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Mannheimer Abendzeitung — 1845

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No. 58 - No. 86 (1. März - 31. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44007#0337

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Abünnement mit viere

letiſ!: Lorvvstezahlats t
in Mannheim 1 fl. 15 kr, fr
durch die Poſt bezogen im q[4.\
ganzen Großherzogthum z, ]. E
Baven 2 fl. 8 kr., int ~§

Ausland erhöht ſich vas

Abonnement um den Poſt-





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Pr, | bendze it | . | | tion Auskunft zu ertheilen

Inseratedie gespaltene.
Zeile in Petitſchrift oder



) hat, die Zeile oder deren
Raum 4 kr. + Briefe
. und Geld erbittet man



aufschlag. ; franco.
21. März 1845





Freitag

Derutſchland.

] Carlsruhe, 18. März. Das Eisſ.nbahn - Anlehen von 14
Millionen iſt heute dem Hauſe A. v. Rothſchilo zu 110 fl. 38 kr.
für 100 fl. zugeſchlagen worden. Das höchſte Anerbieten nach Roth-
ſchilo hatte Hr. v. Bethmann aus Frankfurt mit 105 fl. gemacht.
Ein Theil der v. Betlmann'ſchen Geſiklſſchaft war, wie man bört,
anfänglich geneigt, 1122’, fl. zu bicten, wogegen sich j:doch v. Beth:
mann ſselbſt erkläct haben mag. Her Reolthſchild'ſche Plan
für dieſes Loiterie- Anlehen soll sehr fein eingerichtet ſein.
Offenbar haben tie Unterreymer ſchon darum einen leichten und
vokrtheilhaſten Abſatz ter Looſe zu erwarten, weil dieſe auf tie Summe
von nur 35 l. geſielt werden mögen. Der Staat gewinnt bei die-
ſem Anlehns-Abſchluß mchr als 1'7, Million Gulden; was dite Hrn.
Bankiers jett und im Verlauf der Zeit tabei gewinnen, werden am
Pteiſten f: Laien unter den Papierſpekulauten, klein und groß, an ihrer
Börse erfahren.

X Würzburg, 16. März. Eine Staatsrathsſsitzung, in der man
tie protcſtantiſchen Prediger, tie nach ter Anebacher Synode cine
Beſchwerde dem Könige einreichten, und ſich auf einen Paragraphen
unserer Constitution bericfen, wie man sagt, als Majeſtätcbeleitiger
in Anklageſtand verſetzen wollte, welchem ſich aber Privz Luitpold in
einer energiſchen Rede widerſette, und hierbäii von Ludruig
dem Kronpringen tann dem Könige ſelbſt unterſtist wurce,
erregt bei uns Sensation. Das Fraufkfurter Jonri al theilte diejes
mit einer Bemerlung der Ridaktion mit, wurde aber hier vor
Ausgabe an Private von der Cerſur unteitrückk. Obgleich daeſclte

nicht mehr dern Poſdebit hat, wirdes toch wie Ihre Zeitung häufig.. -.

bejogen und gelesen. Dieß sührte in ciner unserer Grsellſchvſten zu
eitem kleinen Uebergriff. Unser Censor nemlich, ein Mann der sein
Amt mit Liebe und Eifer ausübt, iſt Mit„lied derselben. Da nun
diese Gesellſchaft obiges Blatt unter Couvert bez'eht, mithin die
Cenſur hier nicht eingreifen kann, so konnte man tas Journal auch in de-
rén Lokale aufgehängt sehen. Dieſcs Mitglied sieht und hört dieses,
und erlaubt ſich in dieſem Lokale als Ceuſor aufzuircten, und zu-
gleich Polizeigewalt auszuüben, indem er eigenhändig das Blatt con-
sîscirt haben soll. Der Voiſtand brachte die Sache nach erhaltener
Nachricht sogleich an tie gchörige Stelle, wurte aber noch an tem Tage
von einem Schreiben überraſcht, worin genanntes Mitglied seinen
Austritt aus dem Ausschusse, bei dem er sich auch befand, ankündigte
und kam selches demnach den Wür schen zuvor. Ob weitere Maßre-
geln des Ausſchuſſrs so wie der ganzen Geſcllſchaft roch folgen wer-
den, iſt bis jett noch nicht bekannt, doch glaubt man allgemein, taß
man ſich nicht der Ausübung der Cenſur in einem Privatvereine, uud
nebſtrem auch noch von einem seiner Mitglieder ausgeübt, für die
Folge auszusetzen habe. ?

