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Mannheimer Abendzeitung — 1845

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No. 117 - No. 145 (1. Mai - 31. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44007#0495

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F U 17.

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teliähr. Vorausbezabluuan „y ©
tn Mannheim 1sl. 15 kr. Z s
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aufschlag.



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deren Raum 3 kr. Zuſs-

q | Y . xate, worüber die Redak-
tion Auskunft zu ertheilen

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Raum A kr. + Vriefs

und Geld erbittet man
franco. .

_ 1845













werr î_ Denuctsſchland.

. . Rarlsruhe. Nach einer Bekanntmachung des Finanzminiſte-
xiums in unſerem Regierungsblatt über den Stand der Zehniab-
löſung waren von einer Anzahl von 5751 Zehnten am 1. Januar
v. J. 3673 abgelöst uud 2078 nech abzulöſen. Das Ablösungs-
kapital betrug für die abgelösten Zehnten 30,292,165 fl., die ange-
wieſenen Staatsbeiträge 2,176,702 fl. Im Laufe der letzten zwei

; - . L;! 595 Zehnten mit einer Capitalzahlung von 4,199,439 fl.
aufgehoben.

Freiburg, 27. April. (Freib. Z.) Mit Genehmigung der
höchſten Stelle wird der gefeierte Lehrer an der Universität Hr. Sta-
bel, der jüngſt zum Hofrath und Hofgerichtsdirector ernannt wurde,
auch nach seinem Eintritte in die Direction des Hofgerichts des Ober-
cheinkreiſes sowohl seine theoretischen als practiſchen Fächer vertreten
und demnächſt seine angekündigten Voil:sangen eröffnen. Entgegenge-
ſelzte Bermuthungen mögen hiernach ihre Berichtigung finden. :

+® Berlin, 26. Apriſ. - Die Hausvoigtei iſt jetzt voll
ſchleſiſcher Gefangenen. Am 20. wurden sechs Landleute aus
Hirſchberg, die mit Ertrapoſt gefeſſ.lt angekommen waren,
in derſelben abgelieferr. Zwei Tage darauf hat ſich Einer
verſelben im Hefängniſſe erhängt. CECntwerer muß der-
selbe wohl sehr gravirt gewesen sein, oder die Wirkung, welche die

_ HFeolrrung und das finstere Gefängniß auf ihn hervorgebracht, ihn
zur Berrzweiflung getrieben haben. Diese aus der Demagogenzeit her-

itammenden Gefängniſſe ſind abicheulich , eine wahre Tortur und tie
Stimme der Humanität ſollie ſich laut und allgemein gegen die An-

wendung derſelben erklären. Der Aſſ.ſſor Stieber, der ſich. in Schle-

lüen unter dem Namen eines Malers Stein aufgehalten
ÿat, iſt hetzt kurückgekchre. Er ſoll nichis entdeckt yaben,

pa die Verſchwöruug krin eigentlicher Bund gewesen sei, sonde
“vie Geheitmnsisſse rerſelben nur von Mann zu Mann unter ver u- .

gen mitgethenlt worden sein sollen. Dagegen will man Spuren einer
1yeheimen Preſſe und die Eremplare einer ſchon gedruckten Proklamation
an die Weber. und die Soldaten entdeckt haben. Ob auch dieses
wahr iſt, ſteht indeſſen noch dahin. ~

