I ? G.
Abonnement mit vier-
teljähr. Vorausbezahlung
in Mannheim 1 fl. 15 kr.,
vhurch die Poft bezogen im e
ganzen GÖroßherzogthum „zj #1
Baden 2 fl. 8 tr., im "E
Ausland erhöht ſich das
Abonnement um den Poſt-
aufschlag.
19. Mücz
Inseratedtegespaltene
Zeile in Petitschrift oder
deren Raum 3 kr. Inse-
rate, worüber die Redak-
Raum 4 kr. – Briefe
und Gett rtUst man
Mannheimer Abe ndzeitung. a
1845
Mittwoch
Denutſchlssrd.
+ Ladenburg, 16. März. Wer seit dem Beſtehen der Gemeinde-
Ordnung alle hier vorgekommenen Wahlen kennt, wird gestehen, daß
ſederzeit, einige Andere-Geſinnte die ja. überall bei solchen Gelegen-
heiten zu finden sind ausgenommen, große Cinheit in den Verrich-
tungen der Bürger stattfand, und noch niemals hatte man von Wer-
bungen oder Partciungen dabei gehörtz jetzt dagegen iſt wie man
weiß wegen der bevorſtehenden Bürgermciſterwahl hier eine solche
Uneinigkeit ur.d Parteiung eingeriſſen, daß es Manchen davor graut;
in allen Wirthsſtuben unterhält man sich von Morgens bis Abents
von Nichts als von Dem, wie es die oder jene Partei (deren cs zwei
gibt) macht, und welche siegen wird; es fallen dabei natürlich nicht
immer angenehm klingende Worte, so daß es darüber schon zu Hand-
greiflichkeiten, Chrenkränkungen, ſo wie zu öffentlichen Reibereien und
Rechtfertigungen in Zeitungen kam. Es iſst dieß gewiß für den
„fricdliebenden Bürger der keine Partei ergreifen will," von denen
es eben hier auch noch gibt, sehr unangenehm. Die Vornahme der
Bürgermeiſterwahl soll run den 27. März ſtattfinden. Bei ber hier
herrſchenden Geſinnung ſtcht zu erwarten, daß während der Oſter-
feicrtage, an welchen sich die größere Zahl beider Parteien schon aus
Neugierde in den Wirthshäuſern trifft, es hierbei zu weitern und
noch größern Exxlicationen als den seitherigen kommt. Wir ſind
indisſſen der Hoffnung, daß das Beſte gedeihen, und der „liebe Frie-
de- nach der Wayhl ſich wieder einſiellen wird.
§§ Halle, 13. März. Ungefähr vor einem Jahr war es,
als alle Zeitungen die Welt mit Schrecken erfüllten durch tie laut
ausposſaunte Nachricht von neuen demagogischen Umtrieben, denen man
in Halle durch nächtliche Hausſuchungen auf die Spur gekommen
sei. Damals schien das Uebel durch die weiſe Fürsorge der Regie-
rung von Grund aus vernichtet. Nicht wenig wird daher Jeter,
der nicht genau mit den hiesigen Umständen vertraut iſt, darüber er-
ſlaunen, daß troz dem auch in diesem Jahre das alte Schauspiel sich
crneut. Zu seiner Beruhigung möge er daher in diesen Zeilen den
Grusd jener Untersuchungen finden, möge er sehen, daß man jett
fêbenſo, wie damals , nur zitterte vor dem Gespinnſte seines eigenen
Hirns, welces die Angſt, die unmittelbare Folge des Bewußtseins
eigener Schwäche , erzeugt.
Semeſters rie hiesge Burſchenschaft sich auflöste; sie hatte ihr Ziel
erreicht, indem ſie die Idee der gleichen Berechtigung aller Studenten
dem ausschließenden Principe der Corps gegenüb r dem größern Tyeile
der hiesigen Studentenschaſt zu klarem Bewuſßtsein gebracht hatte.
