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Mannheimer Abendzeitung — 1845

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No. 87 - No. 116 (1. April - 30. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44007#0401

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. in Mannheim 1 fl. 15 kr.,

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teljähr. Vorausbezahlung
durch die Poſt bezogen im s

ganzen Grosberzogthun Z v uu yuuu
" Haden ? tl. 8 kr., im ,



Ausland erhöht sich das
. Abonnement um den Poft-

aufschlag.

Dienstag



8. April

Inseratediegeſspaltene
Zeile in Peiitfcheift oder
deren Raum 3 kr. Inse-
rate, worüber die Redak-
L.], tion Auskunft zu ertheilen

ID hat, die Zeile oder deren
Raum 4 kr. + Briefe
und "et. erbittet mar

aneo.

1845



.

* Mannheim, 7. April. Das Staats- und Regierungsblait
Nr. 9 enthält eine großh. Verfügung vom 31. März in Betreff der
ſubjektiven Organisation des Staatsraths. Die ordentlichen Mit-
glieder deſſelben sind hiernach: Staatsrath Wolff, zugleich mit
dem Vorsitz in der entscheidenden Abtheilung; Geheimer Rath
Dahmen, der VPräſident der Oberrechnungskammer Schippel,
O.-H.-G.-Vicekanzler Bekfk, Geh. Rath Vogel, Mitglied des Kriegs-
miniſteriums, Zolldirektor G o ß weil er; zu außerordentlichen Mit-
gliedern sind ernannt: Heofgerichtspräſident Ob kir c er, Geh. Le-
gationsrath Frhr. v. Mar ſchall, O. -H.-G.-Rath Tr efurt und
Hofgerichtsdirektor Litſchgi.

Aus dem Badiſchen. (Köln. Z.) Als Tag der Einführung
der neuen Grrichtsverfaſſung und Strafgesetze iſt, dem Vernehmen nach,
der 1. Jan. 1847 festgesetzt. Es geht demnach nicht ganz so schnell
als die Umgeſtaltung der französiſchen Verwaltung und Gerichtsver-
fasung unter der Leitung des Erſten Co n sul s Bonaparte, allein un-
sere meiſten Gerichts- und Verwaltungsbeamten sehen im Gegentzeil
. kaum die Möglichkeit, eine so große Maſſe von Schwicrigkeiten in,
der kurzen Zeit von zwei Jahren zu bewältigen. Die Bewegung im
Schooße der Beamtenhierarchie wird übrigens in den bürgerlichen
Kreiſen nicht getheill. Da hat man theils die nahe liegenden Folgen
des langen Winters und des hohen Waſſerſtandes, theils die Wie-
derbelebunz des Verkehrs zu Lande und zu Waſſer, den Beginn der
Eisenbahnbauten und andercr öffentlichen Arbeiten im Auge, theils
richtet ſich die Aufmerksamkeit auf die Heffnungen der Induftrie bei
dem bevorstehenden Zollcongreſſe und auf das Umſichgreifen der kirch-
lichen Bewegung. Man ſieht ein, daß die Angelegenhciten, welche
die wahren geistigen und materiellen Intereſſcn der Bürger betreffen,
nicht mehr von den Kanzleien zu erledigen ſind.

Freiburg im Breisgau. Brieflichen Nachrichten zufolge ſind
vier von den jungen Schweizern, die im perfloſſenen Winterhalb-
jaur an hieſiger Hochschule studirten und die erſt vor wenig Wochen
heimkchrten, unter den vor Luzern Gefallenen.

