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Mannheimer Abendzeitung — 1845

DOI Kapitel:
No. 268 - No. 298 (1.October - 31. October)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44007#1239

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lannheimer Abendzeitun;

6 October 1845.

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Deutſchland.

Stockach, 21. Okt. (Oberrh. 3.3) Geftern hatten wir das
Glück, Ronge bei uns zu sehen. Dowiat, der mit ihm in Conftanz
war, reiſte von dort nach Danzig. Eine zahlreiche Menge erwartete
Ronge's Ankunft, der etwa Mittags 3 Uhr bei uns eintraf. Gleich
nachher wurde ihm von Seite des Bezirks-Amtes , jedoch mit lobens-
werther Humanität, das öffentliche Reden laut dem Minißfterialrescript
unterſagt. Das konnte aber nicht abhalten, daß ſich die Bewohner
Stockachs, sowie mehrere Bürger von Wahlwies, Witerspüren, Stiß-
lingen, Ludwigshaftn rc. zablreich in die VWirthschaft zum Bad be-
gaben, wohin, wie es hieß, Ronge einen Spaziergang machen werde.
Was auch geſchah. Fickler, Vorſtand der deutsſch-katholisſchen Ge-
meinde in Conftanz, ſtellte ihn mit einem gediegenen Vortrag der
verſammelten Menge vor, worauf Ronge in begeifterter Rede den
Zweck und das Weſen der Reformation des neunzehnten Jahrhunderts
auseinanderſctzte. Lautloſe Stille herrschte während seines Vortrags.
Mir welcher Herzlichkeit er empfangen und während seines kurzen,
nur etwa dreifündigen Aufenthalts behandelt wurde, mag bezeugen,
daß er selbſt im Verlaufe seines Vorirags sich dahin äußerte, daß er
selten ſo empfangen, so behandelt worden sei, und er fich deshalb zu
besonderm Danke gegen Stockach's Bewohner verpflichtet halte. Es
war wirklich rührend, wie Greiſe, Männer, ja Kinder sich herzu-
drängten, um dem Manne die Hand zu drücken und wenn auch nur
ein paar Worte von seinen Lippen zu erhaſchen. Nicht minder fand
ſich das schöne Geschlecht sehr zahlreich ein. Um halb 6 Uhr verließ

er uns, leider für uns zu früh, unter tauſendſtimmigen Bivatruf, um

ſeine Reiſe nach Ulm fortzusezen.

Aus dem badischen Mittelrheinkreis, 22. Oktbr. Die
Weinleſe bat an einigen Orten bereits begonnen, und wird im Laufe
nächſter Woche allzemein werden. Das Ergebniß derselben dürfte nach
Quantität und Qualität. ziemlich verſchieden sein; im Ganzen aber je-
denfalls mitt:Imäßig ausfatlen. So viel iſt bereits gewiß, daß in je-
nen Bezirken, wo die Lese um 8 bis 10 Tagen verschoben wordeu,
die Qualität beſſer wird, und namentlich scheint man in den Rebze-
ländern von Bühl und Umgegend mit Grund eines günftigern Erfol-
ges ſich erfreueu zu dürfen. Es wurden schon einzelne Käufe abge-
ſchloſſen und zahlt man für den großen Ohm weißen Wein bis 10 fl.,
während der rothe bis nabe an 40 fl. fteht.

Mainz, 21. Okt. (Fr. J.) Vor etwa 5 Monaten wurden
die Mainzer durch ein eigenthümliches Anerbieten eines unbekannten
Wolhlthäters in eine nicht geringe Aufregung versetzt. Ein Unbe-
kannter ließ nämlich durch ein Mitglied des Gemeinderaths der
Siadt Mainz eine Million Gulden als Darlehen anbieten, ver-
langte dafür 50 Jahre hindurch ApCt. Zinsen und wollte dann
auf die Rückzahlung des Kapitals für ewige Zeiten verzichten. So
plausibel der Vorschlag auch klang, so erkannte man doch, daß in
50 Jahren 2 Millionen Zinsen gezahlt werden müßten, und aus
dieſem Grunde, wie aus mehreren andern Gründen, bedankte man
ſich beſtens bei dem edlen Freund und Schützer der Stadt, und so
viel wir wissen, iſt von dieser Angeligenheit nicht wieder die Rede
geweſen. Wer aber war der reiche Mann, der sogleich eine Million
zur Hand hatte? Darüber zerbrach man sich die Köpfe, gelangte aber
ſo wenig zu einem sicheren Schluſſe, daß bis heute über diese Sache
nur Vermuthungen herrschen. Aus dem Umstande, daß der Unbe-
kannte die Zinsen des erſlen Jahres (40,000 fl.) zu Gunſten des
hier beſtehenden „Instituts der englischen Fräulein, einer ſtreng rö-
miſch - katholiſch-n Erziehungsanſtalt für Mädchen beſtimmt habe,
wollte man den Schluß ziehen, daß jenes Geld aus dem Sthatze
irgend eines geistlichen Ordens fließen müſſe, und man verfiel auf
die Jesuiten, von denen es immer noch heißt, daß sie im Ge-
heimen Anſstalten treffen, ihre Kapitalien aus Frankreich zu schaf-
fen und sie namentlich in den deutschen Rheinlanden ſicher anzulegen.
x- Mainz haben die Jünger Loyolas eine besondere Vorliebe, und ihre

erfechter und. Vorarbeiter am hiesigen Orte, die unaufhörlich dar-

auf hinarbeiten, die barmherzigen Schweſtern hier einzuführen, ha-
ben bisher redlich das Ihrige gethan, um in der Vaterſtadt Guten-
bergs für die Jeſuiten Terrain zu gewinnen. . '

