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Mannheimer Abendzeitung — 1845

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No. 117 - No. 145 (1. Mai - 31. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44007#0609

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1845



TFreitag'

o. Ma



Deutſchland.

* Mannheim, 29. Mai. Die aus Preußen verwieſenen
Hrn. v. Itftein und Hecker waren geſtern in Karls ruh e, um
zur Erlangung voller Genugthuuug persönlich das geeignete Einschrei-
„ten yyſerer hofea Regierung zu veranlaſſen. – Die Weser - Zeitung

reibt u. A. aus:
| Verlin, 24. Mai. Zu den au ffallendſten Maßregeln,
welche in neuerer Zeit von der Polizei getroffen worden ſind
und Stoff zu den weitläufigſten Discuſſionen geben können und ohue
Zweifel auch geben werden, gehört die geſtera ſtattgefundene Auswei-
ſung der badiſchen Abgeordneten zur zweiten Kammer , der Herren
von Itzſtein und Hecker. Gegen dieſe Maßregel den Schutz des

badiſchen Gesandten am hiesigen Hofe, des Oberſten von Franken- .

berg-Ludw iigs dorf, in Anspruch zu nehmen, ſchien den Abgeord-
neten eben ſo ſchr die Ehre ihres Landes, als 1hre persönliche Pflicht
„zu erheiſchen. Hr. v. Iyſtein (nicht Hecker) machte sich auf, um die-
„ſen Schuy nachzuſuchen, wurde aber von der Dienerſchaft zu dem
Gesandten nicht eingelaſſen, weil die Sprechſtunde (Morgens 5!./,
Uhr) eine zu srühe sei. So fügten sich denn die Herrn in die
„Mothwendigkeit, die in der Gestalt eines Polizeünspectors vor ihnen
„fland. Hr. v. Frankenberg, der erſt im Laufe des Vormittags, als
heide Herrn wahrscheinlich schon jenseits der Elbe waren, sich per ön-
lich im Hotel de Brandenbourg einfand, soll geäußert haben, daß er
gzweisle, ob sein Einſchreiten etwas gefruchtet haben würde. Was
„mun der Grund zu ſolchen polizeilichen Maßregeln gegeben habe, das
können wir nicht beurtheilen; es wird ſich ſchon ein Grund dazu
finden. Wenn aber Jemanden die bekannte Geschichte bei Hrn. Wel-
kers Anwesenheit dabei einfallen sollte, dem vor einigen Jahren hier

Ehrenbezeugurgen zu Theil wurden, welche die Polizei hinterher,

nachdem ſie dieſelben erlaubt hatte, für politiſche Demonstrationen
gu erklären für gut fand, die dabei Betheiligten polizeilich Cnicht ge-
richtlich) verfolgte, sie trog aller Proteſtationen und Beschwerden
unter polizeiliche Aufsicht stellte, unter der sie, vermuthen wir, noch
ſtehen; wenn, sagen wir, dieſe Geſchichie Jemanden beifallen sollte,
ſo muß dagegen erwähnt werden, daß die beiden Abgeordneten, wie
es ſcheint, abſichtlich Niemanden besucht und sich überhaupt so ſtill
verhalten haben, daß mit Ausnahme ſehr weniger Menſchen, die sie
zufällig im Hotel gesehen, Niemand von ihrer Anwesenheit Kunde er-
halten hatte, und man mit der Nachricht von ihrer Anwesenheit auch
zugleich die ihrer unfreiwilligen Abreise erfuhr. j

— Diie plötliche Ausweisung der Herren v. Igtzſtein und Hecker
„hat hier außerordentliche Sensation erregt, um so mehr, als man
die Gründe zu einer so auffallenden Maßregel nicht kennt.

(Fx. O.-P.. A.: Z.)

Freiburg, 26. Mai. Wie wir bereits h ; HGH hat
der Professor der philosophischen Fakultät an der hieſigen Hochschule,
Geiſtl. Rath D. H. Schreib er, weil er durch eine Anordnung des
Prorektors Schwörer an der Abhaltung seiner Vorlesungen über
Ethik in dem Univerſitätsgebäude gehindert ward, dieses Collegium
in. seiner Wohnung eröffnet und bis anher fortgeſeßgt. Nunmehr
iſt ihm aber zufolge höchſter Entschließung aus großh. Staatsmini-
ſterium die weitere Fortſezung deſſelben insolange untersagt worden,
bis über die seinem Uebertritt von der römiſchen zur deutſsſch-katho-
liſchen Kirche zu gebenden Folgen entſchie den sein würde. Von die-
„ſer proviſoriſchen Maßnahme hat ProfeſſorSchreiber heute seine Zu-
z; durch einfache Cröffnung des höchſten srtafté in Kenntniß
"gesetzt. f 410.41 U

+12 Berlin, 23. Mai. Seit einigen Tagen geht !: 23 Ge-
[xücht, daß die Königsberger Bürgerversammlungen wieder erlqubt
[werden sollen. Es ist dies auch sehr glaublich. Geschieht dieses aber, so
„meinen Viele, würde der Mininer Arnim seinen Äbſchied nehmen.
„Wir glauben yicht an solche Consequenz. Werden aber auch die
„sKönigsberger Bürgerverſammlungen wiederhergeſtellt, ſo hat der Ber-
„liner Lokal- Verein z. B. darum doch keine Ausſicht, geſtattet zu wer-

.