. Dem von acht und zwanzig jürischen Männern Berlins er-
jaſſenen Aufruf „an die deutiſchen Glaubenebrüt er- haben sich nun-
mehr nahe an zweihundert Eleichgeſtnnte angeschlcſſen. Größtentheils
Familienväter, repräsentiren sie faſt den ſiebecten Theil der gesammten
ſüdiſchen Einwohnerschaft Berlin's. Dem Vernehmen nach werden
bie hieſigen Unterzeichner des Aufrufs bald zu einer Generalverſammlung
geladen werden, in welcher die Verbrüderung zu einer Cenoſſenſchaft
ſür den religiösen Fortſchritt enger geschlosſen werden soll. Auch in
andern Städten unseres deutſchen Vaterlandes sind ähnliche Genoſsen-
ſchaften im W rke, und von Geistlichen und Laien größerer jüdischer
(Hemeinden sind dem provisorischen Comite durchgreifkende Refermver-
suche in Aussicht geſtelt worden. Namentlich ſind von Breslau, Kö-
nigeberg, Danzig, Posen, Braunschweig , Magdeburg, Hannover
Soeſt, Lohſens, Penzlau, Landsberg a. d. W. u. s. w., (auch in
Mannheim? s. Nr. 99) von Geiſtlichen und Gemeindevorſtehcrn
Würnſche und Hoffnungen auegesprochcn worden, mit den nächſtens
zuerwählenden Rcpräs ntanten der hieſigen Genoſsenſchaft in direkte Ver-
bindung zu treten. Erſt wenn die große Zahl der gebildeten Juden
Deutschlands sich zu gemeinsamen Schritten verbund.n haben wird,
soll die Berufung einer Synode erfolgen, inzwiſchen aber, wie wir

He nehmen, der nächſten Rabbiner Versammlung in Frankfurt a. M.
ine Deputation oder Derksſchrift zugeſandt werden, um die nächſten

Schritte und einige etwa nôthige provisorische Cinrichtungen zu be-
gutachten. Es ſsteyt zu erwarten, daß, gestützt auf die große Mehr-
zahl der gebildeten Juden, die erleuchteten Rabbiner, die in ihrer

| uächſtcen Umgebung meiſthin noch mit dem Zelotismus zu kämpfen
haben, erſtarkend im Bewußtsein ihrer großen Aufgabe, der gefährdeten
Zukunft tes Judenthums eine neue , der Entwickelung fähize, unserer




Jeit entsprechende Baſis zu geben.

_ & Die „Trierſche Ztg.“ bringt wieder mehrere Artikel, die ihr
Pre. t!+ das Hénſarzericht aber freigegeben hat; 1 arunter
nvAus Schlesien, 27. Februar. ~ Der Menſch iſt doch wahrlich

zukcht dazu da, um als bloßes Arbcitsegier ſich Tag für Tag in

.

langweiligem und abſtumpfendem Einerlei geiſtig und körperlich auf-
zureiben, sondern um zur Entfaltung und zum vernunftgemäßen Ge-
brauch und Genuß seines Lebens zu gelangen. Die Arbeit soll ihm
daher Befriedigung gewähren, hauptsächlich aber die nöthigen Mittel
zum Unterhalt und Genuß des Lebens liefern. An Arbeit fehlt es
eigentlich nirgends, weil sie zum Leben » xthwendig ist, wohl aber
an der richtigen Vertheilung und Verwerthung der Arbeit.
Die Arbeitslosigkeit iſt nur eine Folg e unserer gegenwärtigen Ar-
beitsverhältniſſe, eine Folg e der falschen Vertheilung und Verwer-
thung der Arbeit, welche durch die Concurrenz der Arbeiter unter
einander immer größer wird, indem die Arbeitsdauer zunimmt, wäh-
rend der tägliche Lohn derselbe bleitt oder wohl gar wegen der wach-
senden Menge der Arbeitskräfte immer mehr sinkt. In Breslau gibt

es viele arme Schneider, welche für die Cigenthümer von Kleider-

gewölben von 5 Uhr früh bis zum späten Abend faſt ununterbrochen
arbeiten und vielleicht 5 bis 7 Sgr. täglich damit verdienen. Es
fehlt ihnen nicht an Arbeit, wohl aber an hinreichendem Lohne da-
für. Den Leuten blos Arbeit zuzuweisen, ohne ſicher zu sein, daß
ſie sich bei allem Fleiße wenigstens die nothwendigſten Lebensbedürf-
niſſe dadurch erwerben können, iſt noch nicht hinreichend. Also nicht
blos Arbeit, sondern nach ihrem Werth geschätzte lohnende
Arbeit, iſt die nächſte Forderung, welche zu erheben ist, eine Auf-
gabe, welche bei der heutigen Abhängigkeit der Arbeit vom Capital,
wobei das letztere faſt allein den Lohn beſtimmt, nur durch Eingehen

auf allmälige Emancipirung der Arbeit gelöst werden kann.