Offenbach, 21. Okt. (Fr. J.) Die neuliche Behauptung
eines Mainzer Blattes, welches trotz seiner ultraprofanen Natur un-
ter sogenannter geiſtlicher Censur fteht : Ronges feſtlicher Empfang sei

hier und in Frankfurt nur von Proteſtanten ausgegangen ~ wird

am beſten durch Thats ach en, wie die folgende widerlegt. In hie-
ſiger katholiſcher Gemeinde nämlich ſind wiederum nach direkter Mit-

theilung des Kirchenvorftandes, in den letzten 11 Tagen nicht weni-

ger als 120 Personen, durch 40 Unterzeichner vertreten, von der
römischen Seite auf die deutſche herübergekommen. Das Pulbllikum

aller Konfeſſionen, selbft viele noch römische Katholiken eingejchloſsen,

freut ſich ſolcher Erscheinungen z als unzufriedene Zuſchauer lassen sich
hier und in der Umgegend einige Proteftanten vernehmen, welche rö-

mischer ſind, als die Katholiken dieses Prädikats. Wir bitten euern

Schein, uns aus dem Lichte zu gehen]

Pfalz. Alle Nachrichten stimmen darin überein, daß die drei-
monatlichen Verhandlungen der Zollkonferenz ohne irgend ein wesent-
liches Reſultat geblicb.n sind. Die Frage wegen Aufhebung des Rhein-
octrois iſt wiever an die Rheinſchiffahrts - Kommission gewiesen, wo-

. durch natürlich die Ausficht auf eine specielle Uebereinkunft zu Gunsten

wenigstens der Zollvereins- Angehörigen hinwegfällt. Was die Erhö-
hung der Schutzzölle betrifft, sſo wurden die deßfallſigen Anträge be-
sonders auf die Gründe hin beseitigt, daß solches dem Interesse der
Konsumenten zu sehr entgegen sei, und daß dadurch der Beitritt der
Hanseſtäßte zum Zollverein erſchwert werde. Hätten diese Anſichten
aber nur durchgehends vorgewaltet! alsdann wären die Anträge auf
Herabsetzung der Kaffeezöle nnd der Tranjit- Abgaben nicht beseitigt
worden, wie es aus finanziellen Nücksichten geschah. Möge doch die
in Aussicht geſtellte Fortſetzung der Zollkonferenz, welche in Berlin
ſtattfinden soll, wenigſtens e in ige der gehegten Erwartungen befrie-
digen! ~ Zu diesen Bemerkungen veranlaßt uns zunächſt ein Aufsatz
in der A. A. Ztg., der mit folgenden Worten beginnt: eMan hat
sich nicht vereinbaren, nicht verſtändigen können, und darum llieber
gleich Ales = fallen lasen! Es ift ſchmerzlich, bitter ſchmerzlich,
sich eingestehen zu müssen, daß die alte Rath - und Thatlosigkeit von
uns Deutschen noch nicht gewichen iſtte Ja es ſcheint unglaublich,
aber es if wahr, alle die Verſammlungen von Induſtriellen in Ber-
lin, in Stuttgart, in Karlsruhe und wo ſonſt noch, ſind vergeblich
gewesenz alle Verhandlungen, Untersuchungen und Bemühungen haben
nichts gefruchtet: wir stehen ganz auf dem alten Punkt. Wie werden
die Fremden spotten über unser viel Lärmen um Nichts! Die öf-
fentliche Meinunz in Deaiſchland aber hat, mir scheint das unbeftreit-
bar, das Rechr, zu verlangen, von dem Gang der Verhandlungen,
die so ganz unerwartet zu einem solchen Reſultat geführt haben, ſchon
jetzt, und nicht etwa erſt in den nächften Ständeverſammlungen, klar
unterrichtet zu werden; es liegt dieß zugleich im Intereſſe der Ehre
der nach Karlsruhe Adgeordneten, um dadurch allen umlaufenden wi-
derſinnigen Gerüchten den Boden zu nehmen, so wie der Regierungen
selbſt, um auch nicht den Schein zum Vorwurf bestehen zu laſſsen, daß
ihnen die Anliegen ihrer Unterthanen und Deutschlands nicht am Her-
zen lägen.n (Sp. Ztgz.)

Vom Rheine. (Sp. Ztg.) Die nächste Zukunft scheint ge-
wiſsermaßen eine Zeit der „landftändiſchen Bersſummlungen“ zu wer-
den. Wenigstens werden deren in Deutſchland so viele gleichzeitig
ftattfinden, wie es selten der Fall ift. Die Stände von Sachſen sind
brreits verſammeltz die von Kurhessen bereits einberufen; für die
von Baden haben die partiellen Wahlen meistens stattgefunden, und
für jene von Bay ern wird eben die Bildung der Übgeoronetenkam-
mer vorgenommmen. Auch die Stände von Hannover und jene
einiger der kleineren Staaten werden demnächst eröffnet werden. Was
neulich die A. Alg. Zeitung in Beziehung auf die neuen Wahlen in
Bayern bemerkte: daß das Publikum ein mehr als gewöhnliches In-
tereſſe daran nehme, scheint auch auf die bezeichneten Landtage mehr
oder minder anwendbar.

Köln, 18. Okt. (Aach. Z.) Seit einiger Zeit gehen wieder
bedeutende Sendungen von Kartoffeln ins Ausland. An einem Tage
sind, wenn wir nicht irren, 15 Waggons mit Kartoffeln auf der
Rheinischen Eiſenbahn ausgeführt worden. Dies muß auffallen, da
von den meiften deutſchen rheinischen Staaten die Ausfuhr außerhalb
des Zollgebietes verboten worden i. Man versichert, daß ſch hier



IJnssoratediegerspaliene.
 
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