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Mannheimer Abendzeitung — 1845

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No. 207 - No. 237 (1. August - 31. August)
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Samstag

. Mannheimer Abendzeitung.

9. August



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hat , die Zeile oder deren
Raum 4 kr. —~ Briefe
und ". erbittet man
ranco.

1845.













Das FSüngerfeſt in Würzburg.

* Würzburg, 7. Auguſt. Der letzte Feſtag war nach Vieler
Ansicht der intereſſantestee. Sowohl Vormittags als am Abend hat-
len sich die einzelnen Liedertafeln im Freien gelagert und unter Muyu-
ſikbegleitung Gesänge aufgeführt. In diesen Gesängen lag aber nicht
sowohl der Zweck einer Kunsſtentfaltung als vielmehr eine Manife-
ſtation der Vaterlandsliebe und der Theilnahme an allen höheren Be-
ſtrebungen der Menschheit. Die meiſten Vereine hatten ihre Grüße
drucken laſſen und vertheilten sie nun eintr nach dem andern unter
die ſie umwogende Menge. Der umfangreiche Raum in der Aumühle
faßte die Zahl der Beſuchenden nicht. Sänger und Einwohner
Würzburgs saßen hier wie alte Vertraute durcheinander. Unter dem
Trinkſpruch: -„Nord und Süden Hand in Hand!. traten die Schles-
wig-Holſtciner mit folgendem Feſtgruß auf :

„Nord und Süd Hand in Hand!-
Schleswig-Holſtein an Deutſchland.

Fernher kommen wir gezogen,
Von des Nordens Felſenſtrand,
Wo im ew'gen Kampf der Wogen,
Ruhlos bebt des Weltmeers Rand.
Froh Euch grüßend, deutsche Brüder,
Von dem Schleswig-Holſtenland,
Künden jubelnd unsre Lieder :
„Norb und Süden Hand in Hand!!“

Laut durch Deutschlands fernſte Auen
Tönte freu. iz Euer Ruf,

Der aus allen deutschen Gauen
Dieses Feſt der Einheit schuf.
Nur "ne kleine Schaar von Barden,
Haben Tauſend’ uns gesandt;
Mit dem Süden knüpft der Norden

Alter Liebe neues Band.

Dort, wo sich an Deutſchlands Marken
Fluth und Brandung zwiefach bricht,
Saht im Kampfe Ihr erſtarken
Eine Ciche ſturmgewiegt.
Doch die nerv'ge Wurzel keimet
Hier aus deutſcher Felſen Wandz
Ihre Krone ſtolz ſich b äumet
Ueber's ganze deuiſche Land.

Ja! auch wir sind Hermanns Söhne!
Ja, auch wir ein deutſch Geschlecht !
Unsers Liedes starke Töne
Wahren siegend unser Recht.
Drum habt Dank, Jhr deutschen Brüder,
Für das Wort, das, ſcharf bewehrt,
î Fiel auf unsere Dränger nieder,
Wie ein Teutoburger Schwert.

vDeutſchlands Einheit.. singt ein Sänger,
„Soll nicht blos ein Spruch beim Wein,
Deutschlands Einheit soll nicht länger
Wie ein Wort der Klage ſein.
Hören wird man neue Weisen:
. Deutschlands Einheit iſt hinfort
î_ Eine Red’ in Stahl und Eisen,
f Ein geharnisſcht. ſtolzes Wort..

Was uns eint? -=- iſt nicht die Sitte,
- Die der Väter Arm gesſtählt,

Und dann milder stets erblühte

_ Von den Alpen kis zum Belle.

Ha ! ob Ost- und Nordsee ftürmen
An dem schaumgepeitſchen Strand,
Ob sich Wog’ auf Woge thürm en:
„Nord und Süden Hand in Hand!Ú
Der Eindruck, den dieses trefflich gesungene Lied auf die anwe-
senden Tausende machte, kann nicht beſchriceben werden: Man kann
mit Wahrheit sagen: von diesem Momente an iſt das würzburger
Sängerfeſt eine geschichtliche That geworden. Das Sangfeſt war in
h! Hintergrund getrcten, eine Volk s v erbrüd erung feierte ihren
bſchied.