Berlin, 21. Mai. In der legten Versammlung der geogra-

„phiſchen Geſellſchaft hielt Hr. Lieutenant v.. Sydow cinen h < in-

lereſſanten Vortrag über das deutsche: Eiſenbahnnez. Der Verfaſſer

ting von dem Gedanken aus, daß die Vervollkommnung der Ver-

. des vaterländiſchen Eiſenbahnweſens.

kehrsmittel im innigſten Zuſammenhange mit den Fortschritten der

Cultur eines Volkes stehe und gab demnächst eine kurze Geschichte
Im Jahre 1835 fuhr der
Dampfwagen zwiſchen Nürnberg und Fürth; 1845 ſind 370 Meilen
Schienenweg befahren, 450 Meilen in Angriff genommen und so
viel Bahnen gesichert, daß wir im Jahre 1853 das hundertjährige
Jubiläum der erſten deutschen Chauſſee mit über 1000 Meilen Eisen-
bahnen feiern können. Von einem ſyſtematiſchen Eiſenbahnnetze, wie
es z. B. in Belgien von Anfang an entſtand, war in Deutschland
in den erſten Jahren keine Rede. Man bauete ohne Zuſammenhang
und ohne umfassenden Plan nach rein lokalen Intereſſen. Erſt jetzt
nähern wir uns einem Syſtem, welches durch die Natur unſeres
Landes vorgezeichnet iſt. Deutschland hat leicht erkennbare Meridian-
und Parallelfurchen, denen der Verkehr von je her gefolgt und die
von den Schienenwegen sowohl aus telluriſchen als ſtaatsökonomi-
schen Gründen nicht umgangen werden dürfen. Solcher Meridian-
furchen sind vier, nämlich : das Rheinthal, wo die süddeutsche Bahn
von Basel nach Mainz faſt vollendet iſt, und die holländische bis
Arnhem nächstens eröffnet wird; nur Preußen fehlt hier noch. Zwei-
tens: das Weſer-, Werra- und Rignitthal, forigeſeßt zwischen den
Klüften des fränkischen und ſchwäbiſchen Jura bis zur Donau, und
von hier im Lechthal und den Senkungen der baieriſchen Hochebene
bis zum Bodensee. Drittens die Elb-Moldaulinie. Viertens das
Oder- und Marchthal im Anschluß an die Thäler der Oſtalpen zwi-
ſchen Wien und Trieſt. Von den fünf Parallelzügen gehören zwei
dem norddeutſchen Tiefland, einer dem norddeutſchen und zwei dem
süddeutschen Berglande an. Das nördlichſte Bahnterrain geht längs
den Küſten der Oſt- und Nordsee von Königsberg über Danzig,
Stettin, Hamburg, Bremen, Emden; jedoch ſcheint die Politik der
Seeplätze einer solchen Verbindung wenig geneigt. Das zweite um-
faßt die Senken der Warthe, Spree, Havel, Aller, Haaſe nach
Holland hinein. Das. dritte berührt den Saum des norddeutſchen
Berglandes und erstreckt ſich von der obern Weichſel bis in das
Herz der Thüringer Mulde und das Thal der Fulda, von hier aber
wegen der Vorlage des niederrheiniſchen Schiefergebirges in nörd-
licher Richtung in das Münſterſche Tiefland, in südlicher zum Main
hinab; von Krakau über Breslau, Dresden , Leipzig, Erfurt. Die
vierte Parallele geht von der oberen Weichsel durch die Marchsenke
zum Elb-, Eger- und Mainthal. Die fünfte endlich wird durch den
Lauf der Donau bezeichnet. Dies ganze Net, deſſen Anfänge ſchon
überall vorhanden, wird Deutschland 1100 Meilen Schienenwege
geben und mit den nothwendigen Anſchlußbahnen alle Punkte des
Vaterlandes in nahe Verbindung bringen. Hr. v. Sydow beab-
ſichtigt, seinen Vortrag, in welchem sich genaue Nachweiſungen und
Berechnungen über die einzelnen Bahnen finden, nächſtens durch den
Druck bekannt zu machen. Demſelben Verfaſſer verdanken wir schon
die ausgezeichnete Eiſenbahnkarte von Deutſchland, welche hier bei
Simon Schropp erschien. ;
~ Hr. von Rönne hat an die Redactionen der bedeutendſten
Zeitungen des Landes einen Auszug aus den Protocollen des indu-
ſtriellen Parlaments abgehen lassen, wovon unsere Blätter bereits
heute die Verhandlung über Leinengarn und Leinewand veröffentlichen.
Danach ergibt sich, daß faſt sämmtliche 13 Deputirte über die noth-

wendige Einführung der Maſchinenspinnerei einverſtanden waren, und

daß insbesondere die alten Vorurtheile gegen die Güte und Haltbar-
keit des Maſchinengarns, in der Mehrzabl widerlegt wurden. Cin
weſipbäliſcher Fabrikant faßt die durch 25jährige erprobten Borzüge

des Maſchinengarns vornehmlich in folgende Momente: Ersparnisse

um ein Drittheil der Zeit, regelmäßig, gleiches, beſtimmtes Fabrikat
und leichte Bleiche. Außer Erhöhung der Garnzölle und Bewilligung

von Rückzöllen für die Leinenwaaren beantragte man Yollfreiheit für
"die engliſchen Maſchinen, Aufhebung des Eingangszolls von Flachs

und Spindelprämien. Die Prämie soll auf einen 10jſährigen Zeit-

[raum zugesichert werden, und zwar für die erſten 7 Jahre für Spin-
[nereien von mindeſtens 5000 Spindeln mit jährlich 1 Thaler für
"die Spindel und für Spinnereien von 5000 bis 12,000 Spindeln
mit jährlich 2 Thlr. In den leztcn Jahren sei eine Abnahme wün-
ſchenswerth. 45 Spinnereien, jede zu 10,000 Spindeln . ſind erfor-
derlich, um die Leineninduſtrie des Zollvereins mit ven für ven in-


 
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