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Mannheimer Abendzeitung — 1845

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No. 268 - No. 298 (1.October - 31. October)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44007#1231

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Abendzeitung.



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aufschlag. s franco. .
Freitag 24. October 184%.









Deutfſchland.

Conſtanz, 21. Okt. (Seeblätter.) Sonntag Nachmittag fand
der deutſch-katholiſche Oottesdienft in der Kirche zu Tägerweilen statt.
Der Zudrang war so außerordentlich, daß leider eine große Anzahl
nicht Platz in der Kirche fand. Ronge eröffnete die Feier mit Gebet,
welches mit Gesängen wechſeltle. Die Ausführung dieser hatte der
größte Theil der Sängerrunde „Bodan-- sehr bereitwillig übernom-
men. Hienach bestieg der gemüthreiche Ronge die Kanzel und be-
leuchtete in fließendem Vortrage tie große Grundwahrheit der deutsch-
katholischen Kirche. Der feurize Doriat folgte ihm. Die feierliche
Stimmung, die wärmste Theilnahme aller Anwesenden für die nun
wieder hergeſtellte wahre chriflliche Kirche waren die herrliche Frucht
dieser Reden. Männer, die das Schickſal schon längft abgehärtet hat,
. trockneten sich die feuchten Augen, Greiſe versicherten, daß sie während
ihres ganzen Lebens nie einem so ergreifenden Gottesdienft beigewohnt
haben. Und wir sind nun zur festen Ueberzeugung gelangt, daß durch
die deutſch:katholische Kirche das reine Chriſtenthum siegreich und
ſegrend auferſteht. Die hieſigen Deutsch: Katholiken nahmen das Abend-
mahl, wozu sie von Ronge auf die rührendfte Weise eingeladen wur-
den. Hierauf wechselte wieder Gesang mit dem Gebet der Priefter.
Schließlich sprach Dowiat unsern werthen schweizeriſchen Nachbarn
den Dank aus für die freundliche Ueberlaſſung der Kirche.

Der Eindruck, den diese Feier auf uns und gewiß auf alle An-
wesenden machte, wird uns durch das Leben begleiten; Ronge's Worte
haben unsere Herzen so ergriffen, Dowiat hat seine Geiſtesblitze so in
unser Innerftes geschleudert, die Gewalt und Klarheit ihrer ftrömen-
den Beredsamkeit hat uns so hingeriſſen , daß wir nie aufhören können,
nach unsern Kräften das Möglichſte für ihr Segenswerk beizutragen.
Wer diese beiten Verkündiger des wahren Chriſtenthums gehört hat,
der muß die Vorwürfe selbfisüchtiger communiſstischer Absichten, welche
Römlinge ihnen machen, mit Entrüſtung zurückweisen und als eine
gemeine Verläumdung erklären. Nichts findet sich in ihren Reden,
als was der große Menschenfreund Chriſtus s elbſt gewollt, be-
h auptet und er ſtrebt hat. Darum folgen diesen Männern unsre
innigſten Segenswünſche und wir rufen ihnen die Worte Huttens
nacht Jhr Werk iſt aus Gott, es wird bestehen.

Hier wohnen nun 38 Bekenner der deutſch-katholiſchen Kirche,
die von Ronge Sonntags zum Tiſch des Herrn, zum Liebesmahl
der ganzen Menschh:it, gelcitet wurden. Es melden sich fortwährend
mehr hiesige Christen zum Beitritt.

Vom Neckar, 18. Okt. (Oberrh. Ztg.) In öffentlichen Blät-
tern ift ſchon früher gemeldct worden, daß Professor A. Follen von
Zürich ſich in Heidelberg niederlaſſcen wolle. Er uatte wirklich zu dem
Ende eme sehr ſchöne Besſitzung an sich gebracht, und zu deren Er-
werbung, da er Ausländer iſt, die Genehmigung der Staatsregierung
nachgeſucht. Allein das Minfterium des Jnnern hat dieses Gesuch
abgeſchlagen. Ob Follen sch nun an das Staatsmiriſterium wenden
wird, ift unbekannt. Auffallend aber if es, daß man einen Mann,
der wohl vor 25 Jahren im Geruch der Demagogie stand, aber jetz
Allem politiſchen Treiben entfremdet iſt, seine letzten Lebenejahre nicht
ruhig im deutschen Vaterlande zubringen laſſen will.

Alzey , 18. Okt. (Wormſ.-Z.) Die von der hiesigen deutsch-
katholischen Gemeinde nath Darmfiadt gesendete Deputation wurde
von dem Herrn Staatsminiſter, wie sie nur wünschen konnte,, gut
aufgenommen und mit den beften Hoffnungen für ihre Sache entlassen.
Es stehen demnächſt Verordnungen zu erwarten, welche den Deutsch-
Katholiken die Rechte tolerirter Confeſſionen einräumen. Die Gewis-
ſensfreiheit sol keinem Heſſen geschmälert werden und soll auch un-
ſeren deutsch:katholischen Mitbürgern ein heiliges Gut bleiben.

_ Elberfeld, 17. Okt. (Barm. Z.) Der von der hiesigen
Kaufmannschaft gebildete Lebenemittel-Verein bat sich gegenwärtig
in der Art conftituirt, daß vorläufiz eine Summe von 50,000 Taolrn.
zur Anschaffung von Kartoffeln, Halm- und Hülſsenfrüctten gezeichnet
it, und die Zeichner zugleich auf ',. der gezeichneten Beiträge ver-

gjyichten, um so der Armuth ihre Vorräthe wohlfeiler ablaſsſen zu kön-

ftr. Es g: Eivzeluc. die 1000 Thlr. und t arüber gtzeichnet ha-
j Vir freuen uns, dieſe E CH En r ther RR

zu bringen. (In Köln ift schon vor mehren Wochen Seitens der kö-
nigl. Handelskammer ein ähnlicher Verein ins Leben gerufen und
auch bereits gegen 60,000 Thlr. von den Mitgliedern der Kaufmann-
schaft, unter denen bis jetzt erft die Liſte verbreitet war, gezeichnet
worden.)

