A? 220-.
Abonnement mitvier-
teljähr. Vorausbezahlung
in Mannheim 1 fl. 15 kr.,
vurch die Poſt bezogen im
ganzen Großherzogthum
Baden 2 fl. 8 kr., im
Ausland erhöht sich das
Übonnementumden Poft-
j aufschlag.
Mannheimer :
; l.; Inserate diegespaltene
Zeile in Petitschrifi oder
W D deren Raum 3 kr. Inse-
[bendzeitung teu
" " Ps hat, die Zeile oder deren
f Raum 4 kr. –~ Briefe
und Ger erbittet man
ranco.
Donnerstag
14. Auguſt
Die jüngſte württemvergiſche Ständeverſammlung.
I0 Aus Württemberg, im Auguſt. Der König ist nach
Meran um zu baden, der Miniſter hat den Landtag geſchloſſen, dabei
eine Rede gehalten, welche sehr ergreifend gewesen sein ſoll, Das war
der letzte Wellenſchlag auf dem See unſeres öffentlichen Lebens und
bald wird wieder die alte Stille darauf ſich lagern, vielleicht daß
noch hie und da cin einſamer Waſſervogel in irgend einer abgelegenen
Butht einige Kreiſe aufregt, oder irgend ein Ungler sich dem Ufer
naht, um die zahmen Fische mit einigen Brocken an sich zu locken.
In der That die Zeit des verfloſſenen Landtags dünkt mir wie ein
Traum, nun er vorüber iſt, iſt Alles wicder beim Alten. – Aller-
dings wurde tüchtig geciſenbahnt, und wenn je den Deutschen das
Lob gebührt, daß sie jede Sache reiflich berathen, ehe ſie sie beginnen,
sſo wird man die Schwaben für die Deuiſcheſten aller Deutschen balten
müſſen. – Ich will übrigens dicse Materie nicht weiter berühren,
wir haben in der letzten Zeit so übrig genug davon bekommen, daß,
wie ich glaube, endlich der Ueberdruß und die Ungeduld der Betheilig-
ten sclbit die ſummariſche Maßregel herbeirief, welche der Regierung
einen vorläufigen Credit bewilligte. Forſcht man übrigens nach der
ſonſtizen Wirksamkeit unserer Voiksvertreter,, so wird das Prädikat
der Unerſpriehlichkeit, welches ihr gleich anfangs beigelegt wurde, auch
beute am Schlusse des Langtags anwendbar sein. Was iſt geschehen?
Die neueſten Schriſten über Württemberg haben genugsames Licht auf
die beſtehenden Zustände geworfen, um nicht blos In- sondern auch
„Ausländer“ zu überzeugen, daß Stille und Zufriedenheit nicht blos
die Wirkung wahren Glückes sein kann, und daß bei uns Stoff für
eine Volks-Rammer genug vorhanden iſt, aber troz dem iſt gar nichts
geschehen, was irgend ersprießlich genannt werden könnte. —
Die Preſſe, + einige halblaute Wünsche für i,re Freiheit, jedoch bald
wieder durch die Verſicherung des Königs, daß cr dem d. Bunde
ſein Fürstenwort für Handhabung der Zenſur gegeden, beschwichtigt, wurde
zwar hörbar, vie Zensurkoſten, in Folge der ultramontanen Tatitit
und der von Römer veröffentlichten Unterdrückung einer Rechtferti-
gung des Verfassers eines im Staaislexicon enthaltenen Artikels über
U ce gegenüber einem Schmähartikel des Schwäb. Meriurs,
wurden zwar nicht bewilligt ~ allein die Cenſur beſteht noch und zwar
wie vorauszuſehen war, in Folge der simulirten Diversion zu Gun-
ſten der Preßfreipeit von Seite der ultramontanen noch flrenger als
zuvor, und die Preßverhältnisse jind noch dieſelben wie früher, daher
beſteht ein liverales Blatt für eine Bevölkerung von nahe an 2 Mil-
lionen und dieſes Blatt hat 3000 Abonnenten.
