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Mannheimer Abendzeitung — 1845

DOI Kapitel:
No. 146 - No. 175 (1. Juni - 30. Juni)
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Ul. tion Auskunft zu ertheilen

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und ett erbittet man

ranco.



gFreitag

6. Juni

1845





Deutſchland.

* Mannheim, 5. Juni. Die Weser Zeitung bemerkt: „Wäh-
rend alle deutſche Blätter ~ nur nicht der Rheinische Beobachter ~
die Maßregel nach dem gelindeſten Ausdrucke unerklärlich finden,
bringt nur der Hamburger unparteiiſche Correſpondent einen „sine
ira geschriebenen Artikel über den Vorfall, „der in diesem Augenblick
in den Oppoſitionsblättern großen Lärm macht und vielleicht noch
mehr machen wird" ; die Schilderung des Hergangs selbſt stimmt
mit der Erzählung der „Oppoſitionsblätter- überein; auch dieser Be-
richterſtatter sagt, die Päſſe ver beiden Herren seien in aller Ord-
nung gewesen, doch ſchließt derselbe wie folgt: „Man zweifelt üb-
rigens nicht im Geringſten daran, daß unser Gouvernement triftige
Gründe (man ſehe die rüberwiegenden,, des +t Berliners der Köln. Ztg.
Nr. in 145) zu diesen hatte, und man bringt sie mit dem Be-
ſtreben in Beziehung, die confessſionnellen Spaltungen zu
politiſchen Bewegungen zu benuy en.. Uebrigens ſoll, wie
uns aus Berlin geſchrieben wird, die Maßregel der Ausweisung dem
Könige wie dem Staatsrath fremd gewesen sein. Der Minister des
Innern und der Polizei, Graf Arnim, habe sich noch in der Nächt
wach Sanssouci begeben, um Sr. Maj. die Verfügung vorzulegen..

_ #>t>® Berlin, 1. Juni. + Ein Kunsthändler zeigte am 30. v. M.
in der Zeitung an, daß er It ſt c in's und H eck er's Portraits ver-
ſchreiben werde, und gab am Tage- darauf die Berichtigung zum Be-
ſten, daß er dieselben verſchrieben habe. Itzſteins und Hecker 's
Namen waren dabei so groß gedruckt, daß Sie Jedermann in die Au-
gen fallen mußten. Aus diesen kleinen Zü g en mögen sie unter An-
dern auch abnehmen, wie sehr diese Angelegenheit die Gemüther be-
wegt.

* Aus Berlin, 29. Mai berichtet der Berliner ++ der Köln. Zei-
tung! Die Stimmung in unserer Hauptſtadt iſt in diesem Augenblicke unge-
mein aufgeregt zu nennen, da mehrere zusammentreffende Vorgänge
die allgemeine Theilnahme in hohem Grade hervorrufen. Die be-
ſtäiigte Schließung des Bürgervereins in Königsberg, die Angelegen-
heit jenes Officiers in Coblenz, über welchen Ihre Zeitung einen auf-
klärenden Artikel brachte, der hier viel zu sprechen gab, endlich die
bekannte Ausweisung der Herren v. Itzſtein und Hecker, alles dies
ſicl zuſammen und beschäftigte die verſchiedenſten Kreiſe. Was die

leßte Angelegenheit betrifft, so erregte es g ro ßes Aufsehen (1),'

daß beide berliner Zeitungen darüber Mittheilungen brachten, natürlich
ohne Commentar, doch dicht hinterher einen Artikel aus Leipzig, der
liter die Aufnahme beider Herren in jener Stadt Nachricht gab.
Man schließt (?) aus der Censurverwilligung für das Berichtete,
daß von Seiten der Behörde wohl auch zur näheren Erörterung der
ungewöhnlichen Maßregel etwas geschehen wird, und iſt äuſ-
serſt ; gespannt darauf. Dem Gerüchte nach hätten auch
die ſechsundvierzig Pfarrer in der Provinz Sachsen, welche
bei der neulichen Versammlung in Köthen die Erklärung zu Gunfſten
ves Paſiors Wislicenus unterzeichneten, eine Untersuchung zu erwar-
ten. Man erzählte hier, daß der Befehl ertheilt worden sci, sie vor-
läufig zu suspendiren, daß jedoch auf die dringenden Vorsſtellungen
des Ober-Präsidenten v. Wedell diese Maßregel nicht zur Ausführung
gelangt. Cin Zweigverein jener Versammlung will sich auch hier in
in der Haupiſtadt bilden und, wie man sagt, eine darauf zielende
Erklärung erlaſſen; dies d ürf t e jedoch eben so wenig die nöthige
Genehmigung «rhalten, als Berlin und der hier vorherrschende Indif-
s der Boden scheint, auf welchem ein Vorhaben jener Art
Hedewen kann. l. j z