Thöricht war es daher, daß in den erſten Wochen nach dem Sturze
der Bursſc,enſchaft tie Corps ihre alte Macht wiederherzuſtellen ſtreb-
fen. Der erſte Schritt, den sie tazu thaten, rief eine Opposition
hervor, welche bedeutend ſtärker war, als die eben vernichtete. Jaſt
300 Studenten traten zusammen, um durch Errichtung eines Ebren-
gerichts dem Duellzwange und mit diesem der Tyrannei der Corps
ein Ende zu machen. Diese wandten natürlich, als fie sahen, daß
es ſich anch für sie jetzt um Sein und Nich.scin handle, Alles an,
um die drohende Gefahr von ihrem Haupte abzuwenten. Aber um-
sonst versuchten sie durch den Schläger den Geiſt der Freiheit, der
in ihren Gegnern waltete, niederzubeugen, umsonst durch Hinhaltung
Her angeknüpften Verhandlungen das aufgeflammte Feuer verlöſchen
zu laſſen. Nichts fruchtete es, daß sie mit Gunſtbezeugungen von
oben her überhäuft und vor allen andern Stukrenten factisſch bevor-
zugt wurden. Sie sahen sich genöthigt, das excluſive Princip, ob-
gleich daſſelbe mit ihrem innerſten Wesen untrennbar verbunden iſt,
aufzugeben und ſelbſt eine Allgemeinheit zu gründen, in der sie den
zu ipnen tretenden Kränzchen gleiche Rechte einräumten. Auf dem
Boden des alten Comments setzten sie ein Ehrengericht ein, welches
aber , eben weil es noch auf jenem Boden stand, eine bloße Form
war, die nur dem unerfahrenen Auge die Mängel der alten Ein-
richtung verbergen konnte. ,
î Die Schnelligkeit, mit der ſie diese Einrichlung vollendeter, die Si-
cherheit, mit der ſie sogleich mit etwas Poſitivem hervortraten, ret-
Bekannt iſt, daß am Ende des vorigen
tete sie vom Untergange. Ihnen gegenüber erschien die Allgemeinheit
schwach, unbeſtimmt, schwankend und man vermißte allerdings den
Sinn der Einheit, der Unterwerfung unter den Willen der Majori-
tät, bei viel.u iyrer Mitglieder. Man vergaß aber, daß solche Er-
scheinungen d a ganz nothwendig sind, wo 300 einander großentheils
fremde Menschen sich zu einer großen Absicht vereinigen, und daß
namentlich da ein schneller Fortſchritt unmöglich iſt, wo es ſich une
die Vereinigung principieller Gegensätze handelt, welche ſich ganz be-
sonders verschieden bei der Conſtituirung des Ehrengerichts heraus
ſtellen. Bevor man aber zu einer solchen gelangen konnte, wurde
man durch die Umſtände genöthigt, mit seinen Absichten offen hervor-
zutreten. In einer Petition ſellte man dem akademischen Senate
wahr und kräftig das Verhältniß, in welchem jett die Stutirenden
zu ihm standen, als ein unwahres und unfreies dar und bat ſchließ-
lich um Erlaubniß zur Errichtung eines Chrengerichtes und zur Ab-
haltung der dazu nöthigen Versammlungen. Wie wenig der akad.
Senat ein solches Sireben recht würdige, zeigte ein An-
schlag, den man an einem der folgenden Tage unter den edictis
magistratunm fand, und welcher das Verbot aller nicht concesſio-
nirt.n Kränzchen, welchen Zweck sie auch hätten, selbſt die muſsikali-
ſchen nicht ausgenommen, wieder in Anregung brachte. Diese Furcht
wurde noch vermehrt durch cin Ereigniß, das zu jenen Dingen durch-
aus in keiner Beziehung stand, das aber eine sehr glückliche Com-
binationsgabe schnell in den Kreis derselben zu ziehen wußte. Es
war dies das Erscheinen Berthold Auerbachs, die Unerkennung, die
ihm Cinige der hiesigen Studenten durch ein Ständchen zu Theil
werden ließen, und die kurze Anrede, in welcher er ihnen darauf sei-
nen Dank aussprach und die er mit einem Hoch auf die deutschen
Stutenten beschloß. Jeder, der einigermaßen mit Auerbachs litera-
riſchen Leiſlungen bekannt iſt, wird einseyen, daß es durchaus kein
pol.tisches Intereſſe war, welches dieſe Anerkennung hervorrief.