Die Berwaltung, die Gemeindeverfaſſung wurde in ihrem
Principe nicht geändert. Die Kammer erklärte sich gegen die Nicht-
lebenslänglichkeit der Ortsvorſteher und ihrer Crklärung gegen die
Ubenslänglichkeit der Gemeinderäthe trat die erſte Kammer nicht bei.
Einen Antrag auf Berbesserung der Schullehrerbesoldungen, die einen
Grad über Hungertod ſt:hen, trat die I. Kammer nicht bei.
. Die Rechtspflege + zwar hob der Abgeordnete Veiel als Berichter-
ſtatter über das vorgeſchlagene neue „Eisenbahn - Strafgesetz -
ſein bluirothes Strafgesetzbuchexemplar in die Höhe, zwar nannte es
Römer zu wiederholten Malen eine Landeecalamität, Miniſter Schlayer
selbſt ein nicht gerade gelungenes Werk — aber das war Ales
und das Strafgesetz mit seinen Amtsehrenbeleidigungsbeſtimmungen
beſteht noch und sollte noch einen Zusatz auf ein seinem Geiſte ent-
ſprechendes Eisenbahnſirafge ep bekommen, dessen Propronirung schon
an ſich einen deutlichen Fingerzeig für die Beurtheilung des herr-
ſchenden Systems und Staats-Charaktern abgeben mag. —
.. Die Kirche, + ihre Zuſtände drängten zwar ein Mitglied einen
Versuch zur Ausführung auf ein nur einigermaßen natürliches und
befriedigendes Verhältniß zu machen — allein dieſer Versuch wurde
nicht zur That und erſtickte in einem allgemeinen Wunſche, im Ue-
brigen blieb alles beim Alten, welches so iſt, daß es hier nicht ein-
mal berührt werden kann. + i
ssi Die Universität –~ was ift für dieſe geschehen ? der Riecke iſt
zwar nicht mehr Univerſttätsamtmann, allein noch iſt auch hier alles
beim Alten, dieses Alte iſt einigermaßen angedeutet in dem letzten Hefte
der erſten Ausgabe vom Staatslericon,. ſo wir in der Schrift „Würt-
iemberg im Jahr 1842,.
finden.
Dies iſt die Wirkſamkeit der württemb. Kammer vom Jahr
1844 – A5, allein wenn Einer glaubte, sie hätte außer Römer und
dem einen oder dem Andern irgendwie hervorragende Intelligenzen
und politiſche Charaktere, so wäre der in einer großen Selbsitäu-
schung befangen. Die Mehrzahl besteht aus Bramten höhern und
niedern Ranges, Schulzen und Schreibern, Römer hat einige Geſin-
nungéverrantte an seiner Seite, Greiſtesverwandte möchte ich ſie nicht
gerne nennen, und so ift er oft nicht einmal in der Lage nur Das
sagen zu können, was ihm auf dem Herzen liegen mag.
Wir wollen seven wie dies noch enden wird. ~ Bis ater der
Sauerteig der von Außen kommende Anregungen die Masse unseres
Volkes rurchdringt, können bei dem Zuſtande unserer Bevölkerung noch
viele Wäſſerlein den Rhcin hinablaufen. –~ ~
Deutfſchland.