Deutſchland. :

* Mannheim, 7. Aug. Wie wir vernehmen, iſt der Schlag-
anfall, den Hr. Staatsrath Nebenius vor einigen Tagen erlitten hat,
keineswegs von bedeutenden nachtheiligen Folgen für seine Gesund-
heit. Hr. Nebenius wird in seinem Wirkungskreis als Präſident vom
Miniſterium des Jnnern verharren. – Aus verschiedenen Wahlbezir-
ken laufen fortwährend Berichte über die Wahlumtriebe von Beamten
1c. einz im Amte Bruchsal sollen sie das Maß des Glaublichen faſt
überfteigen; wegen der Wahlmännerwahl in Langenbrücken mußte eine
Nichtigkeitsbeſchwerde erhoben werden. In Ueberlingen eilt man mit
der Vornahme der Deputirtenwahl ; die Wahlmänner begannen ſchon
den Kopf zu ſchütteln über den ihnen verannehmlichten neuen Candi-
daten. Die Wathl findet am nächsten Samstag Statt.

Vom üöſtlichen Schwarzwalde, 4. Avguſt. (Oberrhn. Z.)
Ueber das wahrscheinliche Ergebniß der Abgeordneten- Wahl im be-
nachbarten 17. Aemterwahlbezirke hört man noch wenig Zuverläſsſiges.
Derselbe besteht aus den Aemtern Hornberg, Tryberg. Haslach und
einigen Orten des Amtes Billingen. Die Wahlmänner der Aemter

Tryberg und Haelach ſind entſchieden der liberalen Richtung zugethan,

wenigstens läßt sich dieſes von der Mehrheit und nameszilich von Den-
ienigen sagen, deren Stimme gar bäufiz den Ausschlag gibt, nämlich
von ten Wahtmännern der Amtsſstadt und der größeren Orte, an
wilche ſich dicj-nigen vom Lande in der Regel anzuſchließen pflegen.
Unter tieſen Umständen dürfte die Wiederwählung des bisherigen Ab-
geordneten einigem Zweifel unterliegen, da er auch bei der lezten Wahl
eine sehr geringe Majorität von nur wenigen Stimmen für ſich hatte.
Wenn ſich di- Stimmen nicht zerſplittern und die Wahlmänner der
Aemter Tryberg und Haelach über die Person des Gegencandidaten
ſich vereinigen, so iſt der Sieg für die Partei derjenigen zuverläſſsig
gewonnen, deren Streben es iſt, unabhängige, der freisinni-
gen Richtung unwandelbar zugewendete Männer in die Kam-
mer zu senden, Männer, welche den vielen Versuchungen
nicht ausgesetzt sind , denen der Beamte immerhin unterwor-
fen bleibt, wenn auch die Vrrhältnisse gerade j:tzt vielleicht ihm ein
freieres Handeln geſtatten. Hoffen wir, daß die Wahlmänner, denen
es um eine wahrhafte Volkevertretung zu thun ist, sich über einen
Candidaten vereinigen, der die Eigenschaften zines wahren Volkever-
treters beſitzt, der unerschöpfliche Verfaſſungstreue mit klarer Einsicht
verbindet, der feſten Muthes seiner Ueberzeugung folgt und dieses stets
bei Abgabe seiner Stimme bew:hrt, wenn 1hn auch nicht gerade die

glänzendſten Rednergaben auszeichnen, wenn er auch ein schlichter Bür-

; .. Urquell der Donau, 30. Juli. (Oberrh. Z.)
Es unterliegt kaum einem Zweifel, daß in den Yemtern Tryberg,

Hornberg, Wolfach und Haßlach der in Urberlingen aus Hoffnung

auf ein Bezirksfirafgericht verlaſſene Rindeſchwender zum Deputirten
gewählt werden wird, obwohl anch in diesem Wablbezirke Hoffnungen,
wenn nicht auf cin Bezirksſtrafgericht, doch auf einen Oberamts-Sit,
von schädlichem Eirfluß sein dürften. -
Königsberg, 31. Juli (Elb. Anz.) Gegenwärtig circulirt
eine Adreſſe, auch sellen die wunderlichſten Anträge gemacht worden

cin, um Ruhe und Eintracht in unserer guten Stadt wicder herzu-

stellen oder zu bewabren. Ein Versuch, die letzte Verſammlung in

GBöttchershöfchen durch einen Tumult auseinanter zu sprengen, wel-

cher dem Complott zweier Kaufleute und eines Fleiſchers zugeschrieben
wird, scheiterte an dem Ernst der Polizeiofficianten, und das auf
den Wällen massenweise lagernde Publikum harrte vergeblich auf das

verhoffte Schauſpiel.


 
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