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Mannheimer Abendzeitung — 1845

DOI Kapitel:
No. 268 - No. 298 (1.October - 31. October)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44007#1175

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Freitag 10. October 1845._





Die „ commiſſariſche Erörterung‘ über die Leipziger
Ereigniſſe vom 12. Auguß?.
(Bekauntmachung des k. ſächsiſchen Miniſteriums des Junern.)

In der Bekanntmachung vom 21. Augufſt d. J. hat das Mini-
ſterium des Innern die Zusicherung ertheilt, daß das Resultat der
obſchwebenden Erörterungen über die beklagenswerthen Ereignisse des
des 12. Auguft d. J. öffentlich werde bekannt gemacht werden. Die-
ser Zusage entsprechend wird in der Beilage unter I. die Zusammen-
ftellung der factiſchen Umstände, so wie fie von dem mit jener Erör-
terurg allerhöchften Orts beauftragt geweſenen Commiſſsär und den
demselben beigegebenen Staatsbeamten aus den gehaltenen Protokollen
gefertigt worden iſt. anturch zur öffentlichen Kenntn!ß gebracht. In-
dem das Minifterium mit Zuverficht erwarten kann, taß durch diese
rückhaliloſe Darlegung des Ermittelten, welche jedem Unbefangenen die
Mögliéhkeit gewährt, sich ein deutl'ches Bild von der Sachlage am
Abende des 12. Auguft zu ſchaffen, unwahre Gerüchte und Darftel-
lungen jenes Ereignisses, welche man namentlich darch Flugschriften
und Zeitblätter, insbesondere des Auslandes, fort und fort zu ver-
breiten bemüht gewescn iſt, nach und nach werden verdrängt werden,
macht es zugleich und zwar, soweit das Mllitär betheiligt is, nach
Vernehmung und im Einverftänduiſse mit dem Kriegsminti-
ſterium Daerjenige, was aus jener Zusammenftellung zu folgern
und darauf zu verfügen gewesen ift, hiermit bekannt. Es ergibt sich
rämlicht 1) daß allertings son unmittelbar vor dem 12. Auguft
in Leipzig die Gemüther in einer außergewöhnlichen Aufregung fich
befunden haben, die durch Verbreitung unwahrer Gerüchte, aller Wahr-
ſcheinlichkeit nach absichtlich, genährt und gesteigert worten iſt, 2)
daß die Behörden der Stadt und der Commardant der Communal-
garde, wahrsſcheinklith geftüüzt auf die Loyalität und den zwar leicht
erregdbaren, aber auch lcicht das Rechte findenden Sinn
der Bewohner Leipzig's und auf das Gefühl der Eprerbietung, das
Jeder gegen einen Prinzen des königl. Hauſes in sich trägt, die Auf
regung nicht für so groß und die Gefahr rines Tumultes nicht für
ſo ernst mögen gchalten haben, um sich zu besondern Vorſichtsmaßre-
geln, z. B. zu Abſteilang des Zapfenßreichs, Aufftelung ciner be-
vveutenden Mannschaft der Communalgarde tc. veranlaßt zu sehen; 3)
daß beim Beginn des Tumult:s vor tem Hotel de Pruſſe nach dem,
vas vorliegt, überhaupt richt, oder wenigſtens nicht rechtzeitig Das
verfügt worden und Das geschehen i, was im Verhältniß zu dem
Frevel und von ter davor zu besorgenden Gefahr wehl das Entspre-
chende gewesen wäre z. B. kräftiges und entschiedenes Anreden der
tumultuirenden Menge durch den Vorstand einer Behörde, ſchleunige
Herbeiziehuug der Communalgarde, die ſich Lei der Revue so dienſilich
gezeigt hatte, daß kcin Grund vorgelezen zu haben scheint, an ihrer
Dienſtwilligkeit zu zweifeln; 4) daß das Militär nicht auf eigene
Veranlassung urd unzeitig, sondern auf ausdrückliche, durch die fort
und fort wachsende Gefahr und das längere Ausbl-iben der überdieß
zicht zahlreichen Wachtmannschaſt der Tommunalgarde voilſtändig
gerechtfertigte Requiſition scitens des den Kreisdirektor vertreten-
den Raths der Kreiedircktion herbeigekommen und eingesckritten ift;
5) daß der Commandant des zur Steuerung des Tumults aufge-
tretenen Bataillons der Garnison nur erſt nach vorhergegangener
Verwarnung und nachdem der linke Flügel wiederholt durch Stein-
würfe angegriffen worden, ein Peloton (das ſicbinte) hat feuern
. laſſen; 6) daß ein s. g. planmäßiges Kreuzfeuer, über deſſen an-
gebliche Veransſtaltung so viele entſtellende Gerüchte verbrcitet worden,
nicht ſtattgefunden hat und 7) daß das aus 21 Mann beſtehende
Peloton, w:Iches beauftragt war, die Polizeibeamten bei der Vor-
nahme der Arreturen zu unterftügen, theilweise allerdings thätlich
Unsultirt wurde, daß die Menge der Verwarnung zum Auseinander-
gehen nicht Folze lciſtee, daß aber die Frage, ob das Verhalten
§cs Commandanten dieses Pelotons den obwaltenden Umfständen und
den militärischen Vorſchriften vollkommen entsprochen als worauf es
hier lediglich ankommt, nach tem, was dartiber dermalen vorliegt,
allerdings noch einigen Zweifel zuläßt; endlich 8) daß, während
fich den vorliegenden Angaben zufolge, das vom Bataillonscomman-
Vanten Ernſt befehligte 4. Bataillon Communalgarde muſterhaft

