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Mannheimer Abendzeitung — 1845

DOI Kapitel:
No. 268 - No. 298 (1.October - 31. October)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44007#1159

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74.



Yhbonnement mitstiee.
teltähr. Vorausbezahlu n. „„ >
in Mannheim 1 fl. 15 kr.,
durch die Poft bezogen im
ganzen Großherzogthum
Baden 2 fl. 8 kr., im
Ausland erhöht fich das
Abonnement um den Poft-
aufsſchlag.

Dienstag



aunheimer Abendzeitung.

7. October

_ Juſeratediegeſvalteos

Zeile in Fetthztriit odsr
deren Raum 3 kr. Inſs-
rate, worüber die Redak-
tion Auskunft zusrthellsn
hat, die Zeile oder deren
Raum 4 kr. ~+ Briefs
und Geſy. erbittei man

anco.

1816.





4% Ausfſicht in die nächte badiſche Ständekammer.

Wenn die noch schwebenden Wahlen in Heidelberg und Baden
gut ausfallen, wenn dort der in Bruchsal durchgefallene Bisſſing
ſtatt Poſſ:elt und hier ſtatt des stets minisſteriellen Jörger ein bürger-
lich denkender Bürger gewählt wird, so geſtaltet ſich, da Pforzheim
ſtatt Rindeſchwenders einen andern Braven wählt, da ſtatt des
Knapp der gesinnungstüchtige Krämer undſtatt des Amtmanns
v. Neubronn der unabhängige v. Soiron auf die linke Seite kommt,
die Zahl der Volksfreunte, auf welche man in allen Hauptfragen
mit Beſtimmtheit rechnen kann, folgendermaßen: Baſſermann, Baum,
Binz, Biſſing, Blankenhorn - Krafft, Bleidorn, Buyl, Dörr
Gerbel, Gottschalk, Grether, Hecker, Helbing, Hundt, von Jyſtein,
Lenz, Mathy, Meyer, Mez, Müller, Reichenbach, Richter, Rinder-
ſchwender, Schmidt, Welcker, Weller, Welte, Straub, von Soiron,
Krämer. Dieß wären mit den noch zu wählenden Deputirtmn in
Pforzveim und Baden zweiunddreißig. ~ Durch dieſe Zahl würde
das Verhältniß auf Seiten der Regierungstiener, da Böhme's Platz
von Abegg, Waag's von Baumgärtner eingenommen wird, Jörger,
Knapp , v. Neubronn, Poſſelt ganz herausfallen und Speyerer neu
binzukommt, folgendermaßen beſtimmt : Abegg , „Bader, Dahmen,
Fauth, Goll, Hägelin, Herrmann, Junghanns, Knittel, Lang, Leib-
lein, Lichtenauer, Litſchgi, Löffler, Martin, Mezger, Nombride, Platz,
Rzegenauer, Rettig, Rothärmel, Schaaff, Selyam, v. Stockhorn, Tre-
furt, Vogelmann, Baumgärtner, Weitzel. Zittel, Speyrer. Man ſieht
alſo, Alles wohl erwogen, wohl gezählt und wohl berechnet, würde die
Opposition 32 zuverlässige, die Staatsdiener 30 Stimmen bekommen.

Was aber mit einer überlegenen, wenn auch nur mit zwei
Stimmen überlegenen Opposition bewirkt, wie durch ein? solche Op-
position dem ganzen politiſchen Syſtem eine andere Richtung gege-
ben, dem ganzen Staate eine andere Physiognomie aufgedrückt, das

ganze Ministerium verändert werden kan n, das brauchen wir nicht
weiter auseinander zu setzen. – Baden besitzt in den Annalen seiner

Konſtiturion schon einen Landtag, auf. welchem die Oppost-
tion überwog : es iſt der Landtag von 1831. Seine Wirkung
iſt hauptsächlich das Gute, das uns in Baden für so manchen deut-
schen Bruderſtamm beneidenswertb macht, seine Wirkung iſt die Ge-
meindecrdnung, das Preßgesetz, die Wiederherſtellung der Verfassung,
bie Zehnifreiheit und noch so manches Andere. Seine Frucht ist die
achtunggebietende Stellung der badischen Kammer. Der Landtag
von 1831 wurde in Bäden die Grundlage der ganzen politischen
Bildung des vadiſchen Volkes, des Freiheitgefühles und der ehren-
haften Bürgergesinnung des Badeners, die ihn vor so manchtm an-

dern deutschen Volksſtamm auszeichnet. Und woturch wurde alles
Dies erreicht? Etwa durch eine miniſteriele Mehrheit? Ge-

pig nich!! "Einzig und allein durch die
Opypofſttisón. Die Ohypofitton drohte, das Budget zu vrr-
weigern, und die Regierung legte bas Preßgeſset; vor. Die
Ophosirion trug auf die Wiederherſtellung der Verfaſſung an
und die Verfaſſung ward wiederhergeſtellt, denn mit der liberalen
Kammer wurde die Regierung selbſt liberaler ~ gemacht. ~ Diese
Wiederkehr einer überwiegenden Oppostion liegt in den Händen der
Wähler der noch rückſtändigen Wahlbezirke. Denn nur dann wird
mit Gewißheit eine kompakte, sichere Opposition mit Majorität auf
dem nächsten Landtage zu rechnen sein, wenn die Bezirke Hridelberg
und Baden im Sinne des Fortschritts wählen. Die He x