Honſtauz,
der Commandant der Luzerner Truppen, Oberſt v. Sonnenberg, 50
Personen ſtandrechtlich niederſchießen laſſen (?). (Freib. “13;

§ + Vom Nyein, 3. April. Dieser Tage iſt uns das Volks-
taschenbuch „ Vorwärts. zu Händen gekommen. Die Namen der
Herausgeber, Robert Blum und DHr. Friedrich Steger, so
wie die früheren Jahrgänge und Schicksale dieses trefflichen Buches,
ſind uns zum Voraus willkommene Bürgen für die Tendenz so wie
den Gehalt deſſelben. In einer Zeit, wo fo viele Unberufene ſich
in die großen Fragen der Zeit mischen und mit ihren politischen
Kannegießereien, die den Stempel ihrer compilirten Erbärmtichkeit
an der Stirne tragen, dem harthörigen deutschen Michel die Ohren
voll schreien, in einer Zeit, wo so viele jämmerliche Geister, sei es
nun im Leben oder der Literatur, den Namen der Freiheit zu Markte
tragen und den deutſchen Liberalismus nach Kräften auszubeuteln
ſuchen, wo es Männer gibt, die mit liberalen Schellenkappen und
einigem Hiſtrionentalent so lange in der Welt herumgaukeln, bis
man ihnen, des Lärmens müde, die Schellenkappe gegen einen Titel
und Gehalt abkauft, in einer Zeit endlich, wo man bei liberalen
Schmauſsereien jubkelnde Toaſte auf das Gedeihen deutscher Freiheit"
ausbringt und, kaum daß der Weindunft verraucht, wieder in tiefster
Unterthänigkeit und Demuth erſtirbt, da betrachten wir es als eine
erfreuliche hochwillkommene Erscheinung, wenn man freiſinnige, durch
That und Wort bekännte und ächt bewährte Männer an der Spitze

"s Buches erblickt, das, wie sein Titel ausdrückt, dem Volke ge-

"et iſt. Ein würdig gehaltener Artikel von Robert Blum „Ueber

Vorwärts. und die Censur“, diese beiden sich ewig meidenden
röffnet den 3. Jahrgang dieses Volkstaſchenbuchs. Ihm
n Cyclus politischer Gedichte von Deeg, Grahl, Hoffmann
"ſersleben, Carl Grün, Prutz, Ronge, Sallet, Wittig u. A.,
"m Berſten gehören, was wir in neuerer Zeit auf dem nun

Haren Felde der politiſchen- Poeſie begegneten. Von dem in

ufſat über die „Voltsſchule" der Gegenwart. An ihn ſchließt
refflicher Aufsat; Welckers über den „Staatsdienst rund die

rDie preuß. Provinziallandtage im Jahre 1841..

dennoch eine Macht erſter Größe dleiben soll.

3 Ayril. Nach megyreren Privatnachrichten bat.

Wirkung der Anfichten vom Staat auf denselben-,, so wie ferner eine
tj: Beleuchtung des geheimen Gerichtsverfahren, von Robert
Blum.

Der Raum dieser Spalten erlaubt uns nicht über jeden einzel-
nen Artikel dieses belehrenden und nicht ein dem Namen sondern
auch der Wirklichkeit nach dem Volke angehörenden
Buches zu erörtern und wir führen daher nur dieselben, wie ſie ihre
Reihe nach folgen, weiter an. Von Dr. Jachmann lesen wir
„Ueber die Nothwendigkeit einer Volksliteratur“, von Dr. C. Hagen
„Ueber das Verhältniß zwischen Fürſt und Volk,, von Florencourt
Dann folgen
Lebensbeschreibungen wadckerer freiſinniger Männerz den Reihen er-
öffnet „Die Leben sbeschreibung A. v. It stein's" von Pr. Fr.
Hecter. Dann folgt die von Johannes Ronge und Carl Todt. – >