Man ſtaunte daher nicht wenig, als einige Tage nachher bei
mehreren Studenten, die einſt der alten Burschenschaft angehört hat-
ten, Haussuchungen gehalten wurden; man sah daraus , daß die
Offenheit, mit der man sein ganzes Wollen und Thun vor den Au-
gen der Behörde niedergelegt haite, dieselben nicht uon der Rein-
heit der Absichten hatte überzeugen können, daß tieſelben nur einé
weiter ausgcdehnte, verſteckter gehaltene, burſchenschaftliche Verbindung
hinter den schlichten Worten der Petition vermutheten. Hierin eben
zeigt ſich die Wahrheit deſſen, was in jener ausdrücklich gesagt wird,
daß tas Verhältniß der Studenten zu dem afademiſchen Senate ein
unfreies, unwahres sei. Obgleich alle heutizen Bewegungen der
Studenten nur auf die Verbesserung ihrer eigenen Verhältnisse gerich-
tet sind, werden sie doch immer so behandelt, als wären es pelitisſche,
ſtaatsgefährliche Tendenzen, wilche sie zur Geltung bringen wollten.
Indem also das Verfahren der akademischen Behörde noch immer
auf die Studenten berechnet iſt, wie sie vor 15 bis 20 Jahren wa-
ren, so zeigt sich auch hieraus schon, wie unzeitgemäß, wie schädlich
daſſelbe iſt. Die härteſten Strafen treffen oft die unschuldigſten Hand-
lungen; und ein Groll, ein finsterer Haß bemächtigt ſich daher aller
Gemüther, der um so gefährlicher iſt, je weniger derselbe ſich äußer-
lich zeizen darf. Gewöhnlich pflegt nach solchen Ereignissen, welche
alle Gemüther in ängſtliche Spannung verseßen, eine plögliche
Stille einzutreten. Das Gegenthei! zeizte sich hier. Gerade in den
Tagen nach jenen Haueſuchungen bot das hiesige Studentenleben eit
höchſt reges Aeußere dar. Den Anstoß zu diesem bewegten Leben
gab ein Fackelzug, welcher dem Hrn. Prof. Erdmann gebracht wurde,
und viele heftige Streitigkeiten hervcrrief. Er war als Privatſache
begonn n und wurde als Privatsache durchgeführt, nachdem man vers
geblich versucht hatte, ihn zur Soche der Studentenschaft im Allge-
meinen zu machen. Der größere Theil derselben sah ein, daß auf
der einen Seite Erdmanns Persönlichkeit sich zu einer solchen Aner-
kennung nicht eigne, da derselbe im Privatleben ſtets ariſtokratiſch
ſich von der Studentenschaft abgeschloſſen hält, da er für die Inte-
reſſen derselben nie gesprochen, im Gegentheile ſich derſclben oft ent-
schieden entgezengeseht hat, und da endlich, wenn man seine wiſſen-
ſchaftlichen Leiſtungen allein ins Auge fassen wollte, eine solche De-
menſtration ein ganz falsches Licht auf den Standpunkt der hieſigen
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Mittwoch
Denutſchlssrd.
+ Ladenburg, 16. März. Wer seit dem Beſtehen der Gemeinde-
Ordnung alle hier vorgekommenen Wahlen kennt, wird gestehen, daß
ſederzeit, einige Andere-Geſinnte die ja. überall bei solchen Gelegen-
heiten zu finden sind ausgenommen, große Cinheit in den Verrich-
tungen der Bürger stattfand, und noch niemals hatte man von Wer-
bungen oder Partciungen dabei gehörtz jetzt dagegen iſt wie man
weiß wegen der bevorſtehenden Bürgermciſterwahl hier eine solche
Uneinigkeit ur.d Parteiung eingeriſſen, daß es Manchen davor graut;
in allen Wirthsſtuben unterhält man sich von Morgens bis Abents
von Nichts als von Dem, wie es die oder jene Partei (deren cs zwei
gibt) macht, und welche siegen wird; es fallen dabei natürlich nicht
immer angenehm klingende Worte, so daß es darüber schon zu Hand-
greiflichkeiten, Chrenkränkungen, ſo wie zu öffentlichen Reibereien und
Rechtfertigungen in Zeitungen kam. Es iſst dieß gewiß für den
„fricdliebenden Bürger der keine Partei ergreifen will," von denen
es eben hier auch noch gibt, sehr unangenehm. Die Vornahme der
Bürgermeiſterwahl soll run den 27. März ſtattfinden. Bei ber hier
herrſchenden Geſinnung ſtcht zu erwarten, daß während der Oſter-
feicrtage, an welchen sich die größere Zahl beider Parteien schon aus
Neugierde in den Wirthshäuſern trifft, es hierbei zu weitern und
noch größern Exxlicationen als den seitherigen kommt. Wir ſind
indisſſen der Hoffnung, daß das Beſte gedeihen, und der „liebe Frie-
de- nach der Wayhl ſich wieder einſiellen wird.
