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Mannheimer Abendzeitung — 1845

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No. 31 – No. 57 (1. Februar - 28. Februar)
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ganzen Großherzogthum gzgy Fp
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Ausland erhöht sich das
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gauſfſchlag.

Freitag

21. Februar

Inseratedlegeſpältene
Zeile in Petitſchrift oder
deren Raum 3 kr. JInse-
rate, worüber die Redak-

D
Abendzeitung.
hat, die Zeile oder teren

Raum 4 kr. – Briefe
und Geld erbiettet man
franco.

1845





Landtagsverhandlungen.

* Karlsruhe, 18. Febr. Praſ. Bekk. Regierungsbank: Nie mand.
Berichte der Petitionskommiſssion. (Schluß.)

Bassermann yaralelliſirt das Mißverhältniß zwischen zwei chriftlichen
Ständen in Deutschland, dem deutschen Adel und dem deutſchen Bürgerthum,
mitvem zwischen Chriſtenund Juden. Jenemmit seinen excluſiven Ansprüchen seße
ſich das Burgerthum und die Ik. Kammer entgegen, nun könne doch aber ganz
gewiß die religiöſe Gemeinſchast, gezen welche ſich die Il. Kammer verhalte,
wie der Adel zum Burgerthum, dieser dieselben Grunde entgegen halten, wo-
mit das Burgerthum dem Avel seine unvernünftige Stellung beweiſe. Der

Redner macht nun auf einige der craſſeften Vorurtheile und Befangenheiten

des Commiſſionsberichts, fo wie auf die Inconsequenz aufmerkſam, iu der

Emancipation der Zuden ein radicales Mittel zur Vernichtung des Judens

thums zu erblicken, und doch dieses Mittel nicht anzuwenden.

Mathy hebt in einem, allgemeinen Beifall und Heiterkeit erregenden Vor-
trage die Widersprüche hervor, im gewöhnlichen Leben, im Umgang, die Juden
âls Nachbarn, Mitburger zu benußen, von ihnen Gefälligkeiten ſich erweijen
zu laſſen, sobald aber auf die Emancipation die Rede komme, iynen gleiche
Berechtung zu versagen. Sodann hebt der Redner den Unterschied zwiſchen
ſitilicher, socialer und zwischen Emancipation durchs G.setz hervor, jene ſei
schon vor ſich gegangen, weshalb kein Grund vorhanden, diese zu versagen,
überhaupt seien die gegenwärtigen Zuvenverhältniſle auch ein Decuck fur den
Chriſten, denn ven Chriſten sei es verboten, einen Burgermeiſter, einen De-
putirten zu wählen, wenn fie wollen, und ganz ge'. ß, sagt er, wurden bei
einer allgemeinen Umfrage manche Bezirke den nachſten veſten Juden viel
lieber wollen, als ihren bisherigen Amtsvorſtand länger behalten.

Welcker. Es schmerzt mich jedesmal, so oft die Juoenfcage in der
Kammer verhandelt wird, denn jedesmal veryullt ſie den Ruhm der il. badi-
ſchen Kammer. Dieß begründend, macht der Medner in ergreifender Rede
auf die Ungerechtigkeit, die Scheingrunde der Judenfeinde, womit ebensogut
Absolutismus und Despotismus vertheirigt werden könnte, aufmerksam, so
wie darauf, daß jede Religionsgesellſchaft canoniſche Bucher mit ccaſſen
Sätzen besitze. So lange wir Deutkchen vieſe Ungerechtigkeit nicht eiaſeheu,
ſagt er ant Schluſſe, ſind wir gar keiner Freiheit werth. ;

Dahmen will nicht auf einmal aus vem Lande Baden ein Gosen ma-
chen,. in welches nach der Emancipation alle Zuden zuſammenſtrömten; deß-

halb, obgleich sein Rechtsgefuhl ihn zur Emancipation beſtimmt, wünsche er,
Taß die Regierung in ihrer Weisheit die Sache erwäge uud nach den Um-
ſtänden einrichte.

Auf allgemeines Verlangen wird die Diskussion geschloſſen und auch dem
Berichterſtatter Fauth, nachdem er Einiges zu sprechen verſuchte, durch Ab-
ſtinmun.z das Weriterreden entzogen.

Baders Antrag wird mit 45 gegen 15 Stimmen verworfen.