Deswegen aber muß an die Stelle der Vereinzelung des Arbeiters
die Association treten.-
Fulda, 21. April. (A. Z.) Betrunken soll der unselige v. B.,
der so feiger Weiſe den Ref. W. mit dem Degen im Dunkel ermor-
det hat, nicht bemerkt worden sein. Cr soll vielmehr schon früher

die Abſicht, irgend einen ihm in die Quere kommenden Civiliſten zu

erſtechen, ausgesprochen haben. Und als ihn einer sener muthigen
Bierkellergäſte im Zimmer aufmerkſam darauf machte, daß er seinen
vorher geſchwungenen Degen neben die Scheide gesteckt habe, rief v.
B. aus: Ganz recht, es juckt ihn schon! Die Untersuchung iſt im
Gange, und das höchſt theilnehmende Publikum sieht mit Spannung
dem Urthcile des Kriegsgerichts und ~ dem Vollzuge desselben ent-
gegen. Vorigen Sonntag wurde der beklagenéwerthe M. unter Zuse
lauf einer ungeheuren Volksmenge begraben. Ein junger Literat von
Talent, Gegenbauer, las am Grabe eine Rede, die auf die Menge
ihres rührenden Cindrucks nicht verfehlte. Will man aber auch die
Bezeichnung des Verbrechens, sowie solches vom Publikum angesehen
wird, wit es aber der Richter noch nicht ausgesprochen hat, immer-
hin für eine Tactloſigkeit des Redners gelten laſſen ~ so muß doch
die Empfintlichkeit darüber in gewissen Kreiſen und das dienſtfer-
tig e Fahnden nach der geschriebenen Rede betrübend auf-
fallen. Als ob der Schmerz über eine ungeheure That nicht das
traurige Vorrecht hätte, auch ein ungewogenes Wort zu brau-
chen! Freilich begünstigen unsere Verhältniſſe die schönen Tugenden
her Vorsicht und Klugheit; aber die läßliche Sünde gegen dieſe Tu-
genden soll e im Angeſicht einer so entsetzlichen That nicht so lebhaft

empfunden werden, daß möglicherweiſe die Zukunft eines begabten

fungen Mannes dafür zu büßen hätee.
Leipzig, 25. April. Die Vorbereitungen auf unsern Landtag
führen demſelben in Gemeinschaft mit manchen Vorkommnissen und
Zuſtänden, für die man durch seine Interceſsion theils Abhülfe, theils
Consolidirung des Schwankenden erwartet, mehr und mehr tie Auf-
merksamkeit zu. So viel bis jetzt bekannt iſt, wird die Eröffnung
des Landtags im Herbſte ſtatifinden. Die hiesige Universität hat
ihren Abgeortneten in dieſen Tagen gewählt und den Ordinarius
der “rj Domherrn D. Günther von neuem dazu auser-
ſehen. (D. A. Z.) ;
Aus Haurz over. Wir fanden in Nr. 40 des leider hier
noch zuviel gelesenen allparteiſchen „Correſpondenten“ eine Bemer-
kung, daß auch uuſere conſtitutionelle Regierung beim preußiſchen
Hofe Vorſtellungen gegen die Verleihung einer laudſtändischen allge-
meinen Verfaſſung gen acht haben ſolle. Ob veim so iſt, wiſſen wir
nicht, möchten es aber ſchon aus rem Grunde bezweifeln, als unſer
König zu oft ſich als Freund ſolcher Verfaſſungen erklärt hat, wenn


 
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