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Mannheimer Abendzeitung — 1845

DOI Kapitel:
No. 207 - No. 237 (1. August - 31. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44007#0953

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Mittwoch



Mannheimer 3

20. August

i Inserate diegesſpaltene
f j | Zeile in Petitschrift oder
' D . deren Raum 3 kr. Julse-
(bendzeituna. Ötrüzütit
j V? y $ hat , die Zeile oder deren
x ; Raum 4 kr. ~+ Briefe
; : und üg: erbittet man
ranco.







Deutſchland.

* Mannheim, 19. Auguſt. Der katholische Reformverein
hier iſt in Betreff des neulich erwähnten Gesuchs, um Abhaltung
eines. besondern Gottesdienstes in der katholischen Pfarrkirche, sofort
von dem Pfarrer derſelben abſchläglich beschieden worden.

— Ulber die geſtern besprochene Verſammlung im Schützenhauſe be-
richtet der unter Leipziger Censur erscheinende „Herold. noch
olgendes : j j

ſols „Eine Deputation, welche man an den Stadtkommandanten ge-
ſandt, um ihm den Wunſch vorzutragen, taß morgen bie Schützen
sich ſireng innerhalb ihrer Quartiere halten möchten, kehrte mit dem
Bescheide zurück, der Obriſt von Buitlar habe verſichert, daß er die
Anstalten in der gewünschten Weise getroffen; er habe ihnen zugleich
ſein aufrichtiges und schmcrzliches Bedauern über das Vergefallene
ausgedrückt, sie aber auch gebeten, zu bedenken und jbren Mitbürgern
zu bedenken zu geben, daß der einzelne Soldat für Das, was c im
Dienſte thue, nicht verantwortlich gemacht werden könne und daß die
ganze Brrantwortung Den treffe, der den Befehl gegeben. Zwar er-
hob ſich aus der Mitte der Versammlung eine Stimme, welche diese
Ansicht nicht gelten laſſen und auch ven einzelnen Soldaten Das,
was er verübt, entgelten laſſen wollte, allein die Versammlung erklärte
ſich hiergegen mit faſt einmüthigem „Nein.. Dagegen wiesen aber zwei
andere Redner darauf hin, wie schlimm es sei, daß Soldaten und
Officiere vei uns auf die Verfassung nicht vereidet seien, ferner, daß
man auf die Ausarbeitung eines Aufruhrgeſetßes antragen muüſſe,
welches bei solchen Vorfällen allemal zu verleſen sei, bevor Gewalt
atgtitgußt Werps. l . ..... ....c§hevsbündüäng Zar “es. HC tie 2.424
rInzwiſchen hatte sich eine Deputation auf den Bahnhof begeben,
um die von Dresden zurückkeyrenden Deputirten des Stadtraths und
der Stadtoerordneten zu empfangen und nach dem Resultate ihrer

Sendung zu befragen. Die Letztern begaben sich sofort ſelbſt in die

Mitte der Versammlung, und der Appellationsrath Haaſe trug über
die beim Könige gehabte Audienz Folgendes vor t-

„Se. Majeſtät sei aufs Tiefste bewegt gewesen und habe Thränen
in den Augen gehabt. Er habe ihnen erklärt, dieſe Vorgänge gehör-
ten zu den bitterſsten Erfahrungen seines Lebens. Es habe ihn um
ſo schmerzlicher berührt, daß so Etwas in Sachsen, und namentllich
in Leipzig habe vorfallen können, da er ſich beroußt sei, daß er und
ſeine Familie ſteis nur das Beſte dcs Landes gewollt. Die ihm über-
reichten Adreſſen hätten nicht gedient, seinen Schmerz zu mildern, in-
dem die darin enthaltenen Anträge ein ihm sehr ſcmerzliches Miß-
tze verricthen. Weiteren Resolutionen hätten sie noch entgegen zu
ſehen. --

zk: Aus dem Badiſchen , 18. Auguſt. Am Freitag, den
22., finden in den meiſten Bezirken die Deputirten-Wahlen fſ|tatt.
Der 22. August iſt der Tag, an welchem rie V erfaſsſsungs -
Urkunde unterzeichnet ward, deren 25 jährige Jubelfeier
wir so großartig und herzerhebend vom Volke und der Volkspartei
im ganzen Lande begehen sahen. Möge dieſer Tag auch in diesem
Jahre für das Volk eine heilſame, erfreuliche Erscheinung werden.
Bir hoffen dies heute zuversichtlich ; denn von allen Orten her, selbſt
von denen, wo man zu wanken schien, kommen gute Berichte; es
wollen und werden die Wahlmänncr, ſtets eingedenk ihrer Pflicht
nach freicr Ueberzeugung unabhängige wahre Volksvertreter wählen,
die da „mit Beobachtung der Staatsverfaſung- unverrückt den
Eidſchwur halten mögen: '

vnur des ganzen Landes allgemeines Wohl und Bestes, ohne
„Rücksicht auf besondere Stände oder Klaſſen, nach eigener in-

„merer Ueberzeugung zu berathen!-/
++ Aus dem Wabhlbezirke Breisach, 16. Aug. (Schluß.)
& Wir haben es nicht getadelt, wie uns der Herr Correſpondent
_ rttoirſt, daß sich Hr. G. ſclbſt antrug, daß er eine Legion Briefe
Hazu schrieb oder schreiben ließ; wir tadeln bloß die Art und Weise,
wie er ſich angeboten hat. Was wir treiben, wir sagen und thun
Alles öffentlich, vor Jedermanns Augen und überlaſſen es unsern
Mitbürgern, wie einer Jury, selbſt einen Beschluß zu faſſen, nach-
dem wir unsere Meinung ausgesprochen. Der. Herr Correſpondent
meint, wir fangen gleich ein Geſchrei an, wenn Einer in ehrlicher

1845.