Vom RNhein, 30. März. (Aach. Z.) Preußen iſt ein Mi-
litärſtaat, und muß es sein, wenn es bei seinem jetzigen Umfange
Aber es iſt dies nur
in ſo fern, als die Militärkraft in der ganzen Nation liegt, nicht
ein einzelnes Heer, sondern die ganze bewaffnete Nation dieſe Kraft
bilder, da nurx durch diesen allgemeinen Geiſt der Mangel der Masse
erſeßt werden kann. Darauf beruht unsere ganze Einrichtung, Jeder
iſt Soldat. Da aber die Bewaffnung n.ir im Kriege den eigentli-
chen Nuten bringt, so muß im Frieden die Intelligenz, die geistige
und materielle Thätigkeit nach allen Richtungen hin belebt werden,
damit die Mittel möglich werden, jene Anspannung zur Macht zu
erhalten und da ein Jeter Soldat iſt, ſo muß auch Jeder Bürger sein
und der Bürger muß fühlen, daß er stets bereit zu sein hat, im
Kriege als Soldat einzuſtehen, der Soldat, daß er ‘im Frieden den
Bürger in seinen nütlichen Beſtrebungen zu achten und anzuerkennen
hat. . Cs muß demnach ſtets zwiſchen ihnen tielenige Harmonie be-
ſtehen, welche zwei wesentlich als Eins zu denkende Körper beseelen
ſoll, wenn dcr Staat eine rechte, woblverſtandene Stütze dadurch er-
halten will. Wie kommt es nun, daß dennoch gerade bei uns nicht
selten Vorfälle ſich ereignen, wie der betrübende in Bielefeld, dem ſich
mancher andere zugesellen läßt?. .. Daß die Versetzung eines Militärs,
welcher ſich ein Bexgehen zu Schulden kommen läßt, vor das bürger-
liche Gericht, ein sicheres Mittel sein würde, eine größere Vorſicht
herbeizuführen, läßt ſich wohl annehmen.

Köin, 4. Upril. (Fr. O. P. A. Z.) Unser Landtag iſt geschlos-
sen. Bedeutungsvoll für unjere Provinz wie für den ganzen Staat
waren die Veryandluugen über Reichsſtände, Preßfreiheit und die
Emaneipation der Juden, tie alle mit offener Freimüthigkeit geführt
wurden und in manchen Beziehungen allen ständischen Versammlun-
gen zum Vorbilde dienen konnten, wie ſie überhaupt ein wichtiges
Blatt in den rheinischen Geschichtsbüchern füllen und keinenfalls auch
für die nächſte Zukunft ohne Folgen sein werden. Die Namen
Camphausen, Harſfemann, v. Beckerath, Merkens werden hier mit
einem wahren Enthuſiasmus genannt, denn wenn uns auch die Pro-
tofolle über den Gang der Debatten in sehr beschnittener Form zue
kommen, so hatte man doch Mitel gefundcn, die wichtigeren Debat-
ten dem Publikum ganz ungeschmälert mitzutheilln. Höhern Orts
find die Verhandlungen selbst mit einem außerordentlichen Intereſſe
aufgenommen worden. – Der neue Flügel unsers Arresthauſes, nach
dem penſylvanischen Syſteme eingerichtet, wird, wie man vernimmt,
noch sobald nicht benuzt werden können, da unſer Strafgeſet, soll
das Zellenſyſtemn in Auwendung kommen, umgeändert werden muß,

„indem die Strafbedingungen des Code sich auf daſſelbe nicht anwen-
zn 19:1: Nr. Julius iſt noch immer hier zur Jeſtſtellung des
. Reglements.

14 Berlin, 2. April. Wir haben hier einige Tage tie beiden

Reformatoren Czersky und Ronge in unsern Mauern gehabt, welche

auf ihrer Rückkehr von dem Concil in Leipzig in der hieſigen deutsch-
katholischen Semeinde, welche bereits etwa 1500 Mitglieder zählt,

die bis dahin wegen Mangel an einem Geisſtlichen verſchobene Amts-
handlungen, fs Äbsnrzraplſp-npuug (unter beiderlei Geſtalt), Taufen
t vielgenannten Lehrer Wander erhalten wir einen tiefdurch- y: ?gl.. f gras

~ 27. März. (Trier. Z.) Sehr viel Aufsehen hat es hier

gemacht, daß selbſt der Pommersche Landtag sich dazu verstanden hat,
bei dem Könige quf einen Verweis des Miniſters Eichhorn anzu-


 
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