Matyrität der

Heidelberger
und Badener Wabl iſt unter diesen Umständen nicht mehr ein? ba-
dische, sie iſt eine deutſche Sache geworden. – Traurig wäre es,
wenn das öffentliche Vertrauen und die allgemeine Erwartung durch
die Hinfälligkeit dieser beiden getrübt würde. kum

(Sthluß.)

o h ei n anderer Stlag hauſt im guten Baterlande, ein träu-
zeriſch Wejen, wie die Deutſchen ſelber. Die glauben,

*) An Welt e's Stelle, der jettt ausgetreten iſt, wird ~ so iſt zuverſicht-

V)

lich zu erwarten > ein gleich entschiedener Volksmann gewählt werden

le

nichts thun



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zu dürfen, weil fie nicht All es erwirken können; Die möchten gern
an ein Ziel kommen, aber nicht Wege bahnen, aber nicht laufen.
Es ſind Die, welche tiefer blicken, Größeres wollen als zwei
ſtreitende Ueberzeugungen, und wegen der höhern Spannung
ihrer, jezt noch unerreichbaren, Zwecke sich in seliges Anschauen ih-
rer schönen Traumgebäude versenken und geruhig die Hände in den
Schoos legen, abwartend, bis einmal ihre Anſicht geltend gemacht
würde, da sie dann auch mitkämpfen wollten.

Die Thoren ! Sie verftehsn nicht das Geheimniß, wie man eine
noch in fortschreitender Entwicklung ihrer Haupilehren begriffene Par-

tei fortreißen muß zu den Folgen ihrer erſten Forderungen, ſpornen

zu kühnerem Verlangen, spornen zu entschiedenerem Auftreten durch
Aufdeckung der gegnerischen Abſichten, dic man durch täuſchende Fech-
terlagen, durch Erhigung zum Kundgeben ihrer eigentlichen Wünsche
zwingt. Sie ſcheinen nicht 1u wisſſen, daß in solchen Zwiftigkeiten
mit jedem Treffen die Flügel wachſen, und vergeſſen, daß man zum
Gipfel treiben muß, um im rechten Augenblick sein-n Anhängerr den
Halt ziben zu können, den man will. —

Zwei fich befehdende Spaltungen hadern, entweder, weil sie,
den nämlichen Beftrebungen huldigend, mehr oder min-
der ſcharf folgern, zager oder beherzter ſind — oder weil ſie von
ganz ungleichen Lehren ausgehen.

Hegt nun ein Mann, der ein Freund seines Vaterlandes iſt
und einſieht, daß in Staatskämpfen rin Einzelner Nichts, Eintracht
der – wenigitens theilweiſe – Gesinnungsverwandten Alles bewir-
fen kann, eine Anficht, die von der Loſung beider Parteien grund-
sätzlich verschieden ift, ſo wird er keineswegs unthätig bleiben, sondern
sch mit dem Theile verbinden, welcher ihm noch am. Näſten fteht.
(Beispiels halber: er wird zu einer Kirche, die Glaubensfreiheit pre-
digt, treten, selbt wenn er von der Nothwendigkeit einer solchen Ge-
meinschaft nicht überzeugt wäre: ~ rein deßwegen, weil die Gegner
Glaub:nszwang wollen.) Vertrauensmann geworden, wird er seine
Anhänger weiter treiben, als ihr anfängliches Wollen und Streben
erlaubt, er wird da und dort seine Ueherzeugungen ftillwühlend ein-
bohrén laſſen, bis das Gebäude morsſch geworden und die Partei ſich
na:h einem neuen Geundsatze umsehen muß, von dem aus sie ihre
bisherigen Ausnahmsbandlungen a!s Gesetze ableiten kann. Wo der
eine Grundſas auf der Spitze, fängt der andere an ... hier iſt der
rechte Augenblick! Atſo seid nicht müßig, ihr, die ihr der Gegenwart
voraus eilt! – Bei Ueberrinsimmung der Hauptanſichten aber iſt es
leicht, ſich mit einer Partei zu verständigen und sie zu ihren Folger:

Ü. z1 F

zig ß wir uns ja auch nicht
; auch nicht e inen Posen verloren

; r Wirkungskreis iſt nicht leichtſinnig wegzuwer-
fen, ſelbſt wens unsere Anüichten weit darüber hinausgehen.

Dir feurizen Volkémänner, welche in Frankreich einen Freiſtaat
schufen, ſaßen im Jahre 1789 in der Kirche des heiligen Lutwig
zu Versailles, an Play, Tracht und Ehre unterschieden von hohem Adel
und Geißslichkeit und harrt-n stumm der Worte des allzebietenden
Königs. – –~ '

; f 6! ct, / y.. UC f. . % '' §. vil hal! V. 5

Drum! Auf, ibr Saumseligen und wählt ein? Feldhinde! Es
soll ich eben einmal in unsern Tagen nimm-r friedlich am hrimiſches
Heerde ruhen laſſ.n, ohne größere Sorge, als die um Brov. Der
Feind iſt allzeit wachſam und lauert a fer.

. Noch iſt kein Staat groß
Ruhm und Wohlfgyrt und F

ein reges An- und Abtftrömen





) »
, not ift kein Land zu

z
nen, in welchem nicht
rängen und Wellen



der Strebungen und Fäbigkeiten gewehen.
) ſernt man die eigne Kraft und die
ſtos mit GBeſinnungsver-
. S /

ir das Uechte

ect ru z

Im icharfen Streite ert
eignen Schrächen.
ſchiddenen werden wir uns de
und fondern aus, was urnhaltbc

Im Kampf- werdra dir
Im Kambeyt:




ni & tyres Mellens astrichen
ti ü Y li c9 UHU eto izctt t Hi
ast

§


 
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