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Mannheimer Abendzeitung — 1845

DOI Kapitel:
No. 58 - No. 86 (1. März - 31. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44007#0357

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.. tion Auskunft zu ertheilen
YE hat, die Zeile oder deren

î_ Raum 4 kr. — Briefe
und Get erbittet man

ranco.



Freitag

28. März

1845.





Deutſchland.

* Mannheim, 27. März. Die ſchleſiſchen Blätter bringen
jetzt gleichfalls Rachrichten von einer angeblichen Verbindung zur
gewaltsamen Einführung einer Conſtitution, wie die nach-
ſtehenden Artikel zeigen. Auch bestätigt die „Aachener Zig. , was
wir nach der „Weser-Ztg.«- von den Aeußerungen des Oberpräſiden-

ten von Schlesien brrichicten, doch fügt der wie es scheint sehr wohl-

unterrichtete Correspondent der „Aach. Ztg." Folgendes bei :

„Daß man dieser ganzen Sache eine bedeutende Wichtigkeit bei-
legt, erhellt noch daraus, daß vorgeſtern und gestern einige Deta-
schements Militär in Breslau auf die Hauptwache consiznirt wurden.
Wer die Verhältnisse genauer kennt, muß zu der Annahme geführt werden,
daß hier eine Mystification im Spicle iſt. Hr. Schlöffel iſt Jedem
und mir selbſt als ein Mann bekannt, der zwar für den Fortschritt,
aber nur den streng gesetzlichen iſt. Die Achtung des Gesetzes iſt o-
gar eines der hervorſtechendſten Merkmale im Charakter des Hrn.

Schlöffel. Hoffentlich werden die fortgesetzten Untersuchungen ein

für die Angeklagten günſliges Resultat liefern, wie dieses auch gestern
von einem hiesigen hochgeſtellten Beamten bereits angedeutet wurde.
Mit enischiedener Indignation spricht man von den ... Verſchwö-
f!!! her taften und .... Entdeckung en im Fache der Ge-
heimbünderein.. . –© +

Die Nachrichten der schlesischen Blätter lauten :

„Hirſchberg, 18. März. (Hirſchb. B.) In der Nacht vom 13.
zum 14. erschien unerwartet ein Commiſſsarius des Miniſteriums
des Innern mit dem Kreissecretär bei unſerm Bürgermeiſter und als-
bald begaben sich die Herren in mehrere Schlitten, welche unter Be-
gleitung von Gensdarmerie und städtischen Polizeibeamten auf der
Straße nach Hermsdorf abfuhren. Daſelbſt kamen noch mehrere
requirirte Beamte, wobei der Bürgermeiſlter aus Schmiedeberg, an.
Nachdem daſelbſt die Versammelten die nöthigen Inſtructionen emp-
fangen, verließen alle Hermsdorf in Begleitung des Cammeraldirec-
tors. Es wurden zu Warmbrunn bei einem Buchbinder Nachsſuchun-
gen nach verbotenen Schriften gehalten, zu Heriſchdorf, Arnsdorf,
Hartau, Schilvau, bei Personen der arbeitenden Klaſſe Nachsuchun-
gen angestellt, deßgleichen Verhaftungen v ollzogen, und auch
in der Eichberger Papierfabrik bei Herrn Schlöffel, der ſich persön-
lich zu Breslau befand, eine sehr genaue Hausſuchung veranlaßt und
ſeine Papiere versiegelt.. Noch ſchloß der 14. März mit einem
schmerzliche Theilnahme erregenden Act: - Abends wurde Herr
Lehrer Wander verhaftet. ~ Am 15. kam auch der Chefprä-
ſident der k. Regierung zu Liegnitz, v. Witzleben, hierselbſt an. Die
Bürger, brunruhigt durch diese Vorgänge, beſchloſſen, veranlaßt durch
unsern Bürgermeiſter, eine Deputation von 7 Bürgern an denselben

Habgzuſenden, welche der Präſident am 16. früh aufs Freundlichſte emp-

fing. Derselbe versicherte iynen nach gehaltenem Vortrage, daß nicht
die geringsten Zweifel über die Geſinnungen der Bewohner der Stadt
Hirſchberg obwalteten, da ß die neueſten Vorgänge in gar
keiner Beziehung mit den Bürgerverſammlungen ſtän-
den, welche überdies nur einstweilen hätten eingeſtellt werden müſſen,
bis die Statuten des Vereins vorlägen und genehmigt sein würden.
Am 17. hatte Herr Wander Nathmittags ein Verhör und nach Be-
endiguug deſſelben wurde der wackere Lehrer aus dem Personalarreſt
entlassen. — Noch weilt heute der Herr Präſident hier.
. vHBreslau, 21. März. (Schleſ. 3.1) Im Hirschberger Thal iſt
in den lezten Wochen eine auf gewaltsamen Umsturz der staatli-
chen und geselſschaftlichen Verhältnisse gerichtete Verbindung entdeckt
worden. Die bisher bezüchtigten, durch communiſtiſche Irrlehren
verführten Theilnehmer, von denen einige nach vorliegenden Angaben
sogar durch einen Eid verbunden ſind, gehören den „untern“ Klaſſen
an. Von einigen derselben ſind bereits Geſtändniſſe abgelegt. Ein
bei Hivſchberg ansässiger Mann gedildeten Standes, welcher von ei-
nem geſtändigen Theilnehmer als Urheber bezeichnet wird, iſt nach

der in Breslau erfolgten Verhaftung heute nach Liegnitz abgeführt
worden. Die übrigen Verhafteten befinden ſich vorläufig noch in