* Karlsruhe, 18. Febr. Präſ. B ekk, auf der Reg.-Bank: Nie-
mand. Petitionsverichte.

. Cine Petition einiger Seif 11ſeverzünfte, welche um Schuß gegen Be-
einträchtigung ihrer Rechte bitten, gibt Veranlassung zur Erörterung des
VBerhaltniſſes zwischen Gewerben und Fabriken. ;

Gottschalk vertheidizt unsere Jabriken gegen ven Vorwurf, al3 ob
ſie tt §e te? ſchädlich wären, und befchrantt vieſen Borwucf auf die
ausländischen. .

Knittel beschütßt die Gewerbe und wikl sie durch den Staat und Ge-
werbeordnung protegirt wissen.

. Öetker entwickelt ebenfalls die Nothwendigkeit, die abfolite Nothwendig-
keit, dem Gewerbestand wirksamen Schub gegen dix Capitaliſten zu verleihen,
wenn man nicht am Ende die Gewalt des Proletariats provociren wolle.
In demſelben Sinne spricht Math y, und schließt ſich dem Antrage FKuittels
an.

Sit tts verspricht die Vorlage einer Gewerbrorozu.:g für die nächſte

igung. i

_ HBuhl macht darauf aufmerkſam, daß die Beschränkung rer Großzänd-
Ilex nur den Reichen nuße, welche die den Großhändlern erlaubten gröferen
Quantitäten billiger kaufen können, als die Armen ihre Halbyfunden.

Gervbel halt es fur cine Ungerechtigkelt gegen die andern Gewerbe,

für die Seifenſieder vorläcfig den alten Zunftzwang zurüuckzurufen, dicse

Ungelegenyeit musse einer allgemeinen Gewerbeordnung überlaſsen bleiben.
„Die. Diskussion bewegt ſich noch eine Zeit lang zwischen Gollſthalk,

Hecker, Bader, dem Berichtecſtatter Poſſelt, und dem Abg. Goll, welch Letzierer .

große Heiterkeit durch seine Polemik gegen Poſſelt erregt. Hierauf wird der

Comm.sjions-Antrag angenommen; damit wird dieser Gegenſtand verlassen.
Der Abg. Zittel verichtet uber einen die geſtrige Juden - Emancipations- '

frage betreffende Petition in Beziehung auf Verhälcniße des judiſchen Over-

lſrzen!:sthrs U die Besetzung einer bei demselben erlevigten Stelle durch
.ru aus rr [!! Fer etietnre terezuieg genen Tyeologen, ts. bés. nungen richteten, und von dem man mit Wahrzeit sagen kann, daß

§iie§§: empfehlende Verweisung an das Miniſterium.

: a ss ermann unterſtitzt diesen Antrag und ift überzeugt, daſ selbſt die
Judenemancipationsfeinde thm beiſtinmen werden, dz er ja eine Bedingung
î enthalte, durch welche die Juden das werden können, was tene ver der Eman-e

€eipirung von ihnen verlangen.

Uri tt 58 macht darau aufmerkſam, daß in der Petition. die serſtecte
. ſicht liegen könne, durch den. Einfluß, ven man .dem Rabbiner auf. die -

Schulen einräumen wolle, dem wohlthätigen Wirken eines aufgeklärten Mit-
glieds des Oberraths von Seiten der orthodoxen Partei eagegen zu treten.
Knapp unterſtutt ebenfalls den Antrag. auch Junghanns.
Zittels Antrag wird angenommen. (Schlus folgt.)

Deutſſchland.