* Maunheim, 12. Auguſt. Die Zollvereinsverhandlungen in
Karlsruhe ſcheinen, gegentheiliger Nachrichten ungiachtet, ununt;rbro-
chen fortzudauern und ſich zur Zeit wenigſtens mit wichtigern Einzel-
fragen zu befaſſen, während die Hrn. Gejandten die neuen Inſiruk-
tionen und Vollmachten für die Tarifhauptfragen erwarten mö-
gen, welcher in Folge der von der öffentlichen Meinung so nachdrück-
lich unterſtützten Forderungen der „Indutiriellen! und der darauf be-
ruhenden Anträge der süddeutschen Staaten nöthig geworden sein sol-
len. So ſchlicßhen wir aus der dermaligen UAnweſenheit der Rhein-
ſchiffahrtscommissären, daß eben die Frage der Ryeinzölle und ihrer
Erhebung zur gemein’amen Berathung kommt. Uebrigens ist die
Zollconfecenz bereits seit dem 5. Juli eröffnet, ohne daß vom In-
„halte ihrer Vechanrlungen irgend etwas Bestimmtes verlautetez
dabei blcivt fie aber fortwährend ver Gegenstand besonderer Aufmerk-
samkeit der Engländer, Franzosen c., deren Journale, wenn sie auch
vriesmal nicht, wie früher, das Gehcimniß der Verhandlungen vor
urs Deutschen erfahren sollten, dennoch ſich viel damit beſchäftigen.
So ſchre.bt der neueſte „Commerce belge- :
\„Brüſſel, 10. Aug. Wir erwarten, mit Ungeduld das!: Reſultat
der Zollconferenz, welche in diesem Augenblick zu Karlsruhe Statt
Es interesſirt uns im höchſten Grade, weil mehrere unserer
mit Deutſchland in Verbindung ſsteyende Induſtrien mit Abänderungen
im Zolltarif bedroht sind. Berichten aus Karlsruhe zufolze befindet
sich Preußen bei diesem Congreſſe in der Minorität. Bekanntlich
bekämpft es die Erhöhungen des Tarifs, welche seine Handels-
politik verwirft, die aber vorzüglich Baiern, Sachsen, Würtemberg
und die Großherzogthümer Hesſen und Baden fordern. Die Be-
vollmächtigten dieſer letztern Staaten handeln in gemeinſchaftlicher
Uebereinſtimmung uud zeigen sich um so hartnäckiger und energiſcher
in ihren Forderungen. Man hat allen Grund, zu glauben, daß
Preußen,, dessen Repräsentant neue Verhaltungsbefehle von Berlin
verlangt hat, sich genöthigt schen werde, nachzugeben.- |
+ Heidelberg, 14. Auguſt. Es iſt verwunderlich . die An-
ſtrengungen und Manöver einer Handvoll Leute hier zu beobachten,
die unermüdlich jedem Zeitpunkt auflauern, da eine bevorſtehende po-
litische oder bürgerschaftliche Handlung ihren Treibereien und der
Aussaat von Zwieſpältigkeiten Raum gibt. Fürwahr, es muß etwas
Süßes sein um die Herrſchaſst, oder auch nur um die Abfälle dersel-
ven, es muß wohl thun, im Lichte einer nahestehenden Glorie sich zu
sonnen, wenn kein:rlei Unannehmlichkeit, kein eklatanter Beweis voll-.
ſtändiger Unvolksthümlichkeit aus der ehernen Gedächtnißtafel der
Prätendenten Erinnerung daran und Rückwunſch wegätzen kann.
Verwunderlicher aber noch als das Beſrcben selber sind die Mittel,
mit denen man das Ziel zu erreichen sucht. Weil man die Erfah-
rung gemacht bat, daß stets einige Dutzend alte Weiber erschrecken
und einigen bürgerlich angeseſſenen Waſchweibern die Ohnmacht nahe.
treten will, wenn fie von Verminderung der Studentenzahl flüſtern
hören, so ſsirevbt man denn, so oft ſich's thun läßt, aus dieser geiſt-
reichen Bemerkung Nutzen zu ziehen. „„Die Preußen kommen weg,
wenn nieht so und ss gewählt wird.. raunen ſich die alten Weiber und
die Waſchweiber geiſterblaß in die Ohren, indeß die ultra-diploma-
tiſchen Ccfinder bejagter Neuigkeiten die Hände ein Weniges reibend
in der Ferne fichen und ernſthaſt, ater recnade pfiffig vor fich hin-
murmeln, „es wirkt!". Iſt dies und Aehnliches geſchehen, so thut
Abonnement mitvier-
teljähr. Vorausbezahlung
in Mannheim 1 fl. 15 kr.,
vurch die Poſt bezogen im
ganzen Großherzogthum
Baden 2 fl. 8 kr., im
Ausland erhöht sich das
Übonnementumden Poft-
j aufschlag.