§§ Halle, 13. März. Ungefähr vor einem Jahr war es,
als alle Zeitungen die Welt mit Schrecken erfüllten durch tie laut
ausposſaunte Nachricht von neuen demagogischen Umtrieben, denen man
in Halle durch nächtliche Hausſuchungen auf die Spur gekommen
sei. Damals schien das Uebel durch die weiſe Fürsorge der Regie-
rung von Grund aus vernichtet. Nicht wenig wird daher Jeter,
der nicht genau mit den hiesigen Umständen vertraut iſt, darüber er-
ſlaunen, daß troz dem auch in diesem Jahre das alte Schauspiel sich
crneut. Zu seiner Beruhigung möge er daher in diesen Zeilen den
Grusd jener Untersuchungen finden, möge er sehen, daß man jett
fêbenſo, wie damals , nur zitterte vor dem Gespinnſte seines eigenen
Hirns, welces die Angſt, die unmittelbare Folge des Bewußtseins
eigener Schwäche , erzeugt.
Semeſters rie hiesge Burſchenschaft sich auflöste; sie hatte ihr Ziel
erreicht, indem ſie die Idee der gleichen Berechtigung aller Studenten
dem ausschließenden Principe der Corps gegenüb r dem größern Tyeile
der hiesigen Studentenschaſt zu klarem Bewuſßtsein gebracht hatte.
Thöricht war es daher, daß in den erſten Wochen nach dem Sturze
der Bursſc,enſchaft tie Corps ihre alte Macht wiederherzuſtellen ſtreb-
fen. Der erſte Schritt, den sie tazu thaten, rief eine Opposition
hervor, welche bedeutend ſtärker war, als die eben vernichtete. Jaſt
300 Studenten traten zusammen, um durch Errichtung eines Ebren-
gerichts dem Duellzwange und mit diesem der Tyrannei der Corps
ein Ende zu machen. Diese wandten natürlich, als fie sahen, daß
es ſich anch für sie jetzt um Sein und Nich.scin handle, Alles an,
um die drohende Gefahr von ihrem Haupte abzuwenten. Aber um-
sonst versuchten sie durch den Schläger den Geiſt der Freiheit, der
in ihren Gegnern waltete, niederzubeugen, umsonst durch Hinhaltung
Her angeknüpften Verhandlungen das aufgeflammte Feuer verlöſchen
zu laſſen. Nichts fruchtete es, daß sie mit Gunſtbezeugungen von
oben her überhäuft und vor allen andern Stukrenten factisſch bevor-
zugt wurden. Sie sahen sich genöthigt, das excluſive Princip, ob-
gleich daſſelbe mit ihrem innerſten Wesen untrennbar verbunden iſt,
aufzugeben und ſelbſt eine Allgemeinheit zu gründen, in der sie den
zu ipnen tretenden Kränzchen gleiche Rechte einräumten. Auf dem
Boden des alten Comments setzten sie ein Ehrengericht ein, welches
aber , eben weil es noch auf jenem Boden stand, eine bloße Form
war, die nur dem unerfahrenen Auge die Mängel der alten Ein-
richtung verbergen konnte. ,
î Die Schnelligkeit, mit der ſie diese Einrichlung vollendeter, die Si-
cherheit, mit der ſie sogleich mit etwas Poſitivem hervortraten, ret-
Bekannt iſt, daß am Ende des vorigen
tete sie vom Untergange. Ihnen gegenüber erschien die Allgemeinheit
schwach, unbeſtimmt, schwankend und man vermißte allerdings den
Sinn der Einheit, der Unterwerfung unter den Willen der Majori-
tät, bei viel.u iyrer Mitglieder. Man vergaß aber, daß solche Er-
scheinungen d a ganz nothwendig sind, wo 300 einander großentheils
fremde Menschen sich zu einer großen Absicht vereinigen, und daß
namentlich da ein schneller Fortſchritt unmöglich iſt, wo es ſich une
die Vereinigung principieller Gegensätze handelt, welche ſich ganz be-
sonders verschieden bei der Conſtituirung des Ehrengerichts heraus
ſtellen. Bevor man aber zu einer solchen gelangen konnte, wurde
man durch die Umſtände genöthigt, mit seinen Absichten offen hervor-
zutreten. In einer Petition ſellte man dem akademischen Senate
wahr und kräftig das Verhältniß, in welchem jett die Stutirenden
zu ihm standen, als ein unwahres und unfreies dar und bat ſchließ-
lich um Erlaubniß zur Errichtung eines Chrengerichtes und zur Ab-
haltung der dazu nöthigen Versammlungen. Wie wenig der akad.
