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Mannheimer Abendzeitung — 1845

DOI Kapitel:
No. 87 - No. 116 (1. April - 30. April)
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Freitag

18. April

1845





DeutfehlgaD. mM \

Aus dem Wöürttembergiſchen. (Advokatenverſa mm-
lung.) Aus öffentlichen Blättern hat man erseben, daß nicht we-
gen Schwierigkeiten von Seite der sächsischen Regierung, sondern aus
ſelbſtgeſchaffenen Bedenken die Mehrzahl des Leipziger Advokaten-
vereins sich gegen die Oeffentlichkeit ausgesprochen hat. Es wäre
alſo die Frage, ob denn die Leipziger Advokaten so sehr für
das Geheime eingenommen ſind, daß sie nicht, wenn man seine Be-
denken dagegen äußert, davon zurückgingen. Würde diesem Wunſche
nachgegeben, so würde ſich nicht allein von Seite der württember-
giſchen, sondern auch der bad ischen Anwälte Theilnahme für
das Unternehmen zeigen. Im Altgemeinen steht die Ueberzeugung
feſt, daß diese Sache des gemeinsamen Vaterlandes nicht aufgegeben
werden darf. Wenn mit diesen Zuſammenkünſten nur erſt ein tüchti-
ger Anfang gemacht iſt, so werden die guten Früchte später nicht
ausbleiben. In Württemberg hat man in dieser Beziehung erfreuliche
Erfahrungen gemacht. Im Jahre 1842 war die erſte Verſammlung
des württembergiſchen Vereins in Cannstadt und die beſte Frucht
woar eire von 133 Anwälten unterzeichnete öffentliche Crklärung über
das Gerichtsverfahren, welche viel Eindru>é machte, da man in
Württemberg blos 150 Anwölte hat, die Erklärung also für den
Gesammtausdruck der Meinung des ganzen Advokatenstandes gelten
konnte. Die zweite Versammlung in Ulm beschloß die Statuten für
Schiedsgerichte und den Aufruf an die deutschen Anwälte nach Mainz.
Die letzte Versammlung verhandelte die Statuten der Schiedsgerichte
und beſchloß eine Eingabe an die Regierung wegen des die Rechts-
pflege unnöthig erſchwerenden Instituts der Prokuratoren. Durch
Unterzeichnung dieſer Cingabe legten manche Anwälte herrliche Pro-
ben von Uneigennütigkeit. ab. Biel, sehr viel aber hat man hierbei
dem Segen der Oeffentlichkeit zz verdanken, bei welcher kleinliche

Geister nicht leicht auftauchen können. Es läßt sich nicht läugnen,

keine Zusammenkunft unabhängiger Männer aus allen Theilen Deutsch-
lands hat schon an und für sich viel Wünſchenswerthes, und gewiß
auch ohne Oeffentlichkeit einigen Erfolg : hauptsächlich kommt es aber
doch darauf an, daß solche Bersammlungen möglichst allgemein seien
und das ganze Vaterland umfassen, daß jede Provinz möglichst ſtark
und zahlreich vertreten sei. Wie die Sachen nun ſsiehen, iſt von
Süddeutschland wenigstens nur wenig Zuspruch zu erwarten, wenn in
Leipzig die Oeffentlichkeit nicht beschloſſen wird. Es werden einige
Männer sich vielleicht auch t ann noch entschließen mitzuwirken, aber
im Allgemeinen und im Ganzen iſt von Süddeutſchland dann nichts
zu hoffen. Man betrachtet hier die Oeffentli&keit als die Lebensbe-
dingung von Allem. Wie gesagt, hier zu Land macht man seine
Mitwirkung davon abhängig. Von Baden, vom Ryein kann man
getroſt daſſelbe vcrsichern ! i
IWorms, 14. April. (Fr. J.) Die gestrige siebente Verſamm-
lung der hieſigen katholischen Reformfreunde war wieder sehr zahlreich ;
über 120 Personen hatten sich dazu eingefunden. :
; ~~ Am 6. April hat sich zu Waldenburg in Schlesien eine
zur Zeit aus 40 Prrſonen beſtehende deutsch - katholische Ge-
„meinde gebildet und ſich der breslauer angeschlossen.
_ Berlin, 11. April. Die Conferenz unseres reinduſtriellen Par-
laments- soll morgen geſchloſſen werden. Soweit uns die Resultate
der seitherigen Sitzungen bekannt sind, hat die Erhöhung der Zölle
auf Soda, Twiſt und Leinengarn die weit überwiegende Majorität
für sich gewonnen. Selbſt Garnhändler, die doch ein den Spin-
nern nicht freundliches Interesse vertreten, haben dem Schutze der ein-
heimischen Fabrikation das Wort geredet. Wie hoch die Steigerung
sein solle, darüber waren getrennte Meinungen. Doch hören wir,
daß man ziemlich allgemein einverstanden war, die Twiſteinfuhr nicht
unter 5 Rthlr. zu belaſten. Man schien die Vortheile der in Eng-
land freigegebenen Baumwolle auf acht bis zehn Procent zu berech-
nen, ein Betrag, der noch gewinnt, wenn man den freien Bezug
andrer Fabrikmaterialien, insbesondere des Oels, in Anschlag bringt.
Ein Zoll, der nur 2 Thlr. vom Centner beträgt, iſt unmöglich ein
yinxeichender Sporn für große Unternehmungen und ihn auf 5 Thlr.

