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Mannheimer Abendzeitung — 1845

DOI Kapitel:
No. 1 – No. 30 (1. Januar – 31. Januar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44007#0101

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_ Sonntag

26. Januar

Inser ate die gespaltene
Zeile in Petitſchrift oder
deren Raum 3 kr. Jnſses
rate, worüber die Redak-
tion Auskurft zu ertheilen
D hat, vie Zeile oder deren
Raum 4 kr. – Briefe
und Geld erbittet man
franco.

1845



Deutfſchlareb.

f *r Karlsruhe. 21. Januar. 136. öffentl. Sißung der zwei-
pen Kammer.
_ Anfänglich werden mehrere Petitionen vorgelegt, sodann über-
gibt Welcker seinen Bericht über Hecker's Motion, die Verantwort-
lichkeit der Minister betreffend, Gottschalk den seinigen über Mariins
Wiesenkultur-Motion, hierauf berichtet Zittel über die Adresse der er-
sten Kammer die Interkalargefälle der Schulſtellen betreffend. Sein
Bericht gibt Veranlassung zu einiger Diskussion und zur Annahme
des von mehreren vielfach unterſtützten Antrags : durch eine Adresse zu
bewirken zu suchen, daß nicht bloß ein Theil des Schulgelds sondern
auch ein Theil des fixen Gehalts dazu verwendet werden sollen, den
in Abwesenheit oder Mangel eines nöthigen Lehrers vicariirenden
Schulmann für seine Ertra-Mühe zu belohnen und daß nach Ablauf
erines Jahres die Abgabe des Lehrergehalts zu ſiſtiren sei.

Hierauf wird der Bericht des Abg. Schmidt über das Bierſteuergesetz
diskutirt und damit bis zum 14. H. fortgeschritten. Die Diskussion
wird hauptsächlich zwiſchen den Abg. Poſſelt und Schmidt und den
Regierungscommiſſsären geführt und hat das gute Resultat, daß
der g. 10, welcher die großen (standesherrlichen) Brauereien ungemein
begünstigte, geſtrichen wurde. Beim $. 14 angelangt wurde die Ver-
hantlung unterbrochen durch die Erklärung des Hrn. Miniſters v. Du sch,
baß nunmehr er und ſein College v. Böckh dem Abg. Welcker
in Bezug auf seine Interpellation Rede stehen wollten ~ eine Rede

und Antwort die fich darauf beschränkte, daß der Miniſter Hr. v .Duſch

erklärte, die Regierung erkenne das Recht einer solchen Interpellation
uicht an, während v. Böckh deßyalb nichts über die Carlsbader
und Wiener Miniſlerbeſchlüſſe verlauten kaſſen zu dürfen behauptet, weil
vie Heimlichkeit zu bewahren versprochen worden sei urd er also nicht
wortbrüchig werden türfe, übrigens babe die Regierung stets und na-
mentlich noch im Jahre 1837 erklärt, daß sie nie der Verfassung
_entgegenhandeln werde. Nachdem die Minister gesprochen, ergriff
Welcker das Wort und indem er von dem gesammten deutschen Va-
terland zu abſstrahiren versicherte, ersuchte er die Minister bestimmt
zu erklären, ob die Carlsbader und Wiener Ministerconferenzbeschlüſsse
qr die Regierung des ba disch en Staates für bindend erachtet werden.

Die ausführlichen Worte Welcker's und der beiden Minister
folgen nach. - Nächste Sitzung Montag —~ (Berathung über das
Edikt zur Cinführung der neuen Gesetzbücher.)

.; Aus dem Badiſchen, 19. Jan. (Köln. Ztg.) Verschiedene
Blätter haben in der jüngsten Zeit das Gerücht zu verbreiten ge-
ſucht, als wäre von Seiten der Geistlichkeit ein Antrag an die hohe
Regierung gelangt, um die Cisenbahn- und Dampfſchifffahrten an
„Sonn- und Festtagen zu unterdrücken oder möglichſt einzuschränken;
„allein bis jetzt zeigt sich diese Angabe als ungegründet. Der badische
Schienenweg würte durch eine solche Maßregel außerordentlich ver-
. lieren, da gerade an Sonn- und Festtagen die größten Einnahmen
erzielt werden. Die Unterhandlung mit Württemberg hinsichtlich des
" Unschluſſes an die daselbſt zu erbauenden Eisenbahnen sind noch im-
„mer nicht gänzlich zur Reife gedichen, und man behauptet, daß ge-
„ kade in Stuttgart täglich größere Bedenken getragen werden. Der
i Handelsverkehr in jenem Lande dürfte indeſſen sehr bald bedeutend
leiden, wenn nicht unverzüglich Hand ans Werk gelegt wird. – In
der Poſt- und Cisenbahnverwaltung sollen demnächſt wesentliche Ver-
änderungen vorgenommen werden, wozu freilich die bis jetzt gemach-
ten Erfahrungen den darüber zu verfügenden Behörden nicht wenig
„zu Gute kommen werden. Auch die Cisenbahntarife sollen eine wei-
. tere Ermäßigung erlangen, was nur 14it dem größten Danke ent-
hegengenommen werden kann. Die Jahrpreise zwischen den Haupt-
„ktädten des Landes sind noch immer zu hoch, namentlich im Vergleiche
. „]rit den Frachtzgebühren der Güter. Die Seitenbahn von Dos nach
Pgven wird wohl erſt bis zum Spätsommer d. J. vollendet sein,
:! )ährend gegründete Aussicht vorhanden iſt, daß schon im Monate
| Mai die Fahrten bis Freiburg ausgedehnt werden kann.