benommen , Communalgardiſten anderer Abtheilungen, insbesondere
des dritten Bataillons, sich nicht so verhalten zu haben scheinen,

wie die Dienftpflicht es erheiſchte. In Betracht alles deſſen und da-

mit nichts unterbleibe was das Recht gebietet, iſt beschloſſen worden:
1) von den betreffenden Civilbehörden darüber Anzeige zu erfor-
dern, was ſie zu Rechtfertigung ihres Verhaltens anführen zu
können glauben; 2) es iſt veranlaßt worden, theils daß der Com-
mandant der Communalgarde über sein Verfahren Aufklärung gebe,
theils daß über das dienstliche Berhalten der betreffenden Mann-
schaften der Communalgarde Erörterung angestellt und das Geeignete
sodann verfügt , dagegen dem vierten Bataillon unter dem Befehle
des Bataillorecommandanten Ernft die besondere Zufriedenheit zu ér-
kennen gegeben werde und daß 3) die Prüfung und Entjcheidung der
Frage : ob der Commandant des unter Nr. 7 vorſtehend erwähnten
Pelotons den obwaltenden Umständen und den militärischen Vor-
ſchriften allenthalben gemäß gehandelt habe oder nicht, der competen-
t:n Militärbehörde zu überlassen sei, welche daher zu weiterer Erör-
terung Beranftaltung treffen wird. Dreeden den 29. September 1845.
Minifterium des Innern, v. Falkenſtein.

Deuttſchland. :

* Mannheim 9. Oct. Den blutigen Ereigniſſen von Leipzig
iſt jetzt nach der vorstehenden bemerkenswerthen Bckanntmachung des
k. ſächſ. Ministeriums diejenige Aufklärung zu Theil geworden,
welche die Regierung ihr geben wollte; nur einzelne Punkte stellt ſte
noch zu näherer Erörterung aus. Der betreffende unter der Leitung des
Commissärs Langenn zu Stande gekommene Bericht der Erörterungs-
commission ſoll ſchr umfangreich ſein und scheint vorher wenigstens
in einzelnen Hauptbeziehungen eine nähere Prüfung von Seiten der
Ministerien beſtanden zu haben. Was man in Leipzig von dem
Resultate der „Erörterung‘’ erwartete, geht aus folgendem Artikel
des- Frankf: Journ. hervorr zzluutt;. 42:3: ;

„(Leipzig, 5. Det.) Wie ein unheimlich Wetter hängt seit
zwei Tagen die Ankündigung des Berichtes der außerordentlichen
Erörterungs-Commisſion wegen der Ereigniſſe vom 12. Auguſt über
der Bevölkerung. Es har ſich so viel begeben, es iſt ſo viel bekannt
geworden, was in die Auffaſſung dieser Commission nicht mehr das
Vertrauen zu gestatten schtint, was man anfänglich wohl davon
hegte. – Der Communalgardeausſchuß, der am 12. und 13. Auguſt
nicht an die gesetzlich vorgeſchriebene außerordentliche Versammlung
bei außerordentlichen Ercigniſsen dachte, verhört heute, am Sonntage,
Offiziere der Communalgarde. Das sind trübe Ausſichten!-

Die beiden badi!chen Hcn. Ingenieurs S au e rbe > und Ruoff
find bereits in Schaffoausen Lingen offen, um, dem Vernehmen nach, die
Vermessung ciner Bahnlinie uber Schaffhausen längs dem Rheine nach
Basel vorzunehmen. ; j

— Die Brrhantlurgen des Zoll Congreſſes zu Carlsr uhe
nahen sich ihrem Ende. Wie die Zeitungen ſchreiven, werden die Be-
volmärhtigten der Bereinsftaaten balo wieder zuſammentreten müſsſen,
denn die Sache will dießmal allem Anscheine nach noch zu keinem ge-
deiplichen Ende kommen. Was Preußen gewähren will, iſt nichts
als eine Scheinhülfe ~ die Erhöhung des Tarifzolles nämlich juſt
um so viel, als de Abschaffung des Baumwollenzolles in England
austrägt. Das märe freilich schr diplomat;sſch gehandelt: denn die
Sachen blicben dann eben thatsächlich auf demselben Standpunkt , wie
bis jetzt.

fs! Obgleich durch eine uns unerklärliche Ursache verspätet, so
i? doch die nactfolgende Einſendunz um so weniger veraltet, als bis
jeßt in deutſchen Blättern die Rciſe der HH. v. Jsſtein und Bubl,
roclche vorigen Monat das batisſche Oberland besuchten , so vicl wir
wiſſen, nicht die wünſcherswerthe Erwähnung fand oder bei den be-
kannten Zersurverbäl!tniſſen finden durfte. Aus Efringen wird uns
näml:ch vom 20. Strpr. Folgendes mitgeth-ilt :

rGeßtern feierten wir in urſerm kleinen Dorfe ein schönes erhe-
bendes Fcſ. Die ailvereorten Abgeordneten von Itzftein und Buhl
trafen auf ihrer Reriſe nach unserm Obrrland, nachdem ste die Städte
Waldshut, Schopföeim und Lörrach wir- in cinem Triumphzuge be-
rührt hatten, in Begleitung einer nicht geringen Anzabl Bürger des
Wi senthals, unter denen auch der wack.re Gotiſchal? ſich befand,




 
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