Aus den Sudeten, 10. Febr. (Köln. Z.) Mit Mißver-
gnügen ſieht mau im Publikum, daß von Böhmen herüber große
L-inwand- Transporte eingeführt werten. Es wird verfichert, daß cin
einziz r böhmischer Fabrikant , Namens Walsel aus Wieſa, seit etli-
cher Z it wöchentlich nach Waldenburg bis zu 1 200 Schock Veinwvand
und noch darüber abgeliefert hat. Man behauptet, die Sceyandtlung
habe bedeutente Fonts zu diesen Einkäufen in die Hände vornehmer
Kaufleute gelegt, welche das Glo dem Auoslante :ufließen ließen,
das zur Unterſtütunz hiesger Wiber bestimmt sci. Dieſ.s sind in-
deſſen lediglich uubeſtimmte und höchſt wahr\<rinlich völlig ungegrün-
dete Vermathzengen über Tvatſa ßen, deren Wu kungen sichtbar wer-
den, und wir können nur beklagen. daß sie bisver bloß mündlich um-
liefen, mithin unberichtigt blieben. HoffenÜelich und wahrſcheirlich
bat die Srehandlung irgend woder Aufträge auf Leinwandzatuungen
leichterer Aut ewpfangen, die so rasch als v öglich befri digt n erden
müſſen, daher al'o wohl nicht Räckſicht auf inländische Weber genom-
men werden kann. MöFte es ab.r der Sechantlung gefallen, ſich
öffentlich zur Beruhigung des Publikäms darüber zu erklären, damit
höchſtens tie Frage t brig bleibe. warum nur reichen und großen
oter angesehenen Kaufleuten dieſe Aufträge zur Beſorzung übertragen
wurden, währen? gerade tie k.einern einer Unterstützung durch ſichern
Gewinn am Berürſtigſten gewcſen wären. Die Dir,ction der Sce-
handlung behauptet ja ſselbſt, nur zur Unterſtütung des inländischen
Handels und der iuländiſchen Fabriken da zu se n; daher wird es
ivr ſicher unangenebm erscheinen, wenn gelegenilich rieſer Zweck ver-
fehlt wird. Die Eiaführung tt: bög!niſchen Leinen in großen Mas-
sen iſt eine Thaisache, welche feſtſteht und durch die Zollregiſter be-
ſtätigt werden kann. Daß die eingeführte Leinwand aus erpertirtenm
Garne uuſ:rer Flachs- Spinnmaſchine fabricirt wurde, liefert an ſich
keinen zureichenden Grund für c..e Staatounterſtützzurg, welche die
Beschäftigung ter hungernden Familien ver ticeſ.itizen Weber bean-
ſpruchen muß.

Darneſtadt, 13. Febr. (Np. B.) In gewissen politiſchen
Kreiſen will man es hier beme-ic !-wert) finden, daß tie hauptſähe
lichſter Ergebniſſe unſerer Stände- Kammer- Verhantlungen früher
durch ausländiſche, namentlich franzöſiſche Biätter zur öffentlichen
Kenntniß gelangen, als durch die einheimischen. Daraus will man
denn die Folgerung entnehm u, daß man in Paris eine bei Weitem
anzeſtrenztere Aufmerkſamkeit auf tie nationale Ecſtarkung und im-
mer innizer ſich verſchlinzende Eintracht Deutschlauds legt, als es
äußerlich das Ansehen hat, und ols wir ſelbſt glauben. Durch
welche Mittel aber die am Sprechendſten unsere innere Zustände charak-
teriſirenden Ergebniſſe so pfeilſchnell nach Frankreichs Haupilſtatt ge-
langen, it noch ein Geheimniß.

+ Muüuſter, 10. Febr. Einen Pentant zur Verleibung einer
Zeitungéconcesſion an den Profeſsor ver Pädagogik Dr. Bercht lie-
fert die in dieſen Tagen erfolgte abſchlägliche Antwort der höchſten
Inſtanz auf eine Bitte der Schriftſtellerin Matyilde Franziske von
Tabouillot, um Verleihung der Erlaubniß zur Herausgabe einer bel-
letriſtiſchen Zeitschrift. Man hatte von der Bittsteillerin einen Pro-
ſpect des zu gründenden Blattes verlangt, und schluz die Bitte ab,
weil in dieſem Proſpect die mißl'etig n Namen Ferdinand Freili rath,
Fenner von Fenneberg, Otto von Wenckſtecn und Friedrich Stein-
mann aufgeführt waren.

§ Aus der preußiſchen Nheinprovinz, 5. Feb. Der achte
rheinische Provinziallandiag, auf den ſich ſo viele Wün che und Hoff-

ſede seiner Bewegungen von M llionen Augen ängſtli.h verfolgt wird,
iſt nun eröffnet. Faſt alle bed utenden Städte der Provirz haben
ihren Abg. ueben dringenden und ernstlichen mündlichen Bitten, sicb ſeltſt
und ihre Constitution durch kräftiges Auftreten zu ehren, Peticionen
mitgegeben, vie, wenn sie «uch in Form un> Inhalt verſchieden ſinv,


 
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