Hirschberg und Hermsdorf. Die Untersuchung, als gegen H och v er-
ra th gerichtet, gebührt dem Kammergerichie, iſt von diesem beschlos-
t die Unterſuchungécommiſsion iſt bereits in der Provinz ein-



Breslau, 12. März. (Köln. Z.) In der ſechsundzwanzig-
ſten Sitzung vom 10. März erfolgte der Vortrag des erſten Aus-
ſchuſſes über ſieben Petitionen um vermehrte Vertretung der Städte
ſur Landgemeinden und besondere Vertretung der Induſtrie auf den
andtagen.

t: Nach dieser Debatte kamen folgende Fragen zur Ab-
immung :

1) Sollen die städt. schen Deputirten vermehrt werden?
A2 Stimmen dafür, 41 Stimmen dagegen. Die erſteren beſtehen
aus den gesammten Ständen der Städte und Landgemeinden, die
letzteren aus dem Fürſten- und Ritterſtande. 2) Sollen tie Depu-
tirten der Landgemeinten vermehrt werden? Die Abstimmung ergab
genau das vorige Verhältniß. 3) Soll im Intereſſe der Induſtrie
der Handels- und Jabrikenſtand künftig Vertretung finden? 38 Stim-
men dafür, 45 dagegen. 4) Soll in den Städten ein fünfjähriger
Besitſſtand, anstatt des bisher erforderlichen zehnjährigen, zur Wähl-
barkeit genügen? durch überwiegende Stimmenmehrheit angenommen.
5) Soll in den Städten die Qualification als Gewerbetreibender für
die Wählbarkeit wegfallen? überwiegend argenommen. 6) Soll in
den Städten die Qualification als Angeseſſener für die Wählbarkeit
wegfallen? einstimmig verworfen.

Stettin, 14. März. (Stett. Z.) In der 24. Situng des
Landtags kam auch die 17. Petition zur Berathung, dahin gerichtet,
daß des Königs Maj. gebeten werde, „den Ständen den vielfältig
verheißenen hiſtoriſchen Boden dadurch zu verleihen, daß den allge-
meinen, von demſelben in Aussicht geſlellrn Ausſchüſſen die
Etats über die Einnahme und Ausgabe des Staats zur Begutcha-
tung vorgelegt und die wirkliche Verwendung der Einnahme mitge-
theilt werde." Der Petitionär weist zur Begründung dieses Antrazs
zunächſt darauf hin, daß das Recht der Steuerbewilligung und
Steuercontrole an und für ſich eine der weſsenttichflen ſtändischen At-
tributionen sei, und hält es um so mehr für gerechtfertigt, einen An-
trag an den König zu richten, als bereits der selige König in der
Verordnung über die Finanzen des Staats vom 17. Januar 1820
die Verpflichtung anerkannt habe, das Volk in vollſtändige
Kenntniß des wahren Zuſtandes der Finanzen zu segen,
auch durch die Begutachtung der Stände der König erſt in den
Stand gesetzt werde, eine begründete Entscheidung über die Finanzen
zu fällen, während derſ.lbe jetzt gezwungen sei, dieß auf die ein-
seitigen Anträge der Behörden zu thun.

Das Gutachten des Ausſchuſſes über diese Petition ging im
Wesentlichen dahin: Es müsse anerkannt werden, daß das Recht,
bei Feſtſtelung der Contributionsetats mitzuwirken, auch den pom-
merſchen Ständen, wie denen der übrigen öſtlichen Provinzen des
Staats, bis zum Jahre 1809 wirklich zugeſtanden habe,

. und es insofern des hiſtoriſchen Bodens nicht entbehren würde, wenn

auch jetzt wieder eine Controle der Steuerverwaltung des Staats
zugeſtanden würde. Man dürfe ſich auch ferner nicht verhehlen,
daß die Art, wie bisher von Seiten des Gouvernements die Ver-
öffentlichung der Steueretats erfolgt sei, nicht habe genügen können,
die durch die Verordnung vom 17. Januar 1820 verheißene voll-
sſtändige Kenntniß von dem wahren Zuſtande der Finanzen dem
Volke zu gewähren. Dessen ungeachtet habe der Ausschuß nicht der
Meinung sein können, daß der jetzige Moment geeignet ſei, eine
Petition, wie die vorliegende, an den Stufen des Thrones nieder-
zulegen. Die wiederholten Versicherungen und die unzwei-
deutigſten Zeichen sprächen dafür, daß des Königs Majeſtät die
fortschreitende Entwickelung der ständischen Verhältnisse sich sel b ſ
als eine dringende Aufgabe gestellt hätten, und es könne kaum
zweifelhaft sein, daß bei der Löſung derselben auch das Verhältniß
der Stände zu der Finanzverwaltung des Staats eine genügende
Berückſichtigung finden werde. Dies erwägend, scheine der Landtag
zu der vorliegenden Frage zur Zeit nur die Stellung „vertrauens-
vollen Erwartens - dcssen, was der König in Bezug auf dieselbe be-
ſchließgen und etwa zu gewähren für angemessen finden möchte,
einnehmen zu können, weßhalb denn auch der Petition für jetzt
keine Folge zu geben, vorgeschlagen werden müſſe. Diesem Aus-
ſchußgutachten. trat der Landtag einstimmig bei.

Berichtigung. Der Antrag, welchen die preußischen Pro-
vinzialſtände in ihrer zweiundzwanzigſten Sitzung vom 6. März an
den König gerichtet, (s. unsere Nr. 80), beansprucht eine gleiche


 
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