g erhöhen, heißt in der That eine bescheidene Forderung, zumal
Man die neuen gewichtigen Vortheile der engliſchen Spinner wohl
in Anſchlag bringen und

die fr emden Tariſſätze vergleichen möge,



welche für Oeſterreich und Rußland über 9 Thlr., selbst für Eng-
land 10 pCt. betragen und in Frankreich Twiſt bis Nr. 143 ganz
verbieten. Es handelt sich alſo ur einen Induſtriezweig, für dessen
glücklichen Betrieb die natürligz . n Bedingungen in Deutschland
von denen anderer Länder nicht wesentlich verſchieden ſind. Wenn
einzelne Theoretiker sagen, Baunucvollſpinnerei paſſe nicht für den
Zollverein, so möchten wir doch fragen, warum ſie beſſer paßte für
Osterreich, Rußland, Belgien, Frankreich und die Schweiz? warum
ſollte gerade der Zollverein dafür vernachläsſigt sein? Wir ſind keine
blinden Fürsprecher des Schut.ſyſtems und haben bei Gelegenheit der
Soda die Hindernisse ihres Aufschwungs aus ganz andern Grün-
den als allzu niedrigen Zöllen hergeleitet, allein die Erwägung
einer unab h än g ig en Baumwollinduſtrie in ihren gesammten Zwei-
gen erscheint uns von der größten Wichtigkeit. Das nächſte und
in dieſem Fall einzige Mittel iſt aber eine Erhöhung des Zolls, eine
Ausſchließung oder doch Belaſtung der fremden Concurrenz und ein
genügender Schuß der Nationalarbeit und des Nationalverdienſtes.
Die Anſchaffung des Rohſtoffes zu einer Erweiterung der Vereins-
ſpinnerei bietet keine Schwierigkeiten dar. Es würde ſich dann gewiß
eine ansehnlichere Einfuhr nach den Nordseehäfen ziehen, es würde
sich vielleicht in Bremen oder Hamburg nach und nach ein eigner
Baumwollmarkt einstellen, wenn auch nicht von der Größe Liver-
pools, so doch von der Havre's und möglicherweise wäre damit den
Har! Ur iga berg. 9. Rot. Bre Obs P ißt tr Prhie ect
H, J. > . r é

in den hieſigen Blättern öffentlich für die große Theilnahme, welche
den Bedrängten von allen Seiten her in so reichlichem Maße zu
Theil geworden iſt. Die eingegangenen milden Beiträge beliefen fich
bis Anfang dieses Monats auf beinahe 134,000 Thlr., die nach
Und nach zweckmäßig vertheilt wurden. Aus Staatsmitteln iſt gleich-
falls Vieles geschehen, um der Noth abzuhelfen. Zahlreiche und koſt-
ſpielige öffentliche Arbeiten wurden angeordnet, z. B. Straßen-, Ca-
nal- und Deichbauten; die dazu angewiesene Summe wird eine halbe
Million überſteigen. Auch außerordentliche Hol;ſchläge re. sind be-
liebt worden, so daß beim Eintritt günstiger Witterung jeder Arbeits-
fähige Gelegenheit hat, seinen Unterhalt zu erwerber. Auch Roggen,
Salz, Saatvorschüſſe an Kartoffeln wurden verabfolgt, zugleich ſind
Maßregeln getroffen worden, um durch Fürsorge von Staatswegen
den Viehſtand wieder zu bessern.

Aus Schleswig - Holstein, 8. April. (Fr. O.- P.- A.- Z.]
Der Ritter- und Landſchaſt des Herzogthums Lauenburg iſt vor eini-
ger Zeit eine Antwort auf ihre Arrcſſe an den König - Herzog in
Betreff der dänischen Staatseinheiteprojecte geworden. Der König
spricht darin die Hoffnung aus, daß Ritter- und Landschaft auch in
Zukunft nicht allein ihm vertrauen, sondern auch seinen Nachfolgern
am däniſchen Thron piélichtiſchuldigſt unterthan bleiben würden. Es
iſt hiermit und überhaupt in der königlichen Antwort Zweierlei aus-
geſprochen: zuerſt, daß der König hier jetzl nicht beabsichtigt, an dem
politischen Status quo Lauenburg's zu verändern, daß also die Lauen-
burger nicht näher zum Königreiche Dänemark hingezogen und mit
dänischen Beramten und Infstitutionen nicht weiter behelligt werden
ſollen, als sie es bereits jetzt ſindz dann aber, daß nach des Königs
Ansicht dieselbe Thronfolge in Lauenburg beſtche und beachtet werden
müſſe, wie in Dänemark, daß also, wenn die jetzt regierende Manns-
linie erlöſche und in Schleswig - Holſtein vielleicht eine Nebenlinie
zur Regierung gelange, dieß Land somit von Dänemark gänzlich ge-
trennt würde, Lauenburg bei Dänemark verbleiben müſſe. Die Laven-
burger hatten ſich über dieſen Punkt selöſt in ihrer Adresse schr ſchwan-
kend ausgedrückt, während die holſteiniſche Ständeverſammlung feſt
und bestimmt erklärte: In Sch!eswig-Holſstein herrscht der Manns-
ſtamm." Die deutschen Publiciſten, mit Klüber an der Spitze, wa-
ren bisher der Ansicht, daß in Lauenburg, wie in Hannover, wozu
es bekanntlich vor 1815 gehörte, und wie in Deutschland überhaupt,
die Erbfolge agnatisch sei, nach der Ansicht aber, welche jetzt ſich am
dänischen Hofe offenbart , wäre mit der Cedirung Lauenburgs das
Staatsrecht wenigſtens im Punkt der Staatssucceſsion geändert wor-
den; es wäre denn so anzusehen, als sei die Staatssucceſſion, welche
bis dahin in dem aufgehenden Norwegen geltend gewesen, auf Lauen-
burg übertragen. In den Staatsverträge aber verlautet davon
 
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