Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Abendzeitung — 1845

DOI Kapitel:
No. 238 - No. 267 (1. September - 30. September)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44007#1063

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Folgen die Untersſchriftenn

FA§ P 52.



Abonnement mitvier-
ſeljähr. Vorausbezahlung
m Mannheim 1 fl. 15 kr.,

annheimer Abendzeitun

Inserate die zeſpaltens
Zeile in Petitschrift oder
deren Raum 3 kr. Ins-

rate, worüber die Redak-





ku poses : [ . tion Auskunft zu ertheilen
g). 2 fl. s kr., im ' 9 > hat, die Zeile oder deren
Ausland erhöht fich das Raum 4 kr. — Briefe
Abonnement um den Poft- nr Held erbittet an
aufsſchlag. : franco.
Montag 15. September 154.5.











* Neve Erklärung vom Wacht-Commando der

Leipziger Communal-Garde.
(Ein Aktenſtück über die Nacht vom 12. Anuguſt.)
Schluß.)

Der Berichterſtatter f;. zit: Allg. Ztg. sagt: --Nachdem
das Bataillon die Gewehre wiedec beim Fuß genommen hatte, wurde
das Gebrüll und Steinwerfen abermals sehr heftig. Warnungen
und Zurufe verhallten ungehört und unbeachtet... Doch haben wir
von Steinwürfen nichts bemerkt :

Versuche es übrigens Jemand von der Promenade einen Stein
bis an das Hotel de Pruſſe zu werfen! Es verſtrich zwischen dem
erſten Fertigmachen und dem ersten Abfeuern nur ganz, ganz kurze
Zeit. Wir wiederholen auf Ehre und Gewisſcn die Versicherung,
daß wir von einer Warnung oder Aufforderung nicht das Allermin-
deſte vernommen haben; und wir standen dem ſchicßenden linken
Flügel eben ſo nahe und näher als das Volk, auf das er ſchoß.

Der Berichterstatter fährt fort, die Soldaten hätten aus Scho-
nung lieber zu hoch geſchoſſen.s Auch dieß ist falſch; es iſt nicht
hoch angeschlagen, nicht hoch geschoſſen worden; es iſt geschossen
worden in der Bruſthöhe. Das sahen wir deutlich mit unsern Au-

en.

ß Das Feuern des rechten Flügels stellt der Berichterſtatter so
dar, als sei nach dem Schießen des Pelotons die vorgerückte Ab-
theilung des rechten Flügels von mehrcren Seiten mit Steinwürfen,
Stöck.n und Hiebern angefallen worden, so daß sie ſich durch Schie-
hen aus ihrer Bedrängniß habe befreien müssen. Auch dies eine
freche Lüge. Wir hörten die Salven in unmittelbarer Aufeinander-
folge im Augenblick, wo diese Abtheilung ihre Stellung auf der
Promenade einnahm , fallen; nur ein Moment verſtrich zwischen
ute Wo blieb da Zeit zu einem Volksanfalle, wie er ihn be-

reibt?

Wenn endlich der Berichterſtatter davon spricht, das Fertig-
machen der Schützen sei „von anscheinend guter, wenn auch nicht
nachhaltiger Wirkung gewesen-,, und das Todtschießen habe „die er-
forderliche Achtung vor der bewaffneten Macht zu Stande gebracht-.,
ſo sind auch dieſes Lügen. Das Fertigmachen hat, wie schon ge-
sagt, vom Volke schwerlich bemerkt werdcn können.

Die Wahrbeit iſt: einzelne Menſchen schrien, einzelne Menschen
pfiffen, vorzüglich wurde gelärmt an einer Gaslaterne, wo wir
beim Vorüberſchreiten eine Merge Gaſsſenjuugen gesehen hatten, und
dort wurden auch die Gläser einer Laterne zerschlagen. Das Ge-
schrei der Einzelnen bli.b in gleicher Stärke nach dem Fertigmachen
zum Schießen. Dann schossen die Soldaten in die Menge, welche
wir Communalgardiſten, so eben unangefochten durchzogen hatten.
Hierauf wurde es eine Minute ruhig und dann erhob sich das wilde
Gebrüll der Entrüſtung.

Das ist unsere Aussage vor dem ganzen deutschen Volke, die
außer uns eine Menge Augenzeugen zu bekräftigen bereit sind.

Wir alle ſind friedlich geſinnte Bürger, Freunde der Ordnung
und der Ruhe. Wir alle tragen Abscheu vor solchem Scandal, wie
ihn der Pöbel trieb. Unser Streben aber gilt der Wahrheit. Un-
ser Wunsch iſt Gerechtigkeit! Drum muthe uns Niemand zu, wie
jener Verläumder unsercr Stadt, daß wir unsern „ei g e n e n Au-
gen mißtrauen“ sollen.

der Communalgardiſten, beſtehend aus:
1 Hauptman, :
3 Zugführer,
4 Rottmeiſter,
37 Gardiſten.
| Deutſchland.

