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Mannheimer Abendzeitung — 1845

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No. 146 - No. 175 (1. Juni - 30. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44007#0689

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_ genſtande die gehörige Aufmerksamkeit.
his 1842 enthielten eine Reihe von Aufsätzen, worin die Sache in
alen Beziehungen erörtert und beleuchtet wurde. Die untern Lan-

Abonnement mit vier-
telſähr. Vorausbezahlung ;
in Mannheim 1 fl. 15 kr, Fſſy4
durch die Poft bezogen im es
îdhanzen Großherzogthum „zy ..
Yaven 2 fl. 8 kr., im

Ausland erhöht fich das
Abonnement um den Poft-

. aufſehlag.

Donnerstag



19. Juni

Inseratediegeſpaltens
Zeile in Petitsſchrift odsr
: deren Raum 3 kr. Inss-
: rate, worüber die Redak-
.A. tion Auskunft zu ertheilen
I® hat, die Zeile oder deren
Raum 4 kr. – Briefe
und Ger erbittet man
ranco.

1845





Deutfſchland.

** Mannheim, 18. Juni. Wie wir so eben vernehmen, iſt
eine Deputation aus Köln hier eingetroffen, um den aus den
preußischen Staaten verwiesenen Hrn. v. Itzſtein und Hecker im
Ztazies einiger Hunderte Kölniſcher Bürger eine Adresse zu über-
reichen.

* Mannheim, im Juni. (Die Verbindung des Bo-
densees mit der badiſchen Hauptbahn.) In wenigen Wo-
chen soll die Bahnſtrecke von Offenburg bis Freiburg dem Betriebe
übergeben werden. Auch zwischen Freiburg und der Endstation bei
Baſel, schreiten die Arbeiten raſch vorwärts und mit Bchagen er-

î wartet Basel die Vortheile, welche anzunehmen es noch Umſtände

zu machen scheine. Lörrach würde sich unstreitig dankbarer bewie-
ſen haben. Während so die Landesbahn ihrer Vollendung entge-
gen geht, wird die Verbindung n.it Frankfurt über Friedrich s-
feld ungefähr zu gleicher Zeit fertig werden. Die Richtung der
Bahnverbindung mit Württemberg liegt noch im Streit. Es iſt
die Frage, ob der Verkehr, welcher bisher durch das Kinzigthal
nach dem Bodensee ging, etwas weiter unten oder oben von der
badischen Bahn nach einer Concurrenzſraße hinübergeleitet werden
soll; es iſt die Jrage, ob der weit größere Verkehr, den die Zukunft
für diese Richtung bringen muß, dem Oberlande bei Bruchsal oder
bei Durlach abgeschnitten werden ſoll; es iſt die Frage, ob Konſtanz,
ob die badischen Ufer des Bodensees über Bretten oder Pforzheim
brach gelegt werden sollen. Daß Bruchsal und Bretten, mit Mann-
heim im Hintergrunde, einerseits, daß Pforzheim, ſich auf Karlsruhe
stützend, anderseits , sich anstrengen, die Waage auf ihre Seite ſin-
ken zu machen, doß das Geuicht der Residenz stärker zieht, als
das Gewicht Mannheims, dies iſt eben so erklärlich, als es auf-
fallend erscheint, daß die Stimmen, welche früher die Interessen des
Seekreiſcs und eines großen Theils des Oberrheinkreiſes so gründ-
lich und lebhaft vertheidigt haben, jetzt, wo der entſcheidende Au-
genblick herannaht, ſich nicht mehr vernehmen lassen. Vielleicht hat
diese Erscheinung darin ihren Grund, daß die Eisenbahnvereine
im Seekreiſe im Stillen thätig sind, daß ſie den diplomatischen
Weg eingeſchlagen haben, um zu dem Ziele zu gelangen, welches
die öffentliche Darlegung der Gründe, wodurch die Nothwendigkeit
einer Fortsezung der badischen Ciſenbahn bis zum Bodensee über
allen Zweifel erhoben wird, nicht erreichen konnte. Muß man aber
auch annehmen, daß die Sache ſich ſo verhalte, so können doch
dem Erfolge jener stillen Bemühungen einige Worte nicht ſchaden,
die keinen andern Zweck haben, als auf die Bedeutung der Sache
und auf den großen Fehler weiteren Zeitverluſtes in derſelben auf-
merkſam zu machen.

. YAls im Jahre 1838 das Gesetz über die Erbauung einer Ei-
ſenbahn von Mannheim bis zur Schweizergrenze berathen wurde,
war man allgemein einverſtanden mit dem durch eine Petition aus
Konſtanz angeregten Commissions - Antrag : daß die Regierung die
Verzweigung durch das Kinzigthal nach Konstanz zur baldigen Ver-
wirklichung in reifliche Erwägung ziehen möge. – Fünf Jahre
später, im April 1843, übergaben die Eisenbahnvereine des See-
kreiſes und des Oberrheinkreises den Regierungen von Baden und
Schaffhausen eine Denfschrift, worin gebeten wurde, die Regierun-
gen möchten den Bahnzug von der oberen Ausmündung der badi-
schen Bahn über Schaffhauſen nach Konstanz genau untersuchen,
Plan - und Koſtenüberſchläge fertigen laſſen. Obgleich hier nicht
mehr auf baldige Verwirklichung gedrungen wurde, so war doch
in der Denkschrift nicht minder, wie in dem Berichte des Abg.
Hoffmann von 1838 und in den damaligen Verhandlungen, die
Dringlichkeit der Ausführung nachgewiesen. Eine Eisenbahn-
verbindung mit dem Bodensee iſt nothwendig: dieser Satz
ſtand fest. Hinsichtlich der Richtung, waren die Meinungen zwi-
ſchen der Kinzigthalſtraße und dem Zuge am Rhein hinauf ge-
theilt. ~ Auch die badische Tagespresse widmete dem wichtigen Ge-
Die Seeblätter von 1837