. Meinung sagt: Wählt mich zum Abgeordneten! Cr nennt unser

Treiben eitel und selbſisüchtig und sagt, es müſſe jecen Freund des
Vaterlandes mit Entrüſtung erfüllen. Meinen wir es etwa nicht

ehrlich? Dem Throne, der die Verfaſſung schützt und aufrecht hält, -

die Treue; den Ministern + Unterſtitung im Guten, mannhakter,
ausdauernder Widerſtand im Bösen; dem Volke redliche Pflichterfül-
lung und Aufopferung eigenen Intereſſes: das war immer das Lo-
ſungswort aller braven badiſchen Volksabgeordneten und soll und wird
es bleiben, weil mit ihm, aber auch nur mit ihm, alles Schlimme
verhindert und alles Gute herbeigeführt wird. Solche Abgeordnete
wollen wir; wir gingen mit unsern politischen Gegnern Hand in Hand
gern zu dieſem Ziele; aber da sie nicht mit uns wollen, so gehen wir eben
allein und scheeren uns um kein Gekläff, welches uns von dieser
Bahn abbringen, oder bei unsern Brüdern verdächtigen will. Nach
unserer Ueberzeugung iſt es Hrn. G. selbſt bei dem beſten Willen un-
möglich, diese Ansprüche zu erfüllen, und darum erheben wir unsere
Stimmen gegen ſcine Wahl. Wir wollen uns und unſere Mitbür-

ger, aber nicht uns allein, innerhalb der Grenzen der Verfaſug

glücklicher machen, als sie und wir es sind, und das iſt unser Stre-
ben, unser Stolz, unsere Eitelkeit, wenn der Hr. Corresſpondent so
lieber will. Und das iſt unſere Bertheidigung für uns und Binz
gegen die übelwollenden Angriffe in der Carlsruherin. Und mit ihr
glauben wir unſeren Mübürgern die Antwort darauf überlaſſen zu
können, ob der Hr. Corresſpoudent, oder wir beſſere Freunde des Va-
erlandes sind. ;

Dresden, 14. Auguſt. (Magdeb. Z.) Die Naghrichten aus
Leipzig lauten sehr betrübend und erfüllen die Gemüther der hieſigen
Bewoöhner mit Trauer und Besorgniß; man fürchtet,. daß die. durch
die rcligiöſen Bewegungen hervorgerufene Aufregung Leipzig's, die
durch die blutige Kataſirophe größer geworden, sich dem ganzen Lande
mittheilen könne. Allgemeine Spannung berrſcht , welche Maßregeln
die Regierung zur Beruhigung Leipzig's treffen werde; mögen es die
richtigen sein; denn den um das Wohl des Landes Bekümmerten muß
an baldiger Beruhigung des Landes sehr gelegen sein. Prinz Jo-

hann iſt geſtern Abend zurückgekehrt, und zwar gleich nach Pillnig.

Veipzig, 16. August. (D. A. Z.) Das Appellationsgericht
hat die Klage der Familie des Dx. Nordmann wegen Mordes mit
dem Bemerken abgewiesen, vaß die Thäter bei dem bekannten bekla-

genswerthen Vorfall auf ausdrücklichen Befehl ihres Obern gehandelt

hätten und deßbalb weder als Mörder, noch als Todtschläger betrach-
tet werden dürſten. Nichtsdeſtoweniger behauptet man, daß auch noch
andere Familien Geiödteter oder Verwundeter ähnliche Klagen anftel-
len zu laſſen beabſichtigten. Die Leiche des Hrn. Dr. Nordmann
wurde gestern Nachmittag 3 Uhr auf den Friedhof getragen und dort
im Beisein einer großen theilnehmenden Volksmenge, an welche einige
den Umständen angemessene Reden gerichtet wurden, in die Erde ge-
senkt. Gestern Abend fand eine improviſirte Verſammlung im Schüz-
zenhauſe Statt. Zunächſt nahm ein Anwesender die Interventiov der
Verſammlung in Anſpruch für einen angeblich wegen Beleidigung

der Schützen, im Schloſse verhafteten und an die Polizci abgelieferten

Buchdruckers, eines Familienvaters von vier Kindern. Hr. Blum
wies den Antrag zurück. Es wurden hierauf abermals einige Berichte
über die Ereigniſſe der letzten Tage theils vorgelesen, theils darauf
aufmerksam gemacht, und man kam hierauf auf die „Leipziger Ztg.--
und ihre Berichterftattung zurück. Man beschloß mit Hinblick auf die
Beſtimmungen des Preßgecsctes einstimmig die Erklärung : daß der
zwanzigzeilige Bericht in derselben auf Unwahrheit und Entſtellung
der Thatsachen beruhe, im Namen der Versammlung von zwei bis
drei Personen unterzeichnet, der Redaction zur Aufnahme, oder, wenn
es sein müſſe, als Anzeige in die r Leipziger Zeitung,, zu geben; bei
etwa verweigerter Aufnahme dieser Erklärung aber alle gesetzliche In-
ſtanzen durchzugehen, um dieſe Aufnahme zu erwirken und die Er-
kkärung in allen zugänglichen andern Blättern drucken zu laſſen. ~
Hierauf wurde der Vorschlag gemacht, die j:igen Versammlungen
in so weit bleibend zu machen, als die Bürger ſich eiwa alle Woche
einmal versammelten, um ihre Angelegenheiten zu besprechen, und
fand ebenfalls Anklang. Ein Mißverftändniß, welches dabei auftauchte
und Hrn. Bäckermeiſter Seyffert ~ einen der tüchtigſten Bürger Leip-


 
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