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Mannheimer Abendzeitung — 1845

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No. 329 - No. 358 (1. Dezember - 31. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44007#1495

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Abunnement mitvier-
tetjähr. Borausbezahlung

! : Mannheimer Abendz

Zeile in Petitschr
e Redak-

deren N
tion L:; zu ertheilen





eitung,.

eile oder deren
U:; Mc terer
Donnerstag 23. Dezember 1845.













> Mit dem erſten Januar 1846 beginnt ein neues haltjähriges Abonnement auf die
W ,.. ; Manuheimer Abendzeitung,
wozu wir freundlichst einladen, mit der Bitte, des richtigen Bezugs wegen die Beſtellungen möglichst bald zu machen.

Die Manuh eimer Abendzeitung erſcheint 1à g li ch rnd ven Ncujahr an aut fiarkem Lopier und mit deutlichfiem Drucke in
(Gr oß.Median-Format; der Preis derſclben ſammt ihren Beilagen, den - Rheinischen Blättern, und dem „Vadiſchen

Wolksſchulblatte“ bleibt unverändert.



Diplomen-Schacher.

Schon öfters iſt, wiewohl vergebens, der unwürdige Handel zur

Sprache gebracht worden, den einige deutſche Hochſctulen mit Dok-
tordiplemen treiben, ein Verfahren, das nur zu geeignet ift, die bis-
her urbiftrittenfien deutſchey Cigenſchaften, Retlichkeit und Gelehr-
samkeit, zu verdächtigen. Die Herren, welche tieſen Schacher trei-
ben, sollen bedenken, t aß sie nicht nur gegen die Chre Deutſchland's
und der deutſchcn Wiſſcnſchaft, ſondern auch gegen Die, welche auf
geſczmößige Weiſe rach den vorgeſchricbencnn Prüfungen pron ovirt
wurdin, cin ſchweres Unrecht begehen, indem Numard fich einbilden
kann, t aß ter an Aveländcr vaiſchlevderte Titel nicht auch an In-
länder verkauft werde. Noch immer wiederholen ſich, beſonters in
engliſchen Zeitungen, die darauf tezüglichen Anerbietungen, und ganz
vor Kurzem hat Dr. Forbes, gerade ein Mann, dir um Verbrei-
turg deutſcher W} nſchaſt in England ſich große Verdienſte erworben
hat, Folgertes tariber geschricbin : ,Tiele ingliſche Aerzte gehen auf
einige Monate noch Gi eß en oder Er langen, um ſich daher die
Doktortiplome zu holen, während minter Bemittelte ihre Zeugnisse
von Dr. Mac Cranmmin oder Hrn. GSrindflone mit 20 Guineen
eincm Uuterhäniler in Lorton üterſcrden, um mit umgehender
Poft von ſencn Hoch) < ulen zum Dofktor geſte mpeit
(dubbed) zu werden“’. ;

Noch weit ſchärfer hat sich kürzlich Dr. Malg ai gne vor den
Brvolmächtigtin ſömmtlichir Acrzte Frankriichs zu Paris ausgespro-
chen, und wir ſchen die Worte deſſclbcr, troy dir darin enthaltenen
Unnicbtigkciten und Uebartreibungin, nörtllich überſctzt hierher, weil
fie leider nur zu vici Wahres erthaltin: | Soll ich Ihnen von den
deuiſchen Hochſchulen reden und Ihnen ſagen, wie man in Deutsch-
land Dollor wu d? In Dertſctland gibt es eine Menge Univerſitä-
tenz einige, w-Iche gut sind, andere, r.ilche ſclechtcr ſind, als die
geringse franzöſiicke Sccurdärſchnle. Sie beflchen blos durch tie
Honciare ihrer Sutenten und sind oft genöthigt, noch zu andern
Hülfewmitteln zu greifen. Eints Togs bat eine wohlbekannte Univer-
fität, tie zu Gicßen, din großen Entſchli ß gefoßt, ihre Diplome um
50 Pi. Stirl. käuflich anzi biettn. Tie Hochſchule zu Würzburg
ift aufgehoben *), weil itre Diplome zu sehr in der Achturg geſunken
warin ,, so daß die tort Pron ovirten wegen ihrer Unwiſſcnheit nur
in cinzelncn Bezirken und in klanen Orten ausüben durften.,

„Noch cine muß ich Ihnen nennen, Marburg, welche noch
mchr 1hut, als die genannienz sie verſchickt ihre Dipl. me mit der
Fuhre orcr mit der Pofi, sogar an Weiber; wir haben Mad. Boi-
vin, die Hebc mme, ſich brüflen geſehen mit einm Diplome von Mar-
burg, obgleich ſie dort nie ein Cxamen bcfltanden hat.- Ñ

Gichßcn iſt von allen Sciten als ſchuldig genanrt norden, und
es ift bckarnt, taß in Franlfurt ein Lager von Diplemen titcſer
Hochſciule bifleht, taß engliſche L pcthekrr auf der Durchreiſe in einem
Tage tie ganze Angilegenhcit abg(macht haben. Nach Braofiicrn ſoll
der Handel am Elärlſien gchen, weil tort der dcuiſche Doltortitel
noch ſchr angeſehen iſt, n as bei dem j higen Vaifahren auch nicht
lange wehr taucrn wind. Iſt es den Regierungen Cinft, die Chre
ihrer Landes univerſtäten auſrccht zu erhalten, ſo körnen sie am Leich-



