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Mannheimer Abendzeitung — 1845

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No. 87 - No. 116 (1. April - 30. April)
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und Geld erbittet man
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| Mittwoch

23.

April 1845.







DerrtſschlamßB.

* Mannheim, 21. April. Nach einer Mittheilung des k.
Oberpoſtamts zu Kass el iſt der Mannheimer Abendzeitung
für das ganze Kurfürſtenthum Heſsen der Debit durch die
Poſt entzogen. (s. u. .Kaſſel..1)

Aus dem Badiſchen, 1.5. April. (Frankf. J.) Die beab-
ſichtigte Cinführung der barmherzigen Schwestern hat bei uns
durchaus nicht Anklang gefunden, wie gewisse Blätter gerne
glauben machen möchten.

Hamburg, 16. April. (Schluß.) In welches Verhältniß
ſtelle sich endlich Hamburgs Handel in seinen Beziehungen zum Aus-

lande? Einer der Haupeinwände, die gewöhnlich gegen den Anschluß

erhoben würden, sei der, daß dadurch unser Handel nach dem Nor-
ven, nach Dänemark, Rußland, Schweden und Norwegen verloren

gthe. Es komme demnach zuvörderſt auf eine Untersuchung der Frage

au, wie groß dieſer Handel sei, wie viel uns also möglicherweise
entzogen werden könne ? Ueber unsern Verkehr mit Dänemark bedaure
- er, kein beſtimmtes Zahlenverhältniß beibringen zu können; dagegen
betrage, zufolge officielle Angaben, die Gesammtausfuhr der drei
Hanſeſtädte und Altona's noch Rußland, wobei Lübeck am Bedeutend-
ſten betheiligt sei, circa 19 Mill. Mk. Beo. nach Petersburger Bör-
ſenwerthe, was nach dem unsrigen kaum die Hälfte ausmache; davon
aber scien etwa 7 Mill., die für deutſche Fabrikate validirten, in Ab-
zug zu bringen, weil uns dieser Handel burch den Anschluß nicht ver-
loren gehe. Die Einfuhr der Hanſeſtädste in Schweden belaufe ſich
nach dem Stockholmer Börsenpreisſe auf ungefähr Bco. Mk. 4,800,000,
nach dem unsrigen auf ca. 3 Mill., wovon wiederum ?/, für deut-
ſche Manufacie abgezogen werden müßten, und diejenigen in Nor-
wegen. .auf etwa 3-, Mill. uach dortigem Preise, wobei ein ähn-
liches Verhältniß ſrattfinde.
burgs nach dem Norden an Producten aus Frankreich, England u. s.
w. höchſtens 5 Mill., und daraus ergebe sich, daß uns durch den
Anschluß an den Zollverein möglicherweise 1%, bis 2 pCt. unsers
Gesammtwaarenverkehrs , der von Herrn D. Soethber in deſſen be-
kanntem Werke approximativ auf 277 Mill. geschätzt sei, entzogen
werden könnten! Aber müsse und werde dies in der That geſchepen?
~ Gebe es etwa im Zollverbande keine Entrepots?s Was ſsſeien
denn Leipzig, Braunſchweig, Frankfurt a. M. u. a. d. O. zur Zeit
der Meſſe anders ? — Auch uns werde dies nicht entgehen, auch
uns werde dieſe Begünſtigung nicht vorenthalten werden, und unter
dieser Voraussetzung bleibe uns auch der Handel mit dem Norden ge-
ſichert. Zugleich möge man nicht vergeſſen , auf welche Weise dieser
Handel geführt und aufrecht erhalten werde, nämlich vermittilſt
.fortwährender Geldvorſchüſſe und Creditbewilligungen von unſserer
Seite, womit der Bemittelte auszuhelfen pflege, abgesehen davon,
daß wir durch unsere s. g. liberale Handelspolitik auch der Schiff-
fahrt jener Staaten nicht geringe Unterſtitung gewährten.

Durch das Bisherige, bemerkte der Redner weiter, glaube er
die Haupteinwände gegen unseren Anſchluß wenigstens im Allgemei-
nen widerlegt zu haben. Nur über unsere jetzige Lage uud über die
Gefahren, welche uns drohten, falls wir in unferer isolirten Stcl-
lung und im Gegensatze zu der öffentlichen Meinung beharrten, wolle
er noch ein paar Worte hinzufügen. Unser Stolz und unser Trotz
sei die Elbe, und nicht selten höre man äußern, daß wenigstens sie
uns nicht entzogen werden könne. Aber verhalte ſich dies wirklich
ſo ? Könne das, was die natürlichen Verhältniſſe bieten, uns nicht
î Huf andere Weiſe, durch Beläſtigungen, genommen werden ? Die Elb-

ſchifffahrtsunterhandlungen hätten uns darüber belehrt, und der Auf-
schwung des Stettiner Hantels liefere den deutlichſten Commentar
dazu. Jedoch. man fürchte für unsere politische Selbständigkeit: al-
[ein nur das Vaterland könne und werde uns Schutz und Kraft ver-
leihen, um zu einer wirklichen Reciprocität, um zu einer nationalen
Selbſtſtändigkeit zu gelangen! '
.. . Raſſel, 14. April. (D. A. Z.) Geſtern iſt wiederum in
Folge höherer Verfügung von Polizei wegen die Unterdrückung dreier

auswärtiger politiſcher Ta g e blätter im Kurfürſtenthum Heſſen an-
gkordnet worden. Den Poſtämtern ward nämlich der fernere Debit
Ver Weſer-Zeitung, der Mannheimer Abendzeitung und