Vreslan, 28. Mai. Zwei Vorfälle, die in Rücksicht auf ihre
kiwaigen Folgen auch wohl Creigniſſe genannt werden. können, haben
hier das allgemeinſte Aufsehen, die größte Theilnahme erregt. Der

eine Fall betrifft die bereits von den meiſten Zeitungen gemeldete

„Ausweisung ver beiden badischen Deputirten v. Itzſtein und Hecker
(aus den preußifchen Stagten.
Hiesſem Faktum hier anlangte traute man seinen Augen und Ohren
„icht, es ſchien unglaublich,. daß zwei so geachtete Männer, deren
|Ramen in ganz Deutſchlaud keinen unrühmliczen Klang hcten, sollten

F eines Kindes beizuwohnen.

Als am W. die erfte Kunde von ; ier

unter so ſtrengen Modalitäten, als gemeldet wurde, von Berlin ent-
fernt worden sein, zumal sie sich jeder politiſchen Manifeſtation ent-
enthalten, ja Alles sorgfältig vermieden hatten, was etwa eine derar-
tige mißliebige Demonſtration hätte hervorrufen können. Je größer
das Dunkel ist, welches die Motive zu dieser außerordentlichen Maß-
regel deckt, je mehr beschäſtigt man sich hier mit dem Warum? und
Weßhalb ? und erwartet mit großer Spannung, wie das Großher-
zogthum Baden diesen Schritt aufnchmen wird. ~ Der andere Fall
berührt uns Schlesier unmittelbar, es iſt des Aus scheiden un e-
xes wackeren Oberpräſidenten, D. v. Merkel, aus dem
Sta atsdi enſte. Hr. v. Merkel iſt, obwohl im Greisenalter, doch
noch so rüſtig, daß er seinem hohen und umfassenden Wirkungekkreiſse,
welchem er bis jetzt auf €hrenvolle Weise vorgeſtanden, auch noch
länger mit gleichem Erfolge vorſtehen konnte, und da überdies der
Austritt kurz vor seinem s0jährigen Amtsjubiläum (daſſ-lbe sollte
noch in dieſem Jahre ſtatifinden) erfolgt, so wollen Manche bierin
eine Absetzung erblicken und dieselbe mit der Schloffel'ſchen Angelegen-
heit in Verbindung bringen. (Weſ.- Z.)

+ Mannheinmr, 4. Juni. Wir haben in Nr. 137 einen ausführlichen Be
richt über den jungſt so glücklich unglücklich verſtorbenen Volksfreund Dr.

