Verantwortung für dieselbe von Anfang an nach allen
Seiten hin übernommen hat und ferner übernimmt.

Aachen, 25. Juni. Geſtern iſt von hier aus eine mit nahe
an 2000 Unterschriften bedeckte Bittschrift an den König abgegangen,
worin um Ausdehnung des Schut.ſyſtems für die leidende Induſtrie
gebeten wird. Aehnliche Petitionen werden in mehren andern Städ-
ten der Provinz vorbereitet. ;

j] Coblenz, 27. Juni. Die Differenzen zwischen den Bürgern
und dem Offiziercorps der hiesigen Garnison, welche sich bekanntlich
von dem Attentat des Lieutenant B. seit dem verfloſſenen Jahr her
datiren und zunächst das Ausscheiden der Offiziere aus dem hiesigen
Bürger-Caſino zur Folge hatten, gewinnen durch die täglich sich meh-
renden Reibereien immer mehr an Bedeutung. Mit Besorgniß sieht
man deßhalb der für den künftigen Monat in Aussicht gestellten An-
kunft des Königs in der Rheinprovinz entgegen. Deſssenunge-
achtet werden die Versuche zur Ausgleichung dieser Spaltung, nament-
lich insofern sie das hiesige Caſino betroffen, zu dem bezweckten Re-
sultate kanm führen. Dadurch, daß das hiesige Bürger- Casino die
früher beſtandene Bevorzugung der Offiziere bei Aufnahme derselben,
aufhob und dieselben ſo den Beamten und Bürgern gleichſtellte, hat
es nur ein natürliches Recht für sich in Anspruch genommen. Die
Gesellſchaft wird aber jetzt sich dieses Rechtes um so weniger bege-
ben, als die seither gemachten Erfahrungen sie belehrt haben, in wie
fern Einzelne dieser Herren jener früher beſtandenen Bevorzugung sich
als würdig erwiesen haben. So hatte noch kürzlich ein Lieutenant
K. in einem hiesigen Gaſthofe öffentlich erklärt, der Antrag zu dem

obenerwähnten Kasinobeſchluß sei von einigen „dummen Jungen“ ausge-

gangen. ~ Es hieße zu viel thun, wollten die Vierzehn, welche je-
nen Antrag gemacht haben, und welche den Angesehenſten aus
dem Bürger- und Advokatenſtande von Coblenz angehören, solche


 
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