der Aachener Zeitung unterſagt. Die Motive dieſer Maßregel

Demzufolge betrage die Ausfuhr Ham-

und der Ursachen, welche zunächſt die Veranlaſſung dazu gegeben, sind
im Publikum unbekannt. In voriger Woche iſt das im verfloſſenen
Jahre ſtattgehabte Verbot der Dorfzeitung wieder zurückgenommen
worden; wie man hört, iſt dies in Folge eines Schrittes geſchehen,
der deßhalb von Meiningen aus hiefigen Orts gemacht worden iſt.
Dagegen iſt vor Kurzem den hieſigen Buchhändlern sowie auch der
Poſt der Betrieb der „Gränzboten-- von Kuranda bei namhafter Strafe
für die Zukunft in Kurhessen unterſagt worden. ~ Bereits früher
wurde gemeldet, daß zu Anfange dieſes Jahres den kaſssel'ſchen
Buch h andlung en von der Reſidenzpolizeidirection aufgegeben ward,
ungeſäumt ein genaues Verzeichniß säramtlicher von ihnen debitirter
Zeitſchriſten des Auslandes nebſt Angabe der Beſteller einzureichen,
alle hieſigen Buchhändler ohne Ausnahme aber hiergegen den Weg
einer mit Gründen unterſtütten Remonſiration eingeschlagen haben.
Es iſt denselben hierauf von Seiten der Polizeibehörde eröffnet wor-
den, „daß der Verfügung dieſer Maßregel kein anderer Zweck zum
Grunde liege, als eiwa in Zukunft von Polizei wegen nöthig wer-
dende Besſchlagnahmen von Zeitſchrifien mit Vollständigkeit und mög-
lichſter Vermeidung von Zeitverluſt bewerkstelligen zu können. Man
ſei indeſſen geneigt, von der Namhaftmachung der Empfänger vorerſt

abzuſehen, wenn sich die Herren Buchhändler anheiſchig machen wür-

den, vorkommendenfalls sämmtliche in Beschlag zu nehmende Exem-

plare einer Zeitſchriſt der Polizeibehörde sofort zu verſchaffen, over

bei bereits geſchehenen Ausgaben die Empfänger namhaft zu machen;
darüber werde binnen drei Tagen eine bestimmte Erklärung
verlangt." Das Corps der hieſigen Buchhändler hat hierauf
nachfolgende gehorsamſte Erwiderung der Polizeidirection übersendet ;
„Bei dem meiſtentheils nur wiſſenſchaftlichen Inhalte der Zeitſchrif-
ten, die auf dem Wege des Buchhandels durch uns anher gelangen,
wobet.es wohl nur ſelten vorkommen dürfte, daß eins oder das an-
dere der Blätter gegen unser Wissen etwas enthalten möchte, welches
L Otti. Cs ct tO e CElWt:
Hefte oder Blätter unier den Augen der Polizei an die reſp. Verle-
ger uns nicht geſtattet werden könnte, wo möglich doch gegen Quit-
tung über die in Beſchlag genommenen Schriften, wegen der Be-
rechnung zu unserer Legitimation den betreffenden Verlagshandlungen
gegenüber dienend ~, gern Alles dazu beitragen und uns anheiſchig
machen, vorkommendenfalls sämmtliche hier in Kaſſel angelangte
Cxemplare der Polizeibehörde zu verschaffen, erforderlichenfalls, wenn
die Ausgabe bereits geschehen wäre, auch ſie zurückzufordern, um der
Auflage in dem hochverehrlichen Beſchluſſe der Polizeidirektion nachzu-
kommen." Die hiesige Polizeibehörde ſcheint sich bei dieser, im Mo-
nat März erfolgten Erklärung der kaſselſchen Buchhändler beruhigt zu
haben; denn man hat von keiner weitern Verhantlurg über dieſen
Gegenſtand etwas vernommen. G

Vom Nhein, 91|1. April. (Köln. Z. Siehe unsere Nummer
vom 21. April.) Der Eisenbahnbau verlangt außergewöhnliche Maſ-
ſen von Arbeitern, und darum werden in der Nähe Schenken- und
Speisewirthschaften aller Art aufgeschlagen. In diesen muß der Ar-
beiter die nöthigen Bedürfniſſe und L.bensmittel, sſelbſt die Schlaf-
ſtätte bei Weitem theuerer bezahlen, als gewöhnlich. Sehr oft muß
alles Nöthige aus der Ferne herbeigeſchafft werden, weil Vorräthe
für eine große Menschenmenge in der Nähe nicht vorhanden ſindz
auch. werden die ambulanten Wirthschaften nicht immer von den ſoli-
deſten Leuten geführt. Dabei wird im Kleinen und vielfach auf Cre-
tit verkauft, was namenilich die Lebensmittel vertheuert und der
Speise- und Schenkwirth hat kein arderes Beſtreben, als an den
Arbeiters so viel, als nur immer möglich zu verdienen. Es iſt beim
Baue eines großen Fabrikgebäudes in Schwaben vorgekommen, daß
die Arbeiter für eine elende Streu, auf welcher ſie neben einander
gepackt waren, wie Sclaven in einem Regerſchiffe, Nacht für Nacht
zwölf Kreuzer (3'/, Sgr.) Schlafgeld zahlen mußten, und als die
Erntezeit kam, wollte kein Bauer auch um einen solchen Preis ſie
mehr beherbergen. ;

Die Bäcker schlugen mit dem Brode um 3, ja um 4 Kreuzer gegen
die Nachbarorte auf, in denen dann auch bald die Preiſe theurer
wurden, weil Gelegenheit fehlte, den Mehlbedarf zu decken. An or-
ventliche warme Koſt war gar nicht zu denken. Obwohl der gezahlte


 
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