Mannheimer :
; l.; Inserate diegespaltene
Zeile in Petitschrifi oder
W D deren Raum 3 kr. Inse-
[bendzeitung teu
" " Ps hat, die Zeile oder deren
f Raum 4 kr. –~ Briefe
und Ger erbittet man
ranco.
Donnerstag
14. Auguſt
Die jüngſte württemvergiſche Ständeverſammlung.
I0 Aus Württemberg, im Auguſt. Der König ist nach
Meran um zu baden, der Miniſter hat den Landtag geſchloſſen, dabei
eine Rede gehalten, welche sehr ergreifend gewesen sein ſoll, Das war
der letzte Wellenſchlag auf dem See unſeres öffentlichen Lebens und
bald wird wieder die alte Stille darauf ſich lagern, vielleicht daß
noch hie und da cin einſamer Waſſervogel in irgend einer abgelegenen
Butht einige Kreiſe aufregt, oder irgend ein Ungler sich dem Ufer
naht, um die zahmen Fische mit einigen Brocken an sich zu locken.
In der That die Zeit des verfloſſenen Landtags dünkt mir wie ein
Traum, nun er vorüber iſt, iſt Alles wicder beim Alten. – Aller-
dings wurde tüchtig geciſenbahnt, und wenn je den Deutschen das
Lob gebührt, daß sie jede Sache reiflich berathen, ehe ſie sie beginnen,
sſo wird man die Schwaben für die Deuiſcheſten aller Deutschen balten
müſſen. – Ich will übrigens dicse Materie nicht weiter berühren,
wir haben in der letzten Zeit so übrig genug davon bekommen, daß,
wie ich glaube, endlich der Ueberdruß und die Ungeduld der Betheilig-
ten sclbit die ſummariſche Maßregel herbeirief, welche der Regierung
einen vorläufigen Credit bewilligte. Forſcht man übrigens nach der
ſonſtizen Wirksamkeit unserer Voiksvertreter,, so wird das Prädikat
der Unerſpriehlichkeit, welches ihr gleich anfangs beigelegt wurde, auch
beute am Schlusse des Langtags anwendbar sein. Was iſt geschehen?
Die neueſten Schriſten über Württemberg haben genugsames Licht auf
die beſtehenden Zustände geworfen, um nicht blos In- sondern auch
„Ausländer“ zu überzeugen, daß Stille und Zufriedenheit nicht blos
die Wirkung wahren Glückes sein kann, und daß bei uns Stoff für
eine Volks-Rammer genug vorhanden iſt, aber troz dem iſt gar nichts
geschehen, was irgend ersprießlich genannt werden könnte. —
Die Preſſe, + einige halblaute Wünsche für i,re Freiheit, jedoch bald
wieder durch die Verſicherung des Königs, daß cr dem d. Bunde
ſein Fürstenwort für Handhabung der Zenſur gegeden, beschwichtigt, wurde
zwar hörbar, vie Zensurkoſten, in Folge der ultramontanen Tatitit
und der von Römer veröffentlichten Unterdrückung einer Rechtferti-
gung des Verfassers eines im Staaislexicon enthaltenen Artikels über
U ce gegenüber einem Schmähartikel des Schwäb. Meriurs,
wurden zwar nicht bewilligt ~ allein die Cenſur beſteht noch und zwar
wie vorauszuſehen war, in Folge der simulirten Diversion zu Gun-
ſten der Preßfreipeit von Seite der ultramontanen noch flrenger als
zuvor, und die Preßverhältnisse jind noch dieſelben wie früher, daher
beſteht ein liverales Blatt für eine Bevölkerung von nahe an 2 Mil-
lionen und dieſes Blatt hat 3000 Abonnenten.