iuſug ir ht Catch, nesvegs grihgütn Ein ausfictihe:

heim eingeſendet, ſo wie auch der in Mannheim damals heraus-

gegebene „deutsche Poſtlillon- die Intereſſen des Oberlandes im Al-
gemeinen, und besonders auch in der Frage vertheidigte, ob der
Bau der großen Landesbahn auf allen Punkten gleichzeitig in An-
griff genommen werden solle. Kein Wunder, daß die Theilnahme
sich nicht auf die zunächſt berührten Gegenden beſchränktez es ist
hier eine Angelegenheit des ganzen Landes in Frage; um dies

klar zu machen, bedarf es nur einer kurzen Erinnerung an die be-

treffenden Verkehrsverhältnisse in allgemeinen Umrissen.

Die Güter, welche aus Oeſtreich, Italien und der öſtlichen
Schweiz den Bodensee aufsuchen, werden dort in wenigen Jahren
zu Lindau tine baieriſche, in Friedrichs h afen eine württembergi-
sche Bahn treffen, um je nach der Lage ihrer Beſtimmungsorte,
auf der einen oder auf der andern weiter zu gehen. Da ferner
die projektirte Baſel- Züricher- Bahn in Zürich nicht abbrechen, son-
dern vom entgegengesezten Ende des Züricher Sre's aus, den Bo-
densee (etwa bei Rorſchach) zu erreichen suchen wird, so können die-
jenigen Güter, welche vom Bodensee aus zu dem schiffbaren Rhein
gelangen sollen, dies auf der Schweizer- Seite bewirken. In Baſel
angekommen, können sie sich auch auf den Schienen am linken Ufer
fortbewegen, an deren Verlängerung bis zum Unterrhein nicht mehr
zu zweifeln iſte Auf der Clsäſſer Bahn werden sie dann mit den-
jenigen Zügen zusammentreffen, welche die nunmehr beſchloſſene Lyo-
ner Bahn vom Mittelmeere und der Rhone zu Land herbeiführen
wird, neben denen, die für dieselbe Richtung den Kanal vorziehen.

Die Erneuerung des alten, auf lange verloren gewesenen, Han.
delszuges nach dem Bodensee, wird durch verschiedene Umstände be-
begünstigt. Dahin gehört die Linie von Venedig .über Mailand

nach dem Comerſee, welche Oeſterreich als Staatsbahn erklärt
hat und bis zum Jahre 1850 vollendet haben wird ; die Städte
Oberitaliens und die öſtliche Schweiz werden nicht erman-
geln, dieser Straße mit einer andern vom Bodensee zum Splügen
entzegenzukommen. Hauptsächlich aber sind es die bevorſtehenden
Umgestaltungen in Egypten und der Levante, welche dem deut-
schen Handel Ersatz versprechen für den Schaden, den ihm die Ent-
deckung des Seewegs nach Oſtindien, und mehr noch die Vernach-
läsſigung seiner Seemacht und die Vernichtung seiner Slaatseinheit
verursacht haben. Was Oftindien über Egypten, was die Levante
nach den Häfen des adriatiſchen Meeres senden wird, was daneben
aus andern überseeiſchen Ländern die aufblühende öſterreichiſche
Handelsmarine eben dahin verbringt, davon wird ein großer Theil
den alten Weg nach dem Becken des Bodensees einschlagen, um
von dort weiter zu gelangen.

Die nämlichen Wege aber, welche die Waaren vom Bodensee
nordwärts führen, tie nämlichen und keine andern, werden den
Handelszug vom Norven her vermitteln. Was den Rhein herauf
oder von den nordischen Bahnen qufwärts kömmt und nach Öeſter-
reich, Oberitalien und der öſtlichen Schweiz beſtimmt iſt, wird bald
durch Württemberg, durch Baiern oder das linke Rheinufer entlang
ununterbrochene Schienengeleiſe bis zum Bodensee antreffen. Die
Gütermaſse, hauptsächlich an Rohstoffen und Colonialwaaren, welche
in dieser Richtung sich bewegt, iſt jeut schon sehr beträchtlich ; fie
wird noch weit bedeutender werden, und der Personenverkehr wird
kaum hinter der Frequenz irgend einer andern Richtung zurückbleiben.

Baden, deſſ.en Gebiet den Bodensee von dem Ausfluſse des
Rheines, unterhalb Konstanz nordöſtlich bis jenseits Meersburg um-
grenzt, V aden, welchcs außer dem Rheinthale noch eine Verbin-
dungsſtraße vom Ende des Ueberlinger Seearmes durch den Schwarz-
wald direkt mit dem Unterrheingebiete besitzt, Ba den hat von jeher
auf den ihm von der Natur zugewiesenen Antheil an dem gedachten
Verkehre mit Recht großen Werth gelegt. Es hat die Tranſitſtraße
von Mannheim bis Ludwigshafen (Sernatingen) durch Abgaberfrei-
heit begünſtigt, ehe man an den Zollverein und an Schienenwege
dachte. Es galt den Kampf mit der württembergischen Conceurrenz-
straße neckaraufwärts und vom obern Neckarthale nsch Friedrichsha-
fen am Bodensee. Seit die badische Bahn bis Offenburg dem Waga-
rentransport eröffnet iſt, hat der Verkehr nach dem Bodensee einen

lebhafteren Aufschwung genommen. Billige Frachten und Schnellig-
keit der Beförderung,

im Anfange freilich behindert durch Mängel


 
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