Möüzchen, 15. März. Die „Augsburger Poſizcitung“ theilt
aus dem Berichte tes Lud wigmiss ions verein s i4 Bayern vom
Jahr 1844. der in diesem Jahr mcht mehr mit Lyon in Verbintung
ſtand, sondern unmittelbar mit der Propaganda verhandelte, rie
Rechnung für das Jahr 1844 mit. Dieselbe ſtellt ſich in E in nah-
men auf die Summe von 101,234 fl. 40%, kr.; in Ausgaben
füx Porto, Regie, Bereinstiener 2cz für rie Miſſtonen .in Ulba-
nien, Bosnien, Macéedonien;z für tas h. Grab in Jeruſaleni; für

D. deutsche Mission in Nordamerika; für europäische Miſssonengn

für die nordische Miſſion; für Reiſegeld sür 22 Viſſionärez sür die
Annalen; als Fonds aus Legaten angelegt; für tie aäatiſchen
Misſſionen verwendet in Summa 101,234 fl. 40%, kr.. „Weiter
meldct die r Augeburger Poſtzeiturg“, der König vou Bayern habe
unter'm 10. Januar d. J. befohlen, taß in üiltöttiug ein Miſſione-
haus für Jünglinge aus allen deutſchen Gauen erzichtct und die
Leiturg teſſclben den ehrwürdigen Eöhnen des heil. Liguori oder
Redemptoriſt en übergeben werden. "

. 1% Aus Westphalen, 14. März. Die öfftitlichen Blätter
1 haben mit einer Cuſigkeit, als haudle es ſich um hochwichtige Ge-

' Jan. tzeilweiſe geſsricten hatte:
recht. machen, am Allerwenigsien mit den Zeitungen!
is{aſili.h Grvildete verlaugt außer den nackten Thatſachenberichten auch

Mey er zu Schloß Holte ſtattgefunden. Das Faktum ſselbſt war
der Weſerzeitung fälschlich berichtet ; dieſe Dame hat aber anscheinend
keine Luſt gehabt, eine ihr zugegangene Erklärung über den Tyat-
beſtand bei ciner von ihr mitgetheilten Berichtigung zu benuyen.
In tieſer Berichtigung (Nr. 367) iſt das Sachverhältniß abermals
gänzlich entſtellt worden und so legt die Redaktion, „da sie die Er-
klärung des Betheiligten seibſt in Händen hatte und gegen diese be-
richtigte*“, einen glänzenden Beweis ihrer Umsicht ab. Wir wün-
ſchen rer Wiserzcitung noch mehrere solcher Stipſiaden, von der ihre
Kindheit allerdirgs ſchon ziemlich voll ſteckt.

Koblenz, 18. März. (Rh. u. M.-Z.) In Folge der von
dem Könige bewilligten Prorogation des Rheiniſchen Landtages wer-
deu heute die Sitzungen geschloſſen und erſt Mittwoch nach Oſtern
wieder cröffnet werden.

