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Mannheimer Abendzeitung — 1845

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No. 117 - No. 145 (1. Mai - 31. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44007#0539

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Dienstag



J! 127.
Nannheimer Abendzeitung.

18. Mai



JZyseratediegeſpaltens
Zeile in Petitſchrift oder
deren Raum 3 kr. Inſs-

Raum 4 kr. ~ Briefe
und etz rettet man

6



Deutschland.

Ans dem Badiſchen, 8. Mai. (Köln. Z.) Die Beschäf-
tigungen des neugebildeten Staatsraths nehmen nun ihren Anfang.
Wie es heißt, dürften demnächſt auch mehrfache Maßregeln in Bezug
auf die „Presse- erfolgen. Man hofft, denn in Deutschland hört man
nicht auf zu hoffen, daß die ſtrenge Censur für die Folge milder ge-
handhabt werde, als es bisher der Fall war. –~ Die Eröffnung
der Kurſäle und Speiſesäle in Baden findet übermorgen ſtatt, ein
ganzes Heer von Croupiers ö die Fremdenliften nennen
ſie „Employés de la banque hat ſich bereits eingeſtellt.
Den Studirenden der Univerſittät, so wie den Beamten, ist das Spiel
untersagt, sowie denn überhaupt mehrfache Beschränkungen gemäß
höherer Verfügung angeordnet sein sollen. Unsere Regierung iſt üb-
rigens bereit, die grünen Tiſche gänzlich abzuschaffen, sobald das in
den übrigen deutschen Bädern geſchieht. Möchte nur nicht immer
Einer auf den Andern warten!

Vom Rhein, 3. Mai. Ein Werk, an welchem lange gear-
beitet worden iſt, hat nun seine Verwirklichung erhalten! Sobald
Profeſſor Di eringer in Bonn ankam, hörle man von ihm, daß
er mit dem Plane umgehe, durch Schriften u. s. w. beim Volke das
Intereſſe für den Katholizismus wieder zu heben. Daß es ihm da-
mit Ernſt sei, zeigt die Bildung des katholischen Vereins vom hei-
ligen Karl Barromäus. Warum man gerade den Namen dieses
Heiligen, und nicht etwa den eines dem Volke bekanntern, z. B. des
Thomas a Liempis, gewählt bat, wollen wir nicht untersuchen. Zweck
des Bereins iſt nach g. 1 der Satzungen „Bildung chriftlicher Geſin-
zung und Anregung zu einer derselben entsprechenden Werkthätigkeit.“
So allgemein ausgedrückt möchte man es wunderbar finden, daß man
zu Errichtung rines- fich vonfekbſt verſtehenden, -im Chriſtenthum über-
haupt liegenden Zweckes noch eines besondern Bereines bedürfe. Daß

dies auch nicht der beſondere und eigentliche Zweck des Vereins iſt, sagt

uns auch der §. 2, welcher von den é-Mitteln des Vereins“ handelt;
danach iſt „nächſtes Ziel- die Aufgabe, „dem „verderblichen Einfluſse,
den die schlechte Literatur auf alle Claſſen der bürgerlichen Gesell-
schaft ausübt, durch die Begünstigung und Verbreitung guter Schrif-
ten entgegen zu wirken, und dieſe Aufgabe erhält auch allein die Ge-
nebmigung der Regierung mit dem besondern Hinzufügen, daß alle an-
dern Einrichtungen einer weitern Staatsgenehmigung unterworfen sind.
Der Zweck des Vereins iſt alſo die Verbreitung von guten Schriften,
insofern als die Mittel vom Zweck unzertrennlich ſind und nur dies
eine Mittel angegeben iſt. Die wahre Kraft und Stärke wird nur
durch Kampf gebildet, wenn ich mich aber nur auf der einen Seite
bewegen lasse und nicht auch auf der andern, so werde ich umfallen
müſſen. Was jene Herren schlechte Literatur nennen, iſt andern die
gute und nmgekehrt; ich selbſt finde das Gute nur durch Vergleichung
beider, laſse ich mich nur von einer leiten, so werde ich natürlich ein-
seitig, und mag sie gut sein oder schlecht, ich werde schwach werden
und ihrem Drucke erliegen. Wenn man daher Jemanden nur gute
Schriften gibt, so wird er das Gute vom Schlechten nicht unterschei-
ven können, und wegen des Reizes der Neuheit möchte das erſte
ſchlechte Buch, was einem Leser guter Bücher in dic Hände fällt, ei-
nen ſehr übeln Einfluß auf den Leſer ausüben. Zu wenig geübt im

Widerlegen wird er entweder dem Schlechten zum Raube oder das

Gute schießt über ihn weg und läßt ihn eine todte Maſſe liegen. Am

Rathsamften möchte es daher sein, den Leuten recht viele „schlechte...
Bücher in die Hand zu geben, dabei aber nicht vergeſſen, eine Wi-

retlegerg. hinzuzufügen, ſo würde ſich dann der wahre Kern von sſelbſt

i „Berliy , 's; Mai. Eine Nachricht, welche in dem gegenwärti-
gen Augenblicke von einer gewissen Bedeutung iſt, wenn man auch
noch nicht die unmittelbar dabei in Betracht kommenden Motive kennt,

iſt die Zurückberufung unseres Gesandten am russisch en Hofe, des

Hrn. v. Liebermann, nachdem derselbe, wie es heißt, um seinen Ab-

ſchitv angehalten haben soll. Zu seinem Nachfolger iſt der bisher am
tönigl. würtembergiſchen Hofe accreditirte und dort vom König mit
ganz besonderm Vertrauen beehrte Hr. v. Rochow beſtimmt. “ Daß
dieser Wechsel ziemlich raſch. und unvorhergesehen eingetreten it, läßt
ſich schon daraus abnehmen, daß Hr. v. Rochow erst ganz neuerdings