Senat ein solches Sireben recht würdige, zeigte ein An-
schlag, den man an einem der folgenden Tage unter den edictis
magistratunm fand, und welcher das Verbot aller nicht concesſio-
nirt.n Kränzchen, welchen Zweck sie auch hätten, selbſt die muſsikali-
ſchen nicht ausgenommen, wieder in Anregung brachte. Diese Furcht
wurde noch vermehrt durch cin Ereigniß, das zu jenen Dingen durch-
aus in keiner Beziehung stand, das aber eine sehr glückliche Com-
binationsgabe schnell in den Kreis derselben zu ziehen wußte. Es
war dies das Erscheinen Berthold Auerbachs, die Unerkennung, die
ihm Cinige der hiesigen Studenten durch ein Ständchen zu Theil
werden ließen, und die kurze Anrede, in welcher er ihnen darauf sei-
nen Dank aussprach und die er mit einem Hoch auf die deutschen
Stutenten beschloß. Jeder, der einigermaßen mit Auerbachs litera-
riſchen Leiſlungen bekannt iſt, wird einseyen, daß es durchaus kein
pol.tisches Intereſſe war, welches dieſe Anerkennung hervorrief.
Man ſtaunte daher nicht wenig, als einige Tage nachher bei
mehreren Studenten, die einſt der alten Burschenschaft angehört hat-
ten, Haussuchungen gehalten wurden; man sah daraus , daß die
Offenheit, mit der man sein ganzes Wollen und Thun vor den Au-
gen der Behörde niedergelegt haite, dieselben nicht uon der Rein-
heit der Absichten hatte überzeugen können, daß tieſelben nur einé
weiter ausgcdehnte, verſteckter gehaltene, burſchenschaftliche Verbindung
hinter den schlichten Worten der Petition vermutheten. Hierin eben
zeigt ſich die Wahrheit deſſen, was in jener ausdrücklich gesagt wird,
daß tas Verhältniß der Studenten zu dem afademiſchen Senate ein
unfreies, unwahres sei. Obgleich alle heutizen Bewegungen der
Studenten nur auf die Verbesserung ihrer eigenen Verhältnisse gerich-
tet sind, werden sie doch immer so behandelt, als wären es pelitisſche,
ſtaatsgefährliche Tendenzen, wilche sie zur Geltung bringen wollten.
Indem also das Verfahren der akademischen Behörde noch immer
auf die Studenten berechnet iſt, wie sie vor 15 bis 20 Jahren wa-
ren, so zeigt sich auch hieraus schon, wie unzeitgemäß, wie schädlich
daſſelbe iſt. Die härteſten Strafen treffen oft die unschuldigſten Hand-
lungen; und ein Groll, ein finsterer Haß bemächtigt ſich daher aller
Gemüther, der um so gefährlicher iſt, je weniger derselbe ſich äußer-
lich zeizen darf. Gewöhnlich pflegt nach solchen Ereignissen, welche
alle Gemüther in ängſtliche Spannung verseßen, eine plögliche
Stille einzutreten. Das Gegenthei! zeizte sich hier. Gerade in den
Tagen nach jenen Haueſuchungen bot das hiesige Studentenleben eit
höchſt reges Aeußere dar. Den Anstoß zu diesem bewegten Leben
gab ein Fackelzug, welcher dem Hrn. Prof. Erdmann gebracht wurde,
und viele heftige Streitigkeiten hervcrrief. Er war als Privatſache
begonn n und wurde als Privatsache durchgeführt, nachdem man vers
geblich versucht hatte, ihn zur Soche der Studentenschaft im Allge-
meinen zu machen. Der größere Theil derselben sah ein, daß auf
der einen Seite Erdmanns Persönlichkeit sich zu einer solchen Aner-
kennung nicht eigne, da derselbe im Privatleben ſtets ariſtokratiſch
ſich von der Studentenschaft abgeschloſſen hält, da er für die Inte-
reſſen derselben nie gesprochen, im Gegentheile ſich derſclben oft ent-
schieden entgezengeseht hat, und da endlich, wenn man seine wiſſen-
ſchaftlichen Leiſtungen allein ins Auge fassen wollte, eine solche De-
menſtration ein ganz falsches Licht auf den Standpunkt der hieſigen