* Mannheim, 13. Sept. Die Hamb. Börscnhalle berichtet
aus Berlin: Aus Karlsruhe sind neuerdings Berichte eingegangen
von Seiten des preußiſchen Commiſſars, Hrn. Pochhammer. Der-
jelbe bittet um weitere Inftructionen, indem die von der Rezierung

Voraus genehmigte Crhöhung des Twiſtzo lle s bis auf 4 Thtr.
den übrigen Bereinsſtaaten nicht genüge, sie vielmehr cinen Sag
auf 6 Thylr. verlangen. Herr von Röyne iſt deshalb auch



führt, denn der Zweck heiligt ja das Mittel.

nach Potsdam beschieden worden, um sein Votum abzugeben. Man

glaubt übrigens , daß die Entscheidung ein Compromiß auf 5 Thlr.
in Vorschlag bringen werde, wornach Preußen einen Thaler zugibt
und die andern Staaten einen Thaler aufgeben. Dies wäre gegen
den frühern Satz von 2 Rihlr. doch jedenfalls eine der Rede werthe
Erhöhung.

h "V:: Weser - Ztg. bringt folgende, auch anderwärts anwend-
bare Bemerkungen: -Die Ultro .tanen haben wieder ein neues
Mittelchen zur Förderung ihrer Pläne auegesonnen. Wie ste mit den
Reliquien: Ausstellungen, Wallfahrten und Prozeſſionen auf die Menge
wirken können, haben sie zur Genüge erprobt; doch wie ein guter
Feldherr seine Munition nicht gleich in der erſten Hitze des Gefechts
verſchießen läßt, so haben auch sie immer neue in Bereitſchaft. ~
So bat ſich neuerdings in dem „ Weſtphälisſchen Merkur"
eine Batterie aufgepflanzt, welche von Breslau aus die getreuen

Katholiken rer westlichen Provinzen in Allarm zu segen verſucht. ~

Seit cinigen Wochen ertönt in dem genannten Blatte fortwährend
der Schreckensruf: Hört, ibr Katholiken, eure Glaubensbrüder in
Schlesten sind in höchſter Noth und Drangsal, ihre geweihten Priester
und Diener des Herrn find selbſt in der Haupl!ſtadt der Provinz nicht
einmal des Lebeus sicher, laſſen se sich auf den Straßen sehen, ſo
müſsen sie befürchten von dem Pöbel zerriſſen oder in die Oder ge-
worfen zu wcrden! –~ Es braucht natürlich nicht erſt der Versiche-
rung, daß man hier eben so weuig an solche Greuelthaten denkt, als
ſie in München geschehen könnten, auch iſt es gar nicht der Breslauer
Corresſpondenten-Geſellſchaft Absicht, hiesige Zuftände zu schildern, Bei-
träge zur Geschichte der Gegenwart zu liefern, sondern ihr Zweck iſt
nur, die kath oliſchen Rheinprovinzen zu fanatisiren, und
dazu haben sie gerade dieses Mittelchen für gut befunden, und, gleich-
viel ob recht oder unrecht, sie roenden es an, wenn es nur zum Ziele

: Aus dem Unterrheinkreiſe. Der Verein der großher-
zoglich badischen Notare hielt seine 4. Generalverſammlung am 7.
d. M. zu Heidelberg ab. Von den vielen Mitgliedern sind jetoch
nur 33 erſchienen. Die Berſammlung war alſso nicht so zahlreich,
wie die Wichtigkeit und Folgen der zum Vortrag gekommenen Ge-
genſtänte erwarten laſſen.

Indiſsen fühlen wir uns hier zu dem Ausdrucke der öffentlichen
Anerkennung des Cifers und der Thätigkeit des Bereins-Direktors,
womit er seit mehreren Jahren die Geschäfte leitete, um so dringen-
der aufgefordert, als mit diesem Ehrenamte keinerlei Belohnung ver-
bunten iſt, sondern blos der Erſatz für no thw e ndige Auslagen

eleiſtet wird.

§ Es iſt insbesondere tes Umstandes rühmend zu erwähnen , daß
sich aus den alljährlichen Beiträgi n der Vereinsmitgliedern ein Ueber-
schuß von 1600 fl. gesammelt hat. Hiernächſt wurde auf den An-
trag eines anwesenden Mitgliedes beschloſſen, sowohl dem Vereins-
Direktor als auch dem Redakteur des Notariats- Blattes einen ſilber-
nen Pokal aus den V ereinsg el der n zu spenden, als Zeichen eh-
render Anerkennung der Leifiungen, welche sie in ihren Ehren-Aem-
tern bisher bethätigt haben!

Die Versammlung, wenn auch an Zahl gering, glaubte hicrbei
im Sinne aller Mitglicder, oder wenigstens der Mehrzahl derselben
zu handeln, allein jetzt will verlauten, daß in Rücksicht der Beſtim-
mungen der Statuten und in Betracht der Nothwendigkeit der Unter-
ſtützung kranker und dürftiger Disrikts Notare, Direktor und Redak-
teur die Absîcht zu erkenzen gegeben haben, daß die für die Pokale
beſtimmten Summen der Bereinsgelder zur Unterftützung nothleidender
Mitglieder verwendet werden möchten.

Indem also die Versammlung ihre Vorfteher zu ehren suchte,
ebrt diese in gleichem, wo nicht in höherem Grade ihr edelmüthiges
Verzichten auf Gaben aus der Vereirsfasſse, die, wie man sagt , oh-
nehin von Manchem für fstatutenwidrig gehalten werden.

* Bretten, im September. Vor einiger Zeit kamen Bilder-
händler hier an und boten Luther's, Calvin's und anderer Refor-
matoren, auch Ronge's und Czersky's und Blum's Porträte zum
Verkauf an. Der biesige, friedlicbende Amtsvorstand untersagte je-
doch den Verkauf der Bilder von Ronge, Czerskh und Blum,

welche man selbſt in Karlsruhe faſt bei jedem Buchhändler zum


 
Annotationen