zum königl. preußischen Gesandten in München beſtimmt war, wo
tut he. .. nr qreÑ “ech den Rücktritt des Ober-
präsidenten von Schleſien, Hrn. v. Merkel herbeigeführt werden. Er
iſt nämlich, wie es heißt, in Folge der erſt kürzlich entdeckten, com-
muniftischen Verſchwörung um seinen Abschied figsten.
; ; _ (Weſer Ztg.)
Breslau, 1. Mai. ~ (Brem. Ztg.) Vor einigen Tazcn traf
der Miniſterialrath Brüg gema nn aus Berlin hier ein, um die
Translocirung des Sohnes von Herrn Schlöffel, der die Prima eines
hieſtgen Gymnasiums besucht, zu erwirken. Es war nämlich ſchon
früher Haussuchung bei dem 18jährigen jungen Manne gehalten wor-
den, deren Resultat die Beschlagnahme seiner deutschen Aufsätze gewe-
sen. Da letztere von einer gefährlichen Richtung Zeugniß gäben, hieß
es, ſo habe man es für angemeſsen erachtet, den jungen Schlöffel we-
gen des möglichen Einfluſſes auf seine Umgebung auf ein anderes
Gymnasium zu schicken. Wie ich höre, hat der Direktor des beireffen-
den Gymnasiums ſich gegen dieses Ansinnen wacker geſträubt, indem
er geltend gemacht, der junge Schlöfſel sei ein außerordentlich braver
und fleißiger Schüler. Von einem nachtheiligen Einfluſſe auf seine
Milſchüler habe man nichts bemerkt. Würde er übrigens nach Brieg
oder Neiſſe geſchickt, ſo müßte der nachtheilige Einfluß auf die Schü-
ler dieses oder jenes Gymnasiums dann gerade um ſo eher befürchtet
werden, als er das Ansehen eines Märtyrers der Ueberzeugung mit-
brivge, was auf jugendlich erregbare Gemüther großen Eindruck mache.
Königsberg, 3. Mai.. (K. Z.). Auch in der hieſigen Menno-
niténgemeinde zeigt sich eine Bewegung. Nachdem man vie Unzweck-
mäßigkeit und Besſchwerlichkeit eingesehen hat, den Aeclteften der Ge-
meinde auch fernerhin noch das Lehramt zu überlassen, iſt neuerdings

beſchloſſen worden, einen Mann zum Prediger der Mennonitengemeinde

anzuſtellen, der gehörige theologische Studien gemacht hat.

Aus der Grafſchaft Mark, 6. Mai. (Köln Z.) Ein Artikel
aus Berlin in der Kölniſchen Zeitung-- belobt Hrn. Uhden, weil er
das Cinsenden der Conduitenliſien über Subaltern-Beamte an den
Minister und dadurch eine frühere mühler'ſche Verfügung aufgehoben
habe. Wir bemerken zur Berichtigung Folgendes: Bis kurz vor dem
Abgange Mühlers wurde der größte Theil der Juſtiz-Subalternen
vom Juſtizminiſter angestellt: in so fern alſo überhaupt die Einsen-
dung von Conduitenliſten an den Juftizminiſter erforderlich er-
achtet wurde, mußte sie ſelbſtredend auch in Bezug auf diese Perso-
nen erfolgen. Im vorigen Jahre wurde durch ene Cabinets-Ordre
die Anstellung der sämmtlichen Juſtiz-Subalternen, mit bloßer Aus-
nahme der Rendanten bei den Obergerichten, den Oberlandsgerichts-
Präfidenten übertragen. Mit tieſer Maßregel wurde also selbſtredend
die Einsendung von Contuitenliſten über die Subal!tern-Bramten an
den Miniſter nutzlos, und es iſt gar nicht zu bezweifeln, daß Hr.
Mübhler bei längerem Verweilen in seinem Amte diesen Ueberfluß
ebenfalls abgeschafft würde. Ich will gewiß die BVerdienſte des Hrn.
Uhden, der in der Hauptsache seine Geſinnungen und Absichten noch
gar nicht dargelegt hat, nicht herabſetzen; ihm selbſt kann es aber
unmöglich gefallen, wenn er gefeiert wind auf Koſten eines Mannes,
dem wir so viel verdanken, wie Mühler, eines Mannes, der in Be-
treff der wichtigſten Fregen seines Berufes (ich meine hier nameni-
lich dis Frage der Oeffentlichkeit und Mündlichkeit) so ganz auf dem
Standpunkie seiner Zeit ſtand, und an dem wir daher in so mancher

Böerziehung einen unerseulichen Maun verloren haben.

Von der Eider, 3. Mai. (Wes..3.) Einem rallerhöchſten-

. Erlaß zufolge sol in der Artillerie der Anfang damit gemacht wer-
den,. das vertrauliche Du abzuschaffen. Weil die Artillerie ſich durch
. Bildung auszeichne, heißt es in dem Erlaß, sollen die Ober-Con-

ſtabel“ pon den Obern , wie von den Gemeinen nur Sie genannt
werden. Diese Reform wollen einige unserer Blätter zwar etwas
lächerlich finden; indeß wird darin doch anerkannt, daß ſich vie
Bildung mit dem einseitigen Du nicht verträgt, es müßte denn ge-
genseitig sein. W.nn dann nur erſt die allgemeine Mllitärpflicht kommt,
ſo wird auch ſchon und wohl auf einmal das gegenseitige Sie einge-
führt werden. Uebrigens steht es allerzings mit der Bildung bei un-
ſerm Militär noch etwas mißlich aus, indeß wie es ſcheant,
mißlicher hei den Commandirenden, welche das Du zu gebrau-


 
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