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Mannheimer Abendzeitung — 1845

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No. 31 – No. 57 (1. Februar - 28. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44007#0191

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17. Februar



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ranco.

1845













Montag





5:1 Deutfchland.

. IC Aus Franken. Was der Berichterstatter im Schwäbi-
ſchen Merkur über G!asfabrikation und deren Schut sagt, iſt sehr
richtiz, und wird in den meiſten deutschen Bundesstaaten anwendbar
sein. Er irrt ſich aber sehr, wenn er hervorhebt, daß dicser Zweig
in Baiern eines besondern Schußzes geniche. Wie wenig Unter-
ſtütung für Fabriken im Allgemeinen sich bei uns findet, iſt hinläng-
lich bekannt, man geht von dem Grunisate aus, daß Baiern hier-
zu das produktive Land nicht sei, mehr wird der Ackerbau, die Land-
wirthſchaft gefördert, der Fabrikant abcr findet selten Anklaug. Daß an
den Unternehmer der Kriſtallfabrit in Thereſtcnthal 8500 Klafter
Holz für enorm billigen Preis aus Siaatswa!dungen conceſsionirt
worden, hatte wohl andere Gründe, theils iſt dort das Holz wirk-
lich sehr billig, theils aber hatten sehr einflußreiche Personen Aktien-
antheil an diesem Unternehmen; und doch wie weit iſt tie Fabrik da-
mit gediehen? Sie mußte fallires, und sieht ihrem Ende entgegen.
Die Gründe warum, wer kennt sies.

Daß in dem sog. baieriſchen Böhmen oder baierischen Wald die
Glasfabrikation, das beißt ein gewisser Zweig derselben, blübe, iſt
wahr, allein hier heißt die Beschätung: Privat - Eigenthum. Die
Besitzer der dortigen Fabriken haben meistens so viel Privatwald,
oder erhalten vermöge Vertrags mit den dortigen Aecligen, so viel
Holz um so geringe Preiſe, daß sie leicht beſtehen, und leicht arbei-
ten können. Und doch fängt die Fabrikation des sogenannten Tafel-
glaſes an, bedeutend Mangel an Absay zu leiden. Die belgischen,
sranzöſiſchen nnd theilweise rheir preußischen Fabriken, haben ihr ei-
nen großen Theil ihres Absatzes geraubt, einzelne Hütten haben die
Tafelglasfabrikation ganz aufgegeben, und fabriziren nur noch Hohlglas,
worin ſie freilich vermöge ihres Holzes, ihres Materials und ihrer
Arbeiter jeder Coneurrenz zu begegnen vermögen. Der Schuy liegt

hier in ihnen selbſt, in ihren eigen en Waldungen , in ihren Arbei-

iern, die ihre Unterthanen sind.

_ Bttrachten wir aber das übrige Baiern außer diesem Landesſtrich.
Wie wenige solcher Fabriken finden sich dort, und wo welche noch
ſind, wie kümmerlich iſt ihre Exiſtenz. Es fehlt ihnen der erſte Le-
bensbalſam, das billige Holz, Privatwaldungen gibt es wenige, und
aus den Staatswaldungen soll mit Nuten versteigert werden. Wer
aber kann bei einem Preiſe von 6, 7 ~ 8 fl. yr. Klafter fabrizi-
ren? Daher kommt es auch, daß wir, besonders in Franken, im-
mer mehr vom Auslande heziehen müſsen, unsere Fabriken, trotz ihres
Ruf's den sie früher hatten, können nicht mit andern concurriren,
ihre Preiſe ſtehen zu hoch, ihr Holz, ihre Arbeiter sind zu 1heuer,
und es bleibt ihnen keine andere Aussicht, als wenn nicht bald Un-
terſtüßung erfolgt, ihre Arbeiten einſtelen zu müssen. Hier hilft
nicht Geld, hier helfen nur Begünstigungen anderer Art.

; if Vom Mittelrhein, b. Febr. Die Triersſche Zeitung
schreibt: Die in Baden gedruckten, in allen Händen befindlichen
sogenannten r Beschlüſſe der Wiener Conferenzen von 1834 , ent-
halten zur Hälfte Beschlüſſe über die landſtändischen Verfassungen,
zur andern Hälfte über die Burschenschaft. Beide verdienen öffent-
liche Besprechung, die wir gern begännen, fürchteten wir nicht die
Nichterlaubniß des Drucks ?). – Was die Burſchensſchaft betrifft,
so war allerdings die Beſtimmung in ihrer Corſtitution, daß sie
' das Bild der werdenden Einheit des deutschen Volks sein solle ,

ein großer Anstoß, und wenn diese Beſtimmung auch 1816 keine
solche Bedeutung hatte, die sie ausdrückt, so bekam sie solche doch
durch die Ereigniſſe nach 1819. Aber vielleicht wissen die Regie-
rungen nicht, daß dieser Saß von Würzburg aus im Jahre 1821
geändert und von allen Burschenschaften angenommen wurde, so
daß die Bursſchenschaft aus dem revolutionären Verdachte heraus-
trat, und als solche gar keine Tendenz gegen die Staaten enthielt,
wenn auch einzelne Burschenschaften solche behielten, welche ohnehin
schwer dafür büßten. Ohnehin iſt durch die Tendenz der Zeit, und
seit der Nothwendigkeit für Deutschland, den Anmasſungen des

Auslandes, die wir in der Behandlung der Schleswiger durch die

Dänen, der Belgier von Seite der Franzosen, des Handels von

Seite der Engländer, Holländer und Ruſſen sehen, entgegrnzutreten,

ein ganz anderer Geiſt in Deutſchlaud mit Friedrich Wilhelm IV.