Berlin, 10. März. (Trier. Z.) Also fetzt, nach einer Un-
terſuchungsbast von beinahe sechs Jahren, nachdem der Gefangene
geiſtig und körperlich gebrochen iſt, jetzt endlich auf den allgemeinen
Schrei von ganz Drutſchland iſt J or dan aus dem Kerker enlilaſ-
ſen ~–ô gegen Caution! In der That, die deutſche „Preſſe“, der
ſtikle und besonnene Fortschritt der „öffentlichen Meiaung“ können
ſtolz auf tisſen Triumph sein: es iſt ibnen doch gelungen, was das
Gutachten der Aerzte, was das Rechtlichkeitszefühl tes Gerichtéprää

' ſidenten Arnold (der zur Strafe dafür nach Fulda versſcßt wurde)

schon vor trei Jahren ve gebens verlangte! Jorvan iſt durch die
ſechésährige Haft, durch die Unglücksfälle in seiner Familie, morsſch
und vernichtet, der Lanttagsabgeordtnete von 1830 schleicht nur noch
ſchrrach und gebeugt, auf den Arm ſeiner Gattin geſtüttt, durch die
Straßen von Marburg, ein schweigender Zeuge gegen das heimliche
Verfahren: aber der ,„Fortſch. itt auf dem Wege des Gesetzes“ bat ihn
jettt nach 6 Jahren reſtituüirt! Niemand in deu 38 deutſchen Staaten
zweifelt mehr an Jortans Unſchuld, die kleinen Kinder in Marburg
ſchreien bei Wangemanns Namn, der doch Regierungerath trotz rer
frühern Anklage auf Actenvertälſchung geworden 1ſ, und wenn viel-
leicht balo nach Jordans Tod ſeine vellſtändice Freisprechung erfolgt,
könnt ihr gewiß mit vollem Recht auerufen: Seht, das iſt die Macht
der öffentlichen Meinung, des bcsonnenen For!ſ.hrittes..

Werlin , 14. März. Zu der Stelle des kürzlich verſtorbenen
Criminalraths Dambach, der unter dem Namen eines Hausvogtes
an der Spitze des Jnquisſitoriats des Hausvogteigerichts ſtand,
haben sich cine große Anzahl von Bewerbern gemeldet. Der Ber-
ſtorbene hat bekanntlich in den Demagogen-Ütrterſuchungen, wie
überhaupt bei Allen, die das Unglück hatten, mit im in Berührung

' zu gerathen, cin trauriges Andenken zurückgelaſſen. Er war der bes

rühmte Erfinder der eiſernen Kästen vor den Gefängn ßfenſtern und

schien überyaupt es ſich angelegen sein zu laſſen, ſeine Pfleglinge

alle Schrecken empfiuden zu laſſen, die er durch Vereinſamung, Ente
ziehungen und Entbehrungen zu geben vermochte. Ein solcher In-

quiſitor, decſſen Andenken wegen zahlloser Härten verflucht
wird und der, als Freund und Genoſſe des Herrn 9. Tzſchoppe,
dasſelbe Urtheil von der Nachwelt empfängt, muß , wo möglich,
am Beſten daturch vergeſſca gemacht werden, daß ein Wiürdigerer
an ſcine Stelle tritt, ein Mann, der keine Freude daran hat, das
unglückliche Loos der Gefangenen durch Härte zu vermehren, son-
dern ihr Schicksal zu erlcichtern sucht, so weit dieses gesetzlich ge-
ſtattet iſt. Jetzt, wo von Seite dcs Miniſters eine neue Wahl zu
treſfen iſt, scheint cs doppelt nöthizg, dies in Anregung zu bringen.
Dambach war verhaßt, man floh ihn; er ſelbſt empfand dies in
der letzten Zeit seines Lebens und beklagte ſich häufig darüber, allein
cs war nichts daran zu ändern. (Köln. Z.)

Die ,„Trier'sſche Zeitung" vcm 17. März bringt felgenden vom
Obercenſurzerichte freigegebencn Artikel. den ihr Cenſor . am 11.
] „Man fann es nicht allen Leuten
Der wiſſen-

krnſte, seiner Bildungeſlufe eniſprechende Refl.xionen, und wirft das

[leicht Berſtändliche, in populärem . Tone Geſchriebene mit. vcrnehnmer

genſtände, eine Hausſuchung gemeldet, welche bei dem Hrn. Joh. | Meprtje vci Seite, Der gewöhnliche Bürgersmann dogegen will

deren Raum 3 kr. Ine. .
rate, worüber die Rdaen.


 
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