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Mannheimer Abendzeitung — 1845

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No. 87 - No. 116 (1. April - 30. April)
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Sonntag

20. April

und Geld erbittet man
ranco.

1845







Deutſchland.
4- Tauberbiſchofsheim im April. Die begonnenen Arbeiten inden

Weinbergen liefern die traurige Gewißheit, daß die Reben größten- .

theils durch die Strenge des Winters, selbſt unter ſchützender Erd-
decke, ersroren sind, die wenigen erhaltenen, ihre Rettung der günſti-
gen Lage dankend, sind nicht im Stande der Hoffnung freundliches
Lächeln zu beleben. Wahrhaft unsere Lage wird immer trüber und
trauriger dadurch, daß auch der ſchärfſte Blick keine rettende Quelle
vom eignen Lande erſpäht. Daher wenden sich Tausende in trügeri-
scher Hoffnung nach Bayern, im Lotto zu München, Regensburg oder
Nürnberg Hülfe suchend, nicht achtend, daß die fich alle 10 Tage
regelmäßig wiederholende Ziehung das Leichenbegängniß unseres
Wohlstandes bildet, den das offene Grab zu verschlingen droht.
Von den unendlich vielen Hundert-Tausenden die schon verbaut und noch
verbaut werden, hat unsere ganze Gegend keinen Kreuzer gesehen.
Wir erkennen die Nothwendigkeit dieser Bauten an, ja wir gönnen
ſelbſt die verſchwenderiſche Pracht derselben unsern durch günſtige
Lage bevorzugten ~ Mitbürgern und freuen uns ihrer glücklichen
Zukunft. Aber die Beſteuerungsgleichheit allein mit ihnen macht uns
wahrlich nicht zufrieden; es kann nicht übel gedeutet werden, wenn
unſere Wünsche – Worte bildend — laut aussprechen: die hohe
Staatsregierung möge auch für uns ~- va wir keine Stiefkinder
sind + endlich einmal väterlich sorgen; zwischen Hoffnung und Furcht
schwebend, erwartet man die Beſtimmung des Sites des Strafgerichts.
Vage und Gerechtigkeit spricht für Bischofsheim. Vertrauungsvoll
sehen wir der Besichtigungs-Commission entgegen, neues Leben oder
volles Verderben uns bringend.

Freiburg. 13. Axpril. (Oberrh... Z.). „Heute conſtituirte ſich
in hieſiger evangeliſcher Gemeinde ein Ortsverein für Ausbreitung
des Chriſtenthums unter den Heiden (! 1J, der bereits über 100 Mit-
glieder zähl. Zum Vorsſtande wurde Fabrikant Carl Met, Abge-
ordneter der zweiten Kammer, gewählt.

d#t Vom Main, 17. Apyril. Der bekannte Verfaſſer des
„Protestantismus in seiner tiefsten Erniedrigung-1 bat eine neue Bro-
ſchüre gegen den fingirten Hauptreformator im Königreiche Baiern,
gegen die deutschen Katholiken und blutdürſtigen Liberalen, die er
mit Jenen für ganz identisch erklärt, durch einige Kloſterleute,
welche die ihnen geſtattete Poſtfreiheit zum Ausstreuen von Flugschrif-
ten benüten, vom Stapel laufen laſſen. Ob diese Schrift einer
Widerlegung oder nur Erwähnung werth, darüber möge der Umstand
entscheiden, daß sie schon auf der erſten Seite ~ unglaublich aber
wahr! + folgende Stelle enthält: Herr L. und seine Sinnverwand-
ten hätten mit den übrigen Merſchen nur noch die menſchliche Gestalt
gemein, und seien bezüglich ihrer Denkungsart und Lebensweise schon
längt „unter die unterſten Klassen des Walduviehes" her-
abgeſunken. Wenn Geistliche eine so!che Sprache sprechen, in wel-
cher drückt sich denn dann die unterſte Klaſſe des Pöbels aus ?! Wenn
die Angegriffenen, welche besoffene Spitalnarren, hungerige Stümper,
Lümmel, Ochsen u. s. w. in dieser Broſchüre gesſcholten werden, der
öffentlichen Meinung Gehör geben wollen, so schweigen sie zu solcher
Gemeinheit ihrer Gegner. Es scheint aber, daß die gereitzte Leiden-
ſchaft nur in der gänzlichen Entblöſung jenes nichts weniger als sit«
tenreinen Zeloten ihre Genugthuung suchen wolle. Mögen die Schwer-
bcleidigten wenigstens den Grundsatz . Nil humani a me alienum
esse puto nicht außer Acht laſſen und dem Erziehungsmangel, Kör-
kt; M Seelenleiden über verfehlten Beruf u. s. w. einige Nach-
êcht tragen.

_ Görlitz, 12. April. (D. A. Z.) Hr. Ronge leitete geſtern
die erſte Gottesdienftfeier der hiesigen deutsch-katholiſchen Gemeinde.
Wir glauben der Wahrheit nah zu bleiben, wenn wir die Zohl der
in der Dreifaltigkeitskirche verſammelt gewesenen Personen auf 4000 an-
ſchlagen; Hundert ſtanden indeſſen noch vor den Thüren. Zum Thema
der Predigt hatte Hr. Ronge aus der 1. Epiftel St. Pauli an die
Korinther Cap. 5 den 8 Vers gewählt: „Darum lasset uns Oſtern
Vahr ſtcht in Bosheit und Schalkheit, sondern in Lauterkeit und
eit. . §..