%) Warum ? (A. d. Rev. d, Trier Ztg.) s

aufgetreten, und der Zollverein verdankt dieſ.er g’itizen M1 h
Deutschland als Ganzes zu betrachten, bei Allen seine Billigung,
welche nicht ängstlich und nach Procenten rechnen. Daß die Ju-
gend nicht davon frei bleiben kann, besonders da sie wärmer das
Patriotiſche auffaßt, iſt natürlich. Es iſt faſt Iéder jetzt ein grö-
ßerer Burschenschafter, als 1820 die besten der Studentenz jeder
fühlt sich als Glied des Volks von 45 Millionen Menschen, von
denen 5 in Amerika Icben; alle halten ſich verpflichtet, für es zu
lun zu leben und zu wirken, ~~ wollte die Burschenschaft
mchr? .

f us Dresdeu ſchreiben die Sächſiſche Vaterlandsblätter unter
Andern: Rirgends klagt man mehr über Theilnahmloſigkeit der
Bürger an den städtischen Angelegenheiten, als hier. In Leipzig ha-
ben bei den lezten Wahlmännerwahlen nicht die H ä lf te der Bür-
ger gestimmt, in Dresden kaum zwei Drittveile. Wo ſind die Urſa-
<en tieſes Uebels? Wo die Heilmittel? Wir finden jene theils in
der geringen Machtvollkommenheit der Stadtverordneten, die der
ganzen Theilnahme der Bürgerschaft an den ſtädtischen Angelegen-
heiten eine zu geringe Wichtigkeit beilegt, theils aber und am aller-
meiſten in der höchſt fehlerhaften Verhandlungs weise
der Stadtverordneten, wenigstens der in der größten Stadt des
Landes, in Dresten. Gewiß, Niemand kann mehr berufen sein in
öffentlicher Tugend der Bürgerſchast voranzuleuchten, als die Männer,
die das Vertrauen derselben an ihre Spitze geſtellt hat. Niemand
kann aber auch b efäh ig ter sein, den Sinn für öffentliches Wirken
zu beleben, als die Versammlung cben dieser Männer. Müßte eine
von jenem echten Geiſte parlamentarischen Wirkens durchdrungene
Versammlung nicht den s <lag end en Beweis liefern, daß gemein-
schaftliche Angelegenbeiten auch nur gemeinschaftlich besorgt werden-
können und daß dies eine ſo erhabene als erhebende Be-
ſtimmung des Bürgers iſt?! Aber leider, von dem ist wenig bei
den Dresdner Stadtverordneten zu finden. Denn diese halten nicht
einmal die äußere parlamentarische Form für nöthig, so unmöglich
es scheint, daß 60 Männer ohne diese über eine Angelegenheit ge-
hörig verhandeln, das Für und Wider gehörig erwägen können. Es
iſt nicht zu viel gesagt: man wird aber auf der Tribüne der Dres-
dener Stadtverordneten mitunter an den polniſchen Reichetag erin-
nert, namentlich, wenn im Eifer der Verhantlung Vier, Fünf und
mehr zu gleicher Zeit reden. Gegens-itiges Unterbrechen iſt hier an
der Tagesordnung. Bei Berathung über einen umfassenderen Gegen-
stand halten sich die Redner viel zu wenig an die einzelnen Theile
und mengen Eins ins Andere, ja noch jüngſt wurde über einen An-
trag eine halbe Stunde gesprochen, ehe er zur Unterſtügung gebracht
wurde, wo es sich denn fand, daß er gar nicht hätte zur Verhand-
lung kommen sollen, denn es unterſtütten ihn nur 4 Stimmen. Wie
soll bei solcher Berathungsweise ſich Jeder eine Meinung bilden?
Oder läuft nicht der, der wobhlweielich ſich vorher eine gebild:t hatte,
eher Gefahr, sie in der Versammlung wirder zu verlieren? Und
dennoch giebt es so viel „Stutirte.. unter den Stadtverordneten, denen
doch Unbekanntschaft mit ten Gesetzen einer parlamentarischen Ver-
handlungsweise nicht sollte vorgeworfen werden können. Diese trifft
deßwegen unser Tadel auch am meiſten. Dem ſchüchternen Bürger,
der vielleicht deßwegen nur nicht ſpricht, weil er fürchtet, von einem
gewandteren Reduer, der das große Wort führt, diktatorisch unter-
brochen zu w rden, iſt es weniger anzurechnen. Einmal indessen ha-
ben die Dresdner Stadtverordneten ten Beweis geliefert, rtaß sie
wirklich parlamentarisch verhandeln können; bei der Berathung über
die beantragte Abtretung der städtischen Gerichtsbarkeit an den Staat.
Es fehlt alſo nicht an den Kräfte n. Oder sollte man etwa mei-
nen, daß bei weniger wichtigen Angelegenveiten auch weniger geord-
nete Berathungen eintreten könnten, da würde man gewaltig irren.
Denn höchſtens die Dauer der Berathung kann davon abhänc en,
gewiß nicht die Ortnung. Es ist überhaupt hier nicht die Rede von
einer äng ſtlich-pedantiſchen und steifen Ordnung. Nein,
dadurch üßte die Lebhaftigkeit der Vervandlung leiden, aber g e -
hörige Eintheilung des zu berathenden Gegenstandes
und Redesreiheit für Je d en, ohne deßhalv kurze Brrichtigungen und
das Recht des Vorstandes, die Redner zurechtzuweisen, auszuschließen,
das verlangen wir um so entſchiedener. Nur dann und wenn die
 
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