Die Berwaltung, die Gemeindeverfaſſung wurde in ihrem
Principe nicht geändert. Die Kammer erklärte sich gegen die Nicht-
lebenslänglichkeit der Ortsvorſteher und ihrer Crklärung gegen die
Ubenslänglichkeit der Gemeinderäthe trat die erſte Kammer nicht bei.
Einen Antrag auf Berbesserung der Schullehrerbesoldungen, die einen
Grad über Hungertod ſt:hen, trat die I. Kammer nicht bei.
. Die Rechtspflege + zwar hob der Abgeordnete Veiel als Berichter-
ſtatter über das vorgeſchlagene neue „Eisenbahn - Strafgesetz -
ſein bluirothes Strafgesetzbuchexemplar in die Höhe, zwar nannte es
Römer zu wiederholten Malen eine Landeecalamität, Miniſter Schlayer
selbſt ein nicht gerade gelungenes Werk — aber das war Ales
und das Strafgesetz mit seinen Amtsehrenbeleidigungsbeſtimmungen
beſteht noch und sollte noch einen Zusatz auf ein seinem Geiſte ent-
ſprechendes Eisenbahnſirafge ep bekommen, dessen Propronirung schon
an ſich einen deutlichen Fingerzeig für die Beurtheilung des herr-
ſchenden Systems und Staats-Charaktern abgeben mag. —
.. Die Kirche, + ihre Zuſtände drängten zwar ein Mitglied einen
Versuch zur Ausführung auf ein nur einigermaßen natürliches und
befriedigendes Verhältniß zu machen — allein dieſer Versuch wurde
nicht zur That und erſtickte in einem allgemeinen Wunſche, im Ue-
brigen blieb alles beim Alten, welches so iſt, daß es hier nicht ein-
mal berührt werden kann. + i
ssi Die Universität –~ was ift für dieſe geschehen ? der Riecke iſt
zwar nicht mehr Univerſttätsamtmann, allein noch iſt auch hier alles
beim Alten, dieses Alte iſt einigermaßen angedeutet in dem letzten Hefte
der erſten Ausgabe vom Staatslericon,. ſo wir in der Schrift „Würt-
iemberg im Jahr 1842,.
finden.
Dies iſt die Wirkſamkeit der württemb. Kammer vom Jahr
1844 – A5, allein wenn Einer glaubte, sie hätte außer Römer und
dem einen oder dem Andern irgendwie hervorragende Intelligenzen
und politiſche Charaktere, so wäre der in einer großen Selbsitäu-
schung befangen. Die Mehrzahl besteht aus Bramten höhern und
niedern Ranges, Schulzen und Schreibern, Römer hat einige Geſin-
nungéverrantte an seiner Seite, Greiſtesverwandte möchte ich ſie nicht
gerne nennen, und so ift er oft nicht einmal in der Lage nur Das
sagen zu können, was ihm auf dem Herzen liegen mag.
Wir wollen seven wie dies noch enden wird. ~ Bis ater der
Sauerteig der von Außen kommende Anregungen die Masse unseres
Volkes rurchdringt, können bei dem Zuſtande unserer Bevölkerung noch
viele Wäſſerlein den Rhcin hinablaufen. –~ ~
Deutfſchland.