Siebenpfeiffer gegeben. Die heutige Oberrh. Ztg. enthält darüber einen Ar-
tifel, desſen Schluß wir nachſtehend mit dem Bemerken mittheilen, daf wir
uns dem Erbieten zur Empfangnahme von Beiträgen gern anſchließen. Der-
selbe lautet: Siebenpfeiffer's Tochter war hier bet Verwandten ihrer Mutter,
und als sie das erſte Mal zum Abendmahl ging, wollte der Vater Zeuge
dieser feierlichen Handlung sein. Er kehrte daher zum Zwecke kurzen Ver-
weilens in das Land zurück, in welchem er zuerſt das Licht der Welt erblickt
hatte, die Sehnsucht im Herzen tragend, einem erhebenden religiösen Acte
Allein es war ihm nicht gegönnt, noch eines
glücklichen Augenblickes in seinem vielbewegten und verkümmerten Leben ſich
zu erfreuen, denn kaum hatte er den väterländiſchen Boden betreten, als seine
Ausweisung erfolgte, worauf er nach Bern zurückkehrte, um nie wieder sein
Geburtsland zu sehen. Seine Schwermuth überging in Wahnsinn, aus wel-
cem unheilbarer Blödsinn sich bildete, in welchem er noch einige Jahre ein
trauriges Dasein hinwelkte, bis der Tod ihn von seinen Leiden befreite und
seine irdische Hülle in die Gruft sank. + Dort ruht er, der im Leben raſtlos
Thätige für alles Gute, der Freund des Volkes, der Kämpfer für die bürger-
liche Freiheit und ihre Gewährleiſtungen; keine Erinnerung an vas Mißge-
schick, welches eine Leidenskette in seinem Leben bildete, trübt mehr seinen
Geiſt und nicht Kummer und Schmerz umflort sein tiefes Gemüth; er, das
Opfer der Verhältnisse, iſt jeßt frei von den Sorgen und Leiden, vie sein .
Dasein verkümmerten. Aber mit ihm iſt zugleich auch eine Stütze für ein
Wesen gebrochen, das sein theuerſtes Beſsikthum war. Er hinterläßt eine
Tochter, begabt zwar mit trefflichen Eigenschaften des Geiſtes und Gemüthes,
aber eine mittelloſe Waise in einem Alter, in welchem die weibliche Bildung
für das Leben ihre Vollendung erhalten sollte. Diese zu bewirken wird nun
allerdings eine Sorge der Verwandten sein und von dieser Seite her das
Mögliche geschehen; aber es fehlt dann noch an einem Fond für die Sicher-
ſtelung der Zukunft und Gründung einer weniger abhängigen Eriſtenz für
die Verwaiste. Diese zu ermöglichen, sollten Freunde des Dahingeſchiedenen
und Männer sich angelegen sein laſſen, die von der Jdee des Rechts und der
Freiheit und deren Verwirklichung beseelt sind, für welche Siebenpfeiffer im
Leben ein raſtloſes Streben bethätigte und ihre Verhältnisse zum Opfer brachte,
die ihm äußere Glücksgüter versprachen und auch seinem Kinde eine gesicherte
Stellung in der Welt verbürgt haben würden. An jene Edeln im Volke
richtet fich unser Wort, daß sie ihre Sympathie der Gesinnung mit dem Stre-
ben Siebenpfeiffer's durch ein äu ß er es Merkmal kund geben und dieses in
Beiträgen zur Gründung eines Fonds für desſſen Tochter bethätigen möchten,
um sie gegen die Wechſelfälle des Lebens ficher zu stellen. Noch nie iſt die
Stimme, welche sich für Unglückliche und Bedrängte erhob, in unserm Bater-

lande fruchtlos verhallt. Möge sie auch hier zu dem wohlthätigen Sinne

seiner Bewohner dringen und erfolgreichen Anklang finden! s) –~ Gleichge-

zz Rereatenen vaterländifcher Blätter werden um Aufnahme dieser Zeilen
ersucht.

J

bereit und wird dieſelben in dieſem Blatte anzeigen.
; Anmerk. der Oberrch. Ztzge.

*) Das Comptoir dieſes Blattes ift zur Empfangnahme von Beiträgen

* Manruheim, 4. Juui. Ueber die württembergische Volkskam-
mer. entnehmen wir der Oberrh. Zeitung noch Folgendes :

Wie in der Ständ verſammlung auf dem letzten Laudtag (der so-
genannten Schulienkzmmer). so bemerkt man auth in di ſer y

reugewähſ-
Verſammlung weniger thatcnturſtige thaikröftige ju Mänur

Mäuner





und ſugendliche , friſche, imponirende G.ſt.lten. Die "Oppoſtttonspartei

gder Minorität ſpaltct ſich, wie son bem-rkt, in 1) die pel tiſche oder

ftaatliche Opposition und 2) die ürchliche Oppoſition, welche ſich beite


 
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