Breslan, 11. April. Die „Schleſs. Ztg." legt Gewicht kar-
auf, daß die Stände von Preußen, Poſen und Schlesien die einge-
rtichten Bitiſchriften um Preßfreiheit (gleich dem rheinischen

Landtage) zu den ihrigen gemacht haben. In Poſen herrschte Ein-
ſtimmigkeit, in Preußen beinah Einstimmigkeit, in Schesien stimm-
ten 55 gegen 24. Für Beibehaltung der Censur erhob sich aber auch
in Breslau nicht eine einzige Stimme. Das iſt, ſagt die ge-
nannte Zeitung, bedeutungsvoll: in der ganzen Versammlung tritt
nicht ein Einziger auf, welcher die Censur vertheidigt. Das iſt das
Gericht, welches die öffentliche Meinung ftillſchweigend über dieſes
Institut ausspricht, und dieses Stillschweigen iſt beredter, als wenn
die glänzendſten Reden gegen die Cenſur gehalten worden wären. Wir
wollen in diesem Punkte nicht anders handeln, als der Landtag, und
legen uns freiwillig dasselbe Stillſchweigen auf. Nur darüber sprechen
wir noch unsere Freude aus, daß der Landtag nicht auf die vorläu-
fige Milderung der Censur angetragen hat. Die Erfahrung hat näm-
lich hinlänglich gelehrt, daß eine solche Milderung eine Unmöglichkeit
iſt. Preußen hat betreffs der Censur der Theorie nach die freiſinnigſten
Verordnungen und Einrichtungen in ganz Deutschland; im Ober-Censur-
gerichte iſt eine Schranke gegen die ſubjective Meinung einzelner Cen-
soren gegeben, wie wir sie in anderen deutschen Staaten vergebens
suchen. In der Praxis aber stellt sich Alles anders; unge-
achtet dieser Cinrichtungen iſt die Cenſur wiederum so drückend geworden,
wie früher. Die Cenſur verträgt sich nicht mit einem so geistig be-
wegten und intelligenten Staate, wie Preußen; wer gegen diese geistige
Bewegung iſt, verlangt eine strengere Ausübung der Censur, und
diese läßt ſich leicht bewirken. Und wenn wir heute eine noch viel
freiſinnigere Censurverordnung erhielten ~ nach Verlauf eines Jahres
würden wir ihre Wirksamkeit vergebens suchen.

Königsberg, 9. April. (Königsb. Allg. Ztg.) Durch k.

Cabiaets-Ordre vom 22. v. M. iſt der, bisher dem stettiner Hafen
als Ausgleichung des Sundzolls gewährte Erlaß von 2'/,
pCt. des Eingangs- und Durchgangszolls der übersundischen Waaren
auf alle. andere Oſiseehäfen ausgedehnt worden.
. Berlin. Unsern Beamten ist auf's Neue eingesſchärft wor-
den, das Amtsgeheimniß in keiner Beziehung zu verletzten. + Der
Transport der hiesigen Gefangenen nach dem Arbeitshauſe und der
Charité geschieht seit einigen Tagen nicht mehr zu Fuß, sondern in
einem dicht verſchloſſenen Wagen, wo der Verbrecher weder vom Pub-
likum, noch dieſes von ihm gesehen werden kann.

Bielefeld, 11. April. (Aachn. Z.) Am 9. iſt der Lieute-
nant Windell wieder nach Minden versetzt worden. Von einer
weitern Folge, welche seine Hantlung gehabt hätte, weiß man bis
jetzt hier noch Nichts. Der Buchhändler Helmich iſt, nach mehr als
zwanzigtägiger Arbeitsunfähigkeit, so weit wieder hergestellt, daß er
in seinem Geſchäfte thätig sein kann.

* Die Geschichte, daß ein Maler Breslauer gefangen nach Si-
birien geschleppt worden sei, scheint erfunden. Hr. Breslauer soll
u ganz harmloſer Mensch sein und unangefochten in Warschau
eben. i

Thorn , 9. April. (Berl. Nachr.) Nachdem in einer Ber-
sammlung am 25. v. M. einige 50 Personen ihren Austritt aus der
r ömiſch-katholiſchen Kirche erklärt und sich zu einer apoſtoliſch-katholi-
schen Gemeinde unter Annahme des Schneidemühler Glaubensbekennt-
niſſes conſtituirt hatten, traf am 7. d. Abents der Pfarrer Czers ki
hier ein, um der neuen Gemeinde, die unterdefſen auf beinahe 200
Personen angewachsen war, die Weihe zu ertheilen. Bereitwillig war
ihr die evangelische Dreifaltigkeitskirche eingeräumt worden, in welcher
am 8. d. der erſte Gottesdienst stattfand. Das Auditorium mochte
ſich wohl auf 2000 Personen belaufen. Der Gottesdienst beſtand
aus Meſſe, Predigt und Abendmahl.

Stuttgart, 8. April. (D. A. Z.) Kaum daß eine in Tü-
bingen stattgehabte öffentliche Schlußverhandlung uns mit dem Trei-
ben einer förmlich organiſirten Falſchmünzerbande bekannt ge-
macht hat, iſt es der Wachsamkeit unserer ſtädtiſchen Behörde gelun-
gen, auch in Stuttgart eine Gesellschaft aufzuspüren, die aus Falſch-
münzerei einen Geschäftszweig gemacht. Preſſen, Modelle, Stempel rc.
wurden bereits aufgefunden und die Ueberführten in Criminalunter-
suchung gezogen.

Braunſchweig, 11. April. (Weser-Z.) Seit längerer Zeit
hat man die gerechteſten Klagen über die sehr schlechte und dabei
theuere hieſtge Str aßenbeleuchtung gehört. Jetzt geht ein eng-


 
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