* Maunheim, 12. Auguſt. Die Zollvereinsverhandlungen in
Karlsruhe ſcheinen, gegentheiliger Nachrichten ungiachtet, ununt;rbro-
chen fortzudauern und ſich zur Zeit wenigſtens mit wichtigern Einzel-
fragen zu befaſſen, während die Hrn. Gejandten die neuen Inſiruk-
tionen und Vollmachten für die Tarifhauptfragen erwarten mö-
gen, welcher in Folge der von der öffentlichen Meinung so nachdrück-
lich unterſtützten Forderungen der „Indutiriellen! und der darauf be-
ruhenden Anträge der süddeutschen Staaten nöthig geworden sein sol-
len. So ſchlicßhen wir aus der dermaligen UAnweſenheit der Rhein-
ſchiffahrtscommissären, daß eben die Frage der Ryeinzölle und ihrer
Erhebung zur gemein’amen Berathung kommt. Uebrigens ist die
Zollconfecenz bereits seit dem 5. Juli eröffnet, ohne daß vom In-
„halte ihrer Vechanrlungen irgend etwas Bestimmtes verlautetez
dabei blcivt fie aber fortwährend ver Gegenstand besonderer Aufmerk-
samkeit der Engländer, Franzosen c., deren Journale, wenn sie auch
vriesmal nicht, wie früher, das Gehcimniß der Verhandlungen vor
urs Deutschen erfahren sollten, dennoch ſich viel damit beſchäftigen.
So ſchre.bt der neueſte „Commerce belge- :
\„Brüſſel, 10. Aug. Wir erwarten, mit Ungeduld das!: Reſultat
der Zollconferenz, welche in diesem Augenblick zu Karlsruhe Statt
Es interesſirt uns im höchſten Grade, weil mehrere unserer
mit Deutſchland in Verbindung ſsteyende Induſtrien mit Abänderungen
im Zolltarif bedroht sind. Berichten aus Karlsruhe zufolze befindet
sich Preußen bei diesem Congreſſe in der Minorität. Bekanntlich
bekämpft es die Erhöhungen des Tarifs, welche seine Handels-
politik verwirft, die aber vorzüglich Baiern, Sachsen, Würtemberg
und die Großherzogthümer Hesſen und Baden fordern. Die Be-
vollmächtigten dieſer letztern Staaten handeln in gemeinſchaftlicher
Uebereinſtimmung uud zeigen sich um so hartnäckiger und energiſcher
in ihren Forderungen. Man hat allen Grund, zu glauben, daß
Preußen,, dessen Repräsentant neue Verhaltungsbefehle von Berlin
verlangt hat, sich genöthigt schen werde, nachzugeben.- |
+ Heidelberg, 14. Auguſt. Es iſt verwunderlich . die An-
ſtrengungen und Manöver einer Handvoll Leute hier zu beobachten,
die unermüdlich jedem Zeitpunkt auflauern, da eine bevorſtehende po-
litische oder bürgerschaftliche Handlung ihren Treibereien und der
Aussaat von Zwieſpältigkeiten Raum gibt. Fürwahr, es muß etwas
Süßes sein um die Herrſchaſst, oder auch nur um die Abfälle dersel-
ven, es muß wohl thun, im Lichte einer nahestehenden Glorie sich zu
sonnen, wenn kein:rlei Unannehmlichkeit, kein eklatanter Beweis voll-.
ſtändiger Unvolksthümlichkeit aus der ehernen Gedächtnißtafel der
Prätendenten Erinnerung daran und Rückwunſch wegätzen kann.
Verwunderlicher aber noch als das Beſrcben selber sind die Mittel,
mit denen man das Ziel zu erreichen sucht. Weil man die Erfah-
rung gemacht bat, daß stets einige Dutzend alte Weiber erschrecken
und einigen bürgerlich angeseſſenen Waſchweibern die Ohnmacht nahe.
treten will, wenn fie von Verminderung der Studentenzahl flüſtern
hören, so ſsirevbt man denn, so oft ſich's thun läßt, aus dieser geiſt-
reichen Bemerkung Nutzen zu ziehen. „„Die Preußen kommen weg,
wenn nieht so und ss gewählt wird.. raunen ſich die alten Weiber und
die Waſchweiber geiſterblaß in die Ohren, indeß die ultra-diploma-
tiſchen Ccfinder bejagter Neuigkeiten die Hände ein Weniges reibend
in der Ferne fichen und ernſthaſt, ater recnade pfiffig vor fich hin-
murmeln, „es wirkt!". Iſt dies und Aehnliches geſchehen, so thut