1 Q 1 . . . § . .

" F! ZU q !tes gro “um Juurſwrettai res keteriicer
tätenz sie sollten wegen rer Ueberzahl der Aerzte nicht ohne vorteriges
Abrathen Eludenten der Heilkunde aufkchmen. Dies wurde
von den französischen Zeitungen für ein Edließen der Hochſchulen ge-
halten; aber hat der Franzoſe Unrecht, wenn er mcint, eine Univerfi-
tät, die wit den , höctflen Chi en (summi honnores) der Wissenschaft‘
Handel treibt, verdiene Aufhebung ?

teften durch Verbot des sogenannten » in Abwesenheit Promoviren -:
dieſem Unwesen fteuern.; | (Herold.) : y



Deutſchland. l

+* Mannheim , 24. Dez. Blickt man auf die verschiedenen
Verhandlungen und Abſtimmungen unserer jeyt auf vierzehn Tage
getrennten 2. Kammer zurück, so dürfte die Regierung daraus zu
entnehmen haben, taß sie auf eiue entſchiedene Majorität gegen ſich
rechnen kann, sobald sie C1was unternehmen wollte, was den leidex
mchrfach versuchten und für ten Augentlick auch wohl turchgeführten po-
litiſchen und kuchlichin Rüclſchritt sanktioniren solle, und daß diese
Majorität immer kräftiger auftreten muß, sobald den Beschwerden,
die der Abg. Welcker in seiner Motien auf Ueberreichung einer
Adreſſe und Tie Abg. Matby tc. in ihrer Unterſtützung derselben dar-
gelegt haben, auf keine Weise abgeholfen werden sollte. Wir er-
warten t aher von der Regierung und insbesondere von dem Herrn
Präsidenten des Miniſtcriums des Innern, daß bis zum Wie-
derzuſammentritt der Stände nach den Ferien jene Beschwerden ei-
ncr genauen Prüfung unterworfen und nach solcher Prüfung dem
Volke turch die That bewiesen ſein werde, daß es der Regierung Ernſt
sei mit der Achtung der Rechte dcs Volkes, und daß die Vertreter
der Krone avch den Muth haben, den Widersachern dieser Rechte entge-
genzutreten, seien ſie Wer sie wollen. Wie schön würde hierdurch
der Weg getbahnt, die Streitfrage der „Adresse! zur allgemeinen
Zufriedinheit zu löſen und welchen günſt'gen Cindruck müßte die al-
lein würdige verfaſſunge mäßige Lösung dieser Frage auf alle
weitere Fragen ausüben ? Ja, wie mancher Conflikt würte dadurch
von Vornhercin beſeitigt werden! Iſt cs denn so schwer, gerecht zu sein?.

Btdenkt man denn nicht den Cifolg der noch aueflependen Wahlen,
durch welche die Opposition gewiß noch ger.inncn nirt ? Und hat
die Opposition turch tie ofsene Erklärung des Abg. Welck:r, er
werde den Miniſter Nebenius unterſtüten, wenn er die Zügel der
Regierung allein und verfaſſungemäßig ſühren wolle, nicht ihr enver-
söhnlichen Sinn bewicsen? j

Geriß, wenn der whigſte beſonnenſte Freund des Friedens diese
Fragen geniſſcenhaft unterſudi. t, er wird, wenn er nicht bloß die Ge-
walt, sondern auch tas Volk achtet und licht, wenn er kein Begün-
fliger der im Dunkcln schleichendeu, im Trüben fiſchcnden Machina-
tionen ift, zu dem Reſultat g-langen müssen, es sei für moralisch un-
möglich zu halten, daß, tie Rigicrurg die Zeit bis zum neuen Zu-
sammentritt ker Kammer unbcnützt laſſcn und dieser mit leeren Hän-
den entgegentreten werte, daß namentlich nicht Abhülfe geschehe den
bereits bikanrien großen und ſicher gerechten Besct werden.

§* Heidelberg, im Dez. Durch den Ausspruch der Kammer
hat nun cudlich einmal unsſcre Wahlbewegung ihr Ende erreicht und
es wird wohl auch nicht large mehr währen, bis ſich die perſönlichen
Jeindſcligkeiicn legen, welche durch sie angeregt norden find. Ein
großer Theil, der unterlegenen Partei hat bereits erkannt, daß er
ohne klare Einsicht gehantilt habe, und gibt seinen Fehler zu. Die
paar Mänrer aber, welche als Agitatoren die Maſſen aufzuftacheln
verſuckten, haben sich in dieſer Bewegung eincstheils abgenugt, an-
dariheils matt gimocht. Wir nollen damit indeß kcineewegs be-
harpien, daß bri r ächſter Gilegenheit dieſe Leute die Hände in den
Schccß legen werdin, nein dazu ſird uh\.re zumal zu herrſch- und
intrikirlufiig, flchen in zu au sg ezeichn et er Gunft und beſitzen von
Natur aus eine ſolch zähe Rührigkeit, taß sie, z. B. um ein letztes
Vort zu beharpten, nicht vor reiner Lüge, Verdrehung und sogax
Jälſchurg zurück < r >. n. Als Beleg datür, erinnere ich rur an die
Crilärung des Gimeirderath Klirgcl, gegenüber der Blechgeſchichte,
an die der Kan. mer mitgetheilten Actcn, den Kartoffclankauf betrcffend,

z
§;

Inserate regt: M, !
In


 
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