S Köln, 18. Oktbr. Heute vor 72 Jahren erfocht Deutſch-
land seine – Freiheit; dennoch schlagen die Blätter, wie sonst ge-
wöhnlich, nicht Feſt- Alarm. – Am Königsgeburtstage brachten die
„Elberfelder Zeitung,, und der „Rheinische Beobachter“ Feſtgedichte.
Der Friedesrichter Fiſchbach, bekannt als Versaſser verschiedener Ge-
legenheitsgedichte und durch ſeine Klage gegen Gladbach, widmete
dem Könige mehre r poetische Erzeugniſſen. – ©ladbach wird
am 11. k. Monats wieder vor der hiesigen Zuchtpolizeikammer
ftehen. Die Regierung, der Lardrath Schnabel, der Bürgermeister
Frizen und der Friedensrichter Fischbach sollen in verschiedenen von
Gladbach ausgegangenen Gesuchen, Beſchwerden und Vertheidigungen
gekränft sein. Wir wollen der Entscheidung des Tribunals nich! vor-
greifen. – G. ſstebt auch jetzt vor demſ:lben Richter, gegen den er
wegen mehrfacher inhumaner Behandlung, welche er in der frühern
Procedur erduldete, höhern Orts ernfilich aber ohne Erfolg Beschwerde
führte.

Aus Bayern, 18. Oktober. (Köln. Ztg.) Die Wahlen zur
Ständeverſammlung haben begonnen, aber es zeigt sich keine Theil-
nahme, von der man einiger Maßen einen Schluß auf die Haltung
des nächſten Landtages ziehen könnte. Es geht Alles mit einer
Stille und Gleichgültigkeit vor sich, aus der man. wohl abnehmen
kann, daß die Meiſten keinen rechten Begriff von der Bedeutung
dieses wichtigen Actes haben. Die bayerischen Blätter ~ durch die
Censur beschränkt und der Mehrzahl nach gegen alle höheren Inte-
reſſen gleichgültig + haben ebenfalls noch kein Wort darüber fallen

laſſen. Unser Wahlgeseg. das die unmittelbaren Wahlen nur in |

die Hände Weniger legt und die Wählbarkeit auf kleine Kreiſe und
auf ein hohes Steuercapital beschränkt, hat von vorn herein der
Entwickelung unserer Verfaſſung ziemlich enge Grenzen gezogen, in-
dem sie- eines Theils der Intelligenz einen zu beschränkten Spielraum
gestattet, anderes Theils aber verhindert, daß die Verfaſſung in
Fleisch und Blut des Volkes übergehe. Auf dieſe Weise sieht man
häufig Leute in die Ständeverſammlung kommen, die gar keine Ei-
genschaft eines Abgeordneten besitzen, als daß sie hohe Steuern
ahlen.
za T Leipzig, 19. Oktober. D'e Ausweisungen währen fort; das
Ministerium befiehlt, und die Gerichte gehorchen. So iſt Lüders,
so Göhring, der Verfaſſer von rWarſchau, eine ruſſiſche Haupt-
stadt-, ausgewicsen, obgleich ihre Papiere völlig in Ordnung ge-
wesen. Das non plus ultra aller Rechtloſigkeit aber erblicken wir
in der Ausweisung Dr. Wilhelm Jordan'’s, der seit länger als ei-
nem Jahre in dem Dorfe Lindenau nahe bei der Stadt ein kleines
Grundftück angekauft und in Folge der Aufnahme in den sächiiſchen
Unterthanenverband s:ine alte Heimath, Preußen, völlig aufgegeben
hat. Das Ministerium hat an das Landgericht den rBefehl- er-
laſſen , Dr. Jordan zu bedeuten, er habe binnen 8 Tagen Stadt
und Land zu verlaſſen. Dabei ist erſtens zu bemerken, daß sein
Prozeß wegen „Athrismus.- kürzlich in erster Instanz sechs Wochen
Gefängniß zur Folge gehabt, und der Angeklagte selbſt hat angelo-
ben müssen, seinen Aufenthalt während der Dauer seines Prozesses
nicht zu verlassen, sowie daß seine Frau, die er nach seiner Nieder-
laſſung hierſelbſt geheirathet, jetzt krank darnieder liegt. Dr. Jor-
dan hat gegen dies Verfahren proteſtirt und der 2. Kammer be-
reits eine Beſchwerdeſchrift eingereicht. Ob dies Erfolg haben und
ob die Kammer gegen die Loyalität der Minister aufkommen kann,
wird die Zukunft lehren. ~

Leipzig , 17. Okt. (B. Ztg.) Nachdem der hieſige Kommu-
nalgardenausſchuß Gegenvorfteluugen gegen die Ausführung der ihm
überwieſenen Ertheilung des Lobes und Tadels an v?:schiedene Kom-
muralgardenabthrilungen in Bezuz auf die Auguftvorfälle an die hobe
Kommandantur in Dreed:n gemacht hatte, kam ihm beute von dort ein
Erlaß zu, in welchem derſ:lde einerseits bedeutet wurde, sich künftig-
bin in ähnlichen Fällen derartiger Remonfirationen zu enthalten, an-
derntheils den erhaltenen Befehl sofort auszufüyren. Es lag übrigens nicht


 
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