Aus Deutſehland, 18. Jan. (D. A. Z.) Bor dreißig Jah-
ren schrieben und sprachen deutsche Patrioten: Es iſt vor der Hand
gut, daß die veuts< e Macht in die Zweiheit ausläuft ; die Ein-
heit bleibt ſpätern Zeiten vorbehalten.“ In jüngſter Zeit aber ſchla-
gen deutsche Publiciſten (z. B. Dr. Schaumann ) für die deutſche Machtent-
wickelung die Dreiheit vor undverlangen, die kleinendeutschen Staaten sollen
einen eignen Bund im deutschen Bunde bilden und sich als dritte
deutsche Großmacht neben Oesterreich und Preußen und dice übrigen
Weltmächte stellen. So gut nun dieſer Vorſchlag sein mag, so würde
seine Ausführung doch Nichts erzwecken als eben die Zerreißung des deut-
schen Bundes. Man schlägt einen Sonderbund der deutschen Staatcn vor,

angeblich deßhalb, damit diese kleinern Staaten, den beiden großen

gegenüber, nicht in einer so untergeordneten Stellung verbleiben.
Allein bei consequenter Verfolgung dieſes Grundes müßten die klei-
nern Staaten dieses zweiten Bundes wieder einen dritten und die
noch kleinern dieses dritten Bundes wieder einen vierten ſchlieſien.
Oder wäre etwa das Verhältniß von Reuß zu Buiern, Hohenzollern
zu Württemberg, Lippe zu Hannover nicht noch weit ungünttiger,
als jenes von Baiern zu Oeſtcrreich, von Sachsen zu Preußen k
Man will eine dritte deutſche Großmacht herſtellen, vamit Deutschland
nach Außen hin wirksamer vertreten würde. Dieser Grund aber iſt
gänzlich grundlos. Erstlich beklagen Viele für Deutschland, daß in
Weltangelegenheiten nicht eine cinige allgemeine deutſche Stimme
abgegeben werde, sondern zwei, tie möglicherweise nicht immer ein-
trächtig seien. Diese Schwierigkeit würde aber durch eine dritte

Stimme offenbar schon an und für ſich vermehrt. Obendrein aber

wäre die neue dritte aus vielen Theilſtimmen zusammenzuſeßen und
schon nach der ursprünglichen Stiftung dazu bestimmt, gegen die bei-
den deutschen Großſtimmen Oppoſition zu machen! Will man end-

lich die dritte deutsche Stimme zu dem Zwecke, daß ſie die rein deut:
scheu Intereſſen vertrete? Den verderblichen Wahn, daß Preußen

und Osterreich neben den deutschen auch noch andere Interesſſen ver-
treten müßten, haben die Feinde Deutschlands in deutſche Köpfe und
Herzen gepflanzt. Was um Alles in der Welt soll Preußea für. an-
dere Intcreſſen haben, als eben deutsche und nur deutſche? Warum
immer sagen, Preußen sei nicht nur eine deutsche, sondern auch eine
europäische Großmacht! Even nur ourch die deutſche Stellung iſt
Preußen eine Weltmacht, und nur durch treue Benutzung dieser deut-
schen Stellung und durch treue Erfüllung seiner deutschen Pflicht kann
Preußen eine Großmacht bleiben. Oesterreich aber iſt zwar nicht der
Nationalität nach, aber durch das höchſte politische Interesse ein rein
deutſcher Staat, denn die öſterreichiſchen Slawen und die Magyaren
haben, wenn sie ja auf der Scite der Bildung und ſstaatsrechtlichen
Freiheit und eben Czechen. Polen, Magyaren bleiben und nicht All-
slawen, d. h. Ruſſen, werden wollen,. mit den Deutschen durchaus
ein und dasselbe politische Bedürfniß. Ist also die oſterreichiſche Po-
litik gut reutsch, so iſt sie auch gat czechiſch, polnisch, magpyariſch.
Aber auch Italien kann OÖOeſterreich nicht zu einer undeutschen Politik
ziehen, oder sollte es wenigstens nicht. Alle deutschen Staaten ha-
ben also kein anderes, als ihr eigenes Intereſſe, wenn sic demgemäß
einsichtig und einmüthig handeln.

Stuttgart. Aus Veranlassung einer Frage über die letzte Ab-
geordnetenwahl äußerte sich ein, das ihm Nächſtliegend e wohl er-
faſſender, übrigens aber offenbar sehr kurzſichtiger, Ortsvorsteher auf
der Alp in folgender Weise gegen mich: „Ach was — Abgeordne-
ten-Wahlen –! wean wir unseren Wildschaden wegörächten, dâs
Andere wäre uns Alles recht. Mit der Regierung wären wir schon
zufrieden, aber das iſt eine große Klage und es wird immer ärger !

Man kann 10 ~ 12 Stücke Hochwild bei einander sehen! Die fres-

sen im Winter das Hol; und im Sommer die Frucht, und was ſie
nicht freſſen, vertreten sie. Sagt man es dem Jörſter, so lacht er
einen nur aus, oder läßt jagen, aber ſchießt nichts, und er hat
erſt auch nichts davon als die Schur. Erſt heuer haben mir
die Thiere auf einem Acker gewiß 1’/, Schfl. abgefreſſen, und es iſt

doch ärgerlich, wenn man das ganze Jahr durch sich ſo viele Mühe

gibt und am Ende frißt das Wild die Erndte. Wenn nur die
Armen hätten, was das Wild muthwillig verdirbt! Ich
möchte Sie nur auch in die Waldnngeu führen